Stephan Kloss, Gastautor / 19.12.2022 / 06:00 / Foto: ASBT2018 / 90 / Seite ausdrucken

Ein Urteil zu Polizei-Gewalt bei Corona-Demonstration

Fast unbeachtet von den meisten Medien erging in der letzten Woche an einem sächsischen Amtsgericht ein Beschluss, der gut in die Kategorie „Aufarbeitung der Corona-Politik“ passt. Eine Entschuldigung von Armin Schuster als verantwortlicher Innenminister ist überfällig.

Im Mai 2021 machte in den sozialen Netzwerken ein verstörendes Video die Runde. Es zeigt, wie ein Polizist vor einem Mann steht. Plötzlich holt der Beamte aus und tritt den Mann in den Unterleib. Die schockierende Szene spielt nicht im Iran, auch nicht in China oder Russland, sondern in der sächsischen Stadt Wurzen. Wer bei YouTube oder Google die Worte „Wurzen“ und „Prügel“ eingibt, der wird schnell fündig. Nun hat das Amtsgericht Grimma den Beamten für seine Prügelattacke verurteilt.

Fast unbeachtet von den meisten Medien erging am Mittwoch am Amtsgericht Wurzen ein Beschluss, der in die Kategorie „Aufarbeitung der Corona-Zeit“ passt. Es ist – meines Wissens – das erste Mal, dass die sächsische Justiz, die während der Coronazeit fast ausnahmslos alle Maßnahmen der Staatsregierung absegnete, auch mal in die andere Richtung durchgreift. Der offenbar gewaltaffine sächsische Polizeibeamte, der einen Gerüstbauer aus Wurzen brutal im Möchtegern-Bruce-Lee-Kung-Fu-Stil in die Eingeweide trat, wurde bestraft.

Der Amtsrichter will solche Polizisten nicht im Dienst sehen

Der Richter am Amtsgericht Grimma Dr. Weimann sagte (zu lesen in der LVZ hinter der Bezahlschranke):

„Einen solchen Polizisten will ich nicht im Dienst sehen. Wenn die Polizeidirektion Leipzig tatsächlich nicht dienstrechtlich gegen ihren Beamten im Nachgang dieser Tat vorgegangen sein sollte, dann hat sie aus meiner Sicht ein massives Problem.“

Man fragt sich, welche schlechten Fantasien der Polizist im Kopf hatte. Man fragt sich aber auch, warum ihm zwei Kollegen willfährig zur Seite sprangen und das Opfer brutal mit zu Boden warfen. Die drei Beamten trugen Masken. Im Mai, draußen. Die beiden Sekundanten haben sich – aus meiner Sicht – wegen Beihilfe zur schweren Körperverletzung mitschuldig gemacht.

Im Rahmen von Recherchen besuchte ich den Betroffenen der Polizeiprügel-Attacke voriges Jahr in Wurzen. Freundlich öffnete der Gerüstbauer die Wohnungstür. Seine Zimmer waren spartanisch eingerichtet. Auf dem Tisch stand bereits frischer Kaffee. An der Wand Bilder seiner Familie. Sein bisheriges Leben schien etwas durcheinandergeschüttelt. Doch das spielt keine Rolle bei der Bewertung. Auch dieser Mann hat Grundrechte. Zum Beispiel hat er das Recht, nicht von der Polizei auf offener Straße und am helllichten Tag zusammengeschlagen zu werden.

Eine Entschuldigung des Innenministers wäre angebracht

Seitdem immer klarer hervortritt, dass es für die Wirksamkeit der Corona-Maßnahmen inklusive Lockdowns, die von Fachleuten als einer der größten Fehler in der Geschichte der öffentlichen Gesundheit eingestuft werden (Achse-Leser wissen das schon lange), und Verboten von Spaziergängen sowie Demonstrationen keine wissenschaftlich-empirischen Beweise gibt, wäre es an der Zeit, dass sich die Polizei bei Opfern von rechtswidriger und unverhältnismäßiger Gewalt während der Coronazeit entschuldigt. Auch bei dem Mann aus Wurzen. Das wäre die Aufgabe von Innenminister Armin Schuster (CDU, oben im Bild). In seinem Interesse kann es eigentlich nicht sein, dass prügelnde Beamte die Reputation der Polizei verspielen. 

Auch dem Ministerpräsidenten des Freistaats, Michael Kretschmer, fällt nicht ein, eine Geste der Versöhnung bzw. eine Entschuldigung an die Sachsen zu senden. Er handelt eher nach dem Motto: „Was, Sie haben unter den Corona-Maßnahmen meiner Staatsregierung gelitten? Naja, was solls. Das Leben geht weiter.“ Im Beitrag „Nach vorn leben mit Sachsens Ministerpräsident“ wurde das bereits thematisiert. Nur für die Chronik: Ich hatte in dem Beitrag vergessen u.a. mit aufzulisten, dass Sozialministerin Köpping offenbar geplant hatte, Maskenverweigerer in die Psychiatrie zu stecken.

Ministerpräsident Kretschmer, der gern im „Dialog“ mit den Bürgern steht, hätte – kurz vor Weihnachten – ein Signal der Versöhnung ins Land schicken können. Die Gelegenheit gab es am 15. Dezember 2022 im sächsischen Landtag. Seine Fraktion hätte dem Antrag der AfD-Fraktion „Corona-Bußgeldverfahren einstellen – Bußgelder erlassen“ (Redebeitrag des Fraktionsvorsitzenden hier) zustimmen oder einen entsprechenden eigenen Antrag stellen können. Hätte die CDU das getan, wäre einem solchen Antrag zugestimmt worden. Das sächsische Kabinett hätte die Forderungen umsetzen müssen. Hätte. Hätte.

