“In der hier interessierenden US-Studie wird angenommen, dass…” Hier liegt schon das erste Problem. Nehmen Sie an, daß Sie mit Kurs XY von Bremerhaven nach New York segeln können und verschätzen Sie sich dabei um 2-3 %, so landen Sie in Kanada oder Boston. Je weiter der Prognosehorizont entfernt, desto größer der Fehler. Der ist aufgrund der zeitlichen Ferne nicht überprüfbar, deshalb ist er ja so weit weg. Eine Durchschnittstemperatur für Singapur oder Togo anzugeben, mag ja vielleicht noch eine Art Sinn ergeben. Aber wie messen Sie z.B. die Durchschnittstemperatur von New York? Und welchen Sinn soll es machen, angesichts der Spreizung der Maximal- und Minimalwerte? Wie will man die “Durchschnittstemperatur” z.B. der USA (oder Kanadas, Rußlands, Chinas, Chiles u.s.w.) messen? Mit oder ohne Alaska? Was soll das aussagen, wenn das Land sich über mehrere ganz unterschiedliche Klimazonen erstreckt? Eine Modellierung unterstellt, daß ihr Modell einigermaßen vollständig, in hinreichender Auflösung die Wirklichkeit korrekt abbildet. Oder wenigstens wesentliche Teile davon. Sie unterstellt, daß man die Einflußfaktoren grosso modo überschaut und ihr Zusammenwirken grundsätzlich versteht. Bei zigtausenden, nichtlinear wirkenden, kontinuierlich rückkoppelnden Faktoren? Modellierungen sind sehr hilfreich bei klar begrenzten, überschaubaren, grundsätzlich verstandenen, klar beschreibbaren Prozessen: Crash-Simulationen in der Automobilindustrie, Strömungsdynamik im Flugzeugbau, die Funktion eines Organs, wie z.B. der Leber mit ihren Zellen u.s.w. Bei hochkomplexen Vorgängen mit sehr vielen Wirkfaktoren, die nicht annähernd überschaut und verstanden werden (Epidemiologie, VWL, Politik, Klima u.s.w.) geraten sie allerdings m.E. viel schneller als viele wahrhaben wollen, in den Bereich von Hokuspokus und Scharlatanerie. Die Inflation von Simulationen und der naive Glaube schlichter Geister an sie sind m.E, ein Problem unserer Tage.
Menschen, die die Zukunft vorhersagen, sind entweder von Gott gesandte Propheten oder Scharlatane. Dass Prophetie heute eine wissenschaftliche Disziplin zu sein scheint, lässt tief in den vernunftfreien Abgrund unserer Gesellschaft blicken.
Wissenschaft ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Wissen schafft. Denn wer nichts weiß, muß glauben. Glauben aber nicht viele.
@Thomas Szabó: “Die politische Linke nivelliert unsere westliche Zivilisation mit voller Absicht nach unten.” Es war schon immer so, kein “Chef” duldet gern Untergebene, die ihm intellektuell überlegen sind. Meine These ist: eine Zivilisation muss erst in einem erheblichen Umfang nach unten nivelliert sein, um eine ihrem Niveau entsprechende “Elite” zu wählen, wie in diesem Land geschehen. Ist diese geballte Dummheit dann an der Macht, geht sie zügig, aus deren Augen betrachtet nachvollziehbar, daran, den Rest von höherer Intelligenz auf ihr Niveau herunter zu ziehen oder am besten gleich aus dem Land zu vertreiben und ihn durch ihresgleichen Niveau zu ersetzen.
Sozusagen die Grenzen des Wachstums mal auf psychologisch. Nun könnte das mit dem kognitiven Niveau ja in Wahrheit ein Nimbus sein. In der Eine-Welt können Intelligenz und Erkenntnis ja frei floaten, durch alle Staaten- und Überzeugungsgrenzen hinweg. Und wenn sich etwas zweifelsfrei feststellen lässt, dann, dass kognitive und innovative Leistung an Egoismen gekoppelt sind. Egal, ob die in einem System erlaubt oder sanktioniert oder gefördert sind. Fördern lässt sich das aber nicht beliebig, weil eine Sättigung zu befürchten ist. Immer, wenn Wissenschaft und Ingenieurwesen an Erwerbsprozesse gebunden sind, also an notwendige Wertschöpfung, und wenn sie darüber hinaus Kreditgebern verpflichtet sind, eventuell auch ihren Regierungen, dann ist Egoismus immer ebenso von Risiken bedroht wie von Erfolgen umworben. Das bringt jedes ehrgeizige Individuum systematisch an den Punkt, wo es nicht bereit ist, mit dem kognitiven Schinken nach der spekulativen Wurst zu werfen. Ich denke, die hoch entwickelten und produktiven Staaten sind viel mehr ein Produkt spielerisch gewonnener Entscheidungen als die kausale Folge statistischer Anhäufung von besonderem Intellekt. Die meiste unserer Pläne stehen letztlich auf spekulativen Füßen. Und ich würde mich sehr wundern, wenn das in den gelobten Ländern, wo Subventions-Milch und unternehmerischer Freiheits-Honig fließen, anders ist. Wir haben Glück gehabt! Und, wenn es nun scheint, als habe uns das Glück verlassen, dann ist es gewöhnlich ein guter Rat, nicht auch noch sein Selbstvertrauen zu verlieren.
Thomas Szabo - - - viele (!) Häupter und Fellow-Traveller der “Erwachten” in den USA haben himmelhohe IQs.
Wie wohnt denn so der durchschnittliche Arbeiter in Singapore? Im Wohnturm auf 30 qm, oder er kommt morgens aus Malaysia. Und z.B. einen popeligen Audi (Rechtslenker) in Singapore zuzulassen, kann sich ein normaler Arbeiter schonmal gar nicht leisten…
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