Claudio Casula / 07.05.2022 / 14:00 / Foto: Imago / 30 / Seite ausdrucken

Ein Tag im Leben der Nancy F.

Sie hatte es geschafft: Innenministerin und irgendwas mit Heimat. Jetzt konnte sie endlich Minderheiten pampern und dem rechten Pack Saures geben.

Fit wie ein Turnschuh, schon am frühen Morgen. Geduscht, angekleidet. Ein bisschen bieder vielleicht? Mit leicht skeptischem Blick musterte sie sich im Spiegel. Was soll’s, schon in der Schule wäre keiner auf die Idee gekommen, sie „Fancy Nancy“ zu nennen. Sie seufzte. Dafür hatte sie – im Gegensatz zu ihrem Generalsekretär und den grünen Hochstaplern – ihr Studium durchgezogen. Und nicht etwa Keramik und Gesellschaftstanz, wie bei denen üblich, sondern Jura, haha! Dann war sie frühzeitig in der Politik aufgestiegen, tatsächlich war sie gerade mal Mitte dreißig gewesen, als die Ypse sie damals in ihr Schattenkabinett berief. Justizministerin war sie dann doch nicht geworden, weil die Ypse die Regierungsbildung vermasselt hatte.

Aber jetzt. Innenministerin. Obwohl eigentlich keine Sau außerhalb Hessens je von ihr gehört hatte. Das mit der Heimat im Titel nervte, aber gut. Jetzt war die Zeit, in der das Land endgültig umgebaut wurde. Und sie war dabei. Minderheiten pampern, das war ihr Ding. Am Roma-Tag daran erinnern, wie übel doch den Sinti und Roma mitgespielt wurde und wird. Aufmerksam die Paralympics verfolgen und Erfolge vermelden. Für die LGBTIQ-Community das Hissen der Regenbogenflagge an Bundesgebäuden einführen. Den Muslimen zum Ramadan nur das Beste wünschen und nach ihrem Intervallfasten noch schnell zum Fastenbrechen gratulieren.

Letztere hatten sie neulich ganz schön in die Bredouille gebracht, weil sie auf Demonstrationen judenfeindliche Parolen gerufen und Reporter attackiert hatten, das waren keine schönen Bilder gewesen. Sie hatte in ihrem Statement zur Lage ein bisschen herumeiern müssen, um das Kind nicht beim Namen zu nennen. Andererseits: Die meisten von denen hatten doch sicher längst einen deutschen Pass, und türkische oder palästinensische Nationalisten waren ja wohl alles andere als links. Im Grunde hatte es sich also eigentlich um Deutsche gehandelt. Deutsche Rechte, um genau zu sein. Zweimal drei macht vier, widdewiddewitt und drei macht neune, dachte Nancy.

„Pinky Liechtenstein“

Hauptsache, sie konnte dem rechten Pack Saures geben. Ihr ganz besonderes Anliegen war ja der Kampf für die offene Gesellschaft und gegen deren Feinde, das hatte sie gleich zu Amtsantritt klargemacht. Der Rechtsextremismus war die größte Bedrohung für die Demokratie, da konnten BKA- und Verfassungsschutzbericht vor islamistisch motiviertem Terror warnen, so oft sie wollten. Und rechts waren die ja alle, diese ganzen Coronaleugner und Impfgegner. Zu bitter, dass die immer noch auf die Straße gehen durften. „Man kann seine Meinung auch kundtun, ohne sich gleichzeitig an vielen Orten zu versammeln“, hatte sie damals getwittert und war dafür von der Springer-Presse gescholten worden, von wegen im Grundgesetz verbriefte Demonstrationsfreiheit. Grundrechte werden auch überschätzt, dachte Nancy.

