Meine Güte - womit habe ich derartige Politiker und ihre Höflinge in Deutschland verdient. Das ist peinlich. Schon wieder versuchen Deutsche die Engländer und Briten zu belehren. Dieser Erziehungsauftrag klappt doch schon in Deutschland nimmer.—- “You can check out any time, but you can never leave” (The Eagles)
Der in der Times veröffentlichte AKK-und Co-Brief ist der Versuch, den Brexit-Ball möglichst in der englischen Spielhälfte zu fixieren, und er ist eine politische Nebelkerze vor den Wahlen zum EU-Parlament. Der englische Freund hat vollkommen Recht. Im Umgang mit den Briten zeigt die EU ihr wahres Gesicht: Jetzt wird ein Exempel statuiert, damit es ja kein weiteres EU-Land jemals wagen sollte auszutreten. Koste es, was es wolle. Das EU-Imperium forciert seinen totalitären Kurs. Die EU verhält sich wie ein Monopolist: Die Briten werden höchst unfrei und unfein aus der EU entlassen. Norwegen zahlt jährlich einen hohen dreistelligen Millionenbetrag, um am EU-Binnenmarkt teilnehmen zu können. Die Schweiz soll in ein ähnliches Rahmenabkommen gezwungen werden. Eine interne Weisung der EU-Kommission vom 10.01.2019 besagt, dass der heutige Marktzugang der Schweiz ohne Rahmenabkommen zu erodieren droht. So wird der Abschluss neuer Verträge über die Beteiligung der Schweiz an Teilen des EU-Binnenmarkts ohne Rahmenvertrag ausgeschlossen. Die EU versucht, systematisch die Souveränität der europäischen Länder zu untergraben. Sie denkt gar nicht daran, ihre zentralistische Bürokratie auch nur ansatzweise in Frage zu stellen. Im Gegenteil: Sie setzt den „Kurs der Vertiefung“ stärker denn je fort. Das EU-Imperium wird die Wahlen zum EU-Parlament noch abwarten und uns dann in aller Offenheit vorführen, wie die Demokratien in den EU-Ländern auf der Strecke bleiben.
Wahrscheinlich möchten die meisten EU-Bewohner keinen undemokratischen und unüberschaubaren EU-Staat. Vielleicht sind die Briten gar nicht so sehr auf die “Lügen von Populisten” reingefallen, sondern klüger und freiheitsliebender als von EU-Superstaat-Verfechtern erlaubt. Zur Strafe haben sie einen miesen Deal bekommen, der auch ‘Remainern’ zu denken geben sollte. Wieso steht nicht Fairness im Vordergrund, wenn ein Mitglied austreten möchte? Das ist natürlich ein völlig naive rethorische Frage. Frau Barley stellt dem ungezogenen Kind in Aussicht, dass es noch eine Chance hat, wenn es im nächsten Refenderum richtig wählt. Nachdem es ja nun weiß, was ihm blühen wird. Oder auch nicht.
Wenn die Briten sich einschüchtern, kaufen oder beschwatzen lassen, ist Europa verloren. Die EU ist es sowieso und jeder verständige Europäer muß der Austritt GB’s als Hoffnungsstrahl sehen. Bleiben sie, geht es weiter wie bisher, wir retten uns alternativlos zu Tode, aber widerlicher Weise dann auch noch mit stolzgeschwellter Brust! Von einer schönen Zukunft für die EU als Grund zum Bleiben sprechen ja nicht mal ihre Führer. Es soll nur niemand davonkommen - Völkergefängnis.
Vielleicht hat der Brief ja doch den richtigen Ton getroffen. Immerhin erzählen Sie hier nur von EINEM Briten. Nur so als Anregung für guten Journalismus. Im Internet hab ich irgendwo gelesen, dass der Brief ganz toll angekommen ist. Waren bestimmt auch mehr als eine Person. Das sind dann schon mindestens doppelt so viele Stimmen, wie bei Ihnen. Also ist die Mehrheit doch wohl positiv auf den Brief gestimmt.
Welche Lügen wurden denn den Briten vor dem Referendum aufgetischt? Spätestens das Verhalten der EU bei den Austrittsverhandlungen sollte doch deutlich gemacht haben, dass es keine Lügen waren. Die EU ist ein sozialistisch-totalitäres Konstrukt, das keine Widerrede und keinen Widerstand duldet. Btw.: Mekrles offene Grenzen - die zuvorderst für den Brexit ursächlich gewesen sein durften - hat ja wohl jeder gesehen, der es wollte. Und wäre der Freund nicht nur “scharfer Kritiker der britischen Regierung”, sondern auch ein kritischer Beobachter und Denker, der sich unabhängig informiert, hätte er wohl nicht remain gewählt.
Es ist ja kein Geheimnis, dass es eine der ursprünglichen Intentionen der EU-Gründerväter war, der US-amerikanischen Übermacht mit einem Korrelat entgegenzusteuern. An den starken Ländern sollten sich die schwächeren aufrichten. Nun sieht es durch die dilletantische Politik aber eher danach aus, dass dieses Unterfangen einen reziproken Verlauf nimmt. Die Politiker verstehen die Engländer nicht, kein Wunder, sie verstehen nicht einmal die eigenen Leute. Ob das die Gelbwesten sind, oder die aufmüpfigen Protestwähler in D. Und wenn sich die Leute von den selbstherrlichen Führern abwenden, dann reagieren sie mit sentimentalen Auswüchsen oder, solange man die Macht noch halten kann, mit Diskreditierung und Meinungsdekreten. Ein klares Indiz für eine völlig verunsicherte und überforderte politische Kaste, die jegliche Souveränität verloren hat. Mit Brexit oder ohne, selbst ein Verbleib der Briten würde ja die Kernprobleme der Union nicht verbessern, bloss weil man jetzt den Fokus darauf legt.
Hier sehen wir praktisch das Ergebnis einer zehn Jahre schon anhaltenden Transformation im Gewand des sentimentalen Miteinander, der uferlosen Inklusion. AKK ist davon beeinflusst und scheint mir daher auch die falsche Nachfolgefigur für Merkel. Die Briten, die ihren Freiheitsgeist retten wollen, wehren sich zu Recht dagegen. Jeder, der betreutes Denken ablehnt, versteht Großbritannien. Your friend is right.
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