Ulrike Stockmann / 24.02.2021 / 13:00 / Foto: Achgut.com / 133 / Seite ausdrucken

Eins und eins gleich zwei. Wie rassistisch!

Im US-Bundesstaat Oregon sollen künftig alternative Fakten im Mathe-Unterricht gelten. Wie die Kölnische Rundschau meldet, hat „die Bildungsabteilung des Bundestaates Oregon – eine linksliberale progressive Hochburg – jetzt ein Trainingsprogramm für Lehrer gestartet, das vor allem ein Ziel hat: ‚Rassismus in der Mathematik abzubauen‘.“

Da Schulkinder hispanischer und afroamerikanischer Herkunft in den USA durchschnittlich schlechter in Mathe abschneiden als Weiße, kann die Erklärung für dieses Problem offenbar nur darin begründet liegen, dass hier permanent „White Supremacy“ praktiziert wird. Die Regeln für Mathematik sind scheinbar nur für Weiße einleuchtend, mit ihrem ewigen Exaktheitsfimmel. Für „People of Colour“ müsse man die Dinge anders erklären, weil sie sie sonst nicht verstehen können. Nur Rassisten würden dies bestreiten. Darum sollte von nun an „Ethnomathematik“ betrieben werden, die beispielsweise von Schülern nicht mehr nur einen Lösungsvorschlag für eine Aufgabe verlangt, sondern die Möglichkeit bietet, zwei eventuelle Antworten zu geben.

Das schöne neue Trainingsprogramm finden Sie hier (mit dem Untertitel „Übungen für Pädagogen zur Reflexion ihrer eigenen Vorurteile, um ihre Unterrichtspraxis zu verändern“).

„Aufgaben, die mehrfache Antworten haben“

Darin wird Mathelehrern zum Beispiel vorgeschlagen:

„Die Kultur der weißen Überlegenheit zeigt sich im Klassenzimmer, wenn der Fokus darauf liegt, die richtige Antwort zu bekommen.

Die Vorstellung, dass Mathematik rein objektiv ist, ist eindeutig falsch, und dies zu lehren, ist noch viel weniger zutreffend. Die Aufrechterhaltung der Idee, dass es immer richtige und falsche Antworten gibt, manifestiert die Objektivität ebenso wie die Angst vor offenen Konflikten.

Stattdessen:

Wählen Sie Aufgaben, die komplexe, konkurrierende oder mehrfache Antworten haben.

- Mündliches Beispiel: Denken Sie sich mindestens zwei Antworten aus, die diese Aufgabe lösen könnten.

- Klassenraum-Aktivität: Fordern Sie standardisierte Testfragen heraus, indem Sie die richtige Antwort finden, aber andere Antworten rechtfertigen, indem Sie die Annahmen, die diesen zugrunde liegen offenbaren.

- Aktivität im Klassenzimmer: Dekonstruiertes Multiple Choice

- Angesichts einer Reihe von Multiple-Choice-Antworten diskutieren die Schüler, warum diese Antworten möglicherweise aufgenommen wurden (kann auch verwendet werden, um häufige Fehler hervorzuheben).

- Berufliche Entwicklung: Hinterfragen Sie den Zweck des Mathematikunterrichts und präsentieren Sie ihn neu. Die Schulbildung, wie wir sie kennen, begann während der industriellen Revolution, als Präzision und Genauigkeit hochgeschätzt wurden. Was sind die unzähligen Möglichkeiten, wie wir Mathematik in der heutigen Welt und darüber hinaus konzeptualisieren können?

Vorsätzliche Kindesverdummung

Auch ich war in den höheren Klassen schlecht in Mathe. Bei Klassenarbeiten kam es häufig vor, dass ich bei mehrfachem Durchrechnen einer Aufgabe zu unterschiedlichen Lösungen kam. Wie gern hätte ich damals die Möglichkeit gehabt, meiner Lehrerin zwei mögliche Lösungen für eine Gleichung vorzuschlagen. Wer weiß, vielleicht wäre aus mir noch ein Mathe-Genie geworden und ich würde heute Brücken konstruieren? Aber würde ich auch über diese Brücken fahren? Leider war man damals noch nicht so modern. Und überhaupt: Diese vorsintflutliche „Präzision und Genauigkeit“, die in grauer Vorzeit als sinnvoll erachtet wurde, hat heutzutage wirklich ausgedient!

