Wolfram Ackner / 25.11.2019 / 16:57 / Foto: Pixabay / 94 / Seite ausdrucken

Ein Gleichnis zum Dresdener Raubzug

Dieser Raubzug durch das Grüne Gewölbe in Dresden, der einfach nur passiv hinnehmend beobachtet wurde, ist für mich persönlich eines der schmerzhaftesten Erlebnisse meines Lebens. Ein Teil unserer Identität von immensem materiellen und vor allem ideellen Wert ist vermutlich unwiederbringlich verloren. Trotzdem bin ich heilfroh, dass die Museumsdirektion nicht aus Spitzenpolitikern besteht, ansonsten könnten wir Sachsen uns zusätzlich zu unserer Trauer und Fassungslosigkeit jetzt vermutlich auch noch über folgenderart Sprüche freuen: 

„Mir doch egal, ob ich schuld bin – jetzt ist es halt weg!“

„Es liegt nicht in unserer Hand zu entscheiden, wie viel von diesen Dingen noch von uns geht!“

„Im 21. Jahrhundert der Digitalisierung kann man Menschen nicht daran hindern, Lichtschranken zu übertreten!“

„Was dieser Einbruch uns gebracht hat, ist wertvoller als Gold. Es sind unbezahlbare Erkenntnisse!“

„Europa würde in Inzucht degenerieren, wenn wir uns immer nur an diese glitzernden Insignien der vermeintlich heilen, alten Zeit klammern, die es in dieser verklärten Form in Wahrheit nie gab.“

„Ich kann nur vor dem Ruf nach schärferen Sicherheitsvorkehrungen warnen, weil sich darin ein Generalverdacht manifestiert“

„Die AfD instrumentalisiert diesen tragischen Einzelfall gleich wieder, um nach „mehr Sicherheit“ zu grölen, aber wir alle wissen doch, was die Rechtsextremisten wirklich wollen – den Schießbefehl! Die AfD will an der Grundstücksgrenze auf flüchtende Menschen schießen!“

„Es ist besser, nicht zu schützen als schlecht zu schützen!“

„Man muss aber auch mal fragen, was diese Schätze nachts alleine im Museum zu suchen haben!“

„Wir müssen die Inventarliste des Grünen Gewölbes täglich neu aushandeln!“

Sollte man in Dresden sowie im Rest der Republik statt eines zurechtphantasierten „Nazinotstands“ nicht lieber einen Idiotennotstand ausrufen?

Foto: Pixabay

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A. Ostrovsky / 25.11.2019

BILD schreibt: “25.11.2019 - 20:44 Uhr Dresden – Zwei dunkle Gestalten stürmen ins Juwelenzimmer des Grünen Gewölbes. Sie haben Taschenlampen und sind mit Äxten bewaffnet. Einer der Gangster schlägt mehrfach gegen eine Vitrine – dann bricht das Video ab ...” Ich wundere mich weniger darüber, dass das Video dann abbricht. Vielmehr erstaunt die Überschrift: “Polizei fahndet nach Tätern”. Das hätte ich nicht gedacht. Der Fahndungstext wird sicher lustig sein: Zwei Männer, mit Taschenlampe, bekleidet, ungefähr zwischen 1,50m und 2.10m groß. Akzentfreies Deutsch. Ob sie noch im Besitz sind, ist unbekannt. Vermutlich Reichsbürger. RECHTSHÄNDER.

Th. Wagner / 25.11.2019

@Fritz Neumann: Ihr teuer bezahlter Sicherheitsdienst verdient im Normalfall bei einem Einsatz im Museum gerade mal den Mindestlohn oder vielleicht noch ein paar Cent mehr. Dafür jammern Sie, dass der nicht eingegriffen hat? Bei dem Sicherheitsdienst heißt es immer Eigenschutz geht vor. Wissen Sie überhaupt, was da für Leute im Einsatz waren? War denen das auch so viel Wert, was sie bewachten oder hatten sie einfach nur einen Job?  - Wieso ist die technische Ausstattung so miserabel, dass bei solchen ideellen und Sachwerten keine hochwertigen Kameras zum Einsatz kommen, die z. B. Nachtsicht tauglich sind? Wieso hat die mechanische Sicherung nicht gehalten, bis die Polizei da war? Wo war die Einsatzhundertschaft, die für solche Fälle bereit stehen sollte? Die 2 Sicherheitsleute sind unbewaffnet und können nichts ausrichten. Für den Einsatz sind Polizei-Kräfte ausgebildet und nötig. Wieso ..... - Ein privater Sicherheitsdienst arbeitet nur vorbeugend und meldend. Für einen Einsatz gegen Verbrecher sind diese Leute nicht ausgebildet. Umsonst ist nicht bei der Polizei der unterste Rang der Polizeimeister. Meister für Schutz und Sicherheit bekommen nur selten entsprechend bezahlte Stellen in Objekten und wenn nur als Objektleiter. Dieser ist Nachts nicht anwesend. Aber nebenbei, wieso ist das Grüne Gewölbe mit nur 2 Sicherheitskräften gesichert. Die reichen noch nicht einmal um Polizisten von verschiedenen Orten aus an einen Ort zu geleiten, falls diese Ortskenntnis überhaupt erwünscht ist. - Im Übrigen rechnen die Betriebswirte in Verwaltungen und den Versicherungen und der Industrie Ihnen ganz genau vor, wie teuer ein Sicherheitsdienst sein darf. Es geht primär nicht um Sicherheit sondern um Kosten. Leute mit Umsicht finden Sie auch nur selten.

