Vera Lengsfeld / 03.06.2017 / 14:05 / 7 / Seite ausdrucken

Eine harmlose kleine Morddrohung

„Ich bin in einem Monat wieder da. Und dann bringe ich Deutsche um.“ Dieser Satz eines 20jährigen Afghanen ist für eine Juristin vom Amtsgericht Nürnberg kein Grund, den Mann in Sicherungshaft zu lassen. Auch dass es bei der Festnahme des Mannes zu Tumulten kam, bei denen neun Polizisten verletzt wurden, scheint keine Rolle bei ihrer Entscheidung gespielt zu haben. Die Flüchtlingsinitiative "Mimikri", die den jungen Afghanen unterstützt, lässt ihre Vorsitzende Dagmar Gerhard verkünden: "Er kann sich nicht erinnern, dass er das gesagt hat." Möglicherweise, räumt sie ein, sei ihm so etwas in der „emotionalen Ausnahmesituation“ herausgerutscht - oder aus Wut. "Wenn ja, dann hat er das aber nicht so gemeint und er entschuldigt sich dafür.“

Wie ideologisch verblendet muss man sein, wenn man solche Sätze ernsthaft der Öffentlichkeit anbietet? Hat man aus dem Fall Amri nichts gelernt? Der hatte sich vor seinem Attentat mit ähnlichen Äußerungen hervorgetan, war den Behörden als Gefährder wohlbekannt, durfte aber frei herumlaufen, bis er seine Ankündigungen endlich wahr machen konnte. Sollen wir uns damit beruhigen, dass nach vollbrachter Tat es wieder einen oder mehrere parlamentarische Untersuchungsausschüsse geben wird?

Zwischendurch wurde gemeldet, der mordswütende Afghane befinde sich „in Ausbildung“ und dürfte deshalb nicht abgeschoben werden. Nun teilt sein Anwalt Michael Brenner mit, sein Mandant wolle erst am Freitag eine Art Aufnahmeprüfung bei einem Ausbildungsbetrieb machen. Ob er die Prüfung besteht oder die Ausbildung überhaupt antritt, steht in den Sternen. Aber der Anwalt hat bereits angekündigt, „alle Rechtsmittel“ auszuschöpfen. Dafür müssen die Steuerzahler aufkommen. 

Wer der Afghane eigentlich ist, weiß niemand so genau. Laut Mitteilung der Regierung von Mittelfranken ist der Mann bis Frühjahr 2017 „seinen Mitwirkungspflichten bei der Passbeschaffung gegenüber den zuständigen Ausländerbehörden in keiner Weise nachgekommen“.  „Er hat lange Zeit angegeben, keine Papiere zu haben, und zuletzt dann einen afghanischen Reisepass aus dem Jahr 2007 vorgezeigt.“, ergänzt der bayerische Innenminister Joachim Herrmann. Auch habe er 7000 Dollar an Schleuser bezahlt und wolle jetzt einen Job, um das Geld zurückzahlen zu können. „Dieses typische Modell krimineller Schleuserorganisationen dürfen wir nicht auch noch fördern“, sagt Herrmann. Doch derzeit muss der junge Afghane keine Abschiebung fürchten. Das Ganze ist eine Groteske, die wie ein Stück aus dem Tollhaus anmutet, aber es ist die Realität von Deutschland 2017. 

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Leserpost

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Roland Richter / 04.06.2017

Liebe Frau Lengsfeld, Sie erwarten doch nicht wirklich, daß die deutschen Behörden lernfähig sind? Und die Bayern, auch der Herrmann sind keine bayrischen Löwen, schon lange keine mehr, sondern nur Merkles BETTVORLEGER, siehe die letzten Äußerungen Ihres Chefs names Seehöfling zu Merkel.

C. J. Schwede / 04.06.2017

Habe auch so eine gutbringendes Teddybärwerferin im Bekanntenkreis. Mit Logik darf man bei diesem Thema nicht mit ihr argumentieren. Interessant wird es allerdings wie sehr sich die ach so tolerante, angeblich ausschließlich menschenfreundliche Haltung verändert, wenn man die Akteure austauscht und den vermeintlichen Flüchtling durch eine andere Person ersetzt. Keine Rede mehr von “emotionalem Ausnahmezustand”, oder ähnlichem, keine Forderung nach milder Justiz, Verständnis und auch keine Forderung nach individueller Betrachtung des Lebensverlaufs, sondern eine ganz “tolerante”, meist ziemlich laute und empörte, Forderung nach der gesamten Härte der Justiz.

Franck Royale / 04.06.2017

Ich empfehle dazu noch “Hinweise für afghanische Flüchtlinge und ihre Berater*innen” (im kultursensitiven Gendersprech) auf der Webseite von “Pro Asyl” - mehr Tollhaus geht nicht.

Wilfried Cremer / 03.06.2017

Was würde wohl in Israel bei solchen Ankündigungen geschehen?

Kai Nissen / 03.06.2017

Zur Ergänzung: ZDF heute journal berichtete am 2.6. auch über diesen Fall. Die Polizei berichtete bei einer Pressekonferenz über die extremistische Äußerung des sicherlich “integren” Afghan-Jungen. Der mindestens 20 Jährige (wer weiß schon genau, wie alt er wirklich ist?) Erwachsene widersprach. Dazu kommentierte das ZDF: “Aussage gegen Aussage”. Mit anderen Worten, die Polizei könnte ja auch die Unwahrheit gesagt haben. Der arme, arme Junge! Was für Unrecht hat der “dooooofe” deutsche Staat dir nur angetan!? Nein, nein, wo kämen wir denn hin, dem demokratischen Rechtstaat und dessen Polizei Glauben zu schenken! Es gilt in diesem Lande als schick, die Durchsetzung von Recht und Gesetz zu verhindern, jedenfalls was rechtmäßige Abschiebungen betrifft!

Wolfgang Kaufmann / 03.06.2017

Laut RTL habe sich der junge Afghane „aggressiv gegen die Einsatzkräfte gewehrt“. Auch in einer spontanen Demonstration seiner Mitschüler sei es zu Ausschreitungen gekommen. Dieser einvernehmliche Einsatz gegen Deutschland, gegen die Deutschen und gegen den Rechtsstaat zeigt, dass dieser junge Mann sich hier vom ersten Moment an vorbildlich integriert hat. – Eine wirklich menschenverachtende Drohung und ein echtes Klimaverbrechen wäre es hingegen, wenn ich drohen würde, bei Feinstaubalarm mit einem Euro-5-Diesel durch die Innenstadt zu fahren. Wahrscheinlich würde schon der Versuch einer solchen Ankündigung mit lebenslanger Exkommunikation aus der Gemeinschaft der Gutmenschen geahndet, einschließlich medialer Hexenverbrennung bei Facebook und Twitter.

Marina Blach / 03.06.2017

So kann man Menschen beschreiben, die sich selber und ihren Staat abschaffen wollen?

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