Lange Zeit kursierte zur Illustration des Dickichts, zu dem sich das deutsche Steuerrecht schon lange entwickelt hat, die Behauptung, weitaus mehr als die Hälfte der weltweit verlegten Literatur zu steuerlichen Fragen erscheine in deutscher Sprache. Denkbar ist das, wenn man bedenkt, wie häufig deutsche Politiker an dieser oder jener Abgabenschraube drehen. Zumindest vorgeblich dient ihnen ja die eine oder andere Steuer nicht nur der Staatsfinanzierung, sondern auch der Volkserziehung.
Umso erstaunlicher ist es, dass es in Deutschland offenbar bislang an Steuerforschung mangelt. Da muss das Bundesfinanzministerium natürlich handeln und plant nun die Gründung eines „Instituts für empirische Steuerforschung (IfeS)“, wie handelsblatt.com meldet. Entsprechende Mittel für das Institut stünden bereits im Haushaltsentwurf für 2022, der heute vom Bundeskabinett verabschiedet werden soll. Das habe das Handelsblatt aus Regierungskreisen erfahren.
Das Institut solle den Angaben zufolge eine unabhängige wissenschaftliche Einrichtung sein und könne mittelfristig etwa 70 Mitarbeiter umfassen. Ziel der Gründung des IfeS sei eine bessere Bereitstellung von Daten für Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Öffentlichkeit im Bereich Steuern.
Die Experten sollen die Politik zugleich durch datengetriebene Forschung bei Entscheidungen unterstützen. Das Bundesfinanzministerium wolle damit eine Lücke schließen, die gegenüber anderen Politikfeldern, aber auch gegenüber anderen Ländern bestehe.