Frau Heinisch, Sie bzw. Ihr Freund treffen den Kern des Problems, den die deutschen Eliten nicht erkennen können oder wollen. Es geht um Freiheit und Demokratie, die dabei sind, sich im Superstaat EU zu verflüchtigen. Erste Anzeichen kann man schon länger erkennen: die Presse, die im moralischenm taumel eher Hofberichterstattung als Kontrolle der Regierenden betreibt. Debatten im Bundestag, die den Namen nicht mehr verdienen. Man schaue sich im Vergleich die Debatten in Westminster an. Da wird tatsächlich gestritten und um die beste Lösung gerungen, das demokratische System wird voll ausgereizt um zu einer Lösung zu kommen. Die Abgeordneten im UK sind aber halt auch ihrem Wahlkreis in direkter Wahl verantwortlich und strengen sich entsprechend an. Genau deshalb gibt es Demokratie. Hierzulande schläft man beim Paralmentskanal regelmässig ein. Reden werden lustlos vom Blatt abgelesen. Meinungsverschiedenheiten werden gemieden, dank Listenwahl hat man seinen Sitz sowieso quasi auf Lebenszeit sicher. Meine Prognose zum Brexit: nach Anlaufschwierigkeiten wird das UK außerhalb der EU in einigen Jahren besser dastehen (vorausgesetzt der Brexit wird nicht doch noch umgangen), da es bisher kein besseres System für den Erhalt von Freiheit, Frieden und Wohlstand gibt als die Demokratie in einem Nationalstaat (zu dem übrigens auch geschützte Grenzen gehören). Die Selbstsicherheit, mit der unsere Politiker stattdessen für ein suprastaatliches politisches Gebilde namens EU werben, das dem Nationalstaat in allen belangen überlegen sein soll, aber schon jetzt seine schweren Defizite beweist (EURO, Außengrenzen, wirtschaftliches Ungleichgewicht), verblüfft.
Heutige deutsche Politiker glauben eben, solche Dinge am besten auf der Gefühlsebene zu regeln. Uns so argumentieren sie nicht rational sondern emotional. So wie sie die sonstige Politik auch gerne über Gefühle (Einwanderungspolitik, Europa, Energiefragen) regeln. Das versteht ein Brite nicht. Politik ist für ihn eine Sache des Verstandes. Deshalb reden britische und deutsche Politiker oft aneinander vorbei. Der Brite lässt das Poesiealbum zuhause, wenn es um Politik geht. Frau Kramp-Karrenbauer macht es zur wichtigsten Unterlage.
Den Kern des Problems versteht eine Kramp-Karrenbauer nicht. Sonst hätte sie einen offenen Brief an Juncker geschrieben, den Briten einen besseren Ausstiegsvertrag zu bieten
Es hat gute Gründe, weshalb Briten das europäische Festland überwiegend als “the continent” bezeichnen. Die über Jahrhunderte bewährte (und bewahrte) “splendid isolation” ihres Inselreichs steckt in ihren Genen. Genau diese souveräne Eigenständigkeit wird von der EU und deren willfährigen Mitgliedsstaaten immer tiefer untergraben. Den meisten Töchtern und Söhnen Albions widerstrebt das sehr. || Übrigens, liebe Frau Heinisch: Warum schreiben Sie im Titel “Eine Deutsch-britische ...”? Ist deutsch edler als britisch? Beide sind in diesem Zusammenhang nichts weiter als Adjektive, keine Eigennamen. Nix für ungut, bitte.
“..der Lügen, die den Bürgern (Berexit yes) vor dem Referendum aufgetischt wurden…” Bitte Butter bei die Fische!!
“...it does not address the problem that too many British (English) people do not want to be part of an unaccountable Super-state.” Das kann der Brief auch nicht. Denn genau das ist die mal erklärte, mal unerklärte Absicht der Briefschreiber: einen EU-Superzentralstaat zu schaffen. Also müssen sie so tun, als ginge es den Briten um etwas anderes. Keinesweg haben nämlich die Brexit-Leute ein Monopol auf Lügen, die Remainer haben stets mindestens genausoviel gelogen, wenn nicht noch mehr. In Europa soll ein Zentralstaat errichtet werden. Und wenn nicht alle gleich mitmachen, dann eben in “zwei Geschwindigkeiten”, erst der kleine frankoallemannische Zentralstaat (schon Ende Januar wird der Plan dazu in Aachen unterschrieben; nicht mal in den Freien Medien liest man davon), dann der große. Gern mit den Briten natürlich. Aber dazu darf die EU gerade eben nicht reformiert werden; denn jede Reform würde vom eigeschlegenen Weg abweichen. In Nuce: der Brief kann nicht die Sorge vor einem Superstaat nehmen, weil genau dieser Superstaat das Hauptziel der sog. “Europäer” und eben damit auch das Hauptziel dieses Briefes ist.
Für diese Arroganz würde ich mich auch herzlich bedanken und sagen: genau DESWEGEN raus. Indem sie die Briten wie unartige Kinder behandeln, usurpieren diese Laiendarsteller die Rolle der Erwachsenen, die es besser wüssten. Aber keiner weiß es besser, und schon gar nicht die Deutschen. Wahre Toleranz heißt, die Briten gehen zu lassen, statt auch noch nachzutreten. – Denkt wirklich jemand ernsthaft, die EU würde bald mit den ganz Großen spielen? Vielmehr werden bald die Großen mit den Europäern spielen, und zwar Katz und Maus. Allen voran mit einem lächerlichen Hippie-Staat, der weder Atomkraft noch Digitalisierung kann, weder Bahnhöfe noch Flughäfen, sondern allenfalls jede Menge heißer Luft.
Auf die Unterstützung der “Kirchenvertreter” wird das UK hoffentlich wohlweislich verzichten ;)
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