Rainer Bonhorst / 16.01.2018 / 12:30 / Foto: Pixabay / 12 / Seite ausdrucken

Ein paar Fragen zur E-Ladestation

Am Rathäuschen meines Vororts befinden sich seit einiger Zeit zwei Ladestationen für E-Autos. Sie sind gut besucht. Es wird fast ununterbrochen geladen. Als Fußgänger wäre ich neulich fast über eines der Ladekabel gestolpert, als ich um die Ecke des Rathauses bog. Zum Glück ist weder mir noch dem Kabel etwas passiert.

Beim Weitergehen habe ich natürlich darüber nachgedacht, was mit so einem Ladekabel alles passieren kann, wenn es so plötzlich und unerwartet vor einem hängt. Wie fest ist so ein Ding verankert? Hätte ich es beim Stolpern aus seiner Verankerung herausreißen können? Oder hätte ich den Kürzeren gezogen und wäre gestürzt? Welche Versicherung wäre im einen wie im anderen Fall zuständig gewesen? Die Haftpflicht im ersten und die Unfallversicherung im zweiten Fall? Vermutlich. Aber weiß man's?

Und was wäre, wenn ein paar böse Buben so einem Ladekabel in rabaukenhaftem Übermut zu Leibe rückten? Können sie das Ding mit Gewalt vom Auto trennen? Können sie es mit einer Gartenschere durchtrennen oder holen sie sich beim Versuch einen elektrischen Schlag? Sollte man ein Warnschild aufstellen? Zum Beispiel: „Manipulation am Kabel kann tödlich sein?“ Oder sollte man nicht besser einen Wachtposten hinstellen, der aufpasst, dass sich niemand an den Kabeln zu schaffen macht?

Das wären rund um die Uhr bei einem Achtstundentag drei Posten. Darunter geht es kaum, denn die Kabelattentäter würden es vermutlich mit Vorliebe im Schutz der Dunkelheit versuchen. Wie viele Ladekabelaufpasser braucht man für wie viele Ladekabel? Können freigesetzte Dieselmotorbauer zu Ladekabelbewachern umgeschult werden?

Bringt der E-Autofahrer einen Faltschemel mit?

Das sind, wie ich finde, Fragen, die beantwortet werden wollen. Und gesetzt den Fall, ein Hooligan oder ein frustrierter Dieselfahrer schafft es trotz Bewachung, das Kabel zu zerstören oder abzuziehen und so den Stromfluss abzubrechen? Was tut der E-Autofahrer, wenn er nach acht Ladestunden zu seinem Auto kommt und feststellt, dass trotz der langen Wartezeit kein Saft in der Batterie ist? Fährt er mit dem Fahrrad zur Arbeit? Mit der Bahn? Mit dem Zweitwagen, einem kleinen Diesel?

Oder stellt er sich persönlich an die Ladestation, um sicherzustellen, dass nichts passiert? Bringt er einen Faltschemel mit, damit er es sich etwas bequemer machen kann? Ein paar Stullen und eine Thermosflasche mit Tee? Vielleicht sogar etwas Bier? Der Alkohol ist garantiert abgebaut, bis die Batterie aufgeladen ist. Oder ruft er bei Lieferando an und lässt sich eine Pizza Napolitana vorbeibringen? Lieferadresse: Faltschemel neben der Ladestation am Rathaus?

Was geschieht, wenn ein anderes Auto auch gerne laden möchte und die Doppelstation besetzt vorfindet? Wird sich der Neuankömmling mit der Auskunft zufrieden geben, dass er in vier Stunden noch mal vorbeischauen soll? Was, wenn seine Batterie fast leer ist und er kaum noch weg kommt? Was, wenn er sich mit Gewalt vordrängt? Kann man gegen so einen Ladekabelvordrängler polizeilich vorgehen? Juristisch? Wie ist die Gesetzeslage in Sachen Reihenfolge der Ladekabelbenutzer im Falle von Engpässen? Gibt es dazu schon Urteile? Wenn nein: Könnte man sich an Urteilen über die schon länger tätigen Parklückenvordrängler orientieren? Oder sind die beiden Konflikte juristisch nicht vergleichbar?

So stolpere ich als älterer Knabe gedankenverloren durch die sich anbahnende Auto-Revoluion. Ich hätte noch viele weitere Fragen, aber ich höre jetzt lieber auf. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als stünde ich der schönen neuen E-Mobilität skeptisch gegenüber.      

Foto: Pixabay

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Gerd Flügel / 16.01.2018

“Mehr als eine Woche brannte der iranische Öltanker vor der ostchinesischen Küste. Nun ist die Sanchi gesunken.” Hoffentlich war da nicht Ihr Öl / Diesel drin! Sonst müssen Sie mit Ihrem Schemel fahren. Ja, das ist ironisch gemeint.

K.H. Münter / 16.01.2018

Es sind diese zunächst unbedeutend erscheinenden Fragen, die man aber stellen muß. Denn es ist sehr wahrscheinlich, daß Personen über herumliegende Ladekabel stürzen und entsprechende Verletzungen erleiden bis hin zu tödlichen Verletzungen. Auf Weihnachts- oder anderen Märkten beispielsweise müssen auf dem Boden lose verlegte Kabel mit breiten Gummimatten abgedeckt werden samt gelb-schwarzem Klebeband als Gefahrenhinweis. Was allein passieren würde, wenn irgendwelche Zerstörungswütigen ein Ladekabel mit Starkstrom durchtrennen ist zwar in Fachkreisen bekannt, andererseits klettern immer wieder meist junge Menschen auf Güterwaggons um dann die tödliche Wirkung von Starkstrom zu “erfahren”. Gut, dort sind es ca. 15 000 Volt aber die 400 Volt aus der Ladesäule mit entsprechender Stromstärke gepaart enden auch meist fatal. Es ist auf dem Gebiet der E-Autos und deren Infrastruktur so vieles noch unausgegoren und das Schlimme ist der Glaube vieler, daß sich die Dinge schon regeln werden. Neuartige Stromspeicher sollen ja irgendwann auch noch erfunden werden und bestimmt gibt es bald Windräder die selbst bei 200 Meter Bau-Höhe auch noch bei Windstärke 12 und mehr munter weiter Strom erzeugen. Denn dem Erfindergeist in Deutschalnd sind ja keine Grenzen gesetzt. Immerhin könnte man aber in einem ersten Schritt aus früher gemachten Fehlern lernen .....

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