Henryk M. Broder / 14.09.2007 / 15:18 / 0 / Seite ausdrucken

Ein klarer Fall von Notwehr

Nach der Fatwah gegen Salman Rushdie, dem Mord an Theo van Gogh und den mißglückten “Kofferbombenanschlägen” haben wir es mit einem weiteren Fall von Notwehr zu tun, bei dem der Provokateur auf ein freudliches “Salam aleikum” dem Provozierten aggressiv ins Messer lief.
http://www.welt.de/politik/article1183232/Botschaften_im_Internet_verrieten_den_Taeter.html

Messerattacke auf Rabbiner weitgehend aufgeklärt
Frankfurt/Main (AP) Eine Woche nach der Messerattacke auf einen Rabbiner der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main ist die Tat weitgehend aufgeklärt. Nach einem Hinweis in einem Internetforum nahm die Polizei einen 22-jährigen Deutschen fest, der den Angriff inzwischen gestanden hat. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft vom Freitag bestreitet er aber sowohl eine Tötungsabsicht als auch einen antisemitischen Hintergrund. Angeblich habe er sich von dem Rabbiner nach einer verbalen Auseinandersetzung körperlich bedroht gefühlt.
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Gegen den Festgenommenen wurde Haftbefehl wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung beantragt. Der in Frankfurt geborene junge Mann wurde am Donnerstagabend im Vorort Hattersheim festgenommen, wo er bei seinen aus Afghanistan stammenden Eltern wohnt. Zuvor hatte die Polizei einen Hinweis bekommen, dass sich in einem Internet-Chatroom jemand mit Einzelheiten über die Attacke und den ihm persönlich bekannten Täter äußere. Ermittler gingen daraufhin selbst in das öffentlich zugängliche Internetforum und kamen so dem Verdächtigen auf die Spur.

Über einen islamistischen Hintergrund des Festgenommenen ist Justiz und Polizei nach den Worten von Oberstaatsanwältin Doris Möller-Scheu nichts bekannt. Der 22-jährige Moslem sei auch nicht vorbestraft, habe aber bereits in der Vergangenheit eine jugendrichterliche Ermahnung bekommen. Bei seinen Vernehmungen gab er zu, bei dem Zwischenfall auf offener Straße vor einer Woche mit einem Taschenmesser auf den 42-jährigen Rabbiner Zalman Gurevitch eingestochen zu haben. Der jüdische Geistliche lag eine Woche nach der Tat am Freitag noch immer im Krankenhaus. Er erlitt aber keine lebensgefährlichen Verletzungen und befand sich schon wenige Tage nach dem Messerstich in den Bauch auf dem Weg der Besserung.

Über den Tatablauf gehen die Darstellungen des Festgenommenen und seines Opfers weit auseinander. Gurevitch hat ausgesagt, der junge Mann habe ihn erst in einer Fremdsprache angesprochen und dann mit den Worten «Scheiß-Jude, ich bring dich um» auf ihn eingestochen. Diesen Ausspruch bestreitet der 22-Jährige aber ebenso wie jede Tötungsabsicht. Er behauptet stattdessen, den Rabbiner mit «Salem aleikum» gegrüßt zu haben. Daraufhin sei es zu einer erst verbalen und dann auch körperlichen Auseinandersetzung gekommen. Weil er sich dem jüdischen Geistlichen unterlegen fühlte, habe er dann mit dem Messer mit einer 7,6 Zentimeter langen Klinge auf Gurevitch eingestochen.

Justiz von Zufallstat überzeugt

Die Ermittler erhoffen sich jetzt von weiteren Zeugenvernehmungen nähere Erkenntnisse. Der junge Mann sollte noch am Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden. Er bestreitet laut Möller-Scheu auch, die beiden jungen Frauen zu kennen, die Zeugen in seiner Begleitung gesehen haben wollen und die unmittelbar nach dem Angriff weggelaufen waren. Die beiden 15 bis 16 Jahre alten Mädchen seien nur zufällig hinter ihm gegangen, er habe weder sie noch den Rabbiner gekannt.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ist nach den Worten ihrer Sprecherin weiter davon überzeugt, dass es sich bei der Attacke um eine Zufallstat und keinen geplanten Angriff handelt. Aus dem beantragten Haftgrund versuchter Totschlag ist indes zu schließen, dass die Ermittler der Version des 22-Jährigen nur bedingt Glauben schenken. Der Festgenommene hat angegeben, das per Knopfdruck zu öffnende Messer immer mit sich zu führen, wenn er nach Frankfurt gehe.

Die Polizei hatte auch mit einer Phantomzeichnung nach dem Täter gesucht. Sein offensichtlicher Bekannter, dessen Äußerungen in dem Internetforum auf die Spur des 22-Jährigen führten, soll dort aber gesagt haben, das Bild habe wenig Ähnlichkeit mit dem Mann.

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