Thilo Schneider / 15.08.2024 / 16:00 / Foto: Imago / 9 / Seite ausdrucken

Eine allerletzte Olympianachlese

Nachdem alle ihr Nachwort schon geschrieben haben, kommt hier noch ein allerletzter Blick auf die Highlights der fast schon wieder vergessenen Olympischen Spiele.

Aus! Aus! Das Spiel ist aus! Endlich sind sie vorbei, die „Olympischen Spiele 2024“, übrigens meine ersten Spiele, die ich wirklich – Homeoffice sei Dank – einigermaßen live verfolgen konnte. Auch, wenn es mich nicht wirklich interessiert, wer einen „Hammer“ am weitesten werfen kann. Hierzu benötige ich nur den Schatz, der bei uns für die Reparaturen im Haus zuständig ist und eine nicht auf Anhieb funktionierende Baustelle. Er neigt zum Jähzorn, der Schatz, und es ist besser, ihm dann nicht im Weg herumzustehen…

Was bleiben mir für Bilder in Erinnerung? Welches persönliche Fazit ziehe ich zwischen Gebäudeversicherung und Gewichtheben?

Da wäre zum einen diese woke und saublöde Eröffnungsfeier, inklusive höhnischer Nachstellung des Abendmahls. „Neinnein“, versicherten die guten Journalisten der Hauptstadt, „da wurde ein ganz anderes Bild nachgestellt…“ und während sie noch über die Ticker die Welt anlogen, entschuldigten sich die Macher der Veranstaltung. War nicht so gemeint, einen blauen Clown und eine von der Natur sehr reich beschenkte Jesuin in die berühmte Szene gesetzt zu haben. Aber wer das erkannt hatte, war schon irgendwie Nazi und homophob.

Dann sehe ich den türkischen Silbermedaillengewinner im Pistolenschießen. Während alle anderen Schützen Hightech vor den Augen haben, um auch wirklich wirklich zu treffen, stellt sich dieser Typ in der Jogginghose einfach hin, linke Hand in der Hosentasche, schießt kurz Silber und fragt dann, wo die Raucherecke ist. Chapeau Yusuf Dikec, selten sah man bei Olympia eine derart „coole Sau“. Und dann sagt der zweite Gewinner auch noch lässig, er wollte kein Gold schießen, weil ihn sonst jeder für einen Auftragskiller gehalten hätte. Alter! Im wahrsten Wortsinn. Der Mann ist 51! Sich bewusst zu „Silber“ zu schießen, muss man erst mal hinkriegen. Er hätte dafür eigentlich Platin verdient gehabt. Etwas schade, seine „Mixed“-Partnerin Sevval Ilayda Tarhan (24) hatte einen ähnlich lockeren Auftritt, ging aber in der Silbereuphorie etwas unter.

Männer sind die besseren Frauen!

Dann hatten wir natürlich Frau Imane Khelif, die quasi mit einem Donnerschlag ihren ersten Kampf in 42 Sekunden gewann und sich die Goldmedaille im Frauenprügeln holte, auf den Schultern und ganz ohne weibliche Scham auf den Schultern ihres Trainers feiernd, was es noch niemals – niemals – in einem islamischen Land gab. Noch einmal: Eine Frau auf den Schultern ihres Trainers. Soll niemand sagen, islamische Länder seien im Bezug auf Frauen rückständig. Außer, die Frau wäre ein Mann. Aber wenn im Ausweis „weiblich“ als Geschlecht steht, dann ist Frau Khelif weiblich. Da kann man nichts machen und ich will auch nicht das Schicksal vieler Autoren und Journalisten teilen, die Frau Khelif jetzt wegen „Beleidigung“ verklagen will. Ich habe Mittwoch besseres zu tun, als mich vor Gericht für eine Falschbehauptung zu rechtfertigen. Außerdem sind Männer sowieso die besseren Frauen!

Als besonderes Highlight wird mir auch die Break-Dance-Performance der australischen Top-Athletin Rachael Gunn mit dem coolen Breakdancer-Alias-Namen „Raygun“ in Erinnerung bleiben. Die 36-Jährige Wissenschaftlerin promovierte mit dem Titel „Deterritorializing gender in Sydney's breakdancing scene : a B-girl's experience of B-boying“, das „the intersection of gender and Sydney's breaking culture“ beleuchtete. Und so verkopft und verkrampft sah das dann auch aus, was Sie im Wettbewerb ablieferte: Wie ein epileptischer Anfall mit Känguru-Hüpfern. Oder, wie ein Kollege schrieb: „Das, was meine 5-jährige Nichte macht, nachdem Sie „guck mal, was ich kann“ gesagt hat“. Das Ergebnis einer sich nicht verscheißern-lassen-wollenden Jury: 0 Punkte und gratis Prominenz und weltweiter Spott. Selbst 9-jährige Breakdancer in der Bronx liefern um Längen hochklassigere Ergebnisse ab als das, was die Australierin mit ihren Bodenwälzern abgab und der Verdacht steht im Raum, sie habe sich selbst nominiert, um sich auf Kosten des australischen Sportverbands ein paar schöne Tage in Paris gemacht zu haben. Da kann man sich auch zwei Minuten unsterblich blamieren. Egal.

