Moritz Mücke, Gastautor / 28.07.2016 / 12:00 / Foto: YvoBentele / 8 / Seite ausdrucken

Ein geistiger Vorhang zieht sich durch Europa

Von Moritz Muecke.

Ein Vorhang legt sich über Europa. Er trennt die vom Kommunismus traumatisierten Länder des Ostens, insbesondere die Visegrad-Länder, also Polen, die tschechische Republik, die Slowakei, und Ungarn, aber auch die neuen Länder der Bundesrepublik, von den materiell saturierten Ländern des Westens: Frankreich, Großbritannien, Westdeutschland und Skandinavien. Der neue Vorhang ist kein „eiserner Vorhang“, sondern vielmehr ein geistiger Vorhang.

Die neue europäische Trennung kommt insbesondere in der Flüchtlingsfrage zum Vorschein. Der Osten will keine Migranten aus islamischen Staaten aufnehmen, der Westen wiederum hat dafür kein Verständnis. Der Osten gibt sich islamophob, der Westen zunehmend okzidentophob. Im Osten grassiert die Angst vor dem zivilisatorischen Untergang, im Westen herrscht spätrömische Dekadenz. Schließlich klammert der Osten sich an altes und eigenes, während im Westen alles, was neu und fremd ist, freudig begrüßt wird.

Diese Mentalitätsunterschiede lassen sich recht einfach aus den verschiedenen Erfahrungen erklären, die im Westen und Osten Europas nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht wurden. Der Osten musste ein knappes halbes Jahrhundert in diktatorischen Verhältnissen unter dem sowjetischen Knüppel vor sich hin darben. Das prägt. Alle Tricks der modernen Tyrannei wurden an diesen Völkern exerziert, und schwer wiegt dieses Vermächtnis auf ihren individuellen und kollektiven Gedächtnissen. Auf der anderen Seite, im Westen, hat die Marktwirtschaft die Ambitionierten reich und dick gemacht, während der Sozialstaat die Würde der Armen geschützt und die Abstiegsängste der Mittelschicht gemindert hat.

Nicht der Osten, sondern der Westen ist in einer abnormalen psychologischen Situation

In diesem Zusammenhang ist es erforderlich, darauf hinzuweisen, dass es nicht der Osten, sondern der Westen ist, der sich in einer abnormalen psychologischen Position befindet. Krieg, Angst, Notwendigkeit—das sind die herkömmlichen Kategorien mit denen sich zu allen Zeiten und Orten die überwältigende Mehrheit der Bürger aller Staaten haben herumschlagen müssen. Luxus und Freizeit war das Privileg der Wenigen, die freilich immer schon von der Arbeit der Vielen gelebt haben. Dieses Muster durchbrochen zu haben ist das Verdienst der westlichen Zivilisation in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Leider kommt man nicht umher, gewisse psychologische Kollateralschäden diagnostizieren zu müssen.

Besonders anschaulich lässt sich das am Beispiel der Angst skizzieren. Sie ist Teil der menschlichen Natur und kann uns niemals vollkommen ausgetrieben werden. Allerdings sucht sie sich neue, künstliche Objekte, sobald es einem Staat gelingt, ihre natürlichen Objekte - Krieg, Mord, Raub - aus der unmittelbaren Gegenwart zu verbannen. Bald löst die Angst sich von den vulgären Vorurteilen der Vergangenheit, bald steigt sie auf in immer höhere Sphären reinster Abstraktion. Aus diesem Grund haben die Deutschen Angst vor einem atomaren Super-GAU, dem nicht unmittelbar erlebbaren Klimawandel, und dem durch Handelsabkommen verursachten, eigentlich lachhaften Chlorhühnchen. Für solche abstrakten Ängste hat man in Osteuropa wenig Verständnis – und zwar nicht nur deshalb, weil man den schweren Atem Russlands im Nacken spürt.

