Antje Sievers / 21.12.2013 / 18:11 / 18 / Seite ausdrucken

Ein Gesetz kann keine Wunder bewirken

Fortsetzung der Debatte um eine Verbot von Prostitution
Eine Replik auf den Beitrag von Gérard Bökenkamp

Mit seiner Kritik am schwedischen Prostitutionsverbot unterstellt Gérard Bökenkamp Politikern und Feministen den naiven Glauben, man müsste nur die Prostitution verbieten, und schon sei die Welt in Ordnung. Niemand hat erwartet, dass das Gesetz mit einem Schlag die Prostitution abschaffen würde. Es geht auch bei der Kampagne der „Emma“ vor allen Dingen darum, eine Debatte anzustrengen. Es geht darum, die Selbstverständlichkeit, mit der Männer seit Jahrtausenden Frauen kaufen, in Frage zu stellen und zu ächten. Ja, ich weiß, dass es marginal auch Frauen gibt, die Männer kaufen, aber die sind die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Die überproportionale Mehrheit von Freiern besteht aus Männern – selbst, wenn ein anderer Mann die Hure ist.

Die Prohibition in den USA hätte letztendlich auch nicht dazu beitragen können, den Alkoholismus zu bekämpfen – im Gegenteil, so meint Bökenkamp richtigerweise. Allerdings hat die Legalisierung der Prostitution in unserem Land nicht dazu geführt, diese einzudämmen oder die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Prostituierte erträglicher zu machen, obwohl man das Gesetz aus diesem Grunde verabschiedet hat.

Ein Wunder hat mit Sicherheit niemand von dem schwedischen Modell erwartet. Große gesellschaftliche Umwälzungen passieren nicht von heute auf morgen. Eine Mehrheit der schwedischen Bürger sei sogar der Ansicht, so Bökenkamp, man müsse nicht nur die Freier, sondern auch die Prostituierten bestrafen. Männer kaufen Frauen, weil sie es können. Aber wen kaufen sie, wenn das Angebot nicht da ist? Dazu gehören immer noch zwei. Der Gedanke, dass eine Frau es gar nicht nötig haben muss, sich zu verkaufen, sofern sie alternativ auch staatliche Hilfen annehmen kann, scheint gar nicht existent zu sein. Ich sehe die betroffenen schwedischen Prostituierten, die jetzt herumjammern, dass ihr schönes Geschäft durch das neue Gesetz versaut sei, durchaus nicht als arme, hilflose Opfer. Sie müssen sich nicht prostituieren, auch nicht in Deutschland, denn beide Länder sind hochentwickelte Industrienationen mit einem vorbildlichen Netz sozialer Absicherung.

Die Argumente, die von Prostituierten üblicherweise ins Feld geführt werden, wie die teure Ausbildung der Kinder oder hohe Verschuldung, finde ich nicht schlüssig. Kein Kind will studieren, wenn es weiß, dass Mutti dafür Blowjobs anbieten muss. In Deutschland muss man nicht seinen Körper verkaufen, um seine Schulden zu bezahlen; es gibt die segensreiche Einrichtung des Verbraucherinsolvenzverfahrens. Nun sage man mir nicht, ich wüsste vielleicht nicht, was echte Armut ist. Als ich achtzehn Jahre alt wurde, hatte ich bereits die Hälfte meines Lebens unterhalb der Armutsgrenze verbracht. Meine debilen Eltern bezogen aus fehlgeleitetem Stolz keine Sozialleistungen. Aber selbst das war noch besser, als wenn Mutter für uns auf den Strich gegangen wäre. Kein Mensch muss sich hierzulande prostituieren, weil er sonst verhungert. Das war einmal, und wir können uns auf die Schulter klopfen, weil wir diese Zeiten überwunden zu haben.

Weil Freier jetzt so auf der Hut vor der Polizei sein müssen, hätten die schwedischen Prostituierten keine Zeit mehr, den Freier zu beurteilen und seien so „der Gewalt und sexuell übertragbaren Krankheiten ausgesetzt. Wenn der Klient ungeschützten Sex will, kann es sich die Prostituierte nicht leisten nein zu sagen“ heißt es bei Bökenkamp. Und wie haben sie es früher gemacht?
Ein polizeiliches Führungszeugnis verlangt und dann Objektträger und Mikroskop geholt und einen Abstrich gemacht? Wieso kann eine Prostituierte es sich nicht leisten, nein zu sagen? Sagt die Hure in einer solchen Situation, was soll’s, immer noch lieber HIV positiv als Sozialhilfe? Wenn ja, dann ist sie nicht nur kriminell unverantwortlich, sondern obendrein saublöd. Die Freier, die anschließend noch die Ehefrau anstecken, natürlich sowieso. Das Problem der Zunahme von ungeschütztem Geschlechtsverkehr und von Dumpingpreisen ist in Deutschland genauso zu beobachten wie in Schweden, gänzlich unabhängig von der Gesetzeslage.

