Ein Denkmal für Polizeibeamte

Seit 1821 stirbt der Luzerner Löwe in seiner Grotte vor sich hin. Mit jährlich rund 1,4 Millionen Besuchern gilt er heute als eines der meistbesuchten Touristenziele Luzerns. Für die meisten ist dieses in Sandstein gehauene Denkmal „das traurigste und bewegendste Stück Stein der Welt (Mark Twain)“. Nicht alle wissen, dass der Löwe an den Untergang der Schweizergarde erinnert, die am 10. August 1792 erfolglos die Tuilerien in Paris gegen den Ansturm der aufgebrachten französischen Revolutionäre verteidigte.

Vor elf Jahren warf „eine unbekannte Körperschaft“ rote Farbbeutel auf den Löwen, um gegen das Denkmal zu protestieren, aber auch, um sich mit Straftätern zu solidarisieren, die im Verdacht standen, in Frankreich Terroranschläge gegen TGV-Züge verübt zu haben. Einige Medien druckten das anonyme Bekennerschreiben, als sei es eine offizielle Regierungserklärung. Einmal mehr wollte ein anonymes Grüppchen der Allgemeinheit vorschreiben, was sie sehen darf und was nicht. Schaden für den Steuerzahler: 75.000 Franken.

Man ändert die Geschichte nicht, indem man die Krankenakte der Zivilisation umschreibt. Der Löwe entsprang Ende des 18. Jahrhunderts dem damaligen Zeitgeist. Vor lauter Empörung vergessen die Vandalen, dass die Liebhaber des Denkmals nicht die Monarchie verherrlichen, sondern die Kunst der beteiligten Bildhauer bewundern.

Vor zwei Jahren gelang dem Luzerner Löwen der Sprung über den Atlantik. Nun stirbt er auch im „Memorial Park“ in der US-amerikanischen Stadt Colorado Springs. Er erinnert nicht an die gefallenen Schweizer, sondern gedenkt der dreißig Polizeibeamten, die seit 1895 bei der Verhaftung von Straftätern am östlichen Rand der Rocky Mountains ums Leben gekommen sind. In Stein gemeißelt sind die Worte:

"Ich war dort, wo du fürchtest zu sein.
Ich habe gesehen, was du fürchtest zu sehen.
Ich habe getan, was du fürchtest zu tun.
All diese Dinge habe ich für dich getan."

Kürzlich wurde nun auch dieses Denkmal beschädigt. Wenn jeder zerstört, was ihm missfällt, enthüllen wir eines Tages das Denkmal eines Diktators, der einen Bürgerkrieg beendet hat, und von der Biografie der Menschheit bleibt nur noch ein prähistorischer Faustkeil übrig.

 

Claude Cueni (64) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK. Soeben erschien im Verlag Nagel & Kimche sein Roman „Genesis – Pandemie aus dem Eis“. Diese Kolumne erschien zuerst im Schweizer BLICK.

Foto: Sebastian Magnani CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

sybille eden / 02.10.2020

Lieber Herr UNGER, nun mal ruhig Blut, glauben sie, daß die konservativen bis sehr rechten Kräfte, wenn es dann zum Äußersten kommen sollte, dieses Land, ihr “Geheiligtes Land Amerika” den Links- faschistischen Kräften kampflos ausliefen werden ? Wissen sie wieviel Waffen in deren Besitz sind ? Niemals werden die das tuen, sie werden ihren Besitz und ihre Familien mit allen Mitteln mutig verteidigen, davon bin ich überzeugt ! Und ich fände das gut so. Denn wie heißt es : Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende ! Wenn die USA dem Neo-Marxistischen Wahnsinn nicht Einhalt gebieten, wird unsere gesamte freie Zivilisation untergehen. Und ich finde da ist jedes Mittel recht, denn wir haben gar keine andere Wahl mehr ! Schönen Abend noch, trotzdem.

Giovanni Brunner / 02.10.2020

Sehr geehrter Herr Cueni, nicht jeder zerstört irgendetwas. Man sollte, auch wenn man den Vandalen zumeist nicht habhaft wird ruhig aussprechen, dass es sich mit nahezu 100% Wahrscheinlichkeit um linksgrüne Chaoten handelt. Egal ob Mitglieder einer NGO, Antifa, BLM oder wie auch immer diese apes sich nennen.