Mir ist nicht bekannt, dass die Mathematik „zwei Lösungen“ für ein und dieselbe Rechnung vorsieht. Wer gibt mir Nachhilfe? Was sollen das für Aufgaben sein, „die komplexe, konkurrierende oder mehrfache Antworten haben“? Bekommen künftig Lösungen Punkte, die zwar „falsch“, aber aus Sicht des Lehrers „gerechtfertigt“ sind? Das ist ein gehöriges Maß an vorsetzlicher Kindesverdummung. Wäre das ganze eine Aktion unbedeutender Aktivisten, könnte man vielleicht mit den Schultern zucken oder sogar darüber lachen.

Doch das vorgestellte Pamphlet (aus der Feder der Mathe-Lehrerinnen Sonia Michelle Cintron und Dani Wadlington sowie dem Pädagogik-Doktoranden Andre ChenFeng) wird Lehrern vom Bildungs-Department des Bundesstaates Oregon ausdrücklich empfohlen. Es sei für die US-amerikanische Mittelstufe, also Klasse 6 bis 8 entwickelt worden. Kommunikationsdirektor Marc Siegel äußerte, es „hilft Pädagogen, wichtige Werkzeuge für ihren Beruf zu erlernen, Strategien zu entwickeln, um gerechte Ergebnisse für Schwarze, Latinx (sic!) und mehrsprachige Schüler zu verbessern und sich Lerngruppen anzuschließen.“

Zu den Förderern des Projektes gehören Organisationen wie die „California Association for Bilingual Education“, „San Diego County Office of Education“ oderLos Angeles County Office of Education“. Ist das ein Zeichen dafür, dass sich der Spuk möglicherweise künftig nicht nur auf den Bundesstaat Oregon beschränken soll?

Last but not least finden wir weitere Unterstützer: „Wir möchten uns auch bei der Bill and Melinda Gates Foundation für die großzügige finanzielle Unterstützung dieses Projekts bedanken.“ Was wäre die Welt nur ohne den großmütigen Einsatz unserer geschätzten Philantropen?

Foto: Achgut.com

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Marcel Seiler / 24.02.2021

Frau Stockmann, was begreifen Sie denn nicht? Es sind doch alle Kulturen und alle Menschen gleich und gleichwertig. Einige Kulturen können Brücken bauen, Elektrizität erzeugen, durch Operationen Menschenleben retten. Andere nicht. Darauf kommt es doch nicht an! In einigen Kulturen verhungern Kinder, in anderen nicht. Ist das wirklich so wichtig? Einige Kulturen erfinden Arzneimittel, andere verbrauchen sie: da sehen Sie, wie gleich die Menschen doch alle sind! Einige Kulturen regeln ihre Konflikte in Gerichten, andere anders. Wenn sie da Wertungen vornehmen (pfui!), sind Sie “judgmental” und rassistisch, was Sie als Weiße “strukturell” sowieso schon sind. Wenn Sie all das nach meinem Vortrag noch nicht einsehen wollen, dann müssen Sie leider, leider, auf einen Wochenendlehrgang, wo man Ihnen diese Einsicht garantiert vermitteln wird; die haben da so ihre Methoden. Zu einem solchen Lehrgang sollten Sie sich freiwillig melden, sonst verlieren Sie Ihren Job. – So denkt man in Oregon in den progressiven Kreisen. Da ist doch die Mathematik das geringste Problem.

Bastian Kurth / 24.02.2021

Ja, genau!!! Dieses ganze präzise, weiße privilegierte und somit unterdrückerische Rechnen. Ausserdem ist wohl noch keinem aufgefallen, daß ein Komma in einer Darstellung einer Berechnung wie ein Penis ausschaut? Zwar kein Erigierter aber auch hängende Penisse sind bedrohlich! Pfui Deibel!!! :-))))

Markus Kranz / 24.02.2021

Tatsächlich haben wir es hier mit einem Clash of Civs zu tun: Die westliche, naturwissenschaftliche Zivilisation wird von primitiven, fundamentalistischen Ideologien angegriffen, die sich spätestens bei der Verbrennung von Harry Potter Büchern und dem Stürzen von Kolumbus Statuen als westliche Taliban entlarven. Und deren Basis ganz offensichtlich ein grundsätzlicher, struktureller Rassismus bildet, der sich von dem einer Yusra Khogali kaum unterscheidet.