Dass es nicht ausreicht, ein Gesetz zu verabschieden, hat man in Schweden schon gemerkt – und entsprechend reagiert. Man muss es auch durchsetzen. Die Anzahl verurteilter Freier ist in den letzten Jahren zum Teil um mehr als das dreifache angestiegen. Bökenkamp bemängelt zu Recht, dass dagegen die Anzahl verurteilter Menschenhändler lachhaft gering ist. Das kann damit zu tun haben, dass es wesentlich mehr Freier als Menschenhändler gibt und dass erstere leichter auf frischer Tat zu ertappen sind. Dennoch hat das schwedische Modell auch in dieser Hinsicht einen Effekt: In Skandinavien ist die Anzahl baltischer Zwangsprostituierter überall kontinuierlich angestiegen – nur in Schweden nicht. Wie zu erwarten, verschwanden die Prostituierten aus der schwedischen Öffentlichkeit von Straßenstrich und rund fünfhundert Bordellen in den Untergrund von Privatwohnungen. Das Milieu mag unübersichtlicher geworden sein, aber unkontrollierbar ist es dadurch für die Polizei nicht. Es ist nicht so, dass Prostituierte nicht mehr auffindbar sind, wenn sie statt auf der gewohnten Hauptstraße in den Seitenstraßen stehen – und Kontaktanzeigen im Internet sieht auch die Polizei. Man hat die Entwicklung erkannt und angefangen, sich auf sie einzustellen. Das Problem ist, dass der Aufwand für die Behörden steigt. Was das Gesetz auf die Dauer bringt, wird die Zukunft zeigen. Aber dass die Legalisierung kein Mittel ist, die Prostitution einzudämmen oder die Arbeitsbedingungen für Huren zu verbessern, hat sich am deutschen Beispiel gezeigt.

Die Debatte um Prostitution krankt daran, dass sie immer noch auf der ideologischen Grundlage aus Bismarcks Zeiten geführt wird, obwohl die gesellschaftlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen sich völlig verändert haben. Die Grundannahme heißt: Männer haben sexuelle Bedürfnisse, die unbedingt befriedigt werden müssen, sonst wird es böse enden. Deshalb muss Prostitution sein. Noch heute scheint in den Hirnen der Prostitutionsbefürworter herumzuspuken, dass ein Mann vielleicht tot umfallen könnte, wenn er mal eine Zeitlang keinen Sex hat. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten war man der Überzeugung, Frauen hätten gar keine sexuellen Bedürfnisse. Inzwischen weiß man, dass Frauen genauso scharf auf Sex sind wie Männer und sich sogar das gleiche Recht auf Befriedigung herausnehmen wie Männer es seit Jahrtausenden tun. Das hat es noch nie zuvor gegeben, und selbstverständlich verringert diese Entwicklung die Nachfrage nach Prostituierten.

Lange glaubte man, die scheinbar unkontrollierbare Macht männlicher Sexualität in geordnete Bahnen lenken zu müssen, sprich in die Arme von Huren, damit das Chaos nicht ausbräche. Noch in der fünfziger Jahren war man der Meinung, es müsse Prostituierte geben, damit Männer sich vor der Ehe das Horn abstoßen können, betrunkene Seeleute nicht randalieren und Männer ohne regelmäßigen Geschlechtsverkehr nicht über Frauen herfallen und sie vergewaltigen. Außerdem war es selbstverständlich, dass ein Mann aus besseren Kreisen zu Prostituierten ging, wenn er mal etwas anderes wollte, als im Stockfinstern unter der Bettdecke möglichst schnell seine angewiderte Gattin zu befruchten. Prostitution als notwendiges Übel hat ausgedient. Inzwischen weiß man, dass Prostitution keine Sexualverbrechen verhindert. Und an willigen Gespielinnen fehlt es im Gegensatz zu Uropas Zeiten auch nicht mehr.

