Sabine Drewes, Gastautorin / 03.10.2019 / 08:58 / Foto: Pixabay / 27 / Seite ausdrucken

Ein Jahr bei Achgut.com: Mein 3. Oktober

Ursprünglich hatte ich nicht vor, zum diesjährigen 3. Oktober einen Artikel zu schreiben. Dafür fehlte mir schlicht die Zeit. Eigentlich. Außerdem kann ich meinen Debüt-Beitrag von vor genau einem Jahr nicht toppen. Jeder Versuch, dies zu tun, kann nur in einer Enttäuschung enden. Deshalb wollte ich zu diesem Thema erst wieder im nächsten Jahr, zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung, die Feder spitzen.

Dann aber rebellierte es in mir: „Willst du den Tag der Deutschen Einheit wirklich einfach so an dir vorbei ziehen lassen?“ Nö, natürlich nicht. Nicht ich, die ich von jüngsten Jugendbeinen an davon träumte, in einem Deutschland leben zu dürfen, das nicht durch Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl, durch Selbstschussanlagen und Bodenminen, durch Todesstreifen und Sperrgebiet auseinandergerissen wurde. Die ich davon träumte, ohne lange Planung einfach mal „rüberfahren“ zu können, ohne jene mörderischen Grenzsperranlagen passieren zu müssen. Weil dort ja auch Deutschland war. Mein Land. Weil dort meine Mitbürger wohnten. Die Teilung gab mir einen Stich ins Herz. Für so viel „Sentimentalität“ ließ ich mich gerne verspotten. Für mich war das keine Sentimentalität. Sondern ein Gebot der Menschlichkeit, das Schicksal unserer Landsleute östlich der Elbe nicht zu vergessen.

Ja, lieber Leser Herr Thomas Taterka, ich gestehe: Sie haben mich ein bisschen dazu getrieben, ganz außerplanmäßig noch einmal in die Tastatur zu hämmern. Weil es ja stimmt, was Sie so nett zum Ausdruck gebracht haben: Ich glaube unbeirrt daran, dass die Wiedervereinigung ein Glücksfall für uns Deutsche war und bleibt, und ich lasse es mir nicht nehmen, daran zu erinnern. Auch wenn nicht alles als gelungen bezeichnet werden kann und vieles mittlerweile arg im Argen liegt. Gott sei’s geklagt.

Danke für die Begleitung

Meinen Beitrag vom letzten Jahr kann ich nicht toppen. Aber was ich tun kann, ist, meinen Lesern Danke zu sagen für ihre teils zu Herzen gehenden Zuschriften. Ja, ich bin auch nur ein Mensch und habe Gefühle. So wie Sie, verehrte Leserinnen und Leser. Ich bin ganz und gar nicht der Meinung, dass es eine Schwäche wäre, dazu zu stehen. Viele Zuschriften haben mich bewegt. Besonders berührt mich der Dank von seiten der Ostdeutschen. Und welcher Tag, wenn nicht der 3. Oktober, wäre ein geeigneter Anlass für jemanden wie mich, die ich mich vorrangig über Themen zur Teilung und Einheit Deutschlands auslasse, meinen Lesern für ihre Zeilen zu danken? Für mich ist dies ein Stück gelebte Einheit.

Mein Dank gilt ebenfalls allen, die meine Beiträge kritisch begleitet haben. Besonders konstruktive Kritik weiß ich zu schätzen: Dadurch geben Sie mir als Leser wertvolle Hinweise. Auch ich weiß nicht alles und kann nicht alles wissen. Ja, das eine oder andere Argument hat mir Gedankenanstöße gegeben, und wertvolle Ergänzungen zu meinen Ausführungen haben meinen Horizont erweitert. Bei Gelegenheit habe ich das denn auch in meinen Folgeartikeln eingebracht.

Pluralität lebt vom Austausch der Argumente. Ein Austausch der Meinungen, ohne Angst haben zu müssen, dafür belangt zu werden: das wiederum wäre gelebte Demokratie. Wenn wir ein freiheitlich-demokratisches Land bleiben wollen, dann brauchen wir den Diskurs, die lebhafte Debatte; man muss auch herzhaft streiten dürfen und danach trotzdem noch ein Bier zusammen trinken können. Man glaubt es kaum, das haben früher, in der alten Bundesrepublik, noch erbittertste politische Gegner oder innerparteiliche Rivalen zustandegebracht. Diese Fähigkeit, auch nach einem heftigen Schlagabtausch friedlich zusammenzusitzen, ist weitgehend abhanden gekommen. Wir müssen wieder lernen, im politischen Gegner nicht den Feind, sondern den demokratischen Mitspieler zu sehen.

