Einmal Friedrich-Merz-Starterpack zum Mitnehmen!

Politiker werden im Netz als satirische Sammelfiguren dargestellt. Was soll man mit denen auch anderes machen? Oder ist das schon wieder Majestäts-Beleidigung?

Kleine liebevoll gestaltete Figuren mit passendem Zubehör gehörten in den 2000ern beinahe in jedes Kinderzimmer. Doch hat irgendjemand mal darüber nachgedacht, wie witzig es wäre, eine eigene, personalisierte Actionfigur von sich selbst zu besitzen? Ich zumindest bis vor kurzem noch nicht. Willkommen im Zeitalter des Internets, in dem die Verpackung wichtiger ist als der Inhalt.

Man schickt ChatGPT ein Foto von sich selbst und lässt es zu seiner eigenen Action-Figur im Starterpack umwandeln – wer hätte nicht gerne eine Plastikversion von sich selbst? Und das geht folgendermaßen: Der Nutzer gibt die Beschriftung des Starterpacks und eine Hintergrundfarbe des Sets vor und legt das Zubehör fest, was sich im „digitalen Karton“ verbirgt. Es handelt sich um eine digitale Selbstinszenierung im Spielzeugformat, die dann auf sämtlichen sozialen Plattformen geteilt wird.

Natürlich wäre dieses Phänomen nicht besonders prominent, würde man nicht nur seine eigene Persönlichkeit als Action-Figur generieren, sondern auch ein paar der mehr oder weniger populären Promis.

Es fängt harmlos an – mit Taylor Swift und Sabrina Carpenter im Miniaturformat. Aber dann biegt der Trend plötzlich politisch ab. Besonders die französische Social Media-Bubble scheint ein Faible dafür zu haben, ihre Politiker als satirische Sammelfiguren darzustellen...

Trampolin, Dixiklo und Flugzeug

Da hätten wir zum Beispiel Emmanuel Macron, bewaffnet mit Visa-Kreditkarte, der französischen Flagge, einer Pistole und als besonderes literarisches Highlight ein Buch mit dem poetischen Titel: „Comment enculer les francais pour les nuls“ (zu deutsch: „Wie man die Franzosen in den A... f... für Dummies“). Oder hier als Frau mit Kleid und Perücke sowie weiteren bekannte französische Politiker als Action-Figuren wie Eric Zemmour als Schlumpf-Antagonist Gargamel und Marine Le Pen in Haftkleidung mit Handschellen.

Und die Starter-Packs der deutschen Politiker? Hier gestaltet sich die Ausbreitung noch etwas zurückhaltend, der Trend wird hauptsächlich von Lifestyle-Influencern genutzt. Doch ein paar Ausnahmen gibt es trotzdem.

Annalena Baerbock zum Beispiel, die Außenministerin der Herzen, deren Satire-Account ein Starter-Paket für Feministische Außenpolitik kreierte. Die Essentials sind natürlich dabei: das Trampolin für sportliche Aktivitäten zwischendurch, das Flugzeug, um schnell von A nach B zu kommen, und natürlich ein Dixiklo für die Toiletten in Afrika.

„Mein kleiner Türke“

Unspektakulärer, aber dafür unterhaltsamer ist das Starterpack der FDP Landtagsfraktion NRW: „Für noch mehr Action an Plenartagen und Zuhause“. Die dargestellten Figuren habe ich noch nie gesehen – vielleicht sollte die FDP lieber arbeiten, anstatt mit der KI zu spielen.

Mich erinnert der Trend an ein Video, was der YouTuber Snicklink fast schon prophetisch vor einem halben Jahr produzierte mit dem Titel: „Mein kleiner Türke.“ Der Clip entstand in Anspielung an ein TV-Gespräch von RBB und ARD-Moderator Sascha Hingst mit AfD Politiker Alexander Gauland. Hingst bezeichnete seinen Dönermann, den er noch spät aufsuchte, als „seinen kleinen Türken.“ Dafür erntete er einige Artikel und ausreichend Hohn und Spott. Vielleicht hat Snicklink durch seine KI etwas Großes ins Rollen gebracht, ohne es in diesem Moment zu ahnen.

Zwischen Satire, Meme-Kultur und der Jagd nach Likes zeigt sich hier der Wettbewerb um die höchste Form der Selbstdarstellung, mithin etwas genuin Politisches. 

 

Marie Wiesner, Jahrgang 1999, arbeitet in der Redaktion der Achse des Guten.

