Eine Lokalposse zeigt ein grundsätzliches deutsches Problem

Dass die evangelische Kirche einerseits immer wieder das Existenzrecht Israels betont und Antisemitismus verurteilt, andererseits immer wieder mit radikalen arabischen Antisemiten im Gewand der Dritten-Welt-Solidarität kuschelt, ist unerträglich.

Dass die EKD schon lange links-grüne Schlagseite hat, ist bekannt. Die Michaelsgemeinde im besonders grünen Darmstädter Martinsviertel ist dabei sozusagen die Quintessenz dieser Tendenz: Wo der links-grüne Zeitgeist im Sprengel regiert, merkt man das selbst nicht mehr und wähnt sich im Kampf gegen die üblichen „-ismen“ immer auf der richtigen Seite. 

Der spezielle Fall: Die Kirchengemeinde veranstaltete zum Dritten Advent einen „Anti-kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt“, auf dem auch eine Gruppe namens Darmstadt4Palestine einen Stand hatte und Produkte mit eindeutigen Hasssymbolen wie dem Hamaszeichen, dem roten Dreieck und Kampfsprüchen wie „Free Palestine“ und „From the river tot he Sea, Palestine will be free“ feilbot. Nachdem ein Journalist der Welt dieses öffentlich machte, war die Aufregung groß. Die Jüdische Gemeinde Darmstadt stellte Strafanzeige wegen Volksverhetzung, ebenso der hessische Antisemitismusbeauftragte und die Mutterkirche der Michaelsgemeinde, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und einge Privatpersonen.

Der verantwortliche Pfarrer, Manfred Werner, tat unwissend: Niemandem sei etwas aufgefallen und man habe ja auch die „propalästinensische Organisation“ gebeten, den Dialog nicht zu stören. Von dieser fühlte sich Werner nun hintergangen: Mir wurde zugesichert, dass die verschiedenen Menschenrechtsgruppen auf verschiedene Weise auf die Kultur und das Leid von Menschen in Israel und Palästina hinweisen wollen und den Dialog mit den Besuchern suchen.

Allein schon Israel und Palästina in einem Atemzug zu nennen, als handele es sich um zwei benachbarte Länder, zeigt, dass der Pfarrer auch jetzt noch nicht verstanden hat, wer von Palästina redet und was damit gemeint ist. Kleiner Tip: Nicht die römische Provinz, in der Jesus geboren wurde als diese noch Judäa hieß und in der es noch keine Palästinser gab. Und auch nicht eine Zweistaatenlösung, und wenn, dann Hamasland und Fatahland.

Auch wenn man der EKD ein großes Maß an Naivität zubilligen kann, sollte man auch in der links-grünen Darmstädter Blase mitbekommen haben, wer hinter allen möglichen „Palästina-Solidaritätsgruppen“ steckt, spätestens seit dem 7. Oktober 2023.

Obwohl der Pfarrer sich entschuldigte, sein Bekenntnis zum Existenzrecht Israels abgab und den Dialog mit der jüdischen Gemeinde suchen will, wurde er zeitlich suspendiert, kurz darauf trat das für die Organisation des Weihnachtsmarktes verantwortliche Kirchenratsmitglied zurück.

Schon der Ausdruck „Anti-kolonialer Weihnachtsmarkt“, selbst ohne Palästina und Hamas, sollte jedem Christen gegen den Strich gehen: Anti-Kolonialismus ist ein linker Kampfbegriff und nicht das Gleiche, wie die Kolonialpolitik des 19. Jahrhunderts kritisch zu sehen. Allerdings leben wir bereits im 21. Jahrhundert, und Kolonialismus ist ein Thema für Historiker, nicht für die Kirche und auch nicht für die Politik. Abgesehen davon ist Weihnachten selbst für säkulare Menschen eine Zeit der Besinnlichkeit und der inneren Einkehr, nicht der aufgeheizten politischen Debatten.

Aber eine Kirche, die auf derselben Demo gegen Antisemitismus und gegen Islamfeindlichkeit demonstriert, könnte auch gegen Krankheiten und Ärzte oder gegen Feuer und Feuerwehr demonstrieren.

Sebastian BiehlJahrgang 1974, arbeitet als Nachrichtenredakteur für die Achse des Guten. Vor Kurzem erschien von ihm „Ein Volk sucht seinen Platz. Die Geschichte von Orania und dem Freiheitsstreben der Afrikaaner.“ Dieses kann hier oder hier bestellt werden.

Foto: Montage achgut.com

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Dr. Wilhelm Dierkopf / 29.12.2024

Nun gibt es auch die Doppelmoral der evangelischen Kirche Deutschlands. Jeder entscheidet für sich, ob er noch dazu gehört

Markus Viktor / 29.12.2024

@Chris Kuhn: „Sorry, die Achse ist zu Israels aus dem Ruder gelaufenen Militäraktionen nicht objektiv. Auf ihr wird unter Diasporajuden eine Homogenität der Öffentlichkeit vorgespiegelt, die so nicht existiert. In den USA protestieren seit über einem Jahr auch Juden gegen Netanjahu“. Die Homogenität der Diasporajuden ist bekanntlich ein Lieblingsthema von Henryk Broder. Und um die Objektivität zu stärken, verweise ich gerne auf die vielfältigen muslimischen Demonstrationen für die Freilassung der israelischen Geiseln und die Kapitulation der Hamas. Dieser in Deutschland weltberühmte palästinensische Jesus aus Gaza hat das dort an Weihnachten auch getan, und dafür wird ihm die Hamas an Ostern den Kopf abschlagen.

