Eine Lösung des Problems wäre sicherlich so zu verfahren wie in Singapur, aber das wäre ja zu einfach, noch dazu wo es derzeit nicht opportun ist die Einhaltung von Gesetzen einzufordern. Auch würde man dann schnell darauf stoßen, dass eine bestimmte Kientel für einen Großteil des Mülls auf den Straßen verantwortlich ist, wie man sehr schön in der freien Wildbahn beobachten kann. Internationale Kunden die uns besuchten, sprachen in der Vergangenheit mehrfach von der beeindruckenden Sauberkeit in Deutschland. Tja das ist Geschicht. Wir sollten uns einfach an die neue Situation gewöhnen.
Ich bin mit Sicherheit kein Fan von Svenja Schulze. Aber in diesem Fall gilt: Man kann das Eine tun ohne das Andere zu lassen. Natürlich kann man das achtlose Wegwerfen von Einweg- Artikeln in die Landschaft bestrafen und versuchen, Verbraucher zu erziehen, aber wer soll das in Praxis tun? Sollen Kommunen jetzt zusätzlich hunderte Aufpasser bezahlen, die sich mit Feldstecher auf die Lauer legen, patrouillieren und das - seien wir ehrlich- mit mäßigen Erfolg? Es sei denn, die Strafen wären abschreckend drakonisch (z.B. öffentlich Stockschläge), aber wollen wir das? Letztlich räumt`s die Stadtreinigung auf Kosten aller Bürger ja doch wieder weg. Ich bin durchaus dafür, das Hersteller von Wegwerfartikeln an den Kosten beteiligt werden, denn die tragen das ja auch nicht selbst, sondern preisen es in den Artikel mit ein, was bedeutet die Kosten landen letztlich beim Endverbraucher und damit beim Verursacher - kausaler Zusammenhang hergetsellt.
Das passt doch zu Deutschland bzw. zum Westen insgesamt. Dort ist ja auch nicht derjenige Schuld an seinem eigenen Unglück, der über irgendein unbewegtes Hindernis fällt bzw. drauf ausrutscht, sondern derjenige, der das Hindernis nicht auffällig genug gekennzeichnet hat (vermutlich wären aber auch wild blinkende LEDs nicht gut, weil die irritieren) oder im Winter die *ÖFFENTLICHE* Straße vor seinem Haus nicht ausreichend gereinigt hat. Oder derjenige, der sich an seinem zu heißen Kaffee verbrüht, weil auf dem Pappbecher nicht drauf steht, daß er heiß ist (obwohl das selbstverständlich ist). Ich bin schon vor vielen Jahren in den fernen Süd-Osten ausgewandert. Hier ist immer noch derjenige an seiner eigenen Misere Schuld, der zu blöd ist, die Augen aufzumachen (und deshalb z.B. in ein Loch in der Straße fällt) oder mitzudenken (und daher z.B. die hohe Temperatur eines *gekochten* Kaffees nicht als Selbstverständlichkeit ansieht). Das ist hierzulande echt sehr angenehm, liegt dem doch der Gedanke des erwachsenen, *mündigen*, *eigenständigen* *Bürgers* zugrunde, als der ich mich selbst sehe und auch so behandelt werden will! Doch im Westen wird schon seit Jahrzehnten eigenes Denken gehemmt und der Nanny-Staat intensiv gefördert. Die Hersteller nun für die Müllberge der Konsumenten zahlen zu lassen, ist da doch nur konsequent.
Sie beachten einen Punkt nicht: auch vom Endverbraucher korrekt in einen (zumeist heillos überfüllten) öffentlichen Mülleimer geschmissener Müll verschwindet von dort nicht per Zauberhand, sondern durch die Stadtreinigung.
Das ist doch leicht zu verstehen: Der Kapitalismus und damit auch der Kapitalist trägt die Verantwortung für alle Fehlentwicklungen in der Gesellschaft. Er zeigt keine Haltung, sonst würde er ja an linke Parteien großzügig Parteispenden leisten und Produkte stets fest installieren, damit sie nicht vom Kunden auf die Straße getragen werden können. Der am Tresen festgenagelte Einmalbecher könnte ein Hit werden. Bitte keinen Einmalstrohhalm mitbringen! Die Gefahr, die für die Öffentlichkeit von Wegwerfartikeln ausgeht, kann nicht überschätzt werden: Es zeigt sich einmal mehr wie bedeutungslos dagegen z. B. die Ausländerkriminalität oder die unzuverlässige Stromversorgung ist. Der Aufwand für die Entsorgung ist nämlich kolossal. Ohne die Einmalartikel müsste eine Stadt wie Berlin nur einmal im Jahr von Laub gesäubert werden. Was man da sparen könnte - auch an Arbeitsplätzen für Ungelernte. Die SPD will übrigens mit gutem Beispiel voran gehen und in den kommenden Wahlkämpfen auf Flyer, Luftballons, Kugelschreiber und Aufkleber verzichten. Die Bäume sind dann nächstes Jahr dran: Wenn die gefällt werden, kann die Stadtreinigung ganz eingespart werden und es wäre Platz für neue Windräder.
Alles richtig, aber waum brauchen wir für die Individuen Strafen? Weil im Gefolge von dem ach so freiheit- und segenbringenden 68ern die Sekundärtugenden verteufelt wurden, weil man sich über den schäbischen Häuslebauer oder die Kehrwoche etc. meint lustig machen zu müssen, weil es Sätze wie, so etwas tut ein anständiger Mensch nicht, praktisch nicht mehr gibt. Anything goes. Weil die menschlichen Schweine keine Blicke der Verachtung erhalten, weil das Bürgertum nicht mehr auf die Plebs herbschaut, auf dass diese bestrebt sind, nicht wie Plebs zu wirken, ob sie es nun sind oder nicht. Weil es für die, die zu doof zum selbst denken sind, keinen “Kathechismus” mehr gibt. Für alles gibt es ein Quittung. PS: Ich bin nicht Schwabe sondern Preusse.
Absolute Zustimmung zu Hr. Heinleins Artikel ! Singapur macht es vor: Littering wird hier mit bis zu 10.000 Singapur Dollars (etwa 3.400€) bestraft. Ist die Verschmutzerin älter als 16 Jahre, kann sie auch zu unbezahlter Reinigungsarbeit zwischen 3 und 12 Stunden herangezogen werden. Dabei müssen die Verschmutzerinnen eine sogenannte CWO-Weste (Corrective Work Order) tragen. Damit ist für jeden ersichtlich was diese Menschen tun und warum. DAS finde ich noch besser als die Geldstrafe ! Politiker, die ein solches System hier einführen wollten, hätten meine volle Unterstützung !
In Kanada habe ich außerorts ein Verkehrsschild gesehen. Darauf war eine aufgerissene Konservendose, der Hammer eines Richters und die Inschrift 1.000 $ zu sehen.
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