Dirk Maxeiner / 11.04.2017 / 15:47 / Foto: 663highland / 9 / Seite ausdrucken

Einer flog übers Kuckucksnest

Seit Ende des vergangenen Jahres wird vermeldet, dass „Breitbart-News", der mediale Gottseibeiuns aus den USA, auf dem Sprung nach Deutschland sei. Sogar ein Anzeigenboykott wurde in vorauseilender Schadensbegrenzung bereits organisiert. Das Einzige, was jetzt noch fehlt: Breitbart-Deutschland. Selbst Insider der Branche können bisher keinerlei ernsthafte Aktivitäten der Amerikaner erkennen, die darauf hindeuten, dass eine deutsche Filiale demnächst eröffnet wird. Warum sollten Sie auch? Von den USA aus betrachtet ist Deutschland eben doch ein kleinerer Fleck auf der Landkarte, auch wenn man sich hierzulande für den Nabel der Welt hält. Es wird mithin aus allen Rohren auf ein Phantom geschossen, das partout nicht aus der Deckung kommen will.

Aber jetzt gibt’s zum Glück einen neuen Watschen-Mann, an dem man sich abarbeiten kann. Gestern fiel der Milliardär und Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz durch Aussagen auf, die unsere Bundeskanzlerin wohl als „nicht hilfreich“ bezeichnen würde. Er sprach von einem „unverzeihlichen Ausmaß der politischen Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen bei der Nichtbewältigung der Flüchtlingswelle oder, besser gesagt, der Auswanderungswelle". Und weiter: „Ich glaube nicht, dass es ein klarer Ausdruck politischen Willens war, die Grenzen unkontrolliert offen zu lassen. Man hat aus Angst und politischer Opportunität so entschieden. Schon damals war für jedermann erkennbar, dass der Großteil der Menschen nicht der Definition des Flüchtlings entsprach. Jedenfalls nicht der der Genfer Konvention. ... Man muss von Anfang an richtig und vorausdenkend entscheiden. Würde man in einem Unternehmen Fehlentscheidungen dieser Tragweite treffen, wäre man in Kürze pleite“.

Doch Mateschitz will es offenbar nicht bei Interviews belassen. Zum 30jährigen Jubiläum seiner Marke "Red Bull" kündigte der Österreicher, der mit „Servus TV“ schon eine erfolgreiche Medienmarke unterhält, eine neue Multimedia-Plattform an. „Quo Vadis Veritas" nennt er seine mit Red Bull dafür gegründete Stiftung. Ziel des Projekt sei es, so eine"Red Bull"-Verlautbarung, „dem Vertrauensverlust in Institutionen, Politik und Medien entgegenzuwirken, der nicht zuletzt auf einseitige und wegen Ressourcenmangels unvollständigen Berichterstattung durch die 'vierte Säule im Staat' zurückzuführen ist."

Mateschitz beschreibt sich als „Jemand, der sich grundsätzlich jedem Meinungsdiktat widersetzt. Egal, woher es kommt. Auch wenn man sich damit sofort in alle Richtungen verdächtig macht: In Amerika wird man als Kommunist abgestempelt, in Europa als Verschwörungstheoretiker oder Rechtspopulist."

Kaum hat der Österreicher sein neues Vorhaben angekündigt, sind auch in Deutschland schon die ersten Schweißperlen auf dem Gesicht etablierter Medien zu beobachten. So schrumpfte der bislang wohlgelittene 12,6-fache Milliardär im „Morning Briefing" des  Handelsblattes ganz plötzlich zum „Medien-Mogulchen“. Und es wird schon mal der Ton vorgegeben, auf den man sich in den nächsten Monaten im Umgang mit dem neuen Konkurrenten einstellen darf: Zur Wahrheit gehört, dass Dietrich Mateschitz über Getränkedosen (Red Bull), Sportklubs (RB Leipzig, EHC München), Buchverlage, Zeitschriften, TV-Sender (Servus) und Ländereien herrscht. Aber das ist nicht die Wahrheit, der das österreichische Mogulchen mit seiner neuen Multimedia-Plattform 'Quo Vadis Veritas' nachgeht. Es geht ihm vielmehr um Widerstand gegen das 'Meinungsdiktat' und gegen die Regierenden: 'Man will den unmündigen, kritiklosen und verängstigten Staatsbürger.' Lob erhält nur Außenminister Sebastian Kurz vom rechtspopulistischen Flügel der ÖVP. Für Mateschitz gilt, was einst Max Frisch aufschrieb: 'Jedermann erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält.'“

Das kann ja lustig werden in nächster Zeit, denn Mateschitz pflegt nicht zu kleckern, sondern zu klotzen. Und was das Max Frisch Zitat angeht, so trifft es natürlich auch auf die Verfasser solcher Zeilen, wie der im Handelsblatt, zu.

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Ines Schumann / 11.04.2017

Wunderar! Klasse! Dann ist ja mit Herrn Mateschitz endlich mal einer richtig aus der Deckung gekommen und nimmt kein Blatt vor den Mund. Sehr gut! Die Schweißperlen gönne ich den sog. etablierten Medien von ganzem Herzen, mögen sich ganze Sturzbäche daraus entwickeln und möglichst viele dieser nutzlosen Schreiberlinge mitsamt ihren hassgeifernden Blättern hinwegschwemmen. Und dass er Lob über Sebastian Kurz ausspricht, macht ihn gleich noch sympathischer. Der junge Außenminister hat das, was den Herrschaften in unserem Lande fehlt, frei nach Oliver Kahn - Eier! Er handelt entschlossen und lässt sich durch Labertaschen nicht beeindrucken.