Harald Unger / 02.10.2020

Wer sich zufrieden gibt, mit dem täglichen Hamsterrad der Oberflächen Empörung, sollte jetzt bitte nicht weiterlesen. - - - All das geschieht ja nicht im luftleeren Raum, entsprungen einem irgendwie gearteten Sosein, dessen Mechanik sich aus unergründlicher Geworfenheit materialisiert. - - - Beispiel. Kamala Harris, am 25.09’20: “Black Lives Matter ist der wichtigste Akteur für Veränderungen in der Strafjustiz”. - - - Zuvor sagte Patrice Culler, BLM Mitgebründerin: “Bis und solange unsere Führer den [George Floyd] “Breathe Act” nicht unterzeichnen, der die Fähigkeit der Bundesregierung beseitigt, Zuschüsse zur Militarisierung der Polizeikräfte in Höhe von Multi-Millionen Dollar zu gewähren, die polizeiliche Verfolgung von ICE [Immigration and Customs Enforcement] demontiert, den Grenzschutz und die DEA [Drug Enforcement Administration] beseitigt, ebenso den Einsatz von Überwachungssystemen zur Bekämpfung von Demonstranten, und den Polizeibehörden den Einsatz zur Unterdrückung politischer Meinungsverschiedenheiten verbietet, wird die Demokratische Partei als Partei der Mitschuld erinnert sein.” - - - Seit dem Frühjahr wurden seitens großer US-Unternehmen über eine Milliarde Dollar an linksextremistische Organisationen wie BLM und deren Dachverband, SPLC, gezahlt. Um den Krieg des linksextremistischen Mobs gegen die Bürger, ihre Verfassung und Kultur anzuheizen und deren Forderungen als Regierungshandeln zu etablieren. - - - Wie in Davos beschlossen und im gesamten Westen Europas bereits lautlos umgesetzt.

Wilfried Cremer / 02.10.2020

Dass die Faustkeile von Menschen stammen, ist ein Märchen. Es waren schlaue Affen, die dem Menschenbild der Linken nahekommen.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Claude Cueni, Gastautor / 09.08.2023 / 16:00 / 11

Als die Schweiz Söldner exportierte

Vor rund 600 Jahren exportierte die Schweiz weder Flugabwehrsysteme nach Katar noch gepanzerte Fahrzeuge nach Botswana, sondern Zeitsoldaten aus Fleisch und Blut. Man nannte sie…/ mehr

Claude Cueni, Gastautor / 13.07.2023 / 16:00 / 14

Es gab schon einmal eine „Letzte Generation“

Die kolossalen Steinskulpturen der polynesischen Osterinsel im Pazifischen Ozean kennt jeder. Aber nur wenige erkennen in ihrem Niedergang eine Metapher für den ökologischen Suizid einer…/ mehr

Claude Cueni, Gastautor / 05.04.2023 / 14:00 / 29

Die WHO probt den Great Reset

Die Aushebelung des Rechtsstaates durch Ausrufung des Notrechts wird populär. Besonders in demokratisch nicht legitimierten Organisationen wie der WHO. Bisher rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fünfmal…/ mehr

Claude Cueni, Gastautor / 03.02.2023 / 11:00 / 45

Kurzkommentar: Umweltschutz-Prinzessinnen

Erfolg als Umweltaktivist hat, wer jung, attraktiv und eine Frau ist. Kolumnist Claude Cueni über weiblichen Klimaschutz. Greta Thunberg, das Original, Dramaqueen Luisa Neubauer, die deutsche Kopie, und…/ mehr

Claude Cueni, Gastautor / 28.11.2022 / 11:00 / 16

Jeder will Star sein, keiner Publikum

Heute ringt jeder um Aufmerksamkeit, will ein Star sein wie damals im Hotel Mama, als Quengeleien vor den Schokoriegeln an der Ladenkasse zum Erfolg führten.…/ mehr

Claude Cueni, Gastautor / 26.11.2022 / 13:00 / 23

Beruf: Asphaltkleber

Den politischen Weg lehnen Klimaextremisten ab. Ob aus Faulheit, Ungeduld oder fehlenden Möglichkeiten zur Selbstdarstellung, sei dahingestellt. Da sie mit ihren Aktionen nicht das Klima…/ mehr

Claude Cueni, Gastautor / 19.11.2022 / 16:00 / 27

Prosecco-Moralismus

Für Einfachgestrickte ist Putin Russland und Russland ist Putin. Folgerichtig nötigen sie Bäckereien, ihren Russenzopf umzubenennen. Was für ein undifferenzierter, opportunistischer Prosecco-Moralismus zur täglichen Imagepflege.…/ mehr

Claude Cueni, Gastautor / 23.10.2022 / 16:00 / 21

Blackout: Die Nacht der Verbrecher

Was passiert, wenn tatsächlich der Strom ausfällt? New York hat die Erfahrung gemacht – sie war nicht gut. Nicht einmal Superman konnte die Bürger vor…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com