Zurück in die Knechtschaft?

Liebe Linke, ob dunkelrotlinks, rotlinks, grünlinks – oder mittlerweile auch schwarzlinks: vergesst nicht, dass Ihr Eure Meinungsfreiheit einer Ordnung verdankt, die Ihr einst bekämpft habt. Einer Ordnung, für die das Grundgesetz steht, die Ihr als „FDGO“ verhöhnt habt. Ohne diese freiheitlich-demokratische Grundordnung hättet Ihr heute nichts zu sagen. Sie ermöglichte Euch den Protest, den ihr lautstark und auch gerne mal durch kräftiges „Zupacken“ zum Ausdruck brachtet, als es in diesem Land noch liberale und konservative Stimmen von Format und Gewicht gab. Sie waren es nicht, die Euch mundtot machen wollten. Sie hielten vielmehr den Rechtsstaat aufrecht, den Ihr auf Eure Weise zu nutzen wusstet. Aber Ihr fallt nach Eurem angekündigten und erfolgreich durchgezogenen Marsch durch die Institutionen vor allem dadurch auf, dass Ihr am liebsten jedem den Mund verbieten würdet, der nicht Eurer Meinung ist. Wie sich das mit Demokratie und Meinungsfreiheit verträgt, bleibt Euer Geheimnis.

Der tapfere Jacques Schuster beklagte einmal: „Große Teile der Politik und Publizistik haben die Probleme lange verschwiegen. Sie passen nicht in ihr Weltbild. Wer sie ansprach, den traf tiefe Verachtung.“ Und er nannte deutlich beim Namen, was mit denjenigen geschieht, die anders denken: „Geschickt im Gewerbe der Niedertracht, nutzen zahlreiche Politiker und Kommentatoren den Widerwillen gegen alles Rechte, der seit 1945 herrscht. Sie verwandeln alle diejenigen zu Halb- und Vollnazis, die meist weder das eine noch das andere waren, sondern nur die Missstände beim Namen nennen.“ Nun, Schuster muss es wissen. Er ist Journalist bei der WELT. In der Tat: Viele Missstände lassen sich nicht mehr unter den Teppich kehren, ohne dass dieser sich auffallend wölbt. Vor allem aber bedrohen diese Missstände die Funktionsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland.

Wir brauchen dringend eine breit angelegte Debatte über die Zukunft unseres Landes. Niemand hat die alleinige Weisheit und Wahrheit für sich gepachtet. Das ist eigentlich eine Binsenweisheit. Es kann nicht sein, dass in einer Demokratie ein selbsternanntes linkes Establishment über unsere Zukunft würfelt. Eine echte Demokratie zeichnet sich durch ein breites Meinungsspektrum von links über die Mitte bis nach rechts aus; das muss auch von der Politik und in den Medien so abgebildet werden. Differenzen muss jeder aushalten können, egal in welchem politischen Spektrum er sich verortet. Oder die Demokratie stirbt. Und mit ihr die Freiheit. Am Ende würden, da sollten die Linken sich nichts vormachen, auch sie am eigenen Leib zu spüren bekommen, was es heißt, unfrei zu sein. Also, überlegt Euch gut, ob Ihr das wirklich wollt: zurück in die Knechtschaft, gegen die Ihr angeblich einmal angetreten wart.

Lösungen statt Denk- und Sprechverbote

Vergessen wir nicht: Das Volk besteht aus mündigen Bürgern. Diese Feststellung gilt uneingeschränkt auch für die Ostdeutschen, denen vor allem westdeutsche Linke so gerne demokratische Reife und humanitäre Gesinnung absprechen möchten. Sie, die niemals der Willkür eines totalitären Staates ausgesetzt waren und die das SED-Regime auch nicht abgeschüttelt, sondern oft genug hofiert haben – ausgerechnet diese Leute meinen, über die einzig richtige und wahre Ansicht zu verfügen und jeden ächten zu dürfen, der ihnen nicht folgt? Wie anmaßend ist das eigentlich?

