Eran Yardeni, Gastautor / 01.05.2013 / 16:28 / 0 / Seite ausdrucken

Eine vernunftfreie Zone

Eran Yardeni

Wie selbst-widersprüchlich antisemitische Argumente sein können, das weiß  jeder. Der Klassiker stammt aus dem Fundus der nationalsozialistischen Propagandisten, die Juden gleichzeitig als Kapitalisten und Kommunisten verdammten. Auf der einen Seite, argumentierten sie, beherrschten die Juden die Finanzmärkte, was ihnen die Gelegenheit gab, auch andere Bereiche der menschlichen Existenz nach Belieben zu manipulieren und zu gestalten. Auf der anderen Seite wurden die Juden als die Vorläufer des Kommunismus geschildert, einer Ideologie, die, wenigstens auf der deklaratorischen Ebene, genau das Gegenteil erreichen wollte. Dass dieses ausgangslose Labyrinth mit den linguistischen Bausteinen der deutschen Sprache, „der Sprache der Denker, der Dichter und der Philosophen“ gebaut wurde, macht die ganze Sache nur noch schlimmer.

Diese selbst-widersprüchliche Einstellung galt aber nicht nur für die angebliche ideologische Orientierung der Juden, sondern auch für ihre geistigen Fähigkeiten bzw. Unfähigkeiten: Einerseits wurden die Juden als dekadente Elemente mit Ratten gleichgesetzt, andererseits waren sie aber schlau und listig genug,  um ihre Minderwertigkeit zu verbergen. Ironischerweise sahen die Antisemiten ausgerechnet die geringe Anzahl der Juden als Beweis für die Richtigkeit ihrer Ansichten an. Denn wenn die Juden so wenige seien, dafür aber die Weltwirtschaft in der hinteren Hosentasche tragen, dann musste das bedeuten, dass sie irgendwelche dämonischen Kräfte besitzen, die diese Abnormalität ermöglichen. Wie sonst kann man erklären, dass eine so belanglose und unterdrückte Minorität, den politischen und wirtschaftlichen Kurs der menschlichen Zivilisation fast alleine bestimmten könnte?

Der Antisemitismus, wie wir sehen, ist eine vernunftfreie Zone. Und es scheint kein Zufall zu sein, dass die Antizionisten genau dieselbe Argumentation reproduzieren, um ihre irre und irreführende Weltanschauung zu verbreiten. Dieses Mal haben sie aber nicht die Juden im Visier sonder „lediglich“ die Zionisten.

Man argumentiert angeblich im Namen der Demokratie, diffamiert aber die einzige Demokratie im Nahen-Osten und gleichzeitig romantisiert und glorifiziert antidemokratische politische Formen. Man redet im Namen der Menschenrechte, gleichzeitig aber unterstützt diejenigen, die diese Rechte permanent missachten. Man redet über die Freiheit, steht aber an der Seite der „Freiheitskämpfer“ der Hamas, die im Namen der Freiheit die israelische Zivilbevölkerung zum legitimen Angriffsziel erklärt. Man behauptet, die Juden rauben den Palästinensern ihre Ressourcen, verschweigt aber, dass Arafat den Palästinensern Millionen geklaut hat. Man redet im Namen der Aufklärung, opfert aber die Vernunft auf dem Altar des Antizionismus. Man sagt Antizionismus, mein aber Judenhass.

Auch in diesem Fall kommt es nicht darauf an, was die Juden oder die Zionisten machen, denn zu den Regeln dieses Spiels gehört, dass sie verlieren müssen. Der Antisemit, oder wie er sich selbst nennt - „Antizionist“, schiesst zuerst seine Pfeile ab und erst dann markiert er das Ziel. So kann er sicher sein, dass er immer ins Schwarze trifft.

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