Peter Grimm / 12.01.2019 / 16:13 / 66 / Seite ausdrucken

Ein Redakteur träumt vom Wahlrechts-Entzug

Ralf Dorschel ist Redakteur der Hamburger Morgenpost und es passt ihm gar nicht, dass es Wahlberechtigte gibt, welche die AfD wählen. Einer seiner Gedanken dazu:

„In einer gerechten Welt müsste man AfD-Fans das Wahlrecht entziehen. So, wie man Kindern die Bauklötze wegnimmt, wenn sie randalieren: Kleiner, du kannst deine Ritterburg in vielen Formen und Farben bauen, mit Mauern, Graben und Toren oder offen mit heruntergelassener Zugbrücke. Aber wenn du alles immer nur zerstören willst, dann bist du raus.“

Was für ein schöner Vergleich! Er hinkt nur ein wenig. Sollen die spielenden AfD-Kinder doch gerade von „Mauern, Graben und Toren“ ablassen, weil es zu heruntergelassenen Zugbrücken keine Alternative geben darf. Aber lassen wir diese Kleinigkeit, denn es geht ja schließlich um ernste Angelegenheiten.

„Und das ist dann immer der Punkt, an dem irgendwer grübelt: Die sind doch demokratisch gewählt! Das war die NSDAP aber auch, hatte 1932 33 Prozent bekommen – kurz drauf war sie im Kanzleramt. Die Folgen sind bekannt – außer in der AfD, versteht sich. Und mit dieser Erfahrung im Hinterkopf dürfen wir den Fehler niemals wiederholen. Wir sind das Millionen Opfern schuldig.“

Also AfD gleich NSDAP? Egal wie abstoßend die AfD für den Autor Dorschel sein mag, so sollten es aber gerade Meinungsbildner in deutschen Medien den Millionen Opfern schuldig sein, die Nationalsozialisten nicht im Nachhinein zu verharmlosen. Nichts Anderes ist die Gleichsetzung der NSDAP mit der AfD. Sie stimmt nicht einmal, wie es der zitierte Kommentar insinuiert, für die Zeit vor 1933. Man kann ja nicht ernsthaft behaupten, dass die AfD wohlorganisierte gewalttätige „Sturmabteilungen“ auf die Straße schicken würde, es Fememorde in ihrem Umfeld gäbe und sie offen einen Führerstaat propagiere.

Genug seriöse Auswahl

Um solche Kleinigkeiten geht es aber dem Morgenpost-Redakteur bei dieser Haltungs-Übung nicht, sondern um klare Grenzen der Demokratie, frei nach dem Motto: Wer wählbar ist, bestimme ich!

„Niemand ist gezwungen, eine bestimmte Partei zu wählen – wir haben genug seriöse Auswahl: Von der Linken bis zur CDU wird über kleine und große Themen gestritten. Aber die respektieren alle das Grundgesetz und rollen nicht ihre modernden Fische drin ein.“

Wie viele Grundgesetz-Verächter es in der AfD gibt, sei einmal dahingestellt. Vermutlich werden es nicht mehr sein als beispielsweise bei den Linken. Wenn die Grenzen des Wählbaren so definiert werden, ist es auch egal, warum viele Bürger die AfD gewählt haben, obwohl sie vieles an dieser Partei nicht mögen. Der Kollege von der Hamburger Morgenpost empfiehlt keine Rücksicht auf die, die falsch wählen:

„Hier ist, bisschen verspätet, ein guter Vorsatz für 2019: Lasst uns all die AfD-Wähler einfach aufgeben!“

Der Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

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Leserpost

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peter luetgendorf / 12.01.2019

Lieber Herr Grimm, ein schöner Denkansatz von Herrn Dorschel, den man analytisch und strategisch weiter entwickeln sollte. Der Entzug des Wahlrechts bietet sich ja für zahlreiche Bevölkerungsgruppen an. An erster Stelle sehe ich Journalisten, die Kommentare schreiben, die wirklich ihrer inneren Überzeugung entsprechen. Gruß  

Bettina Gruber / 12.01.2019

Ungeheuerlich. Zeigt einmal mehr, dass das Demokratieverständnis des medialen Mainstreams alles ist, nur kein Verständnis für Demokratie! Der Artikel gehört ganz nach oben gehievt, das müssen alle Achse-Leser zu sehen bekommen!