Wir alle, ob in Ost oder West, müssen deutlich machen: Wir Bürger wissen selbst am besten, was für uns und damit für Deutschland richtig ist. Nicht ein Über-Staat, wie Linke aller Couleur ihn anstreben. „Gerade wir als Deutsche“, die wir „aus der Geschichte gelernt haben“, sollten von jeglichem auf Gewalt und Unterdrückung beruhenden Herrschaftssystem, das nicht nur anderen, sondern auch uns selbst so viel Unglück gebracht hat, genug haben. Und zwar ein für allemal.

Der Staat hat die innere und äußere Sicherheit seiner Bürger zu gewährleisten, er hat die Rahmenbedingungen zu setzen, über die ein breiter Konsens herrschen muss. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen muss es für jedermann möglich sein, angstfrei seine Meinung zu den verschiedensten Themen zu äußern. Nur in einem angstfreien Umfeld kann es neue Anstöße und Debatten geben, die zu zukunftsweisenden Lösungen führen, ja beflügeln können. Lösungen, die, ganz nebenbei, mehr zur inneren Einheit Deutschlands beitragen würden als alle Denk- und Sprechverbote.

Ohne den inneren Zusammenhalt und ohne gegenseitiges Vertrauen funktioniert auf Dauer kein Gemeinwesen und kein freiheitlich-demokratisch verfasster Rechtsstaat. Und auch kein freier Zusammenschluss aus mehreren Staaten. Sondern nur eine Diktatur. Doch selbst Diktaturen, das zeigt ein Blick auf 1989, währen nicht ewig, weil dort jeder jedem misstraut und Humanität ein Fremdwort ist.

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Leserpost

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Rainer Hanisch / 03.10.2019

“„Gerade wir als Deutsche“, die wir „aus der Geschichte gelernt haben“”  ??? Ich sehe nichts, was die Deutschen aus der Geschichte gelernt haben! Die trotten nach wie vor irgendwelchen Ideologen hinterher. Ohne sich geringste Gedanken über die Auswirkungen dieser Ideologien zu machen. Nach dem crash dann wieder: “Davon haben wir doch nichts gewusst…” Wie gehabt!

Anders Dairie / 03.10.2019

Liebe Frau DREWES,  Widerspruch !  Erneut wurde das Schicksal des “Sozialismus”,  der nur ein ineffizienter Staats-Kapitalismus war und ist,  auf subjektiv-moralischer Grundlage kritisiert.  Nicht innere Zerrissenheit,  Unterdrückung und Unfreiheit haben seinen Niedergang bewirkt,  von der Elbe bis zum Pazifik, sondern wirtschaftliche Impotenz.  Das Versagen vor dem technisch-technologischen Fortschritt, der in den Siebzigern von Japan und den USA ausging, dem sich andere “Tigerstaaten” anschlossen.  Darunter noch nicht das von MAO beschädigte Rotchina.  Die Zoffjetunion war Ende der Siebziger bereits kaputt. Unter BRESCHNJEW grassierte die Korruption, das Staatsversagen und die Gewalt.  Als es 1979 in POLEN “losging” , mit den Danziger Streiks, erschienen in DER SPIEGEL zum Jahresende 4 größere Beiträge.  Einer war getitelt “Wenn Russlands Proletariat streikt”.  Ein hellsichtige Darstellung wirtschaftlicher Zustände im sowj. Zareneich.  Es ließ nur die Schlussfolgerung zu:  Die sind am Kippen!  Die deutsche Journaille hat damals nicht verstanden, dass die UdSSR bereits am Boden lag. Die ehem. Kriegsmacht bestimmte das Weltbild !  Gorbi kam 1985 zur Macht, als jüngstes Politbüromitglied,  den rasenden Niedergang zu stoppen. “Transparenz (des Apparats) und Umbau” hieß sein Programm.  Die Funtionäre haben die Ausführung hintertrieben, indem sie die Wirtschaftsprozesse weiter schädigten.  Bis das sowj. Volk genug hatte von zusätzlichen Entbehrungen.  Dies als Hinweis, dass “Sozialismus” ein Wirtschaftssystem beinhaltet, das zuoft darniederliegt.  Das die Volksbedürfnisse nicht befriedigen kann.  Sozialismus bringt Armut, weil ein Staat ein aktives Unternehmertum nicht ersetzen kann.

