Henryk M. Broder / 06.03.2018 / 14:43 / Foto: Pixabay / 42 / Seite ausdrucken

Ein Lufttaxi für Frau Bär, bitte!

Machen Sie sich auch Gedanken über die kommende Bundesregierung? Überlegen Sie, ob Peter Altmaier wirklich die ideale Besetzung für das Wirtschaftsministerium ist? Ob Heiko Maas im Amt bleibt? Ob Horst Seehofer Innenminister kann? Und ob Sigmar Gabriel seinen Posten zugunsten von Katarina Barley räumen muss? 

Lassen Sie es sein. Das sind doch alles, würde Willy Brandt sagen, Petitessen. Wichtig ist, dass Dorothee Bär ("Politik mit Herz") Staatsministerin im Kanzleramt wird, zuständig für Digitalisierung und so. Falls Sie den Namen der charmanten Diplom-Politologin noch nie gehört haben, machen Sie sich nichts daraus. Die Posten werden ja nicht nach Bekanntheitsgrad, sondern nach Befähigung vergeben. Dorothee Bär ist Fachfrau für Computerspiele. Sie war sogar schon Vorsitzende einer prominent besetzten Jury für den Deutschen Computerspielpreis. Was sie wohl für den Job als Staatsministerin für Digitalisierung qualifiziert hat.

Gestern wurde Frau Bär von Marietta Slomka im heute journal interviewt. Wenn Sie wissen wollen, was auf auf uns zukommt, sollten Sie sich das Interview mal ansehen. Bleiben Sie ruhig, atmen sie gleichmäßig und tief durch und kommen Sie nicht auf den Gedanken, es wäre Verona Pooth, die für einen Auftritt in der heute-show übt. 

Eine Schallschutzmauer im BuKa-Amt

Nein, es ist Dorothee Bär, die demnächst im Bundeskanzleramt logieren wird, Tür an Tür mit Monika Grütters, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Gerüchten zufolge, lässt Frau Grütters jetzt schon eine Schallschutzmauer zwischen ihren Räumen und den Räumen von Frau Bär bauen. Während der Allgemeine Deutsche Tanzlehrerverband sie als Ehrenmitglied aufnehmen möchte, weil sie in dem Gespräch mit Marietta Slomka das Wort „Beinfreiheit" benutzt hat, einen zentralen Begriff der Tanzerziehung. 

Das ist ja doch das Aufregende, wenn man einen Posten begleiten darf, den es noch nie in der Geschichte der Bundesrepubilk Deutschland gab... Also, ich glaube auf jeden Fall, dass ich auch in meinem neuen Amt die nötige Beinfreiheit habe, auch die Dinge durchzusetzen, die mir wichtig sind und lass mir da ehrlicherweise die Freude nicht trüben, von niemandem und auch nicht von Ihnen...

Mit „... von Ihnen" war natürlich die Moderatorin gemeint, die sich vorgenommen hatte, Frau Bär den Spaß an der Freud zu vermiesen. Und deswegen wissen wollte, was die neue Staatsministerin machen werde, um die lahme Netz-Infrastruktur zu verbessern. Frau Bär antwortete:

Das Thema muss doch sein, kann ich auf dieser Infrastuktur, die wir haben, auch mal autonom fahren, habe ich die Möglichkeit auch, zum Beispiel, mit einem Flugtaxi durch die Welt zu können... Mein Ziel ist es tatsächlich, auch mal Visionen aufzuzeigen und nicht nur zu sagen, wir schauen, was wir jetzt wieder tagesaktuell hier mal rumstricken, das ist mir zu wenig...

Der Arzt Ihres Vertrauens

Was wieder einmal den alten Satz von Helmut Schmidt bestätigt, dass jemand, der Visionen hat, schnellstens zum Arzt gehen sollte. Dennoch ist Dorothee Bär für den Job der Digitalisierung-Kommissarin wie maßgeschneidert. Während weite Teile der Bundesrepublik mit Plumpsklos besser versorgt sind als mit Zugängen zum Internet, ist sie schon mit einem Flugtaxi unterwegs. Das passt doch prima zum Gruppenego einer Regerung, welche die „Fluchtursachen" in Afrika beseitigen möchte, daheim aber eine bis zwei Millionen Bedürftige durch die „Tafeln" versorgen lässt.