Wilfried Düring / 29.12.2024

Zur Qualität der in Deutschland grassierenden Informationen über ‘Israels Krieg’ verweise ich auf die vom Genossen Ex-Regierungssprecher und Ex-ZDF-Journo Seibert verbreiteten Hamas-Lügen. Nach diesen sind mehre Pali-Babies im Gaza-Streifen gestorben bzw. erfroren. Schuld hätten natürlich die Juden - also Netanjahu. Nach massiver Kritik mußte der Qualitäts-Journo Seibert kleinlaut-verschwurbelt zugeben, daß er Gerüchte verbreitet hat, die nicht verifizierbar sind! Zitat Qualitäts-Journo Seibert: ‘Ich weiß nicht genau, was passiert ist (und behaupte das auch nicht), aber ich kann mir vorstellen, dass ein schwaches Neugeborenes dort an Unterkühlung sterben könnte (9-10 Grad nachts in einem Zelt, der Boden kalt, Wind draußen). Das haben Ärzte in Gaza auch gesagt und ich glaube nicht, dass sie alle lügen.’ Seibert weiß also nicht, was passiert ist; aber er ‘kann sich vorstellen’. Und Ärzte von denen man nicht weiß, ob es wirkliche Ärzte oder Hams-Agenten im Arzt-Kittel sind, lügen selbstverständlich nie. Man weiß nichts Genaues - nur das die Juden Schuld sind, das steht in Stein gemeißelt schon fest! Wie nennt man das? Könnte man das polemisch zugespitzt mglw. ‘ns-affinen paranoiden Judenhaß’ nennen? Ich weiß es auch nicht genau und behaupte das auch nicht - aber ich finde, man sollte darüber nachdenken, denn ich kann es mir das vorstellen! Ich denke diese kleine Geschichte illustriert, welche Qualität viele der selbsternannten Qualitätsjournos der Mainstreammedien inzwischen abliefern. Wer solchen Leuten auch nur irgendetwas glaubt, ist selber schuld!

Wilfried Düring / 29.12.2024

@Chris Kuhn: ‘Israels aus dem Ruder gelaufenen Militäraktionen’. Wo wissen Sie, daß ‘Israels Militäraktionen aus dem Ruder laufen’? Al Dsharisa? Hamas Press Directly? Oder Organe der deutschen prinzipiell und ausnahmslos antisraelisch ausgerichteten Mainstream-Presse, die die ‘Behörden des Gaza-Streifens’  und/oder ‘im Gaza-Streifen tätige Journalisten’; daher also Hamas-Behörden und/oder Hamas-Aktivisten im journalistischen Tarnmantel und/oder Funktionäre von NGOs (UNHWR) (von der wir ALLE wissen, was wir von solchen selbsternannten ‘NGOs’ zu halten haben) rauf und runter zitieren? Ich lese Mena-Watch und Audiatur Online (Schweiz)! Sei sind ein Opfer von Pro-Pali-Propaganda-Kampagnen! Und die Demos von Omas, Puberkeln und sonstigen Vögeln ‘gegen Rächtzs’ (daher in Israel gegen Netanjahu) kenne ich aus Deutschland; ich ahne also, wer da auf Israels Straßen Krawall macht. Richtig sind Ihre Anmerkungen bzgl. des ‘Versagens an der Grenze’  von der sich die amtierende Regierung natürlich nicht freisprechen kann. Für viele Israelis, die ‘im Konflikt’ alles verloren haben (Angehörige, Haus und Hof) ist es aber mindestens genauso wichtig, daß die Vertriebenen endlich wieder an der Grenze zum (Süd-Libanon) lben und siedeln können. Dies ist nur möglich nach einer völlig Zerschlag der Hisbollah. Und da die Libanesen von Hisbollah (die sich von Pali-Gästen quasi zum einem Besatzungs-Regime des gesamten Landes entwickelt hatte) auch gründlich die Schnauze voll haben, besteht nach den Ereignissen in Syrien die Chance sich der Hisbollah end-gültig zu entledigen. Es wäre fahrlässig von Premier Netanjahu, diese Chance nicht zu ergreifen!

MarcusCato / 29.12.2024

Die Grünen gingen aus der Naturschutzbewegung der NSDAP hervor und die deutschnationale Evangelische Kirche beruht auf den Schriften des offen antisemitischen Martin Luther. Was zusammengehört, geht eben zusammen.

Michael Fasse / 29.12.2024

@Hans-Joachim Gille - So toll ist Ihre Recherche auch nicht. Sie unterschlagen, daß die Römer sehr wohl den Namen “Palästina” eingeführt haben. Und zwar gar nicht lange nach dem Abgang von Herodes, nämlich nach dem Bar-Kochba-Aufstand 135 n.Chr. als das jüdische Volk in alle Welt zerstreut wurde. Damit wollten die Römer die Erinnerung daran, daß hier einmal die Heimat der Juden war, auslöschen. Sie taten also im Grunde nichts anderes, als was heutige Antisemiten gerne tun würden, ihnen aber nicht gelingen wird, weil Gott versprochen hat, dass die Juden nie wieder aus diesem Land vertrieben werden. @Ilona Grimm - Danke für Ihren guten Beitrag!

Peter Faethe / 29.12.2024

Nur ein scheinbarer Widerspruch. Die wichtigste Karriere-Voraussetzung in der EKD ist die Verlogenheit.

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