Werner Arning / 03.10.2019

Liebe Frau Drewes, wie Recht Sie haben. Gelebte Meinungsfreiheit scheint mir deshalb nicht mehr möglich zu sein, weil derzeit eine Ablehnung des politisch Widersprechenden über die eigentliche Debatte hinausgeht. Die Ablehnung seitens der links-grün Argumentierenden reicht in den persönlichen Bereich hinein. Sie machen bei Diskussionen deutlich, dass der Andersdenkende als Mensch abgelehnt wird. Es geht nicht mehr nur um unterschiedliche Meinungen, sondern um unterschiedliches Sein, um einen unterschiedlichen moralischen Wert der jeweiligen Person. Der sogenannte Rechte wird als Mensch disqualifiziert. Man stellt ihn außerhalb der Diskussionsgemeinschaft ins Abseits. Er verliert sozusagen seine Berechtigung an der Diskussion weiter teilzunehmen. Er wird zu einer moralischen Unperson. Deshalb ist es auch undenkbar, mit dieser Person nach einer Debatte noch ein Bier trinken zu gehen. Deshalb darf man sich etwa mit dieser Person nicht gemeinsam fotografieren lassen. Man hat den Kontakt strikt zu meiden. Die Person wird zum Outlaw, wer ihr zu nahe kommt, macht sich womöglich strafbar, riskiert selber aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Die Person wohnt im Reich des Bösen und vor dem Betreten dieses Reiches wird ausdrücklich gewarnt. Wir haben also längst den Raum der politischen Debatte verlassen und befinden uns im Sumpf der menschlichen Abwertung. Diese Abwertung geht zum Teil schon bis zur Entmenschlichung des politischen Gegners. Der nächste logische Schritt wäre ihm die Daseinsberechtigung abzusprechen. Was wird aus unserer Demokratie? Was wird aus einem Land, welches während einiger Jahre in der Welt für freiheitliche Werte stand? Nichts ist von selbstverständlicher Dauer. Nichts besteht, wenn es nicht wertgeschätzt und sein Wesens-Kern nicht erkannt wird. Auch Demokratie will erhalten und gepflegt werden. Sie übergestülpt zu bekommen und dann durch turnusmäßige Wahl sich demokratisch nennender Parteien zu bestätigen, reicht nicht aus.

Wilfried Düring / 03.10.2019

Liebe Sabine Drewes, ich möchte Ihnen gerne sagen, daß ich mich über jeden Ihrer Beiträge auf der Achse immer aufs Neue freuen kann. Heute haben Sie Sätze formuliert, die mich an DAMALS erinnern: >>Wir brauchen dringend eine breit angelegte Debatte über die Zukunft unseres Landes. ... Nur in einem angstfreien Umfeld kann es neue Anstöße ... geben, die zu zukunftsweisenden Lösungen führen ...<<.  VIELEN DANK! Im Gründungsaufruf des ‘Neuen Forums’ hieß es DAMALS (1989): >>In unserem Lande ist die Kommunikation zwischen Staat und Gesellschaft offensichtlich gestört. Beleg dafür ist die weit verbreitete Verdrossenheit bis hin zum Rückzug in die private Nische ... Wir wollen das Bewährte erhalten und doch Platz für Neuerung schaffen.. . Wir wollen vor Gewalt beschützt sein, ohne einen Staat von Spitzeln und Bütteln ertragen zu müssen. Faulpelze und Maulhelden sollen aus ihren Drückerposten vertrieben werden, aber wir wollen dabei keine Nachteile für sozial Schwache und Wehrlose. ... Um ...Widersprüche zu erkennen, Meinungen und Argumente ... anzuhören und zu bewerten, ..., bedarf es eines demokratischen Dialoges über die Aufgaben des Rechtsstaates, der Wirtschaft und der Kultur. Über diese Fragen müssen wir in aller Öffentlichkeit gemeinsam ... nachdenken und miteinander sprechen. Von der Bereitschaft und dem Wollen dazu wird es abhängen, ob wir in absehbarer Zeit Wege aus der ... krisenhaften Situation finden. ...<<  Die Kollegen von ‘Demokratie jetzt’ leiteten ihren eigenen Aufruf mit den Worten ein:  >>Unser Land lebt in innerem Unfrieden. Menschen reiben sich wund an den Verhältnissen, andere resignieren.<< Wie aktuell !? Welch ein Unterschied zur bösartigen FEIND-PROPAGANDA eines Herrn Steinmeier in Kloster Dahlheim:  ‘... der KAMPF der uns alle angeht muß ausgetragen werden in Familien, SCHULEN und Betrieben ...’ .Deutschland ist HEUTE politisch, moralisch und kulturell ähnlich kaputt wie die DDR 1989. Wirtschaftliche Kraft allein wird uns nicht mehr helfen!

