„Heute werden, bewusst oder unbewusst, die Konzepte Wert und (moralisches) Gefühl verwechselt“ — Wir haben heute das Primat des reinen Marketing. Nicht mehr der Inhalt dominiert und die Werbefuzzys müssen ihn dem Kunden schmackhaft machen, wie das sein sollte. Sondern im Gegenteil: Das gute Gefühl selbst ist die Ware und die Werbeindustrie skriptet die passenden Texte dazu, freundlich, seicht, völlig unverbindlich und in beliebigem Widerspruch zu Gesetzen oder Verträgen. Die Hauptsache sind die positiven Schwingungen: Menschen, Retten, Helfen, Welt. Die Texte sind egal, die überprüft sowieso keiner, ausgenommen die üblichen Miesepeter und Spielverderber.
Die Merkel-CDU hat einen großen Vorteil. Früher mussten sich konservative CDU-ler in Diskussionen häufig genug beschimpfen lassen bzw. kamen nicht gut rüber. Heute im Zeitalter der politischen Beliebigkeit und Gleichförmigkeit ist alles viel schöner. Die ganzen “toten Fische” treiben im Strom mit. Tut auch gar nicht mehr weh.
Da wächst zusammen, was zusammen gehört. Erst „integriert“ 1990 die West-CDU die OST-CDU (SED), jetzt endlich die Wiedervereinigung mit Mutter SED. Hut ab Stasi. Und die „Menschen“ merkeln es immer noch nicht. “Aufstehen” kann liegen bleiben.
Ach, Herr Wegner, hängen Sie tiefer. Ich helfe. Letzte Dinge. Was ist ein Mensch, was ist des Lebens Form und Inhalt? Ein Versuch der Erklärung. Musik, Literatur, Epik, Lyrik, Kunst und Malerei sind Füllhörner, die, begleitet von Wissenschaft und Forschung (F und E), unser SoSein schmücken. Erst wenn das nicht mehr bewusst wahrgenommen wird, hören wir auf, Mensch zu sein. Dann gelte. „Süßer Schlaf, du kommst wie ein reines Glück ungebeten, unerfleht am willigsten. Du lösest die Knoten der strengen Gedanken, vermischest alle Bilder der Freude und des Schmerzes. Ungehindert fließt der Kreis innerer Harmonien, und eingehüllt in gefälligen Wahnsinn versinken wir und hören auf zu sein.“(Goethe, Egmont).
Die Herz-Jesu-Sozialisten in der CDU haben schon lange die Mehrheit. Von daher ist eine gewisse Herzensnähe zu den echten Sozialisten auch keine allzu große Überraschung. Marktwirtschaftler die sich einem Ludwig Erhard noch verbunden fühlen, kann man mit der Lupe suchen. Was mich an dieser Partei aber mittlerweile so richtig anekelt, ist die grenzenlose Verachtung und Gleichgültigkeit gegenüber den eigenen Landsleuten. Da sich Leistung in diesem Land nicht mehr lohnt, werden immer mehr gut ausgebildete junge Leute Deutschland verlassen. In meinem Bekanntenkreis kenne ich kaum noch junge Leute, es sei denn die Eltern haben hier eine Firma, die ihre Zukunft in Deutschland sehen. Rational denkende junge Menschen erkennen mittlerweile schon sehr früh, dass in dieser gefühlsduseligen Republik bald nur noch die Sozialindustrie boomen wird. Bei gleichzeitig technologischer und ökonomischer Unvernunft wird dann aber niemand mehr da sein, der die Späße erarbeitet bzw. finanziert. Für die meisten unserer Politiker gilt daher, “mein Herz schlägt links und der Verstand setzt regelmäßig aus”.
Wagenknecht hat “Deutschland erwache!” durch “#Aufstehen” ersetzt. Der Zweck solcher Sammlungsbewegungen scheint jedoch eher das Gegenteil von dem zu sein, für das sie sich ausgeben, wie man an der aktuältesten “En Marche” sehen kann. Ziel ist immer das Einschläfern, anstatt das Wecken des Verstandes. Mir scheint, dass führende Teile der CDU schon seit langem der SED-Nachfolgerin ähneln, zumindest wenn es um den reinen Machterhalt geht. Kritischen Verstand mit Parolen wegzudiffamieren war ja auch Praxis unter der SED-Herrschaft. So gesehen wäre eine Koalition CDU-Linke zum Zweck des Machterhalts nur konsequent. Ob das in der Praxis funktionieren würde, steht auf einem anderen Blatt. Zu hoffen ist, dass allein das Gedankenspiel darüber zum Aufwachen und Aufstehen von CDU-Mitgliedern und -wählern führt.
Jeder Wohlstand eines Landes, einschließlich seiner Sozialleistungen, beruhen auf einer wettbewerbsfähigen, wertschöpfenden Leistungsgesellschaft mit Leistungswille und Organisationstalent seiner Unternehmer und Arbeitnehmer. Diese Basis muß politisch ständig gepflegt und weiterentwickelt werden, um den Wohlstand und das Soziale zu erhalten. Offenbar hat sich in den vergangenen 8 Jahren des wirtschaftlichen Aufschwunges (der wegen der Geldflutung zum Teil ein künstlicher ist) ein Gewöhnungseffekt an sprudelnde Steuereinnahmen entwickelt, der parteiübergreifend die richtigen Proportionen zwischen Investitionen in die Zukunft und staatlichen Wohltaten aus dem Auge verloren hat und immer stärker auf Umverteilung orientiert. Merkel kommt dies entgegen, da sie ohnehin eine quasi-sozialistische Agenda des Machterhaltes verfolgt. Die Probleme liegen allerdings in der Zukunft, wenn eine Konjunkturflaute die sprudelnden Finanzquellen zum Versiegen bringen und entschieden werden, muß,entweder die Sozialleistungen zu kürzen oder Geld von den vermeintlich Reichen abzuschöpfen. Das wird, um Unruhen zu vermeiden, zu Gunsten der Umverteilung ausgehen und noch mehr Bürger in staatliche Abhängigkeit bringen, bei gleichzeitiger Schädigung der Leistungs und -Wettbewerbsfähigkeit. Herrn Wegners unterschwellige Freude über die linke Sammlungsbewegung kann ich deshalb nicht nachvollziehen.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.