Rainer Bonhorst / 03.06.2017 / 18:00 / Foto: Tim Maxeiner / 6 / Seite ausdrucken

Eine Geschichte aus dem alten Rom

Als alle Welt endlich im Glauben fest vereint war, kam dieser Apostat daher und störte den Religionsfrieden. Die Menschheit hatte sich endlich nach langen inneren und äußeren Kämpfen auf den Weg der Wahrheit und der Rettung begeben. Was früher belächelt und verfolgt wurde, war Staatsräson geworden. Und dann das.

Ein gewisser Julian ist Kaiser geworden. Ein Mann, der einfach nicht an das Christentum glauben wollte, obwohl es inzwischen die offizielle Religion im Weltreich war. Der neue Kaiser war nicht nur ungläubig, ihn irritierte besonders, dass der neue Gott, der Erlöser der Welt, keine anderen Götter neben sich duldete. Da waren der alte Jupiter, der Mars, die Juno, die Venus und all die anderen doch viel entspannter. Keiner von ihnen hielt sich für alternativlos. Sie alle handelten nach dem Motto: leben und leben lassen.

Julian wollte es wissen. Er wollte die alten Götter wieder zur früheren Macht und Größe emporheben. So wurde er der Apostat, der Abtrünnige, der Verräter am Christentum. Er selbst sah sich als den Getreuen, der die gute alte Welt wieder errichtete. Er kündigte die christliche Vereinbarung auf und wandte sich mit offenen Armen den alten Göttern zu. Und er war damit nicht allein. Er hatte viele Freunde und Unterstützer im konservativen Lager. 

Doch es hat nicht sollen sein. Dem Kaiser war nur eine kurze Zeit vergönnt. Nur ein paar Jahre durfte er regieren, nicht lange genug, um das Rad der Geschichte nachhaltig zurückzudrehen. Die alten Götter verschwanden mit dem Apostaten wieder in der Versenkung. Das Christentum lebte wieder auf. Die Welt war gerettet. So weit diese Geschichte aus dem alten Rom. Ähnlichkeiten mit der Gegenwart wären rein zufällig.

Foto: Tim Maxeiner

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Leserpost

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Udo Kemmerling / 04.06.2017

Selbst wenn die Parallelen zu heute wirklich zufällig wären, sind die daraus erwachsenden Assoziationen sehr erschreckend. Insbesondere, wenn man Sonntag Mittag gerade von einem erneuten schweren Attentat in England erfahren hat, und sofort die Schwurbelmechanismen unserer degenerierten Politiker dazu hört. Eine Rettung unserer Welt scheint dann in weiter Ferne.

JF Lupus / 04.06.2017

Mir sind die Götter der Römer, Grichen oder Germanen mitsamt ihren so menschlichen Zügen und Schwächen allemal lieber als ein Allah oder ein Christengott, die in ihrer grenzenlosen Güte und Liebe zu allen Menschen tatenlos zusehen, wie in ihrem Namen Millionen hingemetzelt werden. Beim Teutates!

Wilfried Cremer / 03.06.2017

Ein schräger Vergleich. Ein Nichtwitz.

Andreas Glaesel / 03.06.2017

Also ich habe in den letzten Monaten ja viel über Donald Trump gelesen… aber ein Vergleich mit Kaiser Julian ist schon stark :-)

Andreas Rudolph / 03.06.2017

Wenn der, dessen Namen nicht genannt aber bekannt, es vermeidet Persien anzugreifen, dann könnte seine Herrschaft etwas länger dauern :)

Ignaz Wrobel / 03.06.2017

Wobei man nicht vergessen sollte, dass Kaiser Julian von hinten mit einem Speer aufgespießt wurde - von einen Christen. Nun könnte man diesen Christen ja als Fanatiker, als Spinner abtun, der die christliche Lehre so gar nicht verstanden hatte: immerhin ermordete er einen Menschen hinterrücks, wäre da nicht der Fakt, dass er just für diese Mordtat heilig gesprochen wurde von seinen lieben Mitchristen und der damaligen Kirche. Daraus kann man dann doch schließen, dass es doch ziemlich viele Christen gab (zumindest genug an den entsprechenden Stellen), die dann doch ein Verständnis des Christentums anhingen, dass Mord unter bestimmten Umständen als gerechtfertigt, ja als sogar gute, christliche Tat ansahen.

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