Die west- und osteuropäischen Länder befinden sich in verschiedenen Zyklen in der Entwicklung ihrer Staatlichkeit. Nach dem zweiten Weltkrieg manövrierten sich die Westeuropäer in die Welt des Aristoteles, für den ein erfolgreicher (Stadt-)Staat vor allem eine Gemeinschaft von Menschen war, die eine gemeinsame Vorstellung von Gerechtigkeit haben und durch eine gemeinsame Lebensweise zusammengehalten werden, die wiederum durch Bildung perpetuiert werden sollte. Er benutzte dabei das griechische Wort homonoia, was im Deutschen etwa Gleichgesinntheit oder Gleichbeseeltheit entspricht. Es ist eine Qualität, die eng mit Freundschaft verbunden ist, und Aristoteles vertrat die Auffassung, dass Freundschaften (Stadt-) Staaten zusammenhalten. In dieser aristotelischen Welt der Gleichbeseeltheit ist Westeuropa in der Nachkriegszeit reich und, zumindest was niedere Gefahren betrifft, weitgehend angstfrei geworden.

Osteuropa lebte nicht in der Welt des Aristoteles, sondern in der von Machiavelli

Das Los der Osteuropäer war freilich ein anderes. Sie lebten nicht in der Welt des Aristoteles, sondern in der des Machiavelli. Spitzel- und Überwachungsstaaten unterminierten das Vertrauen der Bürger untereinander und erschufen Welten der Furcht. Für Aristoteles war es ein Charakteristikum der Tyrannei, dass in ihr keine echten Freundschaften entstehen können – der Tyrann hat ein Interesse daran, dass die sich möglicherweise gegen ihn verschwörenden Untertanen einander nicht über den Weg trauen. Für seine Leibgarde heuert er lieber Fremde an, denn den eigenen Leuten traut er nicht. Letzteres entspricht etwa dem Einrollen russischer Panzer zur Niederwerfung des Prager Frühlings. Der aristotelische Staat wird durch Freundschaft zusammengehalten, die machiavellistische Diktatur durch Angst und rohe Gewalt.

Machiavelli selbst hatte großen Respekt vor der politischen Funktion weitverbreiteter Angst im Staatsvolk. Für den Fall, dass es den Untertanen einmal zu gemütlich werden sollte, empfahl er, nicht seltener als alle zehn Jahre Massenhinrichtungen durchführen zu lassen, damit der Schrecken in die Herzen der Menschen zurückkehrt. Denn wer Angst hat, gehorcht. Wer Angst hat, lässt sich leichter manipulieren und für die Interessen des Staates instrumentalisieren. Thomas Jefferson hatte ähnliche Sorgen, als er berühmterweise empfahl, dass der „Baum der Freiheit von Zeit zu Zeit mit dem Blut von Tyrannen und Patrioten“ gedüngt werden müsse.

Jeder Nationalstaat westeuropäischer Prägung, insofern er erfolgreich ist, ist immer auch ein Inkubator der Emanzipation des Staatsvolkes von der physischen Notwendigkeit. In Deutschland kann das grünlinke Milieu sich nur vor der Atomkraft fürchten, weil seine Grundbedürfnisse – Nahrung, Wohnung, Sicherheit – weitgehend gedeckt sind. Warum sollte jemand, der Hunger leidet, sich über die Ereignisse in Fukushima echauffieren? Warum sollte eine von ihrem Mann misshandelte Frau sich um das Weltklima kümmern? Oder um das Schicksal von Kindern aus der dritten Welt?

