Hatte mich schon gewundert, warum Alex K unterschrieben hatte. Jetzt passt es aber wieder.
Die Armee der Maulkorbverteiler eifert einfach nur Mark Twain nach. Sagte der doch schon: “Tiere sind die besten Freunde. Sie stellen keine Fragen und kritisieren nicht.” Vielleicht auch daher das Bedürfnis aller rechten wie linken Ideologien ihre Gegner zu Tieren zu reduzieren bevor man sich ihrer dann endgültig entledigt. Hildgard Hamm-Brücher antwortete mir einst auf die Frage was die Liberalen von den Rechten und Linken (Parteien) unterscheidet: “Junger Mann sie müssen noch viel lernen, aber eines müssen sie sofort lernen. Echte Liberalität unterscheidet nicht zwischen Rechts und Links, sondern nur zwischen einem mehr und einem Weniger an Freiheit” Klarer hat es seit dem Niemand mehr auf den Punkt gebracht.
Wobei McCarthys Theorie des Dominoeffekts nicht falsch begründet war, nur in der Praxis übertrieben. Der Vergleich ist also substanziell daneben. Ansonsten: Daumen hoch!
Daß das linksradikale Blatt SZ Leute um Rechtfertigung anruft, ist erstens eine Schande, daß dann auch Angerufene, statt sofort aufzulegen, meinen, sich rechtfertigen zu müssen, eine große Schwäche.
Sehr treffend Herr Plutz, ich bin beeindruckt. Vielleicht hilft es, wenn, wie in diesem Artikel, die Sprache etwas rauer daher kommt und dafür vielleicht sogar verständlicher ist? Danke! b.schaller
“Cancel Culture ist keinesfalls links, geschweige denn rechts. Sie kennt keine Richtung, außer die der Beschneidung der Freiheit.” Das wäre die hochspannende Einflugschneise gewesen, sich dem Thema zu nähern. Stattdessen entscheidet sich Julian Marius Plutz, noch einmal zusammenzufassen, mit vielen schönen Beispielen, wie ein Wasserläufer (Gerridae) die CC wahrnimmt, der sich des Ozeans unter der Oberfläche nicht gewahr werden kann. - - - Will man wirklich verstehen, den Dingen auf den Grund gehen, die Mechanik offenlegen, muss man einmal den Schritt wagen, von der immer und immergleichen Beschreibungsebene abzuspringen. - - - So aber bleibt die CC in einem vagen Sosein, sie ist irgendwie entstanden und hat sich seither irgendwie entfaltet und jetzt ist sie halt irgendwie da. Was natürlich auch irgendwie nicht so gut ist. Wie die stehengelassenen Weinflaschen.
Einspruch! Wenn die asoziale und menschenverachtende, zu Terror aufrufende, sogenannte Band “Feine Sahne Fischfilet” daran gehindert wird ihren Dreck zu verbreiten, ist das nicht zu verurteilen! Es ist anständig. Es sei denn, man hat verinnerlicht, dass auch der ekelhafteste Schund, der dazu aufruft Menschen abzuschlachten, ein Existenzrecht hat. Für mich gehört solches Gesocks nicht auf eine Bühne, sondern für lange Zeit in ein knüppelhartes Arbeitslager, für die geistige Gesundung.
Das Persönliche ist ein Ding, irre Isolation, in die der abtrünnige geraten kann. Aber viel wichtiger ist doch der Sinn der freien Rede und, korrespondieren, die fähigkeit der Rezipienten, die Meinung des abtrünnigen zu ertragen und in den diskurs aufzunehmen. Der Sinn und Zweck der freien Rede in einer offenen Gesellschaft ist es, eine gemeinsame Entscheidung, dass heißt hier mehrheitsentscheidung, kurz einen Beschluss, herbeizuführen. Die schwarmintelligenzforschung lehrt uns, wie schon Popper, dass die Entscheidungen um so besser sind, je mehr daran beteiligt sind. Meinungspluralismus ist also keine Frage eines ethischen Diskurses, sondern bezweckt, fuer die Gemeinschaft nützliche oder weniger schädliche Beschlüsse zu treffen. Das war der Sinn und Zweck aller Auseinandersetzungen in Versammlungen, ob in einem Thing oder im Rat der 500 oder im römischen Senat. Streitkultur ist kein Selbstzweck wie trockenuebungen im soziologischen oberseminar. An ihr entscheidet sich die zukunft aller, sie ist angewandte Vernunft. Darum geht es uns nicht darum, dass man den Wein am Ende selbst saufen muss.
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