Auf X – und nicht nur dort – kursiert derzeit ein Video, das die Bundeswehr auf Instagram gepostet hat. Dort ist zu schlecht unterlegter pseudo-martialischer Musik ein Biwak der derzeit in Litauen stationierten Panzerbrigade 45 zu sehen. Dem ganzen Stolz von Boris Pistorius. Der Begleittext der Bundeswehr zu dem Video lautet wie folgt: „Führungsstarke Panzerbrigade 45. Die Panzerbrigade 45 ist Deutschlands solider Eckpfeiler für die Verteidigung des Bündnisgebiets an der Ostflanke. Bei einem Besuch überzeugt sich der Heereschef, Generalleutnant Christian Freuding, welche Fortschritte die Truppe macht.“ So weit, so gut. Langweilig halt.
Auch der Inhalt ist zum Gähnen. Angetretene Soldaten, die gezwungen werden, sich eine Rede von General Christian Freuding anzuhören. Der ist Ihnen bestimmt schon über den Bildschirm gelaufen, bei ARD und ZDF ist er ein gern gesehener Gastgeneral: Ein etwas lauchiger Typ, der die russischen und ukrainischen Strategien und Taktiken zu erraten versucht. Der redet da vor der Truppe in heimeliger Biwakatmosphäre. Es ist dämmrig und in einer Feuertonne mit dem herausgeätzten Wappen der Panzerbrigade 45 lodert ein munteres Feuer, und dann sagt der Herr General mit näselnder Stimme (ein bisschen so, als hätte er einen im Tee gehabt) Folgendes:
„Kameradinnen und Kameraden (Gebrüll: „Guten Tag Herr General“ – und das mitten in der Nacht), Sie bauen hier gerade etwas auf, was Bestand haben wird. In einigen Jahren wird man sagen können: Diese Brigade, sie hat Maßstäbe gesetzt. Im Aufbau, in der Ausbildung, in der Einsatzbereitschaft. Ich will, dass wir hier, mit dieser Brigade, erfolgreich sind. Dass wir Sie hier kriegstüchtig ausbilden und dass Sie siegen können, wenn es darauf ankommt.“
Als Antwort kommt ein donnerndes dreifaches – nicht Helau – sondern „Hurra! Hurra! Hurra!“ Unterlegt ist der Clip mit einer Art martialischem Chor, der ein bisschen was von Wagner hat. Oder Rammstein. Oder beidem. 45 Sekunden dauert dieses optische und akustische Gemetzel. Gedacht ist es wohl als Werbevideo und als Streicheleinheit für die Panzerbrigade. Nun würde der Clip außer den 9.625 Likern wahrscheinlich niemanden interessieren, wenn er nicht in die Augen und Hände einiger friedensbewegter Linker gefallen wäre… Hui, das ging steil auf X (vormals Twitter)! Stellvertretend für viele das Gejammer eines, laut Eigenbezeichnung, „satirischen Doppelmoraldetektors“: „Das angefügte Video stammt vom Instagram-Account des Deutschen Heeres. Es ist kein Fake und keine KI, sondern der in Video gegossene Ausdruck von Wahnsinn. Was wie eine Sekte wirkt, ist auch eine und zwar eine sehr gefährliche. Es scheint mit ähnlichen Mitteln gearbeitet zu werden, um Menschen in den Bann zu ziehen. Das gesamte Setting, die Musik und das abschließende dreifache "Hurrrra!" zielen auf Emotionen.“
Gönnen wir unseren Militärmenschys doch ein Biwak
Ja Entschuldigung: Was denn sonst? Wenigstens ein bisschen Emotion sollten die Soldaten da schon haben, im eiskalten Litauen, wo sie sich die Beine in dem Wissen in den Bauch stehen, dass das Spiel hier keine 24 Stunden dauert, sollte sich Putin entscheiden, ernst zu machen. Was hätte der dünne General denn sagen sollen? Vielleicht sowas:
„Machen Sie sich keine Hoffnungen und keine Illusionen. Wir haben Sie da hin gestellt, um zu zeigen, dass wir es mit dem Bündnis ernst meinen. Aber unter uns: Wenns losgeht – laufen Sie. So schnell Sie können und so weit die Füße tragen. Nach Westen. Das hat bei uns Tradition. Wir versuchen, Sie hier in die Lage zu versetzen, abzuhauen oder einigermaßen ehrenvoll zu kapitulieren. Ich meine „Hallo?“ Wir reden über den Iwan. Der ist jetzt nicht unbedingt für die filigrane und angenehme Behandlung von Kriegsgefangenen bekannt. Laufen Sie nach Polen, wo die richtigen Soldaten sind. Schön’n Am’d noch!“
Wäre das besser gewesen? Selbst eine so harmlose Rede wie die des Generals der diversen Bundeswehr sorgt im linken Lager für Entsetzen. Die Bundeswehr ist nicht nur miserabel ausgestattet, sondern erstickt in Bürokratie, und die Moral dürfte der der Franzosen 1940 ähneln. Seit die weiblichen Verteidigungsministerinnen die Kasernen nach Stahlhelmen und Wehrmachtsdevotionalien durchsuchen ließen, endet die Traditionspflege der Bundeswehr bei 1871 und beginnt dann wieder bei 1950. Nichts gegen die tapfere Friederike Krüger, die sich 1813 in das 9. Preussische Infanterieregiment Kolberg mogelte und mit Blücher nach Paris und wieder zurück marschierte, aber wer kennt die mutige Dame heute noch, die Hindenburg als identitätsstiftenden Kasernennamensgeber abgelöst hat?