Als wir Mädels seinerzeit die Pille verschrieben bekamen, waren wir sechzehn und junge Erwachsene, heute sind die Mädchen gerade mal vierzehn und noch dumm wie Dosenbrot. Und ihr Freund darf sie mit dem Segen der Eltern im Kinderzimmer flachlegen. Man will ja kein prüder Spießer sein. Junge Männer erwarten von ihren Freundinnen Praktiken, die wir noch nicht mal dem Namen nach kannten. Ein Ehemann kann erwarten, dass seine Angetraute ihn abends mit Ledercorsage, Strapsen und Reitpeitsche in Empfang nimmt, als wäre dies das Selbstverständlichste der Welt. Frauen machen das übrigens in der Regel aus dem gleichen Grund mit, aus dem sie seit Jahrhunderten alles mitmachen: Weil er sich sonst eine andere sucht.

Von Mangel an Möglichkeiten kann also weiß Gott keine Rede mehr sein. Der Freier von heute ist nicht mehr der notgeile Loser von gestern, der anders nichts gerissen kriegt, nein, er spielt den smarten Lebemann. In den Puff gehen ist irgendwie cool, wie Freier heute gern zugeben. Er konsumiert Frauen, so wie er Currywurst, Alkopops und Videospiele konsumiert. Er ist der typische Repräsentant einer übersexualisierten Gesellschaft, in der Jugendliche schon Pornofilme sehen, bevor sie den ersten Geschlechtsverkehr haben.

Wenn man glaubt, Sex sei so wie im Pornofilm, glaubt man auch, man könne aus „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ etwas über die Geschichte des Bergbaus erfahren. Sex im Puff ist fast wie im Pornofilm. Es ist so schön einfach: Kein langes Gebalze, keine mühsame Verführung, man kriegt garantiert eine schöne Frau und keine Trümmergurke, und befriedigen muss man sie auch nicht. Das ganze dauert zehn Minuten bis eine Viertelstunde. Der Unterschied zwischen einem Toilettengang und einem Geschlechtsverkehr im Laufhaus ist nur minimal. Das ist die erotische Kultur von Neandertalern. Prostitutionsfetischisten kann man grundsätzlich empfehlen, sich die eigene Tochter, Mutter oder Freundin als Billigmatratze unter hunderten von stöhnenden Männern vorzustellen. Viele mögen nicht an eine Welt ohne Huren glauben und meinen, es müsse doch möglich sein, Prostitution zu einer gesellschaftlich akzeptierten Wellnesskultur ohne negative Begleiterscheinungen zu machen. Aber Prostitution muss vielleicht gar nicht sein. Und darüber lohnt es sich, nachzudenken.

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Mona Rieboldt / 23.12.2013

Ich finde die Artikel von Frauen hier gegen die Prostitution ausgesprochen lustig. Ich habe sehr darüber gelacht, was hier als “kranker” Sex bezeichnet wird, was aber lediglich eine Spielart ist, die Tausende von Hetero-Paaren sowie Homosexuelle praktizieren. Und was treibt diese Frauen, derart für ein Verbot der Prostitution zu schreiben? Angst um ihre Ehemänner, dass diese ein Mehr an sexueller Vielfalt wünschen? Und was folgt nach dem Verbot der Prostitution? Kastration von Männern, die mal was anderes wollen, als den von den Autorinnen propagierten “gesunden” Sex? Ich finde es “krank”, wenn hier Männer und ihre sexuellen Gefühle und Wünsche derart verachtend dargestellt werden. Offenbar ist das eine der Gründe, warum sie eine Dienstleistung in Anspruch nehmen, die es überall auf der Welt gibt.

Martin Friedland / 23.12.2013

Prostitution als AKt der “Machtausübung” von Freiern gegen Frauen zu bezeichnen, ist nicht sehr helle. Ein Mann, der (unterhalb der Kriminalität) auch nur versucht, irgendwelche Machtphantasien an einer Prostituierten auszuleben, wird sehr schnell sein sehr blaues Wunder erleben.