Die rationale oder irrationale Angst der Menschen verschwindet nie ganz, sie wandelt sich nur

Die rationale oder irrationale Angst der Menschen verschwindet nie ganz, sie wandelt sich nur. Aber wenn die Angst zu abstrakt wird, verlieren wir den Instinkt für eine realistische Einschätzung der menschlichen Natur. Angela Merkel sitzt als Kanzlerin der Bundesrepublik einem System vor, dass auf dem Prinzip der Gewaltenteilung basiert, welches wiederum ein skeptisches Menschenbild erkennen lässt. Die Väter (und Mütter) des Grundgesetzes hielten es nicht für sicher, einem, auch von Millionen von Bürgern gewähltem, Politiker eine uneingeschränkte Macht über das Land zu erteilen. Deshalb gibt es die von der amerikanischen Verfassung abgeguckten „Checks and Balances“. Aber wenn unsere Kanzlerin der Welt die Toren öffnet, dann fliegt auf einmal all das Misstrauen aus dem Fenster. Dazu bedarf es nur des Zauberwortes „Flüchtlinge“ – nur keine Angst!

Es gibt Anzeichen dafür, dass in Europa Aristoteles und Machiavelli die Plätze tauschen. Der aus den sich wirtschaftlich und zivilisatorisch erholenden Visegrad-Staaten entfliehende Machiavelli findet im zunehmend chaotischen Westeuropa Platz, wo ethnische und religiöse Konflikte die Schlagzeilen mehr und mehr beherrschen. Aristoteles macht derweil aus dem spätrömischen Westeuropa in die Visegrad-Staaten über, wo ihn Bevölkerungen begrüßen, die sich nach Harmonie sehnen und ihre Politik entsprechend ausrichten. Letztere haben sich von den Schreckensjahren des Kommunismus hinreichend erholt, um jetzt selber den Traum materiellen Wohlstands zu verfolgen.

Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Natürlich gibt es Länder in Osteuropa, die sich mit extremen, strukturellen Problemen herumzuschlagen gezwungen sind (etwa die Ukraine oder Georgien). Allerdings sind zumindest die Visegrad-Staaten so weit gesundet, dass sie es in Zukunft besser haben werden als das „alte Europa“. Als Staatenbund wären sie eine echte Alternative zur verkrusteten und undemokratischen (besser gesagt: antidemokratischen) EU. Ironischerweise könnte hierbei auch Migration eine Rolle spielen – denn als Länder, die europäische Kultur zu niedrigen Preisen und mit weitgehender Freiheit von Terror und Kriminalität bieten können, wären sie für westeuropäische Leistungsträger eine attraktive Adresse. Nur niedrigqualifizierten Einwanderern aus der dritten Welt würden die Tore verschlossen bleiben.

Der großen intereuropäischen Rochade steht nichts im Weg

Natürlich hätten die neuen Gäste aus Westeuropa einige Hürden zu nehmen, etwa die nur schwer zu erlernenden Sprachen Osteuropas. Allerdings spricht die jüngere Generation in den Visegrad-Staaten sehr gut Englisch – und bereits heute gibt es brauchbare Software zur direkten, akustischen Übersetzung von Fremdsprachen in Echtzeit. In fünf Jahren wird das Problem in dieser Form nicht mehr existieren. Der großen intereuropäischen Rochade steht nichts im Weg.

Und der Westen? Seine Ängstlichkeit wird wieder an Abstraktion verlieren. Die Terroranschläge in Frankreich, Belgien, und Deutschland sind Teil eines Musters, nach dem das subjektive Sicherheitsempfinden in Westeuropa sich momentan auf Talfahrt befindet (einige Twitter-Nutzer lassen übrigens aktuell ihrem Unmut über die Anschlagsserie mit dem Hashtag #merkelsommer freien Lauf). Durch die Massenmigration der letzten Jahre sind vor allem Menschen aus chronisch tribalistischen, korrupten, und fanatischen Kulturen zu uns gekommen. Der Islamismus, der dem Islam wie sein Schatten zu folgen scheint, ist mittlerweile in Westeuropa fest verankert. Wenn der Islam zu Deutschland gehört, dann gehören bedauerlicherweise auch seine weniger erfreulichen Elemente zu Deutschland, denn er ist deren notwendige Bedingung. Man muss kein Genie sein, um zu sehen, dass vieles, was Westeuropa in der Vergangenheit so gemütlich gemacht hat, in Zukunft zwischen islamischem Radikalismus auf der einen, und den erstarkenden rechten Parteien auf der anderen Seite zerrieben werden wird.

