Michael Miersch / 18.10.2007 / 15:15 / 0 / Seite ausdrucken

Ein Nobelpreisträger, der die Auszeichnung wirklich verdient hat

Unter dem Titel “Mutter Natur ist Gentechnikerin” veröffentlichte DIE WELTWOCHE ein Interview von mir mit Norman Borlaug. Norman wer? Während jedes Schulkind die Namen der Massenmörder des 20. Jahrhunderts lernt, ist der Name Borlaug in Europa so gut wie unbekannt. Und selbst in seiner Heimat, den Vereinigten Staaten, ist er nicht sonderlich prominent. Dabei hat wohl kein Mensch mehr Leben gerettet als Borlaug und seine Mitstreiter in der „Grünen Revolution“. Sie entwickelten in den fünfziger und sechziger Jahren bessere Anbaumethoden und neue Getreidesorten für die Bauern der Welt. Seit sie eingeführt wurden blieben die früher üblichen großen Hungersnöte in Asien aus. Millionen Menschen, die sonst verhungert wären, hatten zu essen. Heute erklärt die UN, dass keine der Hungersnöte jüngerer Zeit (die in Afrika stattfanden) an Nahrungsmittelmangel lag, sondern alle durch Kriege oder die politische Entscheidungen unfähiger Regierungen ausgelöst wurden…

Norman Borlaug erhielt 57 Ehrendoktortitel und ist Mitglied der Wissenschaftsakademien von 12 Nationen. Ihm wurden 32 Preise für seine Verdienste in Wissenschaft, Landwirtschaft und Entwicklungshilfe verliehen, zuletzt 2007 die Goldmedaille des US-Kongresses. 1970 erhielt er für seinen Beitrag zur Grünen Revolution den Friedensnobelpreis.

Borlaug wurde 1914 geboren und wuchs auf einer kleinen Farm in Iowa auf. Dort besuchte er eine ländliche Volksschule mit einem einzigen Klassenzimmer für alle. Als junger Mann hielt er sich mit schlecht bezahlten Jobs über Wasser. Ein Studium konnte er sich nur leisten, weil die Universität ihn wegen seiner sportlichen Leistungen unterstützte (er war ein erfolgreicher Ringer). Mit Hilfe der Rockefeller Stiftung kam er an ein agrarbotanisches Forschungsinstitut in Mexiko, wo er im Team mit anderen bessere Weizensorten entwickelte. Borlaugs Stärke war, verschiedene Stränge der Forschung zusammenzuführen, damit anwendbare Ergebnisse für die Bauern dabei herauskommen. Die neuen mexikanischen Hochertragssorten führten in Indien zur Erhöhung der Weizenernte von 12 auf 76 Millionen Tonnen in vier Jahrzehnten, in Pakistan von 4,5 auf 21 Millionen Tonnen. Sie werden heute auf achtzig Millionen Hektar weltweit angebaut. Seit den achtziger Jahren engagiert sich Borlaug besonders für die Weiterentwicklung der afrikanischen Landwirtschaft. In der Grünen Gentechnik sieht er die konsequente Weiterführung dessen, was er uns seine Kollegen mit der Grünen Revolution begonnen haben.

 

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