Reinhard Schilde / 12.01.2019

Was für ein verirrter Geist, Herr Dorschel sollte mal schleunigst in punkto Demokratie auf den neuesten Stand gebracht werden. Denn wie die funktioniert, hat er nicht mal ansatzweise verstanden. So leid es mir tut, Herr Dorschel muss die AfD-Wähler aushalten, ob es ihm passt oder auch nicht. So wie auch ich in einer Demokratie die Existenz von Herrn Dorschel, die Wähler von CDUCSUSPDFDPLINKEGRÜNE und die Hamburger Morgenpost aushalten muss. Grüße aus dem schönen Sachsen.

Werner Arning / 12.01.2019

Klar, und nachdem die AfD dann per Ermächtigungsgesetz an die Macht gekommen ist, ohne sich um Koalitionspartner scheren zu müssen, eliminiert sie ein Jahr später die innerparteiliche Konkurrenz. Gleich dem „Röhm-Putsch, inszeniert von Hitler. Da fließt das erste Blut. Da meuchelt man die „Demokraten“ in der Partei, die Gemäßigten. Bald darauf folgen Verbot von Gewerkschaften und Parteien. Und die Rassengesetze werden nicht lange auf sich warten lassen. Neue Autobahnen werden gebaut werden, der 3. Weltkrieg vorbereitet. Konzentrationslager sind zu dem Zeitpunkt schon fertig und warten darauf genutzt zu werden. Ja, so wird das kommen. Wehrtet den Anfängen. Stoppt Strauß, nein, Gauland! Und seine Freundin Eva. Oder wie heißt sie noch?

G. Kothmeier / 12.01.2019

Ein Hamburger Morgenpost Redakteur entscheidet wer in Deutschland wählen darf oder was gewählt werden soll. Tja, was soll man da sagen? Demokratieverständnis ist was anderes, oder? Wie sähe er denn dies, wenn solche “Wirren im Geiste” nicht schreiben dürften!  Würde im Sinne des Umweltschutzes einiges bringen. CO2, Feinstaub u.s.w.

Marc Blenk / 12.01.2019

Lieber Herr Grimm, dieser Mann ist nichts weiter als ein Antidemokrat und Hanebambel. Er spricht aber nur offen aus, was ein Teil der Linken und Linksliberalen, bzw. die welche sich dafür halten, insgeheim wünschen. Mächtige Teile dieser Gruppe macht gerade einen Faschisierungsprozess durch. Ein anderer Teil sieht das allerdings anders, muss man fairerweise sagen. Das heftige um sich schlagen weist darauf hin, dass es mit der Herrschaft derer, die Deutschland und Europa so zugerichtet haben, bald vorbei ist. Die EU wird nach der Wahl im Mai anders aussehen. Die Machtverhältnisse verschieben sich immer mehr. Die Unterdrückung der Kritiker hat dafür gesorgt, dass die Opposition teilweise auch krude Vorstellungen hat, aber das muss kein Nachteil sein. Wichtiger ist, dass die Verhältnisse zum tanzen kommen. Die seltsame links/rechts - internationalistische/globalistische Ideologie, die auf eine Art kapitalistischen Kommunismus hinausläuft, kotzt immer mehr Leute an. Niemand hat den Stein der Weisen in Händen, aber diese bürgerfernen Entwicklungen müssen gestoppt werden. Es fehlt an allen Ecken und Enden dieser Agenda an demokratischer Potenz und freiheitlicher Libido sowie wirtschaftlicher Wohlfahrt. Und da diese Agenda obendrein darauf abzielt, die vielfältigen europäischen Kulturen zu zerstören, wird sie scheitern.