Die Probleme des Westens gehen allerdings über die Religion hinaus. So hat es kürzlich in Paris und in London Unruhen gegeben, die in erster Linie ethnisch geprägt gewesen zu sein scheinen – die Amerikaner benutzen hierfür den unschönen Begriff „Rassenunruhen“ (race riots).

Nun würde ich Sie, werte Leser, gerne bitten, mir bei einem Gedankenexperiment zu folgen. Stellen Sie sich vor, Sie würden mithilfe einer Zeitmaschine in die Vergangenheit reisen – sagen wir, nur ein knappes Vierteljahrhundert ins Jahr der deutschen Wiedervereinigung 1990. Nun erklären Sie ihren damaligen Mitbürgern, dass es im Jahre 2016 in Westeuropa „Rassenunruhen“  à la Amerika geben würde; dass es nicht möglich sein wird, eine religionskritische Karikatur anzufertigen, ohne dass sich dabei die eigene Lebenserwartung dramatisch verkürzt; dass 20 Jahre nach ebenjener Wiedervereinigung ein Bundespräsident, Christian Wulff, eine Rede zu ebenjenem Anlass halten wird, deren wichtigste Botschaft der Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ sein wird. Wie hätten ihre damaligen Mitbürger wohl auf Ihre Prognose reagiert?

Christopher Hitchens hat den Tod einmal – mit einiger Erleichterung – als den Moment bezeichnet, an dem nicht die Party vorbei ist, sondern an dem die Party weitergeht – nur dann eben ohne eigene Beteiligung. Westeuropa hat mittlerweile so viel gefeiert, dass sich niemand mehr daran zu erinnern scheint, dass auch die längste Party den Kater nicht verhindert, sondern eher noch vergrößert. An dieser Stelle verliert die Party-Metapher jedoch ihre Bedeutung, denn normalerweise ist ein Kater auch immer ein Zeichen dafür, dass man aufgewacht ist. 

Tu felix Polonia.

Moritz Mücke studiert Politik an der Graduiertenschule des Hillsdale College in Michigan. 2015 ist er ein Publius Fellow am Claremont Institute

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Leserpost

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Claudia Dorfner / 29.07.2016

Ein äußerst bemerkenswerter Artikel -  auch ich habe mir schon öfters gedacht, ob die bessere Zukunft der Europäer nicht in Osteuropa sein würde. Aber bei allen Versuchen, diesen Gedanken zu diskutieren, bin ich immer auf komplettes Unverständnis der Mitmenschen gestoßen. Sie sind eben geistig nicht so beweglich, plötzlich jahrzehntelang geltende Dinge in Frage zu stellen - dazu bedarf es wohl heftiger Anstöße. Allerdings sind diese ja nun in Nizza, Ansbach Würzburg - als Vorboten - schon zu erkennen

Ivan de Grisogono / 28.07.2016

Wunderbar beobachtet und beschrieben! Bravo! Ich bin vor Kommunismus und “Eisernen Vorhang” geboren und erinnere mich an die bedrueckende Atmosphere 1956 (Budapest) und 1968. Prag bekraeftigte mein Entschluss zu emigrieren. Deutschland bedeutete damals Westen, Freiheit und Antikommunismus! Alles wichtige Faktoren. Deutschland von damals ist (leider) verloren und entwickelt heute (unter einer linken Koalition) beaengstigende Tendenzen. Werden wir, auf der suche nach Freiheit und Demokratie, wieder nach Ost-  oder Suedosteuropa fluchten muessen? Zur Zeit kann man fast neidisch auf UK blicken und fast stolz auf Visegrader- Staaten!  Gesunde Menschenverstand wird so gerne in Deutschland strapaziert,  weiss diese Gesellschaft noch ueberhaupt was es bedeutet? Scheinbar nicht! Man lebt nur einmal, und wer einmal um einem Teil seines Lebens beraubt wurde, wird nicht bereit sein jetzt von gleichen Ideologen in Deutschland noch einmal betrogen zu werden! Ost- und Suedosteuropa haben noch eine Zukunft !