F. Hoffmann / 03.10.2019

Das Tal der Tränen ist tief, lang und dunkel. Es muss wohl durchschritten werden, weil es so gewünscht wird. Schauen Sie nur auf die Wahlergebnisse. Die Mehrheit will es so, überall biedert man sich dem neuen Glauben, der Hysterie an, niemand gebietet Einhalt, Vernunft und Realitätssinn.

Gabriele Kremmel / 03.10.2019

Ich finde es schon ziemlich bemerkenswert, dass sich zahlreiche Deutsche, angefeuert von Medien und Politik, problemlos mit allen Migranten dieser Welt identifizieren können und sogar die rückständigsten religiösen Befindlichkeiten tolerieren, aber den eigenen Landsleute im Osten die Legitimität ihrer Vorstellungen und ihres Selbstverständnisses absprechen wollen. Siehe u.a. Herrn Broders Hinweis auf Steinmeiers Kampf (heute im Ersten).

Bernhard Freiling / 03.10.2019

“Ohne inneren Zusammenhalt” oder “Wir brauchen dringend eine breit angelegte Debatte”... ja warum denn? In einer Demokratie tun Regierungen das, was sie für opportun halten. Wenn dem “Debatten-verweigerten Volk” das mißfällt, werden sie bei nächster Gelegenheit abgewählt. Hat sich Schmidt/Kohl bei Durchsetzung des Nato-Doppelbeschlusses von “einer breit angelegten Debatte” abhalten lassen? In meiner Erinnerung: Nein! /// Auch damals wurden die Gegner als “Kommunisten” verunglimpft - als Mitmenschen, die besser “nach drüben gehen sollten”. Genau hier liegt aber der große Unterschied zu heute. In den 1970er bis 90er Jahren gaben sämtliche Medien einem erheblich größeren Meinungsspektrum Raum. Von links (FR) über liberal konservative Mitte (FAZ) bis hin zur strammen Rechten (Welt) wurde jede Meinung verbreitet. Bei den ÖR standen sich Casdorffs “Monitor” und Löwenthals “ZDF-Magazin” gegenüber. D.h.: “Linke” konnten “Rechte” kritisieren und “Rechte” konnten das mit der gleichen Reichweite mit “Linken” tun. Heute dürfen und können nur noch “Linke” die “Rechten” in den MSM beschimpfen und verunglimpfen, ohne befürchten zu müssen, es gäbe ein Echo von rechts. Dieses Echo wird in der Blasenkammer der MSM und der ÖR einfach weggedimmt. Ganz von Ferne hört man ein zartes Echo aus der Nische - aber auch da gibt es bereits Bestrebungen, sie mit NetzwerkDG, DSGVO, Urheberrecht und “Hatespeech” mundtot zu machen. Weichen Konservative voller Verzweiflung, weil ihnen gar nichts Anderes übrig bleibt, ins Internet aus, um überhaupt Gehör zu finden, wird ihnen auch das von den MSM und ÖR zum Vorwurf gemacht: Sie dominierten das Internet. /// M.E. benötigen wir keine “breit angelegte Debatte”. Wir benötigen ganz dringend eine den Verhältnissen entsprechende Berichterstattung. Die ist aber mit “Linken” nicht machbar. Also werden wir den ganz harten Weg gehen müssen. Die Hand muß ein weiteres Mal auf die glühende Herdplatte, bis das Fleisch vom Knochen fällt. Typisch deutsch halt.

Gertraude Wenz / 03.10.2019

Danke, Frau Drewes, für Ihren wunderbaren Beitrag, in dem Sie das “Hohe Lied” des Meinungspluralismus und des demokratischen, angstfreien Diskurses singen und dem ich vollends zustimme. Einen kleinen Einwand habe ich allerdings: Ich halte die meisten Bürger unseres Staates NICHT für mündig, sondern für äußerst denkunwillige, manipulierbare Wesen, die in ihrer Mehrheit imstande sind, den krudesten Ideen hinterherzulaufen…

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