Ein Zukunftsauto für den Planwirtschaftsminister

Anlässlich der IAA wendet sich Robert Habeck an die gebeutelte Autoindustrie und mahnt Investitionen nach politischen Vorgaben an.

Auch wenn Kaiser Wilhelm II. 1907 gesagt haben soll, er halte das Automobil für eine „vorübergehende Erscheinung“: Deutschland ist ein Autoland geworden. Hier wurde der Verbrennungsmotor erfunden und das ABS. Hier läuft alle sechs Sekunden ein Auto vom Band – über fünf Millionen im Jahr. Gut zwei Millionen Menschen leben allein in Deutschland von der Automobilbranche. Bis zu zehn Prozent der Wirtschaftsleistung – so schätzen Experten – dürften direkt oder indirekt vom Autobau abhängen. Ginge die Fahrzeugproduktion in Deutschland um 15 Prozent zurück, so würde dies ein Prozent Wachstum kosten, Hunderttausende ihren Job verlieren.

Insbesondere die Grünen träumen jedoch davon, dem Auto den Garaus zu machen, sie preisen das Lastenrad und drängen das Auto (den „motorisierten Individualverkehr“) aus der Stadt. Die deutsche Autoindustrie hat mit hohen Energiekosten zu kämpfen, mit Steuern und Abgaben, mit Umlagen und Bürokratie und allerlei Vorgaben aus Brüssel (natürlich auch auf deutsche Initiative hin) und Berlin, immer neue Forderungen nach strengeren Grenzwerten, Abgasnormen und Fahrverboten werden laut. Und das Schlimmste: Ab 2035 dürfen keine neuen, mit fossilem Diesel oder Benzin betankten Pkw mehr neu zugelassen werden – der Automobilindustrie wird das Kerngeschäft zerstört.

Und dann kommt einen Tag vor der Eröffnung der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in München Wirtschaftsminister Robert Habeck um die Ecke und will die deutschen Fahrzeughersteller in die Pflicht nehmen, ihren Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts zu leisten – aber nach den Vorstellungen der grünen Ideologen. Für den Industriestandort Deutschland sei es „wichtig, im globalen Wettbewerb vorne mitzuspielen“, greift der Minister ganz tief in die Phrasenkiste, es gehe darum, „dass hier die innovativsten, qualitativ besten und klimafreundlichsten Fahrzeuge gebaut werden“. Kollege Roger Letsch fasst das Statement so zusammen: „Erst den Wald abholzen und dann die Rehe anbrüllen, sie sollen gefälligst nicht davonlaufen.“

Na dann viel Spaß, bei den Rahmenbedingungen, die die Politik mittlerweile vorgibt, um die eigene Vorzeigeindustrie zu schurigeln. Diese ist seit mehr als 120 Jahren mit Innovationen erfolgreich, für die es keine politischen Vorgaben brauchte, aber Habeck schwebt eine Art Planwirtschaft vor, die den Autobauern die Ziele vorgibt. Dort zu forschen und zu entwickeln, wo es vielversprechend scheint, ist nicht mehr gewünscht. Stattdessen: Investitionen nach politischen Vorgaben. Klingt verheißungsvoll. Und hat ja schon damals super geklappt. Willkommen in der Deutschen Demokratischen Bundesrepublik!

 

Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten.

Foto: Montage Achgut.com/ Fortepan/ Uvatery CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons U.S. Department of State

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Leserpost

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Moritz Ramtal / 05.09.2023

Ein Wirtschaftsminister der nicht alles dafür tut die, durch feindliche Staaten gesprengte, Energieversorgung wieder herzustellen ist unglaubwürdig und verdient keiner Beachtung.

S. Marek / 05.09.2023

@ sybille eden, Mist, jetzt haben Sie eine vordere Position bei den Grünfinken sicher. PS: hat Ihr Lastenfahrrad auch ABS, EBS. Knautschzone, Airbags rundherum ?  Der Herr @ A. Maison, hat es präzisiert.

Gottfried Meier / 05.09.2023

Jeder Sozialismus ist gescheitert. Nach dem braunen und roten wird auch der grüne Sozialismus krachend scheitern.

Wolfgang Richter / 05.09.2023

@ Klaus D. Schlademann - “Der, und seine Genossen wollen ein anderes Land.” Und das zügig und unumkehrbar. ZB. das Projekt der 40 Städte (in Dld. Berlin, Frankfurt und Heidelberg bisher dabei) ist auf die Transformation der Gesellschaft zu 2030 angelegt. Ab da kein Fliegen, keinen Verbrennen, kein Verkauf von Fleisch- und Milchprodukten. Insbesondere zu Frankfurt und Berlin würde mich interessieren, ob dort bereits die Abwicklung der Flughäfen und deren Umwandlung in Bürger-Wohlfühloasen ala der neuen städtischen Sitzgruppen und Außengastronomie auf früheren KFZ- Parkplätzen in Projektgruppen begonnen wird. Auch EU-Green Deal u. a. sind auf 2030 angelegt, also quasi planierisch “morgen”, nicht in ferner Zukunft.

Wolfgang Richter / 05.09.2023

@ A. Maison - “Wenn da ein Auto aus welchem Grund auch immer reinfährt, sind die Kinder chancenlos. Das gehört verboten. Wie kann man so leichtsinnig sein?” Sofern Sie Autofahrer sind, sollten sie mal bewußt drauf achten, wie achtlos in der Regel die Muttis mit ihren Kleinsten im Kinderwagen umgehen. Da wird im Vertrauen auf die Wirksamkeit des Fußgängerüberweges und der Aufmerksamkeit des Autofahrers häufig ohne auf den Verkehr zu gucken, der Kinderwagen vorneweg zur Querung der Straße auf selbige geschoben. Entweder ist bei vielen das Hirn ausgeschaltet -oder war gar nicht erst im Betriegsmodus oder hat keinen- oder man hat so viele von den lieben Kleinen zu Hause, daß es auf einen mehr oder weniger nicht ankommt, ich weiß, sehr zynisch, aber bei dem beobachteten Verhalten ??

Sam Lowry / 05.09.2023

“Weiter Vollgas Richtung Regenbogen. Wir nehmen jeden Eisberg mit. Wir sinken…! Love, Piece and harmony!” PROST!!!

W. Renner / 05.09.2023

Robert der Plattwirtschafter. Der Typ gehört in die geschlossene.

G. Männl / 05.09.2023

Der Kaiser hatte schon Recht das die Automobile eine „ vorüberfahrende Erscheinung“ (Text leicht geändert) ist. Schließlich ist die ganze Menschheit und unser Sonnensystem vorübergehend. Als erstes geht aber die Ampel vorüber., spätestens in zwei Jahren. Ab dann gibt es Kreisverkehr, egal von wo man kommt es geht zügig Vorwärts. Na ja, so die Hoffnung die ja zuletzt stirbt.

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