Sehr geehrter Herr Kulke, ein hervorragender Artikel welcher die gesamte Bandbreite und Komplexität des Themas super erfasst. Dass die AfF einen derartigen Zulauf erfährt ist m.E. ganz überwiegend darauf zurückzuführen, dass insbesondere die ehemals konservativen Parteien (CDU/CSU) die SPD links überholt hat. Diese Parteien hinterlassen zum Teil ihr ratloses ehemaliges Wählerpotential welches sich nun fragt wer noch für ihre Interessen einstehen kann. Hier verbleibt nunmehr tatsächlich alternativlos die AFD. Ob diese auch echtes „rechtes“ Potential in sich birgt spielt für viele keine wesentliche Rolle mehr. Der sich angestaute Protest hat sich zum Teil in Zorn gewandelt. Zorn gegen eine abgehobene Politelite die in selbstgefälliger Manier mach was sie will. Zorn darüber, dass es keine wirksame oppositionelle Instanz mehr gibt. Zorn darüber, dass zwischenzeitlich Debattieren verboten scheint. Zorn darüber, dass in geradezu unverschämter Offensichtlichkeit, die öffentlichen Medien zum ausschließlichen Werkzeug der etablierten Parteien verkommen sind. Konservative Interessen, nationale Interessen werden undifferenziert in die rechte Ecke gestellt. Sollte sich in Zukunft tatsächlich aus dieser politischen Situation heraus eine radikalisierte Gesellschaft und Parteienlandschaft entwickeln, sind ausschließlich die bis dato regierenden Parteien verantwortlich, denn diese haben in wesentlichen Handlungsbereichen in bisher nicht gekannter Art total versagt. Wenn man den Vergleich schon bemühen will: Auch vor 80 Jahren haben die sog. Volksparteien versagt und ein Vakuum geschaffen welches dann die NSDAP gefüllt hat. Eines ist für mich klar: Die aktuell machthabenden Parteien haben ganz sicher nicht aus der Vergangenheit gelernt.
Hallo Herr Kulke, wie bezeichnen Sie eigentlich die rechtsextrem der neunziger Jahre? Oder versuchen Sie mit Ihrem Beitrag diese damaligen rechtsextremen zu relativieren?
Herr Kulke, vielen Dank für diesen Beitrag. Es ist genau das , was auch ich denke und je öfter ich es kommunizierte (gerade ab 2012, ganz besonders ab 2015) umso stärker kam die linke Keule als Reaktion zurück. Jetzt ist diese abgestumpft durch die vielen Schläge. Hoffen wir, das ab kommender Woche wieder mehr Realitätssinn statt -verweigerung bei den großen Parteien Einzug hält.
“Keiner kann später sagen, er habe es nicht gewusst!” Das trifft wohl weit besser diejenigen Wähler, die wider besseres Wissen-Können immer noch bereit sind, eine der Altparteien zu wählen - auf die Gefahr hin, dass Deutschland nach weiteren vier Jahren nicht mehr zu retten ist.
Die AfD ist in dem Sinne rechts-konservativ, dass sie sich Rechtsstaatlichkeit groß auf die Fahne geschrieben hat. Spätestens hier wird das Unsinnige eines Vergleichs mit der NSDAP offensichtlich, die lange vor 1933 durch Wort und Tat ihre Verachtung des bürgerlich-konservativen (!) Rechtsstaats demonstrierte. Hierin - aber azch in anderer Hinsicht - ähnelten die Nazis weit mehr den Kommunisten als den Konservativen ihrer Zeit. Namhafte Historiker wie Götz Aly und Joachim Fest wiesen nach, wie irreführend, ja falsch das Verständnis des Nationalsozialismus als rechte Bewegung ist. Nach ihnen war die NSDAP eine sozialistische Partei, die frühsozialistische und marxistische Ideen mit Nationalismus und Rassismus verband. Auch Hayek sah in Vätern des Sozialismus wie Ferdinand Lassalle und Fichte zugleich Vorfahren des Nazismus. Es war eine Glanzleistung linker Propaganda, dem Nationalsozialismus nachhaltig den Stempel «rechts» aufzudrücken. Von «rechts» kam indes der wichtigste Widerstand (um Stauffenberg et al.), weshalb Goebbels in sein Tagebuch schrieb, dass er und seine Genossen sich nach dem Endsieg die Konservativen vornehmen würden…
Wie groß muss die Not sein, vielleicht auch nur gefühlt, wenn so viele Menschen AFD wählen. Die Altparteien scheinen die Stimmungslage nicht erfassen zu können, es wird nochmal richtig aufgerüstet gegen die verhassten Alternativen. Nach der Wahl werden sie dann kleinlaut eingestehen “wir haben die Botschaft verstanden”. Aber dann ist das Kind schon in den Brunnen gefallen !