Foto: Montage achgut.com / Deutscher Bundestag

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Leserpost

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Wolfgang Richter / 16.04.2025

@ Robert Schleif / Donath -  “hätten ihn die Wokisten und Tiefenstaatler längst zum Frühstück verputzt.” - Das wurde ja offenbar auch von dem am Golfplatz aus dem Verkehr gezogenen Mr. Routh versucht, der zur Rettung “Seiner Weltsicht” aufgrund vorliegender Kommunikationsdaten Kontakte in die Ukraine gehabt haben soll (wo er sich nachweislich mehrfach aufhielt), um eine der vom US-Militär gelieferten “Stinger” oä zu bekommen, mit der er auf “den letzten Metern” die Welt vor Trump zu retten versprach. Da dieses Ansinnen nicht klappte, mußte er sich mit seiner “Flinte” behelfen, mit bekanntem Ergebnis. Aber auch das zeigt, daß Trump nicht sicher sein kann, diese seine 2. Amtszeit zu überleben, physisch. Halt zunehmend weltweit “viel Feind - viel Ehr”.

Wolfgang Richter / 16.04.2025

Im Starterset fehlt die “Bahncard” für den 9. Mai nach Kiew (Zum Fliegen dürfte der Mut fehlen) zum Treffen der “Willigen” zur Koordinierung der weiteren gemeinsamen Maßnahmen im Krieg gegen Rußland, während dort in Moskau mit internationalen Gästen der 80. Jahrestag des Sieges im “vaterländischen Krieg” über das 3. Reich gefeiert wird. Ob Merz und den Seinen dazu irgendetwas auffallen könnte? Mehr möchte ich dazu nicht öffentlich machen angesichts der inzwischen üblichen Strafanzeigen-Automatik, die Merz gerade selbst in der Schweiz erfolgreich in Szene gesetzt hat.

W. Renner / 16.04.2025

In Fritzchens Moonraker Edition, sollten die Flugzeuge noch durch Volocopter und Lastenräder ersetzt werden.

Robert Schleif / 16.04.2025

@ Herr Donath: Schließt sich doch nicht aus! Auch ich bete für Trump und bewundere seinen Mumm. Und kann herzlich über seine Gemeinheiten, Frechheiten und Kraftmeiereien lachen. Wenn er nett und bescheiden wäre, hätten ihn die Wokisten und Tiefenstaatler längst zum Frühstück verputzt. Aber den zum Chef oder als Vater haben…?

A. Ostrovsky / 16.04.2025

@Gus Schiller : >>Die Taurus Rakete fehlt im Starterpaket von F.M.<< ## Die würde niemand erkennen. Alle würden fragen, was soll denn der Radiergummi. Vermutlich wurde die deshalb wieder ausgemustert. Stattdessen ist jetzt die Ledertasche drin, wo wenigstens ich auch keinen Zusammenhang verstehe. Bei Schäuble ja, aber März macht doch keine Einzahlungen auf Konten. Der lässt abheben.

Friedrich Nicolaus / 16.04.2025

Ein sehr schöner Artikel. Die übersichtliche Dreiteilung lässt auf eine geplante Struktur schließen, die inhaltlich auch tatsächlich aufeinander aufbaut. Informativ auf jeden Fall, denn ohne den Artikel hätte ich schlicht nicht vom Merz-Starterpack erfahren, das ich mir jetzt gleich bestellen werde. Üblicherweise nutze ich Snicklink grundsätzlich und exklusiv, um mich über das Weltgeschehen zu informieren aber aufgrund einer neuen App zur Bildschirmzeitbegrenzung konnte ich meine übliche Stundenzahl zur Instagramnutzung nicht mehr erreichen, weswegen ich nicht über den Starterpack-Trend informiert werden konnten. ABER DIESER ARTIKEL HAT MIR DA GEHOLFEN! Danke dafür an die Redaktion und den journalistischen Aufwand, der hier für die Tiefenrecherche von der Autorin betrieben wurde. Die Menge der eingebauten Links zeigen, dass hier tatsächlich Arbeit reingesteckt wurde. Mehr davon! Unter all den guten Dingen, die ich hervorzuheben nicht müde werde, vermisse ich jedoch eine konkrete Beschreibung der Prompts für ChatGPT, um eine gutes Starterpack für mich selbst erzeugen zu können. Alles in allem ein lesbarer Artikel, der kaum Rechtschreibfehler enthält. Ich versichere zudem, dass die Autorin mich nicht dazu gezwungen hat, eine wohlwollend klingende Kommentierung zu hinterlassen.

Gus Schiller / 16.04.2025

Die Taurus Rakete fehlt im Starterpaket von F.M.

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