Ein Ayatollah träumt von Massenmord

„Hunderttausende amerikanische Soldaten“ habe der Iran mit seinen Raketen „in Staub und Asche verwandelt“. Das sagte der iranische Ayatollah Ahmad Alamolhoda am 14. Januar bei einer Trauerfeier für die Opfer des vom Iran irrtümlich abgeschossenen ukrainischen Verkehrsflugzeugs. Der 75-jährige Alamolhoda ist der Vertreter des Obersten Führers Khamenei in der im Nordostiran gelegenen Provinz Razavi Khorasan und gehörte 1979 zu Khomeinis „Expertenversammlung“, die die Verfassung der Islamischen Republik ausarbeitete.

Die Rede, aus der die oben zitierte Aussage stammt, wurde im iranischen Fernsehen übertragen, Ausschnitte daraus von der Medienbeobachtungsgruppe MEMRI mit englischen Untertiteln versehen. In seiner Rede kam der Ayatollah auch auf die Eroberung des Planeten Erde zu sprechen:

„Der Islam ist in der Arena der globalen Mächte aufgetaucht. Diese Macht steht kurz vor der Eroberung der Welt. Die Herrschaft des Islam wird einen Schatten auf den gesamten Planeten Erde werfen.“

Der amerikanische Präsident Donald Trump, so der Ayatollah, sei „zum Ziel der schnellen Raketen unserer Kämpfer“ geworden:

„In seiner Militärbasis wurden Hunderttausende seiner Soldaten in Staub und Asche verwandelt. Berichten zufolge bestreitet er es immer noch. Er sagt, dass kein einziger amerikanischer Soldat getötet wurde. Das ist die eine Seite. Andererseits sagt der Führer unseres Regimes: „Sagen Sie der Öffentlichkeit, dass wir diejenigen waren, die das Flugzeug versehentlich abgeschossen haben.“

Hier lobt offenbar ein Ayatollah den anderen dafür, dass er das Offensichtliche eingestanden hat und nimmt dies als schlagenden Beweis für dessen Glaubwürdigkeit.

Kriegsgerichte gegen „Verräter“

Offenbar in Anspielung auf die Massenproteste von Iranern gegen das Regime forderte Alamolhoda in seiner Rede „Kriegsgerichte“:

„Wir führen Krieg mit diesem Land [Amerika]. In einer Atmosphäre des Krieges bilden Menschen, die mit dem Feind zusammenarbeiten, eine fünfte Kolonne. Sie sollten vor ein Kriegsgericht gestellt werden. […] Auf dem Schlachtfeld werden Mitglieder einer fünften Kolonne hingerichtet. Sie werden vor ein Kriegsgericht gestellt. Sie bilden eine fünfte Kolonne.“

Dass sich viele Iraner weigern, über auf dem Boden aufgemalte Flaggen der USA und Israels zu laufen und stattdessen einen Bogen darum herum machen – ein Video, das dies zeigt, machte kürzlich auf dem Kurznachrichtendienst Twitter die Runde –, hat sich offenbar auch bis zur Führungsspitze des Regimes herumgesprochen. Alamolhoda:

„Es wird gesagt, dass die Flaggen der USA und Israels auf dem Boden waren, und dass [die Demonstranten] nicht über sie liefen, sondern an der Seite vorbeigingen. Diese Leute sind Amerikaner! Sie sind Israelis!“

Auch mit dem Botschafter Großbritanniens in Teheran, Rob Macaire, der kürzlich kurzzeitig unter gröblicher Missachtung seiner diplomatischen Immunität bei einer Trauerfeier für die Opfer des Flugzeugabsturzes festgenommen und beschuldigt wurde, sich „an der Anstiftung zu Protesten“ zu beteiligen, will der Ayatollah kurzen Prozess machen:

„Einige Leute sagen, dass der Botschafter Englands abgeschoben werden sollte. Den Botschafter Englands abzuschieben, wäre das höflichste. Es wäre ein großes Zugeständnis unserer Öffentlichkeit. Auf keinen Fall! Der Botschafter von England sollte in Stücke geschnitten werden. […] 

England sollte unserer lieben Polizei und den Sicherheitskräften dankbar sein. Sie haben ihn in dieser Nacht gerettet. Wäre dieser Unreine in die Hände der Anhänger der Linie von Qasem Soleimani gefallen – der Leute, auf deren Stirn ‚Wir sind Qasem Soleimani‘ geschrieben steht – das Ohr wäre das größte Stück seines Körpers, das übrig geblieben wäre. Er ist eine fünfte Kolonne, die für unseren Feind arbeitet. Er kam [zu den Demonstrationen], um die englischen und amerikanischen Spione anzuführen.“

Israel in Staub verwandeln

Die Rede davon, die Feinde in „Stücke“ zu schlagen und aus ihnen „Staub“ zu machen, ist eine von Alamolhoda geschätzte rhetorische Figur. Im September hatte er mit der Vernichtung Israels gedroht, sollten die USA wegen der Angriffe auf die saudischen Ölanlagen einen Militärschlag gegen den Iran ausführen. „Falls Ihr (USA) uns angreift, bleibt von Israel binnen zwölf Stunden nur noch Staub übrig“, sagte er damals beim Freitagsgebet.

Im November erklärte er seinen Zuhörern, warum es die Vereinigten Staaten von Amerika immer noch gibt, obwohl er und sein Regime seit 40 Jahren „Tod Amerika!“ brüllen. Dies liege daran, dass Amerika so böse sei, dass es nicht verdient habe, einen schnellen Tod zu sterben:

„Meine Lieben, der ‚Tod’ ist ein Fluch. Der Todesfluch wirkt auf zwei Arten. Manchmal fällt das Ziel des Fluchs einfach tot um. Aber wenn der Fluch extrem hart ist, endet er nicht mit einem plötzlichen Tod, und das Ziel des Fluchs erleidet große Qualen, bevor es stirbt. 

Unsere Flüche gegen Amerika, seit unsere Jugend das Nest der Spione übernommen haben [Anspielung auf die Stürmung der amerikanischen Botschaft und die folgende Geiselnahme im Jahr 1979; S.F], waren darauf ausgerichtet, dass Amerika qualvoll stirbt. Amerika wird mit jedem Tag mehr und mehr gedemütigt. Es schwindet jeden Tag. Es wird mit jedem Tag verächtlicher und mit jedem Tag bankrotter. Der Tag wird kommen, an dem es gestürzt und zerstört wird.“

Politische Prahlerei

Mit erfundenen militärischen Siegen wie den angeblich von Irans „schnellen Raketen“ getöteten „hunderttausenden amerikanischen Soldaten“ zu prahlen, hat in der politischen Kultur der Region