Bettina Jung / 24.02.2021

das ist völlig in Ordnung. Irgendwie muss sich meine Generation ja die spätere Rente aufbessern (wenn noch welche da ist). Mein Konzept ist schön länger als “Gelehrte” - wie seinerzeit die Äbte in den Klöstern, den jungen Leuten bei den einfachsten Dingen des täglichen Lebens zu helfen. Also: Briefe vorlesen und schreiben - wenn mal wieder das Handy ausfällt.  Dinge zu berechnen. Das lasse ich mir natürlich gut bezahlen. Hier noch ein Kurzfilm zum Thema: ... (Anm. d. Red.: Links sind hier leider nicht zugelassen. Bitte googeln: »youtube Alternative Mathematik Kurzfilm«)

Bernd Ackermann / 24.02.2021

Was wird das Ergebnis davon sein? Diejenigen, die es sich leisten können, werden ihre Kinder auf Privatschulen schicken, Home-Schooling wird zunehmen. Auf der Strecke bleiben dann einmal mehr die, denen man vorgeblich mit diesem Schwachsinn helfen will. Ich wünsche allen, die sich solche Idiotien ausdenken, dass sie demnächst in Autos fahren und Flugzeugen fliegen müssen, die mit Hilfe antirassistischer Mathematik konstruiert wurden, so ganz ohne Präzision und Genauigkeit. “Auch das Denken schadet bisweilen der Gesundheit.” - Aristoteles

Torsten Gürges / 24.02.2021

Man muss hier differenzieren: Geht es wirklich darum, dass man für die Aufgabe 2 + 3 entweder 5 oder auch 6 antworten könnte? Ist das mit “mehrfachen” Antworten gemeint? Dann wäre das hirnrissig hoch 2. Das habe ich aber beim Überfliegen der Broschüre (wohlgemerkt, ich habe sie noch nicht komplett gelesen), nicht so verstanden. Meiner Meinung nach geht es darum, mehrere Lösungswege(!) zuzulassen. Und da gibt es, vielleicht nicht bei 2 + 3, aber bei einer Menge anderer Problemstellungen aus der Mathematik eine ganze Reihe Möglichkeiten. Beispiel: Löse das Gleichungssystem: 2x + 6y = 8 / 3x - 15y = 2 Ich kann das mit unterschiedlichen Verfahren machen (Einsetzungsverfahren, Additionsverfahren, ...) oder zeichnerisch indem ich die Gleichungen nach y auflösen, die entstehenden Geraden in ein Koordinatensystem einzeichne und den Schnittpunkt suche (wenn auch ungenau). Wenn so etwas gemeint ist, wäre das in Ordnung. Denn es wäre ziemlich schwachsinnig hier auf einem einzigen Lösungsweg zu bestehen. Man muss die Problematik im angelsächsischen Bildungssystem kennen: Die lernen unglaublich viel auswendig! Das geht soweit, dass z.B. in Biologie die mendelschen Gesetze gelernt und dann wörtlich(!) abgefragt werden. Ein Wort anders als vorgegeben? 0 Punkte! Selbst wenn der Sinn unverändert bleibt. Und das kann es dann wohl auch nicht sein. Ob man mit den Gesetzen etwas anfangen kann, fragt, zumindest in der Mittelstufe (bis etwa Klasse 9/10) auch niemand. Diese Problematik mal an zu gehen ist sogar richtig. Dass mir irgendwelchem angeblichen Antirassismus zu verquirlen ist aber natürlich Quatsch! Noch ein Problem: Was mache ich mit den Leuten, die intellektuell nicht in der Lage sind, mehrere Lösungen zu verarbeiten, die darauf angewiesen sind wenigstens EINEN Weg zu kennen, wie man etwas macht? (z. B. bei der Prozentrechnung wäre das auch für das spätere Leben wichtig). Mit mehreren Lösungsmöglichkeiten umzugehen ist nur etwas für intellektuell fähige Schüler.

R. Link / 24.02.2021

Heilige Sche..ße, was rauchen die? “Die Vorstellung, dass Mathematik rein objektiv ist, ist eindeutig falsch”; wer kommt auf so was? Was bitte soll denn dann “subjektive” Mathematik sein? Frei nach dem Motto: meiner Meinung nach ist dieses Ergebnis korrekt, rein subjektiv. Man bleibt fassungslos zurück.

Gerhard Döring / 24.02.2021

Ja, die rechnen noch praktisch. ZB. lässt die Frage nach dem Ergebnis 10€ minus 2€ dann keine korrekte Antwort zu, denn wenn man zweie abzieht setzt es das Wissen voraus wie viel € die beiden vorher hatten.

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