Das deutsche Kaisertum war eine ungewollte Schwangerschaft. Der Panz Berlin ist immer noch der Klotz am deutschen Bein.
Ein Monarch mit weitreichenden Vorrechten ist mit dem, für die Demokratie wichtigen, Gleichheitsgrundsatz nicht vereinbar. Und ein Monarch ohne weitreichende Vorrechte ist aber nur eine Hülle, die der Klatschpresse und dem Tourismusmarketing Futter liefert. 1918 haben unsere Vorfahren goldrichtig gehandelt; insbesondere weil es (soweit ich weiß) kein Blutvergießen wie bei den Russen gegeben hat. Was danach Schlechtes kam hätte das Volk selber verhindern können und müssen und ob die Monarchen Hitler & Co. verhindern hätten können wage ich zu bezweifeln. Hindenburg und Ludendorff haben ja auch innerhalb der Monarchie eine Quasi-Diktatur errichten können. Ich bin Republikaner durch und durch.
Ähnlich wie in Sachsen war es auch im Königreich Württemberg. König Wilhelm II. war ein bürgernaher König, der bei seinen Spaziergängen in Stuttgart von seinen “Untertanen” mit Grüß Gott, Herr König gegrüßt wurde und mit denen er das Gespräch suchte. Er hielt sich aus der Tagespolitik weitgehend heraus, die er seinem überaus tüchtigen Ministerpräsidenten Carl v. Weizsäcker überließ (Großvater des späteren Bundespräsidenten Richard v. Weizsäcker). Dem König gelang es, seinen Bürgern und Bürgerinnen so etwas wie eine kulturelle Identität zu vermitteln. Im übrigen waren die jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen nach der württembergischen Verfassung schon längst in allen Belangen gleichberechtigt. Dem führenden Politiker der Sozialdemokratischen Partei (SPD) Wilhelm Keil wird die Äußerung zugeschrieben: Wenn der König in einer württembergischen Republik für das Amt des Staatspräsidenten antreten würde, kein anderer Kandidat hätte eine Chance gegen ihn. Es ist historisch nachgewiesen, dass die führenden Sozialdemokraten Wilhelm Blos und Wilhelm Keil der Fortführung einer parlamentarischen Monarchie in Württemberg nach der Revolution von 1918 nicht abgeneigt waren. Es ist Spekulation: Vielleicht hätte es den Nationalsozialismus nicht gegeben, wenn bei der Revolution 1918 der Übergang zu einer parlamentarischen Monarchie in Deutschland, wie wir sie in anderen Ländern Europas kennen, gelungen wäre.
Lieber Herr Lommatzsch, eigentlich bin ich eh ein Monarchist: In Österreich geboren, in England aufgewachsen, habe ich konstitutionelle Monarchien schätzen und lieben gelernt. Die des UK sowieso, aber auch das k.u.k. Österreich-Ungarn unter Franz Joseph I. (1830 - 1916) befand sich nach dem Ausgleich von 1867 auf einem föderalen. vielversprechend konstitutionellen Weg. Der Erste Weltkrieg und dessen wirre Folgen machten all dem den Garaus, || Ob es ein Trost ist, in Deutschland eine Kaiserin namens Angela I. inthronisiert zu haben, die nicht nur auf die Konstitution (vulgo Verfassung) pfeift und allmächtig agiert, von willfährigen und pekuniär sesselklebenden Genossen fast aller Couleurs hofiert? Ich wage das zu bezweifeln.
Was man mit Sicherheit sagen kann ist, dass ein königlicher Hofstaat billiger käme als der deutsche Bundestag. Und, schlechter als jetzt kann das Regierungsergebnis eigentlich eh nicht mehr werden. Bei einem König könnte man wenigstens davon ausgehen, dass er die Landesgrenze im eigenen Interesse schützt und zwar als allererste Aufgabe. Tut er dies nicht hat er sich natürlich erübrigt wie diese Regierung allerdings auch. Weiterhin scheint mir ein König ohnehin passender für Menschen die auf freie Meinungsäußerung und Meinungswahl keinen Wert legen, wie hierzulande mehrheitlich der Fall. Ein einziges Blatt, nämlich das Hofblatt des Königshauses würde in Deutschland genügen und käme billger als die ÖR.
Wilhelm II wäre mir als Staatsoberhaupt immer noch lieber als Frank-Walter Steinmeier.
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