Schlagzeilen sind schnell vergessen. Es ist ja schon eine Weile her, seit der dänische Karikaturist Kurt Westergaard von einem durchgeknallten Islamisten in seinem Haus bedroht worden ist, und seit anschließend sein schwedischer Kollege Lars Vilks neue telefonische Morddrohungen erhalten hat.
Für uns sind das Nachrichten von gestern; aber nicht für die Karikaturisten, die es gewagt haben, sich zeichnerisch über Mohammed und den islamistischen Terrorismus lustig zu machen. Ich will versuchen, mich ein bisschen in sie hinein zu versetzen: Da ist ja nicht nur der Wahnsinn, dass sich der Däne in seinem Haus einen speziell gesicherten „Panikraum“ einrichten musste, weil Islamisten Kopfgelder von jeweils 100 000 Dollar auf ihn und seine Kollegen ausgesetzt haben. Das ganze Leben der Mohammed-Karikaturisten ist seit der tödlichen Fatwa auf den Kopf gestellt worden.
Ihnen geht es jetzt wie Salman Rushdie, dem Autor der „Satanischen Verse“, der seit über 20 Jahren ein unstetes Leben führt, mal hier, mal dort wohnt, um seinen Bedrohern kein festes Ziel zu bieten. Auch die vom Fatwa-Fluch betroffenen Karikaturisten ziehen umher auf der Suche nach etwas Sicherheit.
Man kann sich kaum vorstellen, was das für sie selber und ihre Familien bedeutet, für Ehepartner, Kinder und Enkel. Der Fluch der Islamisten reißt sie auseinander, lässt sie alle in ständiger Angst und unter einer kaum erträglichen seelischen Belastung leben. Dies auch dann, wenn keine Schlagzeile an ihr Schicksal erinnert.
Dieses Wanderleben in Angst vor Mördern kommt einem irgendwie bekannt vor. Kennen wir das nicht aus Mafia-Filmen und Mafia-Romanen? Erinnert es nicht an jene Zeugenschutzprogramme, mit denen man mutige Leute ihres alten Lebens berauben muss, wenn sie gegen die Mafia aussagen?
Auch die islamistischen Terroristen sind eine Art Mafia. Aber eine, die es bei uns leichter hat als ihre Berufsgenossen italienischer Tradition. Denn wir tänzeln in der öffentlichen Debatte gern auf Zehenspitzen um sie herum. Da wird über die Grenzen von Satire und Karikatur diskutiert: auch eine hübsche, aber doch eher nebensächliche Diskussion. Das eigentliche Thema ist die Gefahr für uns alle, wenn eine internationale, verwirrte Bruderschaft Menschen mit dem Tode bedroht, weil sie sich beleidigt fühlt.
Die Mafia wird hart bekämpft und niemand sorgt sich, man könne damit „alle Italiener“ diskriminieren. Es wäre auch abwegig. Beim Kampf gegen Mord-Islamisten macht man sich solche abwegigen Sorgen. Wäre ich Moslem, ich würde selber diese Typen als die Mafia bekämpfen, die sie sind.