Andreas Schneider / 28.07.2016

Die Empfehlung eines Bekannten führte mich zu diesem interessanten Artikel. Ich musste prompt an meine Zeit in der gymnasialen Mittel- und Oberstufe denken - ein familiär sowohl NS- als auch DDR geprüfter Jahrgangsstufenleiter sorgte dafür, dass seine Schüler sich nicht an simplifizierenden Links-Rechts-Schemata abarbeiten würden. In diesem Zusammenhang (aber wahrlich nicht nur dort!) wurde uns in einem frühen Stadium unseres Lebens vermittelt, dass es uns gerade aufgrund der damals aktuellen Situation so gut ginge und dass uns ein vereinigtes Deutschland Einschränkungen auferlegen würde. Mitte bis Ende der 70er Jahre bewegten wir uns damit zwangsläufig auf einer sehr abstrakt anmutenden Ebene. In der Rückschau sehe ich, dass die damalige Umstände zwangsläufig eine andere Wahrnehmung von Wesentlichem und Vernachlässigenswertem mit sich brachten - überspitzt gesagt, hätte es angesichts der permanenten Bedrohung durch einen atomaren Overkill grotesk angemutet, Fahrradfahren ohne Helm als “gefährlich” einzustufen. Mit dem Ende des Kalten Krieges ist die frühere Bedrohung aus dem Bewusstsein verschwunden; die Generation der bis zu 30-35jährigen kann diese Ära zwangsläufig nicht nachempfinden. So sind “Probleme” in den Vordergrund geraten, die älteren Bürgern als missratener Karnevalsgag erscheinen müssen. Wir Älteren selbst haben - bewusst oder unbewusst - Erleichterung empfunden, die jüngere Generation sieht sich mit “Problemen” konfrontiert, die de facto ein Witz sind. So waren die Älteren (wobei ich mich einschließen muss) zu euphorisch, die Jüngeren stellen hingegen die erste Generation dar, die ohne klassische Drohung mit völliger Vernichtung und rundum behütet im Wohlstand aufwachsen konnte. Diese Mischung, so scheint es mir, hat die Wahrnehmung für u. U. bedrohliche neue Entwicklungen degenerieren lassen. Ein zumeist äußerst abstrakt-theoretisches Welt- und Menschenbild, wie es zumeist dem heute so klassifizierten “linksgrünen” Lager zu eigen ist und von einem Großteil der Medienwelt massiv unterstützt wird, hat ein Übriges getan. Ja, ich kann den Beitrag nachvollziehen. Nach meiner - zumeist beruflich gewonnenen - Erfahrung denkt die “schweigende Mehrheit” anders, als dies heute genehm erscheint. Wann und wo aber war die schweigende Mehrheit jemals von Relevanz?

Renate Menes / 28.07.2016

Eine feine Analyse, vielen Dank. Dass die, die es angeht, diesen Text lesen, wage ich aber nicht mehr zu hoffen.

Giesela Notdurft / 28.07.2016

Ich konnte mir 1989 so vieles nicht vorstellen, besser, wollte es noch nicht wahrhaben. Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks wurde der Startschuss gegeben für die Zustände, die wir heute offensichtlich nicht wünschen. Paradoxon der Geschichte. Wir leben in einer Welt voller Fragen und finden darauf keine Antworten mehr. Wohin geht die Reise? Wer bestimmt die Politik? Wo ist der mündige Bürger? Wo ist der Resetknopf, bitte nochmal das System neu starten.

Peter Zentner / 28.07.2016

Vielen Dank, Herr Mücke, für diesen klugen Artikel, den man ohne jede Waghalsigkeit als Essay bezeichnen kann. Weshalb man derlei gedanklich, historisch und empirisch fundierte Qualität nur hier zu lesen bekommt, wird mir ein Rätsel bleiben. In den sogenannten Edelmedien wird man nicht fündig.