Albrecht / 23.12.2013

Zitat Angelika Eberl:  Mein Nachdenken sagt mir, dass man für 1,2 Millionen Freier pro Tag gar nicht genug freiwillige Prostituierte finden würde, denn: Eine junge Frau, die noch etwas werden will, weiß, dass sie, wenn sie sich prostituiert, einen unumkehrbaren Schritt macht und Gefahr läuft, im späteren Leben mit den Folgen konfrontiert zu werden. […] Also muss es eine hohe, hohe Dunkelziffer an Armuts- und Zwangsprostituierten geben, damit 1,2 Millionen Freier /Tag bedient werden. Zum Schutze dieser Opfer, deren genaue Anzahl meiner Meinung nach bewusst im Unklaren gehalten wird, sollte jeder ethisch empfindende Mann auf Prostitution verzichten, damit der Markt versiegt und den Profiteuren das Wasser abgegraben wird. Jedes einzelne Opfer von Zwangs- oder Armutsprostitution ist schon eins zu viel. Wenn die Männer nicht freiwillig verzichten, um der Menschenrechte einer großen Menschengruppe willen, dann muss ein Verbot her um die Kriminalität einzudämmen. Die Freier sind unverantwortlich mit der ihnen gewährten, einseitigen Freiheit umgegangen, weil sie sich nicht gekümmert haben, mit wem sie da Sex haben. Es kann keine Freiheit geben, ohne Verantwortung Zitat Ende! Mein Nachdenken sagt mir, dass man für 1,2 Millionen Freier pro Tag sehr wohl genügend freiwillige Prostituierte findet. Weil die meisten dieser Frauen, die diese unumkehrbare Entscheidung treffen entweder wissen, dass keine tolle Karriere auf sie wartet, (Nicht jede Frau ist dafür prädestiniert, auch wenn das Quotengekreisch den Eindruck macht als warteten Heerscharen weiblicher Superfrauen darauf MINT Fächer zu studieren und danach 12 Stunden Tage zu leisten.)  oder aus Ländern kommen, wo man auch als Ingenieur kaum mehr als die Butter aufs Brot verdient. Beim Lesen ihres Beitrages sagt mein Nachdenken mir auch, dass ihre Dunkelziffer keine reale, sondern eine erdachte Zahl ist, die einfach nur Ihre persönliche Meinung widerspiegelt. Wenn ich auf Prostitution verzichte, so tue ich dies freiwillig. Zwangsprostitution ist ja bereits verboten. Wenn mir nun also jemand verbieten möchte, auf das freiwillige Angebot einer Frau einzugehen, dann sollte hier zunächst die Frau aus dem Verkehr gezogen werden, die mich ja zu einer strafbaren Handlung anstiften will, um ihre finanziellen Interessen zu bedienen. Wenn Frauen nicht freiwillig auf die Prostitution verzichten, um damit die Verfolgung der Zwangsprostitution zu unterstützen, dann muss ein Verbot her. Die Frauen sind unverantwortlich, da ihnen ihre Einnahmequelle offensichtlich wichtiger ist. Alle Prostituierten sind zu verhaften, damit der Markt versiegt Eine einseitige Freiheit ist, wenn jemand Sex gegen Geld anbietet und im Falle der Verfolgung straffrei ausgeht, während seine Opfer bestraft werden.  Es kann keine Freiheit geben, ohne Verantwortung!

Karsten Troyke / 22.12.2013

@Angelika Eberl Genau! Verbieten. Tiere essen auch. Rauchen, Glühlampen, offenes Kaminfeuer, zu starkes Parfum - das alles ist schon zu unser aller Wohl verboten. Bald: Auto fahren, Kinderbücher von vor 2011 veröffentlicht, Frauen am Arbeitsplatz zu freundlich grüßen, Kleidung frei kaufen (könnte Kinderarbeit unterstützen), Alkohol sowieso, Fett, Süßigkeiten, ach, da gibt es viele Möglichkeiten. Am besten in Gruppenräumen leben, graue Einheitskleidung und täglich auf der Polizeiwache anmelden, dann hört der Mensch endlich auf, böse zu sein. Arbeiten Sie vielleicht bei der EU?

