Die Bundeswehr hatte einen ganz schlechten Monat: Zuerst wurden in Mali zwölf deutsche Soldaten bei einem Anschlag verletzt, dann hat sich die Bundeswehr fast schon klammheimlich aus Afghanistan zurückgezogen. Auf einen offiziellen Empfang der letzten Kriegsheimkehrer in Deutschland wurde verzichtet. Wegen Corona. Nicht, dass noch jemand krank wird. Das wäre schade. Der offizielle Empfang wurde auf Ende August verschoben.
In Afghanistan blieben 59 Kameraden, 35 durch Feindeinwirkung, 24 durch Unfälle, natürliche Tode oder Selbstmorde. In 20 Jahren wurden über 160.000 deutsche Soldaten und Soldatinnen durch die ISAF-Mission geschleust, mit teilweise mangelhaftem Material, mangelhafter Ausrüstung, mangelhaftem Auftrag und mangelhafter politischer Rückendeckung. „Nun waren sie halt da“, um eine berühmte Strategin zu zitieren. Der zu den beiden genannten Vorgängen im Juni leider keine zitierwürdigen Kommentare eingefallen sind. Ehrlich gesagt, sind ihr gar keine Kommentare dazu eingefallen, weil die Vorgesetzte der hoffnungslos überforderten Annegret Kramp-Karrenbauer das tut, was sie am Besten kann: schweigen. Wie zu ganz vielen Dingen. Welch große Philosophin und Weltendenkerin an der einsamen Spitze dieses Landes!
Nun sollten sowohl die Soldaten als auch deren regierungsamtliche Vorgesetzte und Parlamentarier diesen Einsatz auswerten und Problemstellungen benennen, um diese künftig zu vermeiden und zu beheben. Einen Irrtum in einem Beruf wie dem des Soldaten begeht man meist nur ein einziges Mal.
Und tatsächlich hat sich bereits ein furchtbares Problem ausfindig machen lassen, das künftig behoben werden wird: Das sogenannte EPa, die berühmt-berüchtigte „Ein-Mann-Packung“, soll umbenannt werden, weil der Name „den Grundsätzen der Gleichstellung widerspricht“. Das „Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr“ (kurz „BAIUDBw“, was es irgendwie auch nicht besser macht) ist derzeit damit beschäftigt, „einen Vorschlag für die Änderung des Begriffes zu erarbeiten“. Noch einmal in langsam: Es wird ein „Vorschlag“ zur Änderung des Begriffes „erarbeitet“. Darf ich als steuerzahlender Bürger dezent fragen, was diese Arbeit kostet? Zumal von einer Behörde, die sich selbst „BAIUDBw“ abkürzt? Dazu aber gleich mehr.
Den Vorgaben der Gleichstellung gerecht werden
Gut, seit 20 Jahren dienen auch Frauen in der Bundeswehr. In Afghanistan waren es von permanent rund 1.100 präsenten Soldaten rund 75 Soldatinnen (Stand April 2021), die das Glück oder Pech hatten, durch die malerischen Landschaften militärstreifen zu dürfen. War das nun eine Bevorzugung oder Benachteiligung? Gab es dazu irgendwelche Eingaben wegen mangelnder Frauenquote oder Benachteiligung?
Wenigstens eine Beschwerde muss es bezüglich des EPa gegeben haben. Von irgendwem. Sonst käme die BAIUDBw wohl kaum auf die Idee, das „EPa“ umzubenennen. War es ein Manöver, auf dem Frühobergefreite Uschi Krarrenbauer-Kamp auf ihr EPa starrte und verkündete: „Datt kannsch nisch essen, da tut nix von Frauen drauf schtehn un da ist auch wieder keine Jogurette bei“? Oder stand sie weinend bei der EPa-Ausgabe und bekam SCHON WIEDER MAL keine Ration, weil sie doch kein Mann ist?
Wie auch immer, das Problem und die Zeit drängen. Einmann-rationalere Menschen und Pragmatiker wie ich würden jetzt einfach das Wort „Einmannpackung“ durch das definitiv genderneutrale und sachlich korrekte Wort „Fraß“ oder durch das freundlich und nach Schulausflug klingende „Fresspaket“ ersetzen, aber so einfach ist das natürlich mal wieder nicht. Denn: Das Kürzel „EPa“ soll erhalten bleiben, aber „den Vorgaben der Gleichstellung gerecht“ werden. Sonst muss das auf jedem Befehl ersetzt werden, und der altgediente Kamerad tut sich bekanntlich mit Änderungen schwer.
Zehn wertschätzende Vorschläge
Für den Erfindenden der neuen Bezeichnung gilt, dass er Angehörig*in der Bundeswehr*In ist, und neben ewigem Ruhm seiner Kreation auf den traurigen Hartkeksverpackungen winken ihm gleich zehn neue und knackfrische Kampfrationen.
Aber ich will ja nicht immer nur maulen, sondern kreativ mitarbeiten. Nun denn, Kamerad*Innen: Holt Euch die ewige Frische ins Zwei-Man… in die Dackel*Innengarage, hier kommen meine zehn geschlechtsneutralen und wertschätzenden Vorschläge. Auch in der Hoffnung, Steuergelder für das BAIUDBw zu sparen:
Ens-Packung – frei nach dem Sprachnassforschenden Lann Hornscheidt, der ALLE Geschlechter meint
Energypack – hat was von Batterie und motiviert zum Weiterkämpfen! Klingt international und grün!
Essenspaket – freundlicher als „Fresspaket“, ist jedoch militärisch profan, freudlos und sachlich
Ewigpackung – nach der Haltbarkeit des Inhalts
Eventpackage – klingt nach Ferienlager, Freizeit, Spaß und hat was von „Jochen Schweizer“
Ekelpaket – nach dem Inhalt der Packung und Alfred Tetzlaff, dem großen Denker und Philosophen
Endpackung – ein hübscher anderer Name für „Henkersmahlzeit“
Europack – voll integrativ und hat was von „Europalette“. Ist auf jeden Fall ein Bekenntnis zu Europa
Ecopads – hübsch grün und international klingende Umschreibung für die Hartkekssammlung
Mein persönlicher Favorit wäre:
Einhornpastete – klingt das nicht wahnsinnig freundlich und irgendwie nach Regenbogen und Diversity und Blumenwiesen, über die schwangerengerechte Panzer mit Elektroantrieb traut ihrem (Friedens-) Einsatz entgegenflüstern?
Leider bin ich kein Angehöriger der Bundeswehr, denn nur die dürfen bis zum 30. September mitmachen. Sollte sich aber eine/r der hier lesenden und einreichenden Kamerad*Innen sozusagen für einen der Vorschläge erwärmen und den Zuschlag kriegen, dann freue ich mich über eine Erfolgsbeteiligung von fünf Einmann-Packungen. Bitte mit dem alten Namen. Und mit einem Messer dazu. Denn das ist das Lieblingsarbeitsinstrument von #Einmann. Wann kommt endlich der Militärpunsch? In die Feldflasche? Pfeile los, Bogenschütz*Innen!
(Weitere Packungen des Autors unter www.politticker.de)
Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.