Sie hat es nicht leicht, die Bundeswehr. Unterfinanziert, überbürokratisiert und ausgerechnet bei den Leuten verhasst, die sie doch verteidigen soll. Gönnen wir unseren Militärmenschys doch ein Biwak mit einer halbwegs netten Rede, die so ein bisschen Mut machen soll. Und machen wir uns ehrlich: Gerade bei Leuten, die im schlimmsten Fall ihr Leben in irgendeinem gottvergessenen Winkel der Welt für einen Bundestagsbeschluss riskieren sollen, wäre eine patriotische, vulgo „rechte" Gesinnung nicht ganz nachteilig. Sie müssen ja nicht gleich deutsche Fahnen hissen. Immerhin hat jemand die Ironie erkannt, dass die Panzerbrigade ausgerechnet die Nummer 45 – wie „1945“ – trägt.
Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten. Seine Website finden Sie unter www.politticker.de

Die Brigade hat als Ziel 2027 komplett einsatzbereit zu sein..
Eine Brigade ! EINE, LEUTE !
Noch Fragen Kienzle?
"wem machen sie einen Vorwurf? Den Ukrainern oder dem kranken Weltsozialamt?" Ich habe lange nach dem Begriff gesucht. Ich denke, jetzt habe ich ihn: "be-oimeln". Jemanden beoimeln. Das ist so ähnlich, wie begatten, aber andersrum, von hinten. Grammatisch ist es der Flukkutativ in der vierten Person, Einzahl. Und es ermangelt grundsätzlich der Zustimmung. Es ist der Zweihundertvierziger von links abgezählt.
In Litauen. Ah... ja...
Filmtipp auf YouTube "Ein Käfig voller Helden. Der Russe kommt". Ähnlichkeiten mit heute lebenden Gestalten in Uniform sind rein zufällig. HURRA HURRA HURRA
Was für ein schei...äh, sche... äh schönes Video! Sollte als Vorlage hierfür das Biwak der Roten Funken in Köln gewesen sein? Die den Herrn Generalissimus mit "präsenteert de Klabbüß" empfangen? Genügt es nicht, dass es bei der Bundeswehr an allem fehlt, an Soldaten und Ausrüstung? Müssen die Soldaten, die noch dabei sind, auch noch der Lächerlichkeit preisgegeben werden? Ich glaube es nicht!
Pfadfinder Camp.
Ich weiß noch als mir meine Großmutter von ihrem Bruder erzählt hat, der voller Enthusiasmus in den 1. WK gezogen ist, und dann im Sterben nach seiner Mama gerufen haben soll.
Wer glaubt hier für eine "gerechte Sache" kämpfen zu sollen wird bitter enttäuscht. Es geht,wie immer nur ums Konto der Kriegstreiber. Denn wenn Die nicht mehr weiter wissen, ist Krieg ihre Lösung.
Dieses "Hurra, Hurra, Hurra" lässt mich nachdenken. Ist das deutsch? Machen die anderen Nationen das auch? Bei den Russen war es dieses lang gezogene "Guurrraaaaaaaaa", aber nur beim Beginn des Sturmangriffs, wenn sie aus der Deckung kamen, über freies Feld rannten und sich die Angst aus dem Leibe schreien sollten, die dann auch wirklich den Gegnern (das waren Hitlers Nazideutsche und die Bandera-Faschisten), wie erwartet in die Knochen fuhr. Aber dieses machanische Hurra, Hurra, Hurra, das klingt, wie die Geräusche einer Pinball Machine... ? Wie bei Disney und Edgar Wallace zusammen! Warum macht man alles, um dem Gegner (das sind die Putinrussen) den Ernst aus dem Gesicht zu treiben? Gut, wenn das Zwerchfell stundenlang zuckt, kann man nicht richtig zielen. Vielleicht ist doch eine intelligente Überlegung dahinter? Irgendein historischer General, am Ende seines kämpferischen Lebens, hörgeschädigt, pfeiferauchend und hüstelnd im Schaukelstuhl, hat sich das ja mal ausgedacht und es kam bisher noch kein gegenteiliger Befehl.