Andreas Horn / 28.07.2016

Wohl war, Herr Mücke und da sage einer, Geschichte wiederholt sich nicht, siehe Rom. Sogar die Himmelsrichtungen stimmen. Eine Unbekannte in der Gleichung sind,  jedenfalls für Deutschland, die neuen Bundesländer. Hier wird die Dekadenz mit Widerstand rechnen müssen.

Tom Hess / 28.07.2016

Dass wir mit einer Verspätung von 10 Jahren (durchschnittlich) amerikanische “Unannehmlichkeiten” importieren, ist ja bekannt. Und somit weniger überraschend (wobei mich die “Political Correctness” dort doch überraschte, die das Land langsam infizierte wie heute hier). Noch nicht einmal der verramschte Euro hat mich überrascht. Wenn dann Draghi, dass er nach Belieben drucken kann und die Deutschen nicht darauf reagieren, dass ihr staatlich promotetes Rentenmodell an die Wand gefahren ist und keine Renten zu erwarten sind, die dem Namen och würdig wären.  Letztendlich abder sind das sind Dinge, vor denen lange und eindringlich gewarnt wurde. Spannend wird es jedoch, wenn man sich eine Rede von Franz Josef Strauss aus den 1980ern ansieht (ich mochte ihn nie damals bzw. war mit 15 bis 20 noch zu jung, so komplexe Zusammenhänge zu verstehen - und hab entsprechend SPD gewählt, sobald ich durfte). Jedenfalls warnte er ausdrücklich vor rot grün. In einer Weise, bei der man damals meinen könnte, jetzt dreht er völlig am Rad. Doch inzwischen läuft es einem eiskalt den Rücken runter, wie sich das alles durchsetzen konnte und schlicht wahr wurde. Mir ist zudem erst in den letzten Jahren bewusst geworden, dass Deutschland (west) in den 1990ern mit Politikern wie Schily, Ströbele oder Fischer von Terroristensympathisanten oder deren Umfeld übernommen und vor allem heftig geprägt wurde. Inzwischen komme ich auch zu dem Schluss, dass es ein mächtiger Fehler war, den Roten immer die scheinbar langweiligen Ressorts wie Bildung zu überlassen. Wenn ich sehe, wie sie Gendergaga und linke Ideologie verankert haben, wird einem Angst und Bange. Hätte mir jedoch damals jemand gesagt, ich dürfe einmal nicht mehr sagen was ich will, selbst wenn es meine völlig legitime und nicht strafrechtlich relevante Meinung ist, dann hätte ich denjenigen für einen Spinner gehalten. Und heute? Wahr geworden. Ich müsste mich inzwischen auch bei meinen Großeltern entschuldigen, würden sie noch leben. Schließlich hab auch ich ihnen vorgehalten, dass sie nichts gegen Hitler machten. Warum dem so war, kann ich heute immer besser nachvollziehen. Dass wir in diesem Zusammenhang einen immer salonfähigeren Antisemitismus erleben, hätte ich ebenfalls nie und nimmer für möglich gehalten. Dazu eingeschränkte Meinungsfreiheit. Eine Politik, in der sich die Eliten (Gauck) selbstherrlich als die Klügeren darstellen und das dem doofen Volk auch noch mitteilen ohne, dass echte Konsequenzen folgen würden. Das alles fast ohne Gegenwehr. Und dort, wo sie kommt, kahan wenig maasvoll Schlimmes passieren. Übrigens bin ich zum Amtantritt von Merkel nach Asien ausgewandert uznd wollte dieses Jahr wegen der Schule für meine Tochter zurück. Das lass ich dann mal bleiben. Spiel aber mit dem Gedanken, nach Südosteuropa zu gehen. Mit genug Sicherheitsabstand zu Deutschland.

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