Caroline Neufert / 22.12.2013

Klar, „Prostitution muss nicht sein“. Wir müssen auch kein Auto fahren, keinen Gänsebraten essen, keinen Atomstrom nutzen …  ;-) „Frauenkauf“ ? Ja, und wie heißt das, wenn jahrhundertelang Frauen den männlichen Versorger kaufen -  Sex ohne Geld = Ehe ? ;-) Ich kann Herrn Mallinger nur zustimmen, es geht um Angebot und Nachfrage.  Frauen haben schon erkannt, dass Geld leichter (zwar nicht unbedingt schöner) verdient werden kann als zehn Stunden auf dem Feld Kartoffeln auszubuddeln oder Toiletten zu säubern. Natürlich gibt es mitunter – bedauerlicherweise –  Zwang, Dinge tun zu müssen, wozu man keine Lust hat, wie Heiligabend stundenlang in der Küche zwischen heißen Dämpfen und zischendem Fett zu stehen, schreiende Kinder zu beruhigen, familiäre Unstimmigkeiten zu schlichten. Was in diesen Fällen gegen Zwang getan werden kann, jedem seine Phantasie, bezogen auf unser Thema eine Idee, ein kräftiger Biss und der Herr offenbart sein Missgeschick im Krankenhaus, was dem Zwang schnell ein Ende setzt oder schweigt lieber und aus dem Etablissement wird geschwind ein „Ladenhüter“ ;-) Ich kann nur zitieren: „Das Internet demokratisiert die Kommunikation. So geraten Ideen (und Meinungen) in die Öffentlichkeit, die noch vor 30 Jahren allenfalls (bei der Tupper-Party) ausgetauscht worden wären.(s. HMB Welt vom 21.12.)“ Mit Ihren Vorstellungen rückt der Traum von „Frauen in Führungspositionen“  in weite Ferne. Hingegen bestätigen Sie , dass Herr Broder mit seiner Forderung nach „weniger Demokratie“  Ihrer Zeit weit voraus ist ;-)

Felicitas Küppers / 22.12.2013

Frau Sievers hat vollkommen recht, und auf den Punkt gebracht hat es der Vorredner Ulrich Berger: “Prostituierte zu “benutzen”, richtet - da kann man mir einzelne Gegenbeispiele präsentieren wie man will - an ANDEREN Menschen schlimmste psychische Schäden an oder nutzt bereits vorhandene Schäden zum eigenen Vorteil aus.” So ist es. Insofern sollten die Tiefbeleidigten, die sich hier zu Wort melden und wütend ihr vermeintliches Recht, einen anderen Menschen für die Befriedigung der eigenen (Macht-)Bedürfnisse zu benutzen, verteidigen, besser die Klappe halten und sich schämen. Eines bringt die gesamte Debatte allerdings recht ungeschminkt zum Ausdruck, nämlich, wie es um die Gleichberechtigung von Mann und Frau tatsächlich bestellt ist - in Deutschland im Jahre 2013.

Jacob Prabutzki / 22.12.2013

Frage an die Prostitutionsapologeten: Wie fändet ihr es, wenn eure eigene Tochter auf.den Strich gehen würde? Freiwillige Prostitution ist wie freiwilliges Burkatragen. Sie existiert fast ausschließlich in der Phantasie der Männer

Martin Wessner / 22.12.2013

Eine Prostituierte macht inetwa so gern Sex mit Freiern, wie Müllmänner jeden Tag in der Früh bei Wind und Wetter mit ekstatischer Freude Mülleimer lehren. Stattdessen bekommt die Prostuituierte als Unlustentschädigung ihren Hurenlohn und der Müllmann seine tarifliches Müllmännergehalt. Eine Frau, die mit Freude mit einem bestimmten Mann Sex hat, nimmt dafür stattdessen kein Geld, sondern tut es für umsonst, da es ihr ja Spass macht. Also, wo ist da bitteschön das Problem? Jeder Mensch, der in einem lohnabhängigen Beschäftigungsverhältnis tätig ist, -und das ganz egal, ob er nun männlich oder weiblich ist- “verkauft” sowohl seinen Körper als auch seinen Geist. Der Möbelpacker mehr seinen Körper, der Ingenieur mehr seinen Geist. Und wenn Frau Sievers für eine Publikation einen Artikel schreibt, dann “verkauft” sie sich auch, denn reinweg nur aus Freude an der kreativen Beschäftigung wird auch sie sicher nicht arbeiten wollen, gell?! Ps. Achja. Im Übrigen. Schweden hat die höchste Vergewaltigungsrate der gesamten OECD. Auf 100 000 Einwohner kommen dort rund 47 Sexualverbrechen - so viel wie in keinem anderen der 23 untersuchten Länder. Das geht aus einer von der EU finanzierten Studie der Londoner Metropolitan-Universität hervor. Gleich danach kommen Island und Norwegen. Übrigens auch Länder, in denen die Prostitution verboten ist. In Deutschland kommen auf 100 000 Einwohnern ca. 10 Sexualverbrechen. Also 5 mal weniger. Wer’s nicht glaubt, der kann’s ja ganz leicht ergoogeln.

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