Eine satte Ohrfeige für die deutsche Klima-Polizei
Georg Delisle Geophysiker und bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover für “Klimaentwicklung” zuständig, hatte es jüngst gewagt am IPCC-Bericht Kritik zu üben. Daraufhin wurden er und sein Arbeitgeber von seinem Kollegen Mojib Latif als “Schande” eingeordnet, “die die gesamte Klimaforschung in den Dreck zieht” (in einer Panorama Sendung). In einem “vertraulichen” Dossier des Bundesumweltamtes, das sofort in der taz stand, wurde die Arbeit der Hannoveraner Behörde als “irrelevant”, “eindeutig falsch”, “anmaßend” und “fernab jeder Realität” gegeißelt (Überschrift des taz Artikels: “Die Amtliche Lüge vom prima Klima” .Ein Sprecher des Umweltministeriums beeilte sich dann noch, die Hannoveraner als gekaufte Vasallen hinzustellen, denen es offenbar darum ginge “die Interessen der Energieindustrie zu vertreten”. Und jetzt das: Die American Geophysical Union, kurz AGU, hat heute die jüngste Klima-Publikation von Georg Delisle zum “AGU Journal Highlight” gekürt.
Hier die Pressemitteilung:
Klimaforschung der BGR ausgezeichnet
Permafrostböden der Arktis sind im 21. Jahrhundert nicht gefährdet
Die American Geophysical Union, kurz AGU, hat heute die jüngste Klima-Publikation von Georg Delisle zum “AGU Journal Highlight” gekürt. Das wissenschaftliche Paper von Delisle ist soeben unter dem Titel “Near-surface permafrost degradation: How severe during the 21st century?” in den “Geophysical Research Letters” erschienen, einer der weltweit renommiertesten wissenschaftlichen Zeitschriften für Geophysik.
Delisle weist in seiner Veröffentlichung darauf hin, dass das von Lawrence & Slater (2005) verwendete CCSM3-Klimamodell, das auch im neuesten IPCC-Bericht Verwendung findet, unsinnig hohe, in der Natur nicht vorkommende Temperatursprünge von 8°C zwischen Boden und bodennaher Atmosphäre produziert. Es unterschätzt überdies den kühlenden Effekt von tief sitzendem Permafrost auf oberflächennahe Bodenschichten. Ähnliche Probleme bei der Berechnung des Klimas in Polarregionen haben nach Einschätzung von Delisle auch zahlreiche andere Klimamodelle.
Delisle präsentiert in seiner Arbeit ein alternatives Modell mit einer präziseren Beschreibung der physikalischen Prozesse in Permafrostgebieten. Nach diesem Modell wird der arktische Permafrostboden selbst bei einer extrem starken Erwärmung der Atmosphäre von 0,8°C pro Dekade, wie es das Szenario “SRES A2” des IPCC vorhersagt, in weiten Teilen nördlich des 70. Breitengrades bis mindestens zum Ende des 21. Jahrhunderts erhalten bleiben. Gleiches gilt für tiefer im Erdboden liegende Frostkörper nördlich des 60. Breitengrades.
Georg Delisle ist Geophysiker und Koordinator der Arbeitsrichtung “Klimaentwicklung” bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Seine klimarelevanten Forschungsprojekte umfassen die Reaktion von Permafrostböden auf den Klimawandel in der kanadischen Arktis, die Emission natürlicher Treibhausgase aus Schlammvulkanen und die satellitengestützte Vermessung des antarktischen Eisschildes.
Vollständige Referenz des Artikels:
Delisle, G. (2007), Near-surface permafrost degradation: How severe during the 21st century?, Geophys. Res. Lett., 34, L09503, doi:10.1029/2007GL029323.
http://www.agu.org/journals/scripts/highlight_list.php?jj=gl
Fachlicher Ansprechpartner: Georg Delisle, Tel. 0511-643-2627, e-mail: georg.delisle@bgr.de
Weitere Informationen: http://www.bgr.bund.de/cln_011/nn_322882/DE/Gemeinsames/Nachrichten/Aktuelles/aktuelles__node.html?__nnn=true
Pressesprecherin: Dr. Frauke Schäfer
Tel.: 0511-643-2679
Fax: 0511-643-3685
e-mail: frauke.schaefer@bgr.de
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)
Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG)
im GEOZENTRUM Hannover
Stilleweg 2
30655 Hannover
http://www.geozentrum-hannover.de
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