Es gibt Ministerinnen und Minister, die eine ganze Legislaturperiode brauchen, um zu zeigen, wie inkompetent sie sind. Wie z.B. die letzte Bundesministerin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka. Andere liefern den Beweis ihrer Überforderung, noch bevor sie entschieden haben, ob sie die „betenden Hände" von Dürer oder die „Banane" von Andy Warhol in ihrem Dienstzimmer aufhängen wollen. 

Herzlich willkommen, Frau Bär! Und wenn Sie ein Flugtaxi ordern, dann denken Sie daran, es sollte eines mit der nötigen Beinfreiheit sein.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Moritz Schneider / 06.03.2018

Am besten fand ich die Ausssage zu ihrer Zeit im Verkehrsministerium: [Es] “war dann gähnende Leere im Topf und [wir] haben uns dann ganz mühsam erstmal die Milliarden erarbeitet…” Das finde ich wirklich hochanständig von Frau Bär und Herrn Dobrindt. Die beiden haben ihre hart erarbeiteten Milliarden zum Wohle aller ins Verkehrsministerium gesteckt. Hut ab! Francois Hollande sagte einmal “Das kostet nichts, das zahlt der Staat“. Wir sind da schon einen Schritt weiter. Unseren Staat kostet es nichts, da die Minister selbst das Geld erarbeiten.

Bernd Naumann / 06.03.2018

Lieber Herr Broder, wie kommen Sie bitte auf den Gedanken, es könnte jemand vermuten, dass es Verona Pooth wäre, die für einen Auftritt in der heute-show übt? Ich halte Frau Pooth für eine sehr intelligente Frau, trotz ihrer Beziehung mit einem D. Bohlen, oder vielleicht gerade deshalb. Auch wie ich sie zuletzt in einer dieser Schwatzrunden wahrnahm, ruhig, abseits dieses linksgrünen, hysterischen, heuchlerischen metoo Geschreis, erschien sie mir sehr sympathisch. Leider kann ich auch diesen Artikel zu Frau Bär nicht verstehen, was bitte, haben Sie erwartet? Nach Hendricks, Maas, Altmeier und Co? Frau Bär reiht sich würdig ein in diese Riege der Ahnungslosen, möge sie ihr Amt und ihre Alimentierung genießen und möglichst nichts tun, dann bleibt uns zumindest die Hoffnung, dass sie nicht den verheerenden Schaden anrichtet wie vorgenannte. Wie pflegte vor Zeiten mein Chef zu bemerken: “Am schlimmsten ist es, wenn die Dummen fleißig werden.”

Dmitri Klundt / 06.03.2018

Ja, Herr Broder! Das sind unsere heutigen “Politfachkräfte”. Frau Bär könnte mit ihrer Qualifikation ihr Ministeramt auch in Syrien ausüben. Die Anforderungen sind gleich. Man muss nichts können - aber jemanden kennen.

Thomas Dresen / 06.03.2018

Kurz und knapp und nur genial! Wenn ich eine Frau wäre, würde ich sagen: Ich liebe Sie, Herr Broder! Auch in diesem Jahr werde ich (na gut: nicht NUR) wegen Ihnen wieder Pate der Achse werden - WELT+ mit Ihren Artikeln dort verkeife ich mir lieber, weil ich dort für Tatsachen"behauptungen” in meinen Kommentaren ohne je ein böses Wort in den Mund zu nehmen so oft zensiert und vorübergehnd gesperrt worden bin, dass ich letztlich ganz geschasst wurde :-)

Herwig Mankovsky / 06.03.2018

Das Interview mit der neuen Bildungsministerin ist auch nicht schlecht. Unglaublich, wie Merkel doch noch Quotenfrauen aufstöbert, die sie nicht allzusehr intellektuell überragen.

Lars Bäcker / 06.03.2018

Nicht, dass ich etwas gegen Flugtaxis hätte Ist doch immer wieder erheiternd zu sehen, aber zu sehen, wie Politiker von der Zukunft faseln, aber nicht einmal ansatzweise in der Lage sind, Probleme im/des Hier und Jetzt zu bewältigen, wirkt auf mich (um es milde zu formulieren), befremdlich.

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