Ein interessanter Hinweis auf ein anscheinend gehaltvolles Buch. Zur eigenen, retrospektiven Nabelschau wäre heute ein Buch besonders wichtig: “Die Raute des Schreckens - das Schweigen der Etablierten - und ihre dummdreisten Epigonen. Wie eine einst erfolgreiche Nation an ihrer Autoimmunkrankheit stirbt.”
Man muss bei solchen Unternehmungen aber immer berücksichtigen, dass Erinnerungen ausnahmslos subjektiv sind und objektive Geschichtsschreibung nicht ersetzen können. In ihrer Gesamtheit spiegeln sie durchaus Geschichte, aber benötigen den angemessenen Kontext. Ich habe selbst zig Zeitzeugen - Interviews geführt und daraus Dokus gemacht: Über die Verbrechen des NKWD / KGB in der SBZ / “DDR” und über die Verfolgung Oppositioneller durch die Staatssicherheit der “DDR”. Und habe dabei erlebt, wie unterschiedlich der Tenor sein sein, selbst wenn es um nahezu gleiche Ereignisse geht. Auch ist es unstrittig, dass gerade bei Berichten über Extremsituationen ( z.B. in Nazi - KZs) das “Hörensagen” eine Rolle spielen kann ...
@Klaus Keller: Spanien hat insofern aktiv eingegriffen, als daß es 1940-1945 die internationale Zone von Tanger besetzt hielt. Gibraltar und Suezkanal hätten auch von den Deutschen nachhaltig beschädigt werden können. Was wohl auch von Generälen gefordert wurde, aber nicht geschah. Ähnliches gilt für die kriegswichtige Bahnlinie von Murmansk nach Süden, die in Reichweite der deutschen Truppen in Lappland lag und geographisch bedingt nur schwer zu reparieren gewesen wäre. Die Neutralität Spaniens und der Türkei ist aus deren Interessenlage gut zu erklären (Skepsis hinsichtlich der deutschen Siegesaussichten, dazu Druck der Westalliierten). Man beachte auch, wie es dem Irak und dem Iran damals erging. Unklar aber sind etliche deutsche strategische Entscheidungen, die so aussehen, als gäbe es eine Anweisung, einen Sieg auf jeden Fall zu vermeiden. Was ja nicht heißt, daß ein deutscher Sieg unter Hitlers Führung wünschenswert gewesen wäre, was aber die Sicht auf den Krieg als Ganzen doch sehr verändern müßte. In diesem Kontext sei noch auf die weitgehende Nicht-Reaktion der Westalliierten auf den Sturz Mussolinis im Juli 1943 verwiesen. Auch hier die Frage: Wollte man ein “vorzeitiges” Ende des Krieges vermeiden? Die Ausdrücke “War Theater” bzw. “Kriegsschauplatz” klingen ganz anders nach solcherart Gedanken. - Für heute: Warum wird die nur vor direkter Beteiligung zurückschreckende Unterstüzung Weißrußlands für Putin nicht gesehen, als Vergleich, wenn es um das “zur Kriegspartei werden” durch Unterstützung der Ukraine geht? Und weil es um den Bosporus ging: Warum hat NATO-Land Türkei den nicht schon seit 2014 für russische Kriegsschiffe gesperrt? Juristisch wäre das kein Problem gewesen. Und dies als primäre Sanktion wegen der Krimannexion wäre für Rußland schmerzhaft gewesen, ohne negative Folgen für die Bevölkerung zu haben. Von “Sanktionen”, die nur uns selber schädigen, ganz abgesehen. - Alles halt Theater. Leider mit echten Menschen usw.
Das Interessante daran ist, dass offenbar immer noch nicht alles gesagt ist. Die Geschichte der DDR wurde schneller beerdigt, halbanonymes Urnengrab.
Es ist an der Zeit für ein weiteres Monumentalwerk: “Monstrum” (Wie sie das Schicksal Deutschlands besiegelte), eine Biographie der Uckermärkischen.
Nanu? Nichts gegen den hier vorgestellten Autor, aber genau das hat Walter Kempowski doch schon vor 20 Jahren mit seinem “Echolot” gemacht. Schade das Herr Kempowski nicht mehr unter uns weilt, denn wie es ist von nicht nur den üblichen Woken gecancelt, sondern ebenso vom gesamten Literatur -und Medienbetrieb geschmäht zu werden- und zwar vor bereits 50 Jahren- da war der Mann leidiger Experte. Als konsequenter Verteidiger von nichts weniger als dem Phänomen “Bürgerlichkeit” als Gegenpol zu “Ideologie” hat er genau den Geist repräsentiert, der hier auf der Achse des Guten- gottlob- noch ein Zuhause findet.
Ob uns das weiter hilft, abgesehen von der Tatsache das es interessanter Lesestoff ist? Für mich ist eher interessant warum sich z.B. Spanien und die Türkei neutral verhielten und wer dank dessen Neutralität den Krieg überlebte und welchen Einfluss diese Neutralität auf den Kriegsverlauf hatte.(Ernst Reuter, ab 1948 Oberbürgermeister Berlins, überstand die Nazizeit in der Türkei. vgl Exil in der Türkei 1933–1945, bei Wikipedia als Einstieg.) Die Spanier hätten den Zugang der Briten zum Mittelmeer blockieren können. Der Suezkanal hätte strategisches Ziel der türkischen Armee sein können. Die Türkei hatte keinen Grund den Alliierten dankbar zu sein. Warum verhielten sie sich also so und nicht anders? Militärische Neutralität ist davon abgesehen ein sehr aktuelles Thema.
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