Wir Deutschen wissen natürlich am besten, dass Städtebau ab einem bestimmten Grade Luxus ist, den man sich leisten können muss. Grundsätzlich sollte sich eine bestens versorgte ehemalige Abgeordnete nicht über die armseligen Häuser irgendwo anders auf der Welt auslassen, das finde ich nicht gut. Die Häuser in russischen Dörfern sollen aussehen, wie die Russen wollen, dass es dort ausschaut, fertig. Ich nehme einmal ganz naiv an, den alten Leuten dort geht niemand auf den Geist, sie mögen endlich ihr Häuschen hergeben und ins Altersheim ziehen. Es kommt auch niemand mit Straßenausbaugebühren oder Rundfunkbeiträgen, Heizungsabgasmessung und Tierhalteerlaubnis, vermute ich mal. Russland eben, die Amerikaner würden das Freiheit nennen.
Hallo Frau Lengsfeld, Sie schreiben: “Um die Ruinen der Stadt, die durch zwei alliierte Angriffe im Sommer 1945 stark zerstört worden war, gab es erbitterte Kämpfe.” Wie kann das sein, da der Krieg doch schon im April 45 zu Ende war? (Übrigens ese ich sämtliche Texte von Ihnen!)
Sehr geehrte Frau Lengsfeld, dank Google-Streetview kann man Königsberg auch ohne langwierige Passkontrollen besichtigen. Ich habe dies schon vor etlicher Zeit getan und empfinde die Stadt zwar als recht interessant, allerdings auch nicht besonders attraktiv, um mich höflich auszudrücken. Was die Einwohner Kaliningrads betrifft: Jeder Mensch hat die Sehnsucht nach einer Identität. Die findet er in seiner Religion, seiner Kultur, seinen Vorfahren, ja, und natürlich in seiner Heimat(!) Nur, wie sollen sich orginäre Russen mit einer Heimat identifizieren können, die niemals in der Geschichte russisch war, sondern seit dem 13. Jahrhundert zu Deutschland gehörte? Was man nicht mit dem Herzen besitzt, mit dem geht man im Kopf und mit der Hand nachlässig um und es führt in Folge zu den Auswirkungen, die Sie in Ihrem interessanten Reisebericht eindrücklich beschreiben.
Wenn es so weiter geht, dann werden die Russen Kaliningrad wieder zu einer deutschen Stadt erklären. Eine Art Freilichtmuseum für ein ehemaliges Kulturvolk.
Ich empfehle jedem, der wissen und verstehen moechte, welche Hoelle auf Erden sich in Koenigsberg im Fruehjahr 1945 auftat, und die die letzten uebriggebliebenen Deutschen erst nach einigen Jahren “entliess”, die folgenden drei Buecher: bereits von Frau Lengsfeld empfohlen, Michael Wiecks “Zeugnis vom Untergang Königsbergs: Ein ‘Geltungsjude’ berichtet”, Hans-Burkhard Sumowskis ““Jetzt war ich ganz allein auf der Welt”: Erinnerungen an eine Kindheit in Königsberg. 1944–1947” und Hans Graf von Lehndorffs “Ostpreußisches Tagebuch: Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945 - 1947”. Das Kaliningrader Gebiet ist in mancher Hinsicht auch ein Extrem-Beispiel, was mit einem hochentwickelten Land, mit seiner Kultur, Wirtschaft, Landschaft, sogar Geschichte, passieren kann, wenn die Schon-Laenger-Dort-UND-NUR-DORT-Gelebt-Habenden nicht mehr da sind. Um es mit den paraphrasierten Worten des ostpreussischen Schriftstellers Surminski zu sagen: “Asien war zu Besuch gekommen, Gott war ausgezogen, und die Steppe wucherte von Samarkand bis Koenigsberg.” Ein analoges Schicksal, ob extrem oder nicht, will ich fuer Deutschland nicht.
ich war 1998 zum ersten Mal in Königsberg,und bis 2003 wohl 20 zig mal,aus beruflich/privaten Gründen. Nie bin ich auf Ressentiment gegenüber Deutschen gestoßen,trotz der unsäglichen Vergangenheit,und das hat meine Betrachtung,als aufgehetzter Westler,gegenüber den Russen komplett verändert. Und ich weiß auch,daß die Russen anders ticken als Deutsche,nichtsdestotrotz kann man mit ihnen ein freundschaftliches miteinander führen,und sich nicht durch die Mainstream Medien aufhetzen lassen.