Horst Jungsbluth / 11.04.2017

Der dicke “Reibach” aus den glänzenden Geschäften mit diesem “roten Gesöff” hat ganz offensichtlich bei Dietrich Mateschitz nicht dazu geführt, dass er die Verwerfungen und katastrophalen Fehlentscheidungen in der EU und den meisten Mitgliedsstaaten vollkommen ignoriert.  Wenn er sogar erkannt hat, dass die (meisten) Medien ihren Aufgaben nicht nur nicht gerecht werden, sondern sogar üblen “Meinungsterror” betreiben, dann gönnt man ihm sogar (wenigstens ein bisschen) sein Leben als Milliardär. So tief sind wir nun schon gesunken! Aber aufgrund seiner gesellschaftlichen Stellung und seiner “Knete” ist er eben in der Lage, sich jederzeit Gehör zu verschaffen und Öffentlichkeit herzustellen, wobei er hoffentlich die “richtigen” Leute engagiert und die wirklich brennenden Themen aufgreift. Die Verhältnisse in Österreich sind mir nicht so bekannt wie die in Deutschland und hier insbesondere in Berlin, aber dieser irrsinnige “Meinungsterror” führt in der Zwischenzeit so weit, dass selbst unverrückbare, schlimmste Tatsachen mit einer schier unglaublichen Dreistigkeit dem untergeordnet werden.  Ich persönlich habe den fatalen Eindruck, dass mit der Stigmatisierung des Begriffes “rechts” eigentlich das Recht gemeint ist.

Dietrich Herrmann / 11.04.2017

Oh je, noch ein Böser den unser Pennäler Heikobekämpfen muss.

Karla Kuhn / 11.04.2017

” ........ auch wenn man sich hierzulande für den Nabel der Welt hält. Es wird mithin aus allen Rohren auf ein Phantom geschossen, das partout nicht aus der Deckung kommen will.”  WUNDERBAR.    ” “Ich glaube nicht, dass es ein klarer Ausdruck politischen Willens war, die Grenzen unkontrolliert offen zu lassen. Man hat aus Angst und politischer Opportunität so entschieden. Schon damals war für jedermann erkennbar, dass der Großteil der Menschen nicht der Definition des Flüchtlings entsprach. Jedenfalls nicht der der Genfer Konvention. ... Man muss von Anfang an richtig und vorausdenkend entscheiden. Würde man in einem Unternehmen Fehlentscheidungen dieser Tragweite treffen, wäre man in Kürze pleite“.  Alle Achtung, der Mann redet Klartext.

Dr. Bredereck, Hartmut / 11.04.2017

Didi Mateschitz hat sich bisher bei der Beurteilung großer weltpolitischer Ereignisse zurückgehalten, obwohl er schon immer ein politischer Mensch, zumindest im Salzburger Land, war. Als Konzernlenker hat er lieber Umsatz-und Gewinnzahlen für sich sprechen lassen. Wenn er jetzt mit der Stiftung “Quo Vadis Veritas” die Medienlandschaft bereichert, kann das eine große Signalwirkung auslösen. Mateschitz hat zwar viele “Rote Brause”- Feinde, aber er hat auch mittlerweile in Sachsen und Umland viele Freunde. Mit dem Aufstieg und der Etablierung von Rasen-Ballspiele Leipzig, im Vorderfeld der Fussball- Bundesliga, hat RB viele Tausend Anhänger und Fans generiert, die das Sponsoring, der bisher unterentwickelten ostdeutschen Region, wertschätzen. Man kann sich vorstellen, dass auch die politische Meinung des Mäzens bei den jungen und älteren RB- Anhänger eine Rolle spielt. Auch die Fußball-Fans sind kritischeWähler und können der selbsternannten “Fußballspezialistin” Angela Merkel noch nachträglich, ihr Versagen in der Flüchtlingspolitik,  übel nehmen. Es lebe der Kampf gegen das Meinungsdiktat. Es lebe der zukünftige Champions- League Teilnehmer RB Leipzig.

Lara Engelhardt / 11.04.2017

Der Club der Milliardäre sollte es wirklich so sein, dass die Völker von denen gerettet werden, dennen man für gewöhnlich den Vorwurf Ausbeuter macht, weil sie so sagenhaft reich geworden sind? Trump in den USA, Mateschitz in Europa? Die Wahrheit ist. man muss wohl so reich sein, damit man überhaupt so agieren kann.

Stefan Zander / 11.04.2017

Bitte bei meinem letzten Kommentar “Medium” gegen Presseerzeugnis austauschen. War ne freudsche Fehlleistung

Stefan Zander / 11.04.2017

Zitat: “Jemand, der sich grundsätzlich jedem Meinungsdiktat widersetzt. Egal, woher es kommt.” So sehr ich es auch begrüße, dass die Medienlandschaft um ein neues Medium bereichert wird. Das ist schlicht Ausdruck kognitiver Dissonanz. Wenn ihm soviel an Meinungsvielfalt liegt, sollte er seine Einstellung zu Betriebsräten erstmal überdenken. Und nach allem was man über den Mann weiß, hat er es nun wirklich nicht mit “anderen” Meinungen.

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