Doch im sächsischen Landtag ist Parteipolitik auch kurz vor dem heiligen Fest wichtiger, als Signale der Versöhnung an die Wähler zu senden. Den Antrag abgelehnt haben: CDU, SPD, Grüne und Linke. Nach dem Willen dieser Parteien sollen die Staatsanwaltschaften und Bußgeldbehörden weiter fleißig Gelder aus Corona-Bußgeldverfahren eintreiben und damit Bürger abstrafen. Nix mit friedlicher Weihnachtsbotschaft aus Landtag und Staatskanzlei.

 

Stephan Kloss ist freier Journalist. Er lebt in Leipzig und studiert Psychologie.

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Ulla Schneider / 19.12.2022

@Thomin Weller, guten Abend und weitere Foristen. Ich danke für die Rückmeldung zur Seite “IhrHabtMitgemacht”, Episode 7.  -  Herr Weller und ja, der Stoff entfaltet sich gerade, teilweise dramatisch, Baghdi hatte leider, zu seinem eigenen Bedauern,recht.  Ich erlebte es gerade hautnah durch eine Patientin, die nach der dritten gleichen OP nun weitere folgenden lassen muß, da die Widerstandskräfte nicht mehr mit normalen bakteriellen” Angreifern” fertig werden (2 x geimpft, 3 x geboostert). Der Anfang vom Ende.  Die Geschichte möchte ich ersparen, ganz schlimm.  - Das ausgerechnet Steinmeier den großen Fritz Bauer würdigte ist eine Farce, im Hinblick auf Bauers tatkräftige Gerechtigkeitsliebe.  Zum Sumpf ausmisten ist es nie mehr gekommen. Denn dann wären diese Figuren nicht auf diesen Posten.  - MfG

Ilona Grimm / 19.12.2022

@Thomas Brox: Was aus einem geschassten Beamten werden kann, sieht man an Stephan Kohn, Ex-Oberregierungsrat im Bundesinnenministerium (vgl. „200507 Auswertungsbericht“, worüber achgut.com am 12.05.2020 berichtet hat). Dieser Mann hat seine Beamtenpflicht vorbildlich erfüllt, indem er die Risiken der C-Maßnahmen sondiert und in seinem Papier intern veröffentlicht. Da dies jedoch dem „NARRativ“ der Regierung ganz arg im Wege stand, wurde Kohn vom damaligen Innenminister Horst Seehofer (der möglicherweise Nancy Faeser als Vorbild in ihrer Funktion dient) in die Wüste geschickt. Nix mehr Beamtenstatus. Stattdessen Ausgestoßener des Jahrzehnts. Da Herr Kohn, wie sich herausgestellt hat, in allem mit seiner Beurteilung richtig lag, ist die vollständige Rehabilitation von Stephan Kohn überfällig.

Ludwig Flocken / 19.12.2022

Das Verhalten der beiden Mittäter und der Politiker erscheint mir auch als das Hauptproblem. In einer großen Organisation kann immer wieder mal jemand durchdrehen. Entscheidend ist dann, wie das unmittelbare Umfeld und die Organisation als ganze reagiert. Beide haben versagt.

Max Mütze / 19.12.2022

Wenn zwei sich den Schulabschluss teilen mussten, bleibt nicht aus mit anderen Fähigkeiten zu glänzen…

Oliver König / 19.12.2022

@Susanne Gaede “Bei der letzten Gemeinderatssitzung wünschten wir Aluthut tragenden Schwurbler ( ich nenne uns die echte ANTIFA ) einen runden Tisch um miteinander wieder in’s Gespräch zu kommen.” Fehler. Haben Sie immer noch nicht verstanden, dass die linken, selbsternannten “Bessermenschen” keine wie auch immer gearteten Gespräche wollen, sondern Unterwerfung, Gehorsam und “Kampf gegen Rechts”?

Karl Schmidt / 19.12.2022

Der sächsische Landtag spricht für Sachsen - nicht die Regierung. Die AfD täte gut daran, einen Antrag im Landtag einzubringen, der sich bei dem Bürger für das brutale Vorgehen entschuldigt - da die Regierung das versäumt hat. Damit müsste die CDU entscheiden, ob sie sich auf die Seite von Straftätern in Uniform stellt oder nicht.

Hildegard Ben-Jamin / 19.12.2022

Ich bin empört! Der wackere Schutzmann wird hoffentlich bald mit bloßen Armen von Fancy an die welke Brust gedrückt und mit dem Kompetenz-Orden für Totale Zursaumachung (K.O.T.Z.) behängt werden. Natürlich die Luxus-Ausführung aus rechtsfreiem Edel-Stalin! Und der Richter muss bei der nächsten Reichsbürger-Razzia über die Klinge springen. Irgend ein Messer in seinem Haushalt wird alle Kriterien für eine rechtsradikale Waffe erfüllen. Denn wisse: Die Regierenden lieben alle Menschen!

jan blank / 19.12.2022

Also liebe Demonstranten: Das nächste Mal bitte mit Afroperücke und Theaterschminke. Sich aufs Pflaster kleben. Dann kommt die woke Polente mit veganem Catering und “Black lives matter” wird auch schön aufpassen.

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