Elard Rabe / 12.01.2019

Es ist erstaunlich, wie weit verbreitet das Märchen von der demokratischen Wahl Adolf Hitlers ist, das Herr Dorschel von der Hamburger Morgenpost hier auch wieder für seine Argumentation verwendet. Dorschel hat nur in einem Detail recht, indem er feststellt, dass die NSDAP 1932 33 Prozent der Stimmen erhielt. Aber deshalb wurde die Hitler-Regierung vom Januar 1933 doch nicht demokratisch gewählt, wie Dorschel behauptet. Dorschel lässt die entscheidenden Informationen aus. 1932 fanden nämlich gleich zwei Reichstagswahlen statt, im Juli erhielt die NSDAP sogar 37,3 % der Stimmen, ihr bestes Ergebnis in freien Wahlen,  und fiel dann im November auf 33,1 % (siehe Dorschel) zurück. Sie hatte im November 1932 mit über 4 % Verlusten ihre beste Zeit bereits hinter sich,  befand sich in einer Krise, u.a. durch den Konflikt zwischen Hitler und Gregor Strasser und erste Anzeichen für ein Abklingen der Wirtschaftskrise . Hätten im Januar 1933 in dieser für die NSDAP deprimierenden Situation Reichspräsident Hindenburg (Art. 48 der Weimarer Verfassung) und die außerhalb der Verfassung agierende Kamarilla in Hindenburgs Umfeld aus Großgrundbesitzern und Industriellen sowie die Steigbügelhalter von der DNVP nicht die Initiative ergriffen, wäre die Hitler-Regierung Ende Januar 1933 nicht mehr an die Macht gekommen. Die sogenannte Machtergreifung erfolgte also letztlich durch Ernennung durch Hindenburg und nicht durch demokratische Wahl. Nicht einmal bei der letzten Reichstagswahl am 5.3.1933 nach dem Reichstagsbrand, die bereits unterTerrorbedingungen stattfand, aber wohl noch korrekt ausgezählt wurde, erreichte die NSDAP die absolute Mehrheit. Aber da war Hitler ohnehin schon an der Macht.

Gottfried Solwig / 12.01.2019

Die CDU/CSU hatte zumindest in der Anfangszeit reichlich Nazis, sogar im Kanzleramt. Wer die AfD wählt der Wählt eigentlich die CDU des Helmut Kohls und nichts anderes. Dass die Partei großen Zulauf im Osten der Republik und insbesondere bei den als “Aussiedler” bezeichneten Deutschen hat, hat auch damit zu tun das bis auf Helmut Kohl sie keiner wirklich als Landsleute, sondern immer belehrend von oben nach unten behandelt hat. Gerade Aussiedler und hier insbesondere die aus dem Banat verfügen über viel mehr multikulturelle Erfahrungen als es je ein “Bundesdeutscher” behaupten kann. Und das sind auch die prägenden Erfahrungen die sie zur Aussiedlung in das Rest-Deutschland bewegt haben. Wohin offene Grenzen führen, muss man sich in den Nachfolgestaaten Osteuropas nach dem Ersten Weltkrieg anschauen als alle diese Minderheiten belagert wurden. Es ist heute schon erschreckend festzustellen, das obwohl das Banat noch in den 90er Deutsche, Kroatische, Tschechische, Magyarische, Polnische Minderheiten ( im Übrigen, sie werden alle bis auf die Deutsche vom Mutterland ausnahmslos Eingebürgert) hatte, man im Bundesgebiet angekommen niemals wieder so sehr unter Deutschen leben wird wie im Banat wo jede Minderheit weites gehend unter sich blieb. Wenn das so weiter geht in der EU und gerade im Hinblick auf Gender und Divers, wird bald wie eins im Sozialistischen Rumänien die Eintragung der Zugehörigkeit im Ausweis gefordert. Den “Deutsch” ist ein beliebig austauschbarer Begriff geworden.

Arne Busch / 12.01.2019

Man muss sich nur die Auflagenverluste der scharf am linken Rand fischenden Hamburger Morgenpost betrachten. Das erklärt eigentlich auch schon alles. Und wenn der Ruf erst ruiniert ist, dann kann auch ein ganz offensichtlicher Stalinisten-, oder Nordkorea-Fan a la Dorschel dort ungeniert seine kruden Theorien verbreiten.  So what.

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