Ja, Nazi-Vergleiche nerven und ich will wirklich niemanden mit Nazis vergleichen. Aber eines “muss man ja mal sagen dürfen”: Adolf Hitler hat in nur zwölf Jahren Deutschland nachhaltig vor die Wand gefahren, er war ein Außenseiter, wurde von Opportunisten umgeben und wurde nicht in dem Staat geboren den er als Kanzler regierte. Und er wollte immer eine europäische Lösung, ohne Rücksicht auf die europäischen Nachbarn.
Warum die Österreicher uns Adolf Hitler nicht vom Halse gehalten haben, kann man bei D. C. Watt (brit. Historiker) nachlesen, veröffentlicht in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 6. Jahrgang 1958, Heft 3., “Die bayerischen Bemühungen um Ausweisung Hitlers 1924”. Nebenbei bemerkt: die sogenannten “Nazis” waren keine “Rechtskonservativen”, sondern Sozialisten. Darauf haben sie, angefangen bei Hitler selbst, über Goebbels, die Strasser-Brüder und viele weitere führende Nationalsozialisten immer vehement hingewiesen. Linke geraten in äußerste Schnappatmung, wenn man sie auf diesen Sachverhalt hinweist. Die Nationalsozialisten verachteten das Spießbürger- und Bonzentum, die “Plutokraten” und gemeinhin alles Konservative. Ihr Ziel war - und auch das verbindet sie mit den internationalistischen Sozialisten - der radikale Umbau von Gesellschaft und Staat sowie die Schaffung eines neuen Menschentyps. Nationaler Sozialismus und internationaler Sozialismus krochen aus demselbe Loch. Auch die radikale Gegnerschaft zum Judentum war und ist ihnen gemeinsam.
In dem Fall möchte ich nur bekunden, dass ich sehr wohl differenzieren kann zwischen dem Schauspieler Armin Rohde, den ich schätze und dem Menschen Armin Rohde, den ich nach diesem Tweet eben nicht mehr schätze. Ich halte das Handeln eines Sebastian Kurz in der Flüchtlingskrise für extrem vernünftig, weil er weitsichtig im Interesse der Völker Europas agiert. Diese Menschen haben auch einen Anspruch auf Sicherheit, Frieden und Wohlstand. Nur sobald das irgendwie öffentlich verlautbart wird, kommt der Nazi-Vergleich, und das im Fall von Armin Rohde auf nicht besonders intelligente Art und Weise. Mit der Zeit langweilt es wirklich. Ich denke, sollte es der österreichische Bundeskanzler in Erwägung ziehen, sich zu diesem Tweet zu äußern, würde dies mit Sicherheit sprachlich gewandter ausfallen als das was Armin Rohde von sich gegeben hat. Aber ich gehe davon aus, dass ihn derartige Absonderungen gar nicht jucken. Und das ist auch gut so!
Zwischen den erklärenden Gleichnissen Jesu’ und den böswilligen Etikettierungen von Personen durch einen Nazivergleich sehe ich aber schon einen Unterschied, lieber Herr Grell. Ansonsten volle Zustimmung: Nazivergleiche nerven und hinken nicht nur, sie zeigen auch in praktisch allen Fällen ein gnadenlos reflexhaftes, oberflächiges und von Unwissenheit geprägtes Schubladendenken und größtmögliche Denkfaulheit in der Auseinandersetzung mit unliebsamen Äußerungen. Und natürlich: fehlende Argumente. Über die “Beweggründe” von Kriminellen, Islamisten, Terroristen und sonstigen Gefährdern diskutiert man bis zum Sanktnimmerleinstag, auf Menschen mit unerwünschten Haltungen haut man, ohne lange zu überlegen einfach mit der Naziklatsche drauf.
Ein besonders aktiver Nazikeulenproduzent ist Sascha Lobo vom Spiegel. Er erfand den Latenznazi, den Passivnazi und fordert dazu auf, den Begriff Nazi nicht “wikipediamäßig”, sondern auf all jene anzuwenden, deren Meinung einem irgendwie zu rechts ist. Da könnte einem glatt der Kamm schwellen, nähme man Lobo ernst. Gott sei Dank tut man das aber nicht.
Zu senken der 2. Weltkrieg hätte ohne Hitler nicht stattgefunden, sondern man hätte sich zum 1939 zum Kumbaja-Singen an den Grenzen getroffen, ist einfach Kenntnisfrei. Das gleiche gilt übrigens auch für Merkel und ihre Politik. Wäre es nicht sie, hätte sich eine andere Marionette gefunden, um die Grenzen zu öffnen. Dazu sehr erhellend: “GERD SCHULTZE-RHONHOF: DER KRIEG, DER VIELE VÄTER HATTE – EUROPAS WEG IN DIE KATASTROPHE”. Wem die 600 sehr kenntnisreichen Seiten zu viel sind, Campact hat eine “Kurzform” (mit Gerd Schulze-Ronhoff, ehemaliger Generalmajor der Bundeswehr) herausgebracht. Ich mag ja den Witz mit der Zeitmaschine. Ein Mann fährt mit der Zeitmaschine ins Jahr 1928, tötet Hitler. Er fährt zurück. “ich habe Adolf Hitler getötet.” “Wer ist das?” Nur der Vollständigkeit: Von Politexperten, die noch nie ein Buch oberhalb eines Micky-maus-Taschenbuchs gelesen haben, wird Herr Schultze-Rhonhoff als Geschichtsrevisionist bezeichnet. Das sind Leute, die doch ernsthaft denken, nicht nur in den Medien auch in der Geschichtsschreibung sind extrem viele “Fake-News” unterwegs.
War Hitler wirklich rechts? Der Name seiner Partei klingt jedenfalls auch irgendwie links.
Kurz gesagt: Wer intelektuell nicht zu konstruktiver Kritik in der Lage ist, bemüht erwähnte NK!
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