Danke Vera!! Meine Mutter wurde 1920 in Königsberg geboren und verbrachte 11 Jahre in Sibirien (WOKUTA). Dort hat sie meinen Vater kennen gelernt. Leider wurde meine Frau Mutter nicht sehr alt sie verstarb 1991 im Januar. Noch einen Tag vor ihrem Tod wurde eine Doku zum Thema Königsberg ausgestrahlt. Die Doku beschrieb genau das was sie berichten, deshalb habe ich ihr diese Doku vorenthalten. Ich wünsche ihnen und ihrer Familie alles gute und Kraft gegen den Links Faschismus. Liebe Grüße aus Idaho Lewiston.
Nicht uninteressant, liebe Vera Lengsfeld, Ihr Reisebericht. Ich frage mich aber, ob man sich schon an den Schönheiten dieser Welt irgendwie satt gesehen haben oder unstillbaren journalistischen Spürsinn haben muss, wenn man sich des öfteren in den ehemaligen sowjetischen Machtbereich begibt. (Nicht, dass ich Sie mit Todenhöfer vergleichen möchte, der ja immerhin - angeblich - beim IS sein Leben auf’s Spiel setzt. Ihnen dürften wohl nur die schwachsinnigen Passformalitäten Nerven kosten. ) Die geschilderten optischen Erlebnisse waren schließlich absehbar. Blühende Landschaften hat das heutige Russland nicht zu bieten; in den Großstädten sollte man eher von Potemkinschen Dörfern sprechen, vergleicht man mit dem übrigen Land. Als ich vor ein paar Jahren bei Nida an der litauisch - russischen Grenze stand und die Schlagbäume sowie die berüchtigten GULAG - Wachtürme sah, ist mir die Weiterreise in die russische Kaliningrad - Enklave gehörig vergangen. Seit dem Ende der Sowjetunion ist die Kurische Nehrung geteilt. Ein bekannter Maler hatte sich damals aus Protest in den Wanderdünen verbrannt. Ich habe also wie ich Ihrem Bericht entnehme nichts versäumt. Ob die Avancen des Kreml - Despoten in Sachen Rückbenennung von Kaliningrad in Königsberg stimmig sind, konnten Sie sicher nicht überprüfen. Würde es um Wolgograd gehen, wäre ich nicht sonderlich überrascht. Stalin feiert derzeit fröhliche Urstände im Geschichtsbewußtsein der Russen. Dass Schüler über siebzig Jahre nach Kriegende über die Deutschen differenziert aufgeklärt werden, ist erfreulich. Man hätte sie aber unbedingt auch fragen sollen, wie sie Stalin einordnen. D a s wäre von journalistischem Interesse. Oder ob sie der Jungen Garde angehören, der Jugend - Organisation der Putin - Partei. Mit ihr wurden vom Verehrer des “lupenreinen Demokraten”, Herrn Gauland, Kontakte mit dessen Jungen Alternativen geknüpft. Nachtigall ick hör Dir trappsen. Ein Reisebericht kann nicht umfassend informieren, sollte aber außer Vermittlung von Geschichte auch gegenwärtige Fragen beantworten.
Wohl wahr liebe Frau Lengsfeld! Im übrigen sind so ziemlich sämtliche sozialistischen Bauexperimente gescheitert. Königsberg/Kaliningrad hatte und hat jetzt wieder seinen eigenen spröden Charme - Danke für die zauberhaften Worte!
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