Eine explosive Lage für das Mullah-Regime

Von Faezeh Alavi.

Die Schockwellen der Explosion in Bandar Abbas sind für das iranische Regime gefährlich. Der Hafen Shahid Rajaee ist ein wichtiges Handelszentrum, in dem 85 Prozent des gesamten Warenumschlags des Landes abgewickelt werden.

Während sich die Vereinigten Staaten und das iranische Regime zur dritten Atom-Gesprächsrunde in Oman treffen, erschütterte eine Explosion am 26. April 2025 den Hafen Shahid Rajaee in der Nähe von Bandar Abbas. Nach Berichten des Regimes wurden bei der Explosion mehr als 500 Menschen verletzt und mindestens vier getötet. In Anbetracht des Ausmaßes der Zerstörung werden diese Zahlen wahrscheinlich noch steigen (nach neueren Meldungen wurden mindestens 65 Tote und mehr als 1.000 Verletzte gezählt). Unabhängig von der Ursache (nach iranischen nAngaben eine unsachgemässe Lagerung von Chemikalien in Containern) wird diese Explosion dem Regime selbst schaden und könnte seine Überlebensdauer verkürzen.

Die Explosion hat das Militär der Islamischen Republik sofort geschwächt. Der Hafen Shahid Rajaee ist ein Drehkreuz für Lieferungen des Korps der Islamischen Revolutionsgarden an Bundesgenossen wie die Hisbollah und die Houthis. Aufgrund seiner Lage an der Straße von Hormuz ist der Hafen von strategischer Bedeutung, und seine Nähe zu den Marinestützpunkten der Islamischen Revolutionsgarden macht ihn noch wichtiger. Die Explosion könnte militärische Vorräte zerstört haben. Der Verdacht ist bereits auf externe Akteure gefallen. Im Jahr 2020 zielte beispielsweise ein israelischer Cyberangriff auf die Computersysteme des Hafens Shahid Rajaee und störte den Betrieb, indem er die Wasserwege und Straßen verstopfte.

Abgesehen davon, dass die militärischen Fähigkeiten des Regimes geschädigt werden, ist der Hafen Shahid Rajaee ein wichtiges Handelszentrum, in dem 85 Prozent des gesamten Warenumschlags des Landes abgewickelt werden, darunter Elektronik, landwirtschaftliche Erzeugnisse und pharmazeutische Rohstoffe. 

Er trägt erheblich zum iranischen Bruttoinlandsprodukt bei. Die Explosion hat die dem Regime nahestehenden Händler und Geschäftsleute fassungslos gemacht und ihren Import-Export-Handel gestört. Diese Geschäftsleute werden nun die Zuverlässigkeit des Regimes und seine Fähigkeit in Frage stellen, einen stabilen Wirtschaftsraum für seine Loyalisten zu schaffen. Ihre Frustration könnte die wirtschaftliche Glaubwürdigkeit des Regimes schwächen und viele in der Wirtschaft dazu bewegen, sich gegen das Regime zu wenden.

Zeit für einen Regimewechsel

Die Unzufriedenheit mit dem Regime wird zunehmen. Viele Arbeiter erlitten Verletzungen und verloren Hab und Gut. Die Frustration könnte ausreichen, um eine weitere Runde von Protesten auszulösen, die einen Regimewechsel fordern. Selbst wenn solche Proteste nicht ausbrechen, wird die Explosion in der Nähe von Bandar Abbas den Eindruck verstärken, dass das Regime instabil ist und sein Ende nahe ist. Die Führung der Islamischen Republik ist sich der Gefahr bewusst, die ihr jetzt droht. Das Regime weist die Bürger an, keine „Gerüchte“ zu schüren, die es „den Feinden ermöglichen könnten, diese Situation auszunutzen“.

Ob zufällig oder nicht, die Explosion offenbart militärische, wirtschaftliche und soziale Schwächen. Das Zusammentreffen von Gesprächen zwischen Iran und den Vereinigten Staaten am selben Tag wie diese Explosion verstärkt den Eindruck, dass das Regime dem Untergang geweiht ist. Einen Tag vor der Explosion sagte Präsident Donald Trump in einem Time-Interview, dass Israel die Vereinigten Staaten nicht in einen Krieg mit dem Iran hineinziehen werde, dass aber die Vereinigten Staaten die Führung übernehmen würden, wenn es den Verhandlungsführern nicht gelänge, eine Einigung zu erzielen.

In Anbetracht der laufenden Entscheidungen Trumps zur Iran-Politik und der Haltung des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu zur Beendigung der Drohungen gegen Israel könnten die Iraner das Chaos in Bandar Abbas als ein Zeichen für das iranische Volk verstehen, dass die Zeit für einen Regimewechsel gekommen ist.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Middle East Forum.

Siehe zum gleichen Thema auch unsere gestrige News-StoryIrans Explosionen – Sabotage oder Versagen?

Faezeh Alavi ist eine iranische Künstlerin, Analystin und Forscherin, die sich auf Außen- und Entwicklungspolitik konzentriert. Derzeit promoviert sie an der Universität von St. Andrews.

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Leserpost

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Wolfgang Richter / 30.04.2025

“Die Unzufriedenheit mit dem Regime wird zunehmen. Viele Arbeiter erlitten Verletzungen und verloren Hab und Gut. Die Frustration könnte ausreichen, um eine weitere Runde von Protesten auszulösen, die einen Regimewechsel fordern.” - Und 2 oder 3 Tage drauf gibts eine “Explosion” in Isfahan ?? in einer Industrieanlage. Wer an solche Zufälle glaubt, gerne. es soll ja solche Pechsträhnen geben ,  ansonsten - Wem nutzt es, dies zu Zeiten, als gerade die USA und der Iran zum “Atomprogramm” der Mullahs, zu dem auch deren “Raketentechnologie” gehört, verhandeln ?

Jochen Lindt / 30.04.2025

Ich habe Jahrzehnte im Hafenbetrieb gearbeitet und keine Erklärung für diese absolut idiotische Form der Lagerung.  Wie wollen sie denn den Bulk-Carrier beladen, wenn das Zeug schon im Hafenlager hochgehen kann? Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass man Gefahrenstoffe, die explodieren können, nie im Handelshafen unterbringt, sondern auf einer externen separaten Pier.  Jetzt haben die Mulls schon 2 x den gleichen Fehler gemacht. Erst Beirut, und jetzt Bandar.  Koranstudien vernebeln offenbar das Gehirn.  Na immerhin kann es dem Mossad recht sein, der muss nur eine Zigarette da ‘reinschnippen und KAWUMMM.

Franz Klar / 30.04.2025

Na dann eröffnen wir mal den Adventskalender der Mullahdämmerung und lesen Godot ...

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