Thilo Schneider / 22.09.2024 / 10:00 / Foto: Spalt / 28 / Seite ausdrucken

Eine Spalt-Tablette zum Wahltag

Die wahren Spalter sind die, die keine Unterschiede sehen wollen und alle in den gleichen Topf hauen.

„Wir dürfen uns nicht spalten lassen“, schallte und schallt es uns spätestens seit Solingen von Annalena bis Wüst aus den öffentlich-redlichen Medien entgegen – und ich frage mich mittlerweile: Warum eigentlich dürfen wir uns nicht spalten lassen? Wer ist mit „wir“ gemeint und was passiert denn, wenn wir uns „spalten lassen“? Mal ganz abgesehen davon, dass mittlerweile täglich meine Mitbürger von irgendwelchen Verwirrten mit Messern und Macheten im Wortsinn gespalten werden?

Mit „wir“ meinen unsere Apologeten und Vortänzer wahrscheinlich alles, was in den Grenzen des 1990er Deutschland so kreucht und fleucht und vor sich hinlebt. Also gemeinhin: Die Bevölkerung („Volk“ klingt schrecklich nach 1933) oder, wie man heute sagen würde: Die Bevölkernden, damit sich niemand benachteiligt fühlt, der sich als transsexuelle Katze mit Fuchsohren definiert. Wobei es schon eine Anmaßung ist, wenn eine Regierungskoalition, die unbeliebter als die SED 1990 ist, sich hier erdreistet, von „wir“ zu sprechen.

Dabei waren und sind wir schon immer „gespalten“: in Bayern, Sachsen, Preußen, Nordlichter und alles dazwischen. Jedes Völkchen mit seinen Eigenheiten und Eigenarten. Kein Berliner bei Verstand käme auf die Idee, zum Frühstück Weißbier, Brezn und diese schleimigen weißen Würste zu essen, umgekehrt geht die „Berliner Brause“ südlich des Mains keinesfalls als Bier oder wenigstens Getränk durch. Ein Schleswig-Holsteiner hat wenig Chancen, einen echten Sachsen zu verstehen und in Köln ist der Broiler ebenso unbekannt wie in Rostock der „halve Hahn“. Aber HALLO sind wir gespalten. In ein zünftig-ländliches Bayern, in dem die Mittelstreifen der A3 gemäht werden und ein Berlin, in dem die Bewohner nicht nur in einer, sondern auch auf einer Straße leben. Trotzdem eint uns alle das Band der Sprache und die gemeinsame Geschichte, wenngleich nicht immer die Kultur. Aber bereits in meinem Nachbarschtetl wird der Schweinshaxen mit Blaukraut statt Rotkraut serviert und in Frankfurt kann man nur Wiener und keine Frankfurter Würstchen kaufen. In Wien ist das umgekehrt.

(H)Ampelkoalition

Warum also dürfen und sollen „wir“ uns „nicht spalten lassen“? Gerade diese Regierung hat wirklich alles darangesetzt, die unglücklich von ihr Regierten zu spalten: in Geimpfte und Ungeimpfte, in ein helles und ein dunkles Deutschland, in „Klimaschützer“ und „Klimaleugner“, in binäre Personen und non-binäre Personens (kein Schreibfehler, ich will nur nicht verklagt werden) und letztlich und als Krönung der Spaltpilze in „Demokraten“ und „Nazis“. Gerade diese Regierung definiert die, die sie noch wählen, als die „Guten“ und die, die es nicht tun, als die „Bösen“. Und jetzt sollen „wir“ uns „nicht spalten lassen“?

Und in was sollen „wir“ uns eigentlich „nicht spalten lassen“? In etwas, in das wir bereits absolut gespalten sind? In Gewaltfreie und Gewalttätige? In finanzierte und alimentierte Bevölkerung? In Steuerzahler und Leistungsempfänger? In die Idioten, die den Wohlstand erwirtschaftet haben und die, die ihn mit vollen Händen vernichten? In freilebende Individualisten und von ihrer Religion Geknechtete? In die, die ihren Kindern eine eigene Partnerwahl gestatten und in die, die die Partner für ihre Kinder heraussuchen? In die, die deutsch sprechen und die, die es bewusst nicht tun, weil sie dafür keine Notwendigkeit sehen? In die, die nach einer Scheidung um das Umgangsrecht streiten und die, die im Namen der Familienehre ihre Expartner und gegebenenfalls Kinder töten? In die, die Streitigkeiten vor Gericht ausfechten und die, die sie spontan mit Waffen klären? In die, die ihren gleichgeschlechtlichen Partner heiraten und die, die beide am liebsten vom Hochhausdach werfen würden? In die, die ein Leben vor dem Tod leben wollen und die, die sich auf ein Leben nach dem Tod vorbereiten?

Oder, kurz gefragt: In moderne Menschen einer Zivilisation und irgendwelche Barbaren aus Shitholistan?