Dann gab es ein Bodyshaming noch ganz anderer Art bei den deutschen Athleten: Der blonde und muskulös gebaute Oliver Zeidler holte eine Goldmedaille im Einer-Rudern, sah dabei aber aufgrund seiner Physiognomie und seines Körperbaus so Riefenstahl-deutsch aus, dass die bebrillten Duttträger in den Leid-Medien vor Schreck vom ergonomisch geformten Sitzsack fielen und den Athleten mit Hohn und Spott überzogen.

Sondermedaille für hohe Moral

Apropos Goldmedaillen: Diesmal gab es bei der deutschen Reiterei keine Heulerei wegen eines nicht funktionierenden Pferdes, diesmal hat Deutschland da Gold abgeräumt. Aber auch nur in der Hauptsache dort, hier gewinnen die Pferde für die deutschen Athleten die Medaillen, da Pferde noch Leistungssport können. Ansonsten fiel die Ausbeute der deutschen olympischen Kämpfer mit 12 Goldmedaillen und insgesamt 33 Medaillen, vorsichtig ausgedrückt, „übersichtlich“ aus und lieferte das schlechteste Ergebnis seit 1952. Damals hatte Deutschland gerade einen Krieg verloren, die Athleten trainierten auf freigeräumten Trümmerfeldern und noch nicht alle Kriegsgefangenen waren zu Hause. Zum Vergleich: Die USA und China haben mehr Goldmedaillen geholt als alle deutschen Athleten zusammen überhaupt an Medaillen. Und dies trotz einer Sportförderung des Bundes von sage und schreibe 2,3 MILLIARDEN Euro im Zeitraum zwischen 2018 und 2021. Zwischen 2021 und 2023 hat allein der Deutsche Leichtathletikverband 30 Millionen Euro kassiert, aber nur vier Medaillen gewonnen.

Der Medaillenspiegel ist somit also auch ein hübscher Gesellschaftsspiegel, in dem das Leistungsprinzip gegen das integrative Motto „Dabei sein ist alles“ eingetauscht wurde, weswegen es bei den Bundesjugendspielen ja auch nur noch Teilnehmer*innen-Urkunden gibt. Damit sich niemand ausgeschlossen fühlt, der zwar im Hüpfen und Rennen Letzter wird, aber in Latein und Mathematik einen Einser hat

Andererseits hat es auf mein Leben nicht den allergeringsten Einfluss, ob ein deutscher Ruderer am schnellsten auf der Welt rudert, ich bin in meinem Leben selbst schon genug gerudert, wenn am Ende des Geldes noch Monat übrig war und es ist mir völlig egal, wer am Schnellsten rennt, schwimmt, krault, läuft oder über Hürden springt. Und ob der aus Deutschland oder Ost-Timor kommt. Schön für ihn oder sie, mir wurst. Nur sehe ich nicht ganz ein, warum dies mit Steuergeldern gefördert werden soll. Aber vielleicht sollten wir ja darauf bestehen, Messerstechen als neue olympische Disziplin durchzusetzen. Da haben wir bereits massenweise Athleten und Spezialisten im Land und das schöne Geld der deutschen Sportförderung wäre hier in Integrationskurzen sehr viel besser investiert. Und dann fühlt sich auch niemand mehr irgendwie ausgeschlossen.

Oder wie wäre es mit einer Sondermedaille für hohe Moral? Komm, die würden wir gewinnen!

(Weitere sportliche Artikel des Autors unter www.politticker.de

 

Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

Foto: Imago

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

W. Renner / 15.08.2024

Seit der Spartakiade in München Anno 72 bin ich nicht mehr auf dem laufenden. Hat nun endlich ein Mann ohne Doping das Frauenboxen gewonnen? Und kann min sich in der Seine jetzt wieder ungestört vergiften?

Sam Lowry / 15.08.2024

Hach ja, ich bewundere die chinesischen Wasserspringer und -innen. Was ich eigentlich schreiben wollte, habe ich binnen 30 Sekunden vergessen. So wie der ziemlich gesamte Rest der Doitschen. Kohl und IM Erika gehören für meine Vorstellung genauso wie die gesamte jetzige Regierung in den Knast. Wie kann man ein Land so betrügen und runterwirtschaften???