Ich vermute es eher anders herum; Die AfD vertritt die Interessen vieler Bürger, die dennoch die anderen Parteien wählen. Denn das Dämonisieren und Stigmatisieren von Menschen und Positionen verfängt zum guten Teil. Ansonsten wären 30 Prozent keine Besonderheit, Durch die Bank versteigen sich nahezu alle anderen Parteien in absurde Positionen, die keineswegs im Interesse der Bürger liegen Die Zuwanderungesfrage ist nur das plakativste Beispiel, der Euro und die Quersubventionierung anderer Euro-Länder ist ebenso bekannt, der Klimawahn und eine absurde Energiewende treibt es weiter bis nun zum Diesel-Verbot. Die Zinsen sind dauerhaft niedrig. Wovon die Schuldner profitieren, und Anleger enteignen. All das führt zu keiner nachhaltigen Wirtschaftspolitik. Wo aber sonst ist eine echte Alternative? Die FDP mag das ene oder andere sagen, aber sie wollen in eine Koalition ,,, und zur Not dafür jede Vernunft opfern.
Sehr geehrter Herr Kulte. Bravo. Ich gehöre genau zu der von Ihnen analysierten Wählerschaft, der wenig begeisterten, liberal-konservativ Tickendenden, für die kein echtes Politikangebot in dem linksgrünen Parteienbrei mehr existiert. Euro, Energiewende, Islamisierung, Industrie 4.0, Rente nach 2030, Zuwandererflutung - DAS sind für mich die Themen! Ich erlebe von den selbsternannten Eliten, gerne mit Soziologie- oder Irgendwasmitmedienabschluss (nach NRW-Abitur), eine Denk- und Diskursfaulheit ohnegleichen. Stattdessen Moral, Gesinnung, Gutmenschentum aus einer Haltung unerträglicher Arroganz. Dafür kommt jetzt meine Quittung! Ich werde die AFD wählen. Mir ist es in jedem Fall wichtig im nächsten Bundestag eine Oppositionspartei zu wissen, die diesen Namen verdient auch auf die Gefahr hin, dass diese Mumpitz produziert oder sich selbst zerlegt. Schlimmer und bleierner als jetzt kann es nicht werden. Ich bleibe als Rheinländer dennoch Optimist, denn “et hätt noch imme joot jejange!” Beste Grüße aus Bonn, Bernhard van Akker
Ich möchte noch einen Gedanken einwerfen. Sie schreiben: “Ihre [Journalisten] Klagerituale haben sich schlicht abgenutzt, weil sie zu einem großen Teil nicht nur übertrieben sondern unglaubwürdig waren. Die ganz großen „Skandale“ der Partei nämlich, an die man sich noch erinnert, liegen meist schon etwas zurück – und sie waren meist gar keine.” Das stimmt sicherlich, dieser Vorgang hatte aber meiner Meinung nach noch ganz andere Auswirkung. Erst die ständige Verklärung zum Hort des Rechtsradikalen bescherte der Afd einen so starken Zuwachs aus dem Rechtsextremen Milieu, welches nun die Chance sah mit vermutlich zweistelligen Wahlergebnis erheblich mehr Einfluss auf die Politik dieses Landes nehmen zu können als in den vergangenen Jahrzehnten. Das ganze wird auch nicht besser wenn man vergleichsweise liberale Kräfte wie damals Lucke und heute Petry und Weidel ständig angreift. Der Journalismus hätte eigentlich die Aufgabe die liberalen Kräfte in einer solchen Partei zu stärken und Schützenhilfe gegen den Rechten Rand in dieser Partei zu leisten. Wenn man keinen Kurswechsel einschlägt besteht tatsächlich die Gefahre, das Rechtsradikale zur dritt stärksten Kraft im Bundestag werden.
Also, ohne ein gewisses AfD-bashing kommen offenbar auch Artikel auf der Achse des Guten nicht aus. Was ist denn daran rechtsradikal, dass Alexander Gauland vor einem Kyffhäuser-Verein daran erinnert, dass wir einmal tapfere Soldaten hatten? Die für Deutschland ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben und gefallen sind? Zig Denkmäler, jedenfalls im Westen Deutschlands, erinnern an die im 1. und 2. WK gefallenen Soldaten. Waren deren Erbauer rechtsradikal? Und was ist an der Aussage von Herrn Höcke rechtsradikal, Deutschland leiste es sich als einziges Land der Welt, durch ein eigenes Denkmal in alle Ewigkeit an seine Schande zu erinnern? Als ob der Verlust eines Viertels des deutschen Staatsgebietes, zahlreiche bis in die Gegenwart andauernde Reparationen, der Verlust der Heimat und ihres Landes für ca. 15 Millionen Deutsche nach dem 2. WK nicht genug an die Schande des Nationalsozialismus erinnern?
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