Vier Monate sind seit der Wahl vergangen und keine neue Regierung. Die deutschen Parteien ringen intensiv um die Lösung der großen Probleme unseres Landes. Die zahllosen kleinen müssen warten. Da ist ein Blick weit über unsere Grenzen hinaus hilfreich, um uns an einem glücklichen Volk zu erfreuen. Das hatten offensichtlich auch die fast 250.000 deutschen Touristen im Sinn, die im letzten Jahr in das 7.000 km entfernte Kuba flogen.
Am 18. Januar veröffentlichte die Staats- und Parteizeitung „Granma“ einen ganzseitigen Artikel über die Probleme in der Produktion von Zündhölzern. Dabei nahm sie wahrlich kein Blatt vor dem Mund. In vier Fabriken, die teilweise 800 km voneinander entfernt liegen, werden original kubanische Zündhölzer produziert, beachtlich, für immerhin 11 Millionen Einwohner. Aber ach, von 100 Hölzchen funktionieren tatsächlich nur 10, eventuell, schreibt die Zeitung. Zudem sind die Streichflächen nicht effizient und die Kisten oft halbleer.
Deshalb wurde bereits im Juli 2017 dem Industrieministerium ein Situationsbericht abgeliefert, wie „unglücklich“ die Bevölkerung über die Qualität ihrer eigenen Zündhölzchen sei. Angemerkt sei noch, dass die Hölzer keine Hölzer sind, weil sie aus einer in Wachs getränkten und gepressten Papiermasse hergestellt werden. Die Zeitung ist sehr exakt, denn sie führt 7 Parameter für die Qualitätskontrolle der fertigen Hölzchen an. Indessen beklagt die Zeitung, dass nur 10 Prozent der Produktion bezüglich Länge, Breite und Kopfumfang kontrolliert werden. Zur Kontrolle der anderen 4 Parameter steht nichts geschrieben.
Ausländische Streichhölzer kosten ein Vermögen
Das Ministerium stellte als Ursache das 60-jährige Alter der Maschinen fest. Als Konsequenz daraus wurde für 6 Monate in allen vier Fabriken die Produktion der so notwendigen Hölzer gestoppt. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass Kuba von den 24 dafür erforderlichen Rohstoffen immerhin 17 importieren muss, und leider ist auch dort die Qualitätskontrolle unzureichend, schreibt besorgt die Zeitung.
Dies führe dazu, dass die Fertigprodukte meistens nur eine Lebensdauer von einem Jahr nach Auslieferung der Fabrik hätten, und zudem in den Geschäften unter subtropischen Bedingungen oft die Lagerbedingungen unzureichend seien. Aber jetzt würde intensiv daran gearbeitet, auf jedes Kistchen ein Verfallsdatum aufzudrucken, damit die Verkaufseinrichtungen und die Käufer besser informiert seien.
Allerdings erfolgt die Mehrheit der Produktionsschritte manuell. Jeden Tag sollen 500.000 Kistchen produziert werden mit jeweils 70 Hölzchen. Pro Jahr sollen es 146 Millionen sein, also für einen Einwohner etwa 10 Streichholzkistchen. Die staatlichen Zuteilungsstellen, die Bodegas, geben monatlich eine Kiste an eine Person für etwa 5 Eurocent ab. Da nicht jeder Kubaner seine Bodega um eine Kiste bittet, müsste die Produktion für diesen Verteilungsmodus ausreichen.
Am Ende des informativen Artikels werden in vier Punkten Hinweise für einen sachgemäßen Umgang mit den Zündhölzern aus der eigenen Produktion angeführt. Ausländische Hölzer werden gelegentlich in den Zigarrenläden angeboten, zu 5 Prozent des durchschnittlichen Monatslohnes.
Kuba ist ein glückliches Land. Die großen Probleme sind alles gelöst, jetzt kann sich die Regierung um die kleinen kümmern. Armes Deutschland, wie weit bist du entfernt!