Henryk M. Broder / 07.01.2022 / 14:00 / Foto: Acgut.com / 84 / Seite ausdrucken

Ein großer Sieg für die geschlechtliche Selbstbestimmung

Vergangenen Mittwoch titelte BILD mit einer Geschichte von überregionaler Bedeutung. „Helene Fischer – ihre kleine Tochter ist da!“ – Das war mal wieder typisch BILD, sexistisch, voreilig und respektlos.

Ob Helene Fischer eine „kleine Tochter“ oder einen „kleinen Sohn“ bekommen hat, wird sich erst dann entscheiden, wenn die „kleine Person“, der Helene Fischer das Leben geschenkt hat, in der Lage sein wird, selbst zu bestimmen, ob sie eine Frau oder ein Mann sein will. Denn wie wir inzwischen wissen, wird „man“ nicht als Frau oder Mann geboren, „man“ wird dazu gemacht. Die geschlechtliche Zugehörigkeit ist keine biologische Tatsache, sondern ein „soziales Konstrukt“.

Diese Erkenntnis beginnt sich langsam durchzusetzen.

Nicht nur in Städten mit vitalen Subkulturen wie Hamburg, Berlin, Köln und München, sondern auch auf dem Lande, z.B. in Recklinghausen, einer größeren Kleinstadt im Ruhrgebiet, im Nordwesten des Landes Nordrhein-Westfalen, zwischen Lünen im Osten, Gladbeck im Westen, Herne im Süden und Haltern am See im Norden.

Der Nachbar ist eine Nachbarin

Dort, also in Recklinghausen, hat ein Richter einem Bürger der Stadt verboten, einen Nachbarn mit „Rüdiger“ anzusprechen oder ihm „Rüdiger“ nachzurufen, denn der Nachbar ist eine Nachbarin, die „in einem männlichen Körper geboren (wurde), aber seit fast sieben Jahren als Frau (lebt).“

Sie hat gerichtlich „eine Vornamens- und Personenstandsänderung erwirkt“, aus Rüdiger wurde „auch auf dem Personalausweis Sophie Vivien“. Der Rechtsanwalt von Sophie Vivien kommentierte das Urteil mit den Worten: „Es ist ein großer Sieg für die geschlechtliche Selbstbestimmung“, jeder Mensch habe das Recht, „seine Geschlechtszugehörigkeit frei zu bestimmen“.  

Aber warum nur das Geschlecht, ist nicht auch das Alter ein „soziales Konstrukt“. Man ist so alt, wie man sich fühlt, oder? Die Deutsche Bahn bietet „allen unter 27“ einen Spezialtarif an, „Super Sparpreis Young“.

Recklinghausen, ich komme!

Zuerst erschienen in der Weltwoche Daily

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F. Hoffmann / 07.01.2022

Wohin geht Sophie-Vivienne bei Prostatabeschwerden?

Gabriele H. Schulze / 07.01.2022

Nicht, daß Psychiatrien noch arbeitslos werden! Multiple Persönlichkeiten und so, war doch mal diagnostische Mode….

Heribert Glumener / 07.01.2022

Herr Broder, bitte unterschätzen Sie Recklinghausen nicht! Da sind die Ruhrfestspiele. Bei denen macht Ulrich Matthes mit, der Dr. Joseph Goebbels aus dem Film Der Untergang. Und Goebbels, also Matthes, hat sich im Februar 2021 mit 184 anderen lesbischen, schwulen, queeren, nicht binären und trans-Schauspielern geoutet. Dazu muss man wissen: homo oder divers zu sein oder sein zu wollen ist heute mega-in. Außerdem hat Matthes seine Stimme gegen #allesdichtmachen energisch erhoben, sich also den öffentlichen Subventionsstellen zwecks weiterer Förderung als vorbildlicher, charakterlich integrer Kulturschaffender angedient. So kommt in Recklinghausen einiges zusammen: komische Richter, diverse Rechtsprechung mit Rüdiger-Abwehr, Festspiele der besonderen Art, Dr. Goebbels, Outings mit Applausgarantie, staatspolitisch erwünschte Bekundungen. – Sicherlich hat es auch eine innere Bedeutung, dass der aktuell vom Mainstream wegen Coronawitzen wutschnaubend angegangene Harald Schmidt früher öfter Recklinghausen (nicht Wanne-Eickel und auch nicht Berlin) als fiktive Kulisse für subtile Scherze verwendet hat.

Katharina Otto / 07.01.2022

Ehrlich gesagt, ich könnte „kotz…“ bei den ganzen Vorurteilen, die hier verbreitet werden. Ihr habt keine Ahnung, was es für einen Menschen bedeutet, in einem falschen Körper geboren zu sein. Informiert euch erstmal, wie das biologisch passieren kann, bevor ihr hier soviel Blödsinn schreibt. Wenn ich meinen Namen und meinen Personenstand geändert habe (dazu bedarf es weit mehr als nur einer Anzeige beim Gericht), dann steht das auf meinem Personalausweis und dann ist das auch einzuhalten. Wir möchten einfach nur unser Leben leben und nicht ständig diskriminiert und gemobbt werden. Genau wie ihr! Und, wir wollen in der Mehrzahl niemanden missionieren oder bevormunden. Lasst uns einfach in Ruhe (so wie die meisten von uns euch in Ruhe lassen) und lebt ihr euer normales Leben. Dann habt ihr genug zu tun und müsst euch nicht über Menschen lustig machen, die es sowieso schon schwer genug haben. Es ist nämlich kein Zuckerschlecken, diesen Weg zu gehen.

Yehudit de Toledo Gruber / 07.01.2022

Mal ganz nebenbei, Herr Pauls, denn jetzt verstehe ich gar nichts mehr: Wieso ist ein Kreuz auf Ihrer deutschen Geburtsurkunde ein “böses” Kreuz? Gehört denn Deutschland nicht zum Christlichen Abendland?? Auf meiner Geburturkunde prangt ein dickes H a k e n k r e u z. Das traut man sich wirklich nicht vorzuzeigen. Und Victor Orbán hatte übrigens recht mit seiner kämpferischen Einstellung, als er vor wenigen Monaten mittels seiner nationalen Gesetze die schon frühkindliche Sexualisierung, wie z.B. in Deutschland, für sein Land Ungarn strikt ablehnte.

Ottmar Zittlau / 07.01.2022

Jetzt müsste man noch die 2 Millionen männlichen Zuwanderer überzeugen und schon hätten wir eine Menge unterdrückte “Frauen” gerettet….

Andreas Gossweiler / 07.01.2022

Hallo Herr Broder! Kommen Sie mal in die Schweiz, da können Sie sich als Rentner problemlos niederlassen und dann Ihr Geschlecht einfach beim Einwohneramt per Erklärung “Ich bin jetzt eine Frau” ändern lassen, neu seit 1.1.2022! Junge stellungspflichtige Rekruten haben das nun bereits für sich entdeckt und können sich somit völlig legal, ohne irgendwelche Konsequenzen vor dem Militärdienst und der Feuerwehrsteuer drücken!

P. Wedder / 07.01.2022

Wenn das Biologische keine Rolle mehr spielt… Kann ich mein Alter dann auch nach oben festlegen und schon Rente beantragen? Was ist mit der ethnischen Herkunft? Kann ein alter weisser Mann sich auch als junge schwarze Frau fühlen und dies im Ausweis festlegen? Das wird besonders spannend bei Themen wie Altersdiskriminierung und Geschlechterdiskriminierung, den ganzen Quotenregelungen in der Arbeitswelt…

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