Sehr geehrter Herr Held, das ist ja alles richtig, aber ebenfalls richtig ist, dass das internationale Recht auf Selbstbestimmung das Recht „aller Völker“ ist, „frei über ihren politischen Status zu entscheiden sowie ihre wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung frei zu bestimmen (International Covenant on Civil and Political Rights) Wenn es uns denn opportun erscheint (denken Sie an die Unabhängigkeit vom Kosovo, bei der wir keine Bedenken hatten), verschieben sich wie immer unsere Prioritäten. Und auf einmal kann man auf eine schwierige Frage mit diversen “Graustufen”, bei der man eigentlich verschiedene Argumente abwägen müsste, mit einem glasklaren “Nur so ist es richtig” antworten. Ich würde es bevorzugen, wenn, zumindest hier auf der Achse, sozusagen als Fels in der Brandung, die Sachverhalte ausgewogen, mit für und wider dargestellt werden. Die Befürworter des Referendums sind keine Idioten (zumindest nicht alle…) Hier sehe ich noch etwas Entwicklungspotential in Ihrem, ansonsten wie immer gut recherchierten Artikel
Verhielte Brüssel sich nicht neutral, käme der Vorwurf, die EU mische sich in nationalstaatliche Belange ein. Ich zitiere Ihren Griechenland-Artikel vom 17.07.15: “Das nation building von außen scheitert. Ohne Souveränität geht es nicht.”
Ich bin ehrlich entsetzt über diesen Artikel. Ich weiß ja nicht wie der Autor tickt und welches Verständnis er von Spanien hat. Die Katlanen kämpfen seit vielen Jahren für mehr Autonomie und habe lange gebraucht, daß sie überhaupt ihre eigene Sprache wieder benutzen dürfen, was sich jetzt z.B. auf Straßenschildern ausdrückt. Egal wie man zu solchen Autoniembestrebungen steht, Spanien gibt es faktisch nicht genauso wenig wie eine einheitliche spanische Sprache!! Katalonien hat ein eigene Kultur und eine völlig eigenständige Sprache. Das ist etwas völlig anderes als die kulturellen Unterschiede in Deutschland! Die Aggression, die von der spanischen Zentralregierung gegenüber den Unabhängigkeitsbestrebungen Katalonien ausgeübt wird, hat vor allem einen Grund: Katalonien gehört zu den wirtschaftsstärksten Regionen des ansonsten ziemlich heruntergewirtschafteten Landes.
Genau, die Zentralregierung hat die Nerven verloren. Die (dort offensichtlich kritisch gesehene) Guardia Civil in die Behörden zu schicken und Festnahmen zu tätigen, ist unnütz und dumm. Immer abstimmen lassen, aber klar machen, dass sich aus dem Ergebnis keine rechtlichen und faktischen Folgen gegen die spanische Verfassung ergeben dürfen, hätte gereicht.
Werter Autor, wem der eine Separatismus Recht ist, der sollte den anderen nicht verurteilen. Ich erinnere hier an den EU befürworteten Separatismus der Kosovo Albaner, die nun einen eigenen, von der EU ausgehaltenen Staat besitzen, der als größte Drogenquelle für Europa gilt. Gibt es nun das Selbstbestimmungsrecht der Völker? “Artikel 1 (1) Alle Völker haben das Recht auf Selbstbestimmung. Kraft dieses Rechts entscheiden sie frei über ihren politischen Status und gestalten in Freiheit ihre wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung. (2) Alle Völker können für ihre eigenen Zwecke frei über ihre natürlichen Reichtümer und Mittel verfügen, unbeschadet aller Verpflichtungen, die aus der internationalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit auf der Grundlage des gegenseitigen Wohles sowie aus dem Völkerrecht erwachsen. In keinem Fall darf ein Volk seiner eigenen Existenzmittel beraubt werden. ... “ Oder nur wenn es uns passt? Die Katalanen sind, zu unserem Leidwesen, keine geschichtsvergessenen Idioten und es gibt bei denen ein historisches Gedächtnis, was spanische Zentralregierungen Katalonien antaten. Der spanische Bürgerkrieg ist auch noch nicht einmal 100 Jahre her. Verteidigt Spanien? Verwechseln Sie da nicht irgendwas? Katalonien will schließlich nicht Spanien übernehmen. Es will die katalonischen Steuergelder für die Bürger Kataloniens ausgeben und selbst über sein Schicksal bestimmen.
Spanien hat im Prinzip die gleichen Zustände wie in Italien. Je weiter man nach Süden kommt, um so korrupter ist die öffentliche Verwaltung. Die unzähligen halbfertigen Schwarzbauten, welche die Steuerzahler bis heute mindestens 100 Milliarden Euro gekostet haben, stehen nicht zufällig alle im Süden. Im übrigen bleibt festzuhalten, das die Regierungen aller Couleur in Madrid ebenso wie in Rom seit Jahrzehnten keinen Finger krumm machen, um der ausgeuferten Korruption in der Verwaltung Herr zu werden. Da sollte es niemanden wundern, wenn sich der Spaltpilz fröhlich vermehrt. Bei diesen unvermindert fortbestehenden Missständen ist der Hinweis auf die moderne demokratische Einheit Spanien alles andere als hilfreich. Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft und die Einheit auf. Vor allem dann, wenn sie ständig durch kriminelle Machenschaften, die niemand in der Regierung ernsthaft bekämpft, ständig auf die Probe gestellt werden.
Dann muss sich der König mal auf die Hinterbeine stellen und zeigen, dass er zu was nütze ist. Der Alte hat das doch auch hingekommen.
In dem Text wird die problematische gemeinsame Geschichte etwas ausgeblendet. Es gibt aber auch konstruktive Trennungen, wie die der Tschechen und Slowaken. Die Frage ist halt grundsätzlich die nach dem Selbstbestimmungsrecht der Völker. Und die Katalanen haben eine Sprache, eine Kultur, eine Geschicht…. also muss man sich entscheiden können.
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