Auf dem Weg zum Ministerium in Alt-Moabit ärgerte sie sich über den Aufkleber am Fahrzeug, das vor ihrem Dienstwagen herfuhr. „Ich bin 1G = gesund“. Ein Nazi, zischte Nancy mit finsterer Miene. Wir kriegen euch. Alle. Ja, sie war eine hundertfünfzigprozentige Achtundsechzigerin, auch wenn sie damals noch einen Schlabberlatz trug und mit Alete-Brei gefüttert wurde. Musste nur aufpassen, nicht bisweilen zu viel Angriffsfläche zu bieten. Diese Geschichte mit dem Gastbeitrag für die linksradikale VVN-BdA hatte ihr geschadet, ihr Pressesprecher hatte schon nach zwei Monaten das Handtuch geworfen. Das würde ihr nicht nochmal passieren, beim nächsten Mal würde sie ein Pseudonym benutzen. Eines, das an ein politisches Vorbild angelehnt war. Genau: „Pinky Liechtenstein“!

Jetzt hatte sie erst mal mit den ukrainischen Flüchtlingen zu tun. Unter denen erstaunlich viele Studierende of Color waren. Ihr war es recht, schließlich arbeitete sie schon länger daran, Deutschland möglichst bunt zu machen, da war sie sich mit Annalena einig. Es galt nur zu verhindern, dass die Migranten registriert würden, wie das die Union gern wollte. Nicht mit mir, dachte Nancy. Man kann es auch übertreiben mit der Sicherheit. Die doch ohnehin nur von rechts gefährdet wurde. Nach der Sitzung gab Nancy noch ein Interview, dann hatte sie einen Termin bei den Bullen. Nancy biss sich auf die Zunge. Bundespolizei, so musste es heißen. Nach dem Vortrag, in dem sie die Parole „Kein Pardon für rechte Protestierende“ ausgegeben hatte, fuhr sie zum Flughafen. Mal wieder nach Brüssel, Abstimmung mit den anderen europäischen Innenminister:innen zur Aufnahme von Flüchtlingen.

Die Leute zu Preppern machen

Zurzeit war sie wieder einmal unter Beschuss. Diesmal, weil sie vielleicht ein bisschen zu kräftig am Hamsterrad gedreht hatte. Man müsse auf die Höhe der Zeit kommen, um die vielfältigen Krisen – Pandemien, Klimafolgen, Kriegsgefahren – zu bewältigen, hatte sie gesagt, es sei auf jeden Fall sinnvoll, einen Notvorrat zu Hause zu haben, Essen und Wasser für zehn Tage, wobei pro Person und Tag zwei Liter Flüssigkeit kalkuliert werden sollten – und die Aufnahme von täglich 2.200 Kilokalorien. Nancy kicherte, als sie an eine grüne Kollegin und deren Büroleiterin dachte. Jedenfalls passte das doch ganz gut in die aktuelle Panikstrategie, die Leute horteten eh schon wieder Klopapier, Mehl und Speiseöl.

Näheres sei in den Broschüren des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe nachzulesen, das ihrem Ministerium unterstellt war. Mussten die unfreiwilligen Prepper sich eben schlaumachen. Außerdem hatte sie gemeint, man solle doch wieder die Schutzräume im Land reaktivieren, die längst zu einem erheblichen Teil zweckentfremdet waren. Davon gab es knapp 600 im Land, sie wusste sogar, in welchen sie selbst sich im Notfall flüchten würde, was sich wohl von so gut wie niemandem sonst sagen ließ.

Geht ja hier eh bald alles über die Wupper, dachte Nancy, während sie aus dem Flugzeugfenster schaute und der Bundeshauptslum unter ihr immer kleiner wurde. Innere und äußere Sicherheit, die Wirtschaft, der Wohlstand. Vielleicht wäre es doch am praktischsten, wenn der ganze Sums in einem großen Atompilz verdampfen würde, bevor rauskam, welchen Scheiß sie alle gebaut hatten. Diejenigen, die es überleben würden, wären froh, überhaupt davongekommen zu sein, und ihnen nichts mehr übelnehmen. Höhere Gewalt, da machste nix. Als Juristin kannte sich Nancy da aus.