Ja, zu spät. Zu spät, die Damen und Herren und Diversen aus der (H)Ampelkoalition, die Ihr auf Teufel komm rein in einem Punkt absolut nicht differenziert: Für Euch gibt es nämlich nur „Migration“. Und keine Unterschiede zwischen echten Migranten, echten Asylsuchenden und Glücksrittern und Terroristen aus aller Religionsknechte Länder. Die wahren Spalter sind nicht die, die Leistung anerkennen und Notwendigkeiten sehen und tatsächlich unterscheiden, sondern die, die hier keine Unterschiede machen wollen. Die wahren Spalter heißen Olaf, Saskia, Annalena, Robert und Nancy. Es bleibt nur zu hoffen, dass die, die sich nicht „spalten“ und spalten lassen wollen, die Genannten achtkantig mit dem Wahlzettel in den Ruhestand abspalten.

(Weitere Spaltartikel des Autors unter www.politticker.de

 

Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

Foto: Spalt

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Leserpost

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Roland Völlmer / 22.09.2024

Damit wir uns nicht spalten lassen müssen wir endlich nur noch eine Partei zur Wahl zulassen. Dann stünde Deutschland ungespalten hinter dieser Partei. Und ich denke, die deutschen wären glücklich darüber. Das waren sie 1933 doch auch…..

Sam Lowry / 22.09.2024

p.s.: nach etwa 2/3 der ausgezählten Stimmen lag die AfD offiziell (Landeswahlleiter) noch deutlich vor der SPD. Bei Erst- und Zweitstimmen. Und plötzlich wurden nur noch SPD-Wahlbezirke ausgezählt? Glaube ich schon rein mathematisch statistisch nicht. Das muss UNBEDINGT thematisiert und geprüft werden.

Sam Lowry / 22.09.2024

“... das einzig bemerkenswerte dieser “Wahl” ist: DAS AUSMASS DES OFFENSICHTLICHEN BETRUGES.” (Kopie)

Else Schrammen / 22.09.2024

Ich lasse mich gerne spalten. Allerdings nicht wie “anno dunnemal” im Kriege Mauren vs. Spanier, wo so mancher brave Ritter mittels eines Krummsäbels der Spaltung anheim fiel (heute geht’s, wie fein bemerkt, fasr ähnlich zu: Mauren cs. Kartoffeln und statt Krummsäbel Macheten). Ja, ich will gespalten werden, liebe nicht das helle Deutschland, lasse mich lieber als “Nazi” beschimpfen als zu den heutigen sog. Demokraten zu zählen, Ich bin gern ein Klimaleugner, weil ich der Klimahysterie nicht folgen möchte, Ich will auf keinen Fall mit den Unsäglichen, die die Regierung als “Gute” bezeichnet, in einen Topf geworfen werden. Und ich bin lieber mit einem Schweinshaxen essenden Bayern oder einem Schleswig-Holsteiner (selbst wenn der Labskaus liebt) zusammen, als mit einem zugewanderten Messerwerfer (echte Asylanten selbtverständlich ausgenommen) Ich lasse mich also lieber soalten und ins Dunkel-Deutschland verfrachten, als von der Ampel als “Guter Staatsbürger” angesehen zu werden1

Franz Zotter / 22.09.2024

Praxis ist immer besser als Theorie. Um zu dem guten Text weitere Beispiele für die der Spaltung zugrunde liegende hinterhältige Bösartigkeit zu demonstrieren, empfehle ich ein Gespräch mit einem “der Fürsten der Finsternis.” Bei Kontrafunk in der Suche “Matthias Matussek im Gespräch mit Martin Sellner” eingeben und verstehen, warum dieser Mensch so extrem bekämpft wird.  Oder direkt aus dem deutschen “Herzen der Finsternis” ganz aktuell auch ein für viele sicher überraschendes Gespräch. In der bekannten Suchmaschine findet sich das auf YouTube veröffentlichte Gespräch: “ »Kulturschwellen, Smartphones, Kulturkritik«– Martin Lichtmesz im Gespräch.”

Ulrich Schily / 22.09.2024

Danke, ein schöner, amüsanter Artikel. Der auch als Anregung für ernsthafte Regeln des Gemeinwesens dienen kann: Warum fordern wir nicht ein Recht auf Sezession, warum verbessern wir nicht die unabhängigkeit der Länder oder besser der Regionen. Allein in meiner Heimat sehe ich es als vorteilhaft an, wenn die Rheinländer andere Regeln und Gewohnheiten pflegen könnten, als die OstWestfahlen und anders als die Sauer- oder Siegerländer. Das heißt ja nicht, dass man nicht überregional handeln und leben kann, aber wir würden insbesondere “unsere” Steuern nur hier verwenden. Ich denke, das könnte uns viel Ärger ersparen und so manche Region könnte in Frieden prosperieren.

Franz Klar / 22.09.2024

Im Bundestagswahlkampf 1987 trat Johannes Rau mit dem Motto „Versöhnen statt Spalten“ an . Das waren noch Zeiten !

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