Jürgen Knittel / 25.11.2019

Der Bürger ordnet diesen Vorfall sofort unter die Rubrik, “bedauerlicher Einzelfall”, ähnlich dem dreisten Münzraub im Bode-Museum ein. Es tut einfach nur weh wie unser Land mit allen Errungenschaften und Werten unserer Altvorderen Stück für Stück unter den sprichwörtlichen Hammer kommt. Auch macht es sprachlos, wie beim letzten Parteitag der größten Regierungspartei, hoffentlich von einer Mehrheit der Wähler gewählt, ein weiter so sich durchsetzen konnte. Es bleibt zu hoffen, dass genug Substanz bleibt, um die gröbsten Verwerfungen in der Zukunft zu mildern.

A. Leman / 25.11.2019

Als Quasi-Ur-Dresdner beschleicht mich beim Thema Grünes Gewölbe schon immer ein absolut ambivalentes Gefühl. Heute aber kumulierte es in geradezu grotesker Weise. Der (die) alte(n) August(e) hatten seinerzeit seinen (ihren) braven und gutgläubigen Untertanen mit vermutlich wenig sensiblen Methoden den ans sich schon gierigen Zehnten abgepresst, um ihn in dekadente Schätze zu gießen und formen (zu lassen). Und diese wurden schließlich unter Ihresgleichen hin und her geschenkt und gekaupelt für Land, Krone, Ehen, Truppen etc. Die heutigen Grüßauguste dagegen ergaunern von Ihren sicherlich politisch korrekten Wählern mit deutlich subtileren Methoden (Abgaben, Beiträge, Bepreisungen…) das deutlich Vielfache vom Zehnten (Staatsquote 55%) und setzen diese so sicher ein, dass ein gerade erst für viele Millionen Steuergelder saniertes Museum in Steinwurfentfernung des freistaatlichen Parlaments, Innenministeriums und landeshauptstädtischen Polizeipräsidiums an einem Montag morgen im Handstreich erleichtert werden kann. Hunderte von Jahren, Dutzende von Kriegen, Krisen, Währungssystemen und Gesellschaftssystemen ging das nicht. Heute, voll digital überwacht und ach so modern sicher, mit Unsummen an Unterhaltungskosten und höchstministerialen Beweihräucherungen bringt es ein Freistaat nicht fertig, seinen Staatsschatz zu beschützen. Und der Steuerzahler guckt zum 3. Mal in die Tonne…Deutschland hat fertig…kein Wunder, wenn Leute glauben, dass es unter August (ja, dem einen) alles besser war…als ich vorhin am Tatort vorbeifuhr, der an meinem täglichen Arbeitsweg liegt, standen im mystisch anmutenden Novembernebel im Dunklen noch die Kamerateams der Sender, die scheinbar noch auf ein come back der Schätze, ein gutmenschliches “Tschuldigung, war nicht so gemeint” warten. Wenn im Bekennerschreiben was mit Extinction oder Friday for…auftaucht, wird bestimmt das Strafrecht geändert und das ganze als verdienter Ablass für unser aller Sünden ausgebucht und abgeschrieben..

Hans-Peter Dollhopf / 25.11.2019

Herr Neumann, Sie schreiben: “Einen teuer bezahlten Sicherheitsdienst hat man, damit dieser im Ernstfall ganz bewusst nix macht.” Nach meiner Einschätzung haben die Sicherheitsmitarbeiter sich vollkommen korrekt verhalten, wenn nach Erkennen der Situation sofort die Polizei alarmiert wurde. Eigenmächtig Rambo spielen und dann einen Bauchschuss für 10 Euro brutto die Stunde?

T.Reichel / 25.11.2019

Waren das nicht die Haupttäter im Präsidium der Pressekonferenz ? Nur ein gewisser Kretschmer scheint noch auf der Flucht zu sein.

Peter Wachter / 25.11.2019

Gerade kommt in der ARD: “Beuteland - Die Millionengeschäfte krimineller Clans”, kannst Du gucken in Mediathek.

Wolfgang Nirada / 25.11.2019

Ob der Miri im Libanon nun einen Juwelierladen eröffnet?

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