 

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Foto: Imago

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Gus Schiller / 07.05.2022

Nänzi Tausendschlau rät zu Notvorrat. 1) In modernen Mehrfamilienhäusern gibt es kaum noch Keller oder Abstellräume. Maximal ein mini Hauswirtschaftsraum. Wie sollen drei oder mehr Personen dort einen Vorrat anlegen? Unterm Bett vielleicht? Spart das Staubsaugen dort. 2) Wenn der Strom ausfällt, liebe Nänzi, muss man die Nudeln dann lutschen? Moderne Häuser haben keinen Schornstein mehr. Ein Kohleofen lässt sich somit nicht betreiben. Auch nicht jeder hat einen Balkon für den Kohle/Gasgrill. 3) Die Verbrauchsdaten müssen genau im Auge behalten werden. Man lebt dann nur noch vom Notvorrat und kauft verbrauchtes nach, damit keine Versorgungslücke entsteht. Die Mehrzahl der Horter dürfte damit absolut überfordert sein, genauso wie Nänzi mit ihrem Job. 4) Sozialverbände beklagen, dass sich die Armen im Land ein Vorratslager von ca. 80 €/Person gar nicht von der Stütze absparen könnten. Also liebe Steuerzahler, ran und eine Sondersteuer für den “Notvorrat für Arme” berappen.

finn waidjuk / 07.05.2022

Nanny Faeces, der lebende Beweis, dass man tatsächlich aus Sch…. Gold, Verzeihung, eine Innenministerin machen kann.

Zdenek Wagner / 07.05.2022

Noch nie in seiner bewegten Geschichte, hatte dieses gebeutelte Land eine derart LÄCHERLICH-WIDERLICHE Politlandschaft wie dato! Es EKELT mich nur noch unsäglich, wenn ich eine dieser Backpfeifenvisagen anschauen muss. Ich habe KEINE Hoffnung mehr, was die Zukunft dieses Landes anbelangt! Deutschland HAT FERTIG!!! Punkt!!!

Thomas Mueller / 07.05.2022

Eine der schlimmsten Beleidigungen, die ich kenne, paßt bei dieser Person: rotes Flintenweib.

Max Paul / 07.05.2022

Schon Mitte der Neunziger begannen Personalabteilungen großer Firmen, sich bei Bewerbern um Führungspositionen mehr um das “Gehabe” als um Fachkenntnis zu interessieren. Schein wurde primär, Sein sekundär. Damit zählte dann nur der schnelle “Erfolg” - egal wie - und der Absprung zum nächsten Posten, bevor herauskam, was der “Erfolg” für Konsequenzen hatte.  Dieses “Erfolgs"streben erzog eine Folgegeneration, mit der wie es zunehmend auch in der Politik zutun haben.

Uta Buhr / 07.05.2022

Nancy who? Von welcher Resterampe hat Sozi Scholz die bloß runter geholt? Das Bild über dem Artikel sagt mehr als tausend Worte. Sie wirkt in ihrer Schmallippigkeit wie ein trotziges Kind, das unbedingt immer seinen Willen durchsetzen will. Zur Not mit dem Kopf durch die Wand. Total humorlos ist sie auch. Zum Lachen geht die in den Keller. Demnächst wohl in den für sie eigens reservierten Bunker. Eine treffende Charakteristik dieser Unsympathin. Danke, lieber Herr Casula.

Esther Braun / 07.05.2022

Man soll sich ja angeblich nicht über das Aussehen auslassen, aber warum sind eigentlich so viele linkshysterische Sitzsackgesichter vom Islam begeisert? Soll das die Rache an der attraktiven Frau über Umwege werden?

Bernhard Piosczyk / 07.05.2022

Wieder ein Meisterwerk von CC. Wenn ich Nancy höre, denke ich nur an Nancy Sinatra und ihr “Bang,Bang”. Ein Meisterwerk.

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