Dieter Martin / 15.08.2024

...und nicht zu vergessen, schwimmen im Jauchekanal, was nicht nur ich zum Kotzen fand, obwohl nicht dabei.

Jürgen Fischer / 15.08.2024

»Damit sich niemand ausgeschlossen fühlt, der zwar im Hüpfen und Rennen Letzter wird, aber in Latein und Mathematik einen Einser hat« – Ach, Herr Schneider, einen Einser in Latein und Mathe kriegen die doch auch nicht mehr zusammen! Zumal ja Noten (=Zensuren) auch sowas von Nazi sind. Aber zurück zu den Olümpischen Spülen: Die hätten dieses Jahr nach Rom gehört statt nach Paris. Warum? Ganz einfach, Gigi D’Agostino ist Italiener, und da hätten sie 2 Wochen lang ganz unverdächtig Döp Dödö Döp rauf und runterdudeln können. In Paris war da natürlich Fehlanzeige. Ansonsten ist mir nur die grauenhaft üble Berichterstattung der Öffentlich Rechtlichen aufgefallen, so viele Worthülsen und ausgemachten Blödsinn, wie die Kommentatoren da abgesondert haben, gibt’s ja gar nicht. Von der ZDF-Grinsekatze, „Mr. Spielermaterial“ J. Breyer, will ich gar nicht reden. Ansonsten: ja, man konnte seine Zeit besser verplempern als mit 2 Wochen „Olympia“. Aber die Bundesregierung hat sich ja an den Trend gehängt und Werbung für eine Olympia-Bewerbung für 2040 gemacht. Da muss ich doch korrigierend eingreifen: 2036 würde besser passen, wegen 100 Jahre Nazi-Spiele. Bis dahin hätten wir garantiert die passenden Zustände im Land, die „Guten“ arbeiten ja schon dran. Bis auf eine funktionierende Infrastruktur und Verwaltung. Es gäbe dann weder passende Sportstätten noch Leute, die organisieren könnten – da müssten unsere „Spezialisten“ zähneknirschend zugeben, dass die Nazis das besser konnten. Aber wozu spekulieren – Deutschland kriegt die Spiele weder 2036 noch 2040. So blöd sind sie nichtmal beim IOC.

Fred Burig / 15.08.2024

@Gregor Waldersee:”.....  OlympiAde, auf nimmer wiedersehen!” ....... So wie das mit der Eröffnungsfeier begonnen hat, möchte man das wirklich hoffen! Für mich ein einziger Ausdruck von Dekadenz! Der Verfall von Sitten und Moral konnte nicht besser dargestellt werden! U.a. ein halbnackter, unrasierter und in die Jahre gekommener schwuler Herr mit breiter Stirn und kurzem Röckchen, der vor den Kameras herumschwuchtelte, sollte wohl ein Gefühl von Lebensfreude Andersgearteter vermitteln ..... Das war nicht nur eklig - das war grauenhaft! Von der verschandelnden und diskriminierenden Darstellung biblischer Ereignisse ganz abgesehen! Ja, das möchte ich tatsächlich nimmer wieder ansehen müssen!! Ein sonst so traditionsreiches “Sportereignis” derart für solche Zwecke zu missbrauchen, ist eine Schande geradezu! MfG

Wolfgang Janßen / 15.08.2024

Im Hammerwerfen waren früher die Russen gut. Sie mussten nur aufpassen, die Sichel nicht hinter zu schmeißen.

Gregor Waldersee / 15.08.2024

Das Dauergrinsen des ZDF Breyer und der rührselige Bommes ... beim Zappen hatte ich immer Angst, auf diese beiden Figuren zu treffen. Am letzten Abend saß Thomas Walde im Studio und hat seine Mundwinkel bis zu den Knien fallen lassen. Frauen sind Eure Äcker (Ilhan Arsel) und wohl auch zum Verprügeln da. Wieviel weitere, tolle Medaillen hat Allah’s Welt geholt? Prügeln, Schießen - war noch was? OlympiAde, auf nimmer wiedersehen!

L. Luhmann / 15.08.2024

Olympia in weniger als 7 Minuten! - Dieser Raygun ist für mich der Athlet, der bei dem, was jetzt als Olympia bezeichnet wird, die erste Goldmedaille in Persiflage gewonnen hat.  (Ich habe mir nur 2 Performances angeschaut: Den coolen Beinahekiller und Raygun! Und das alles in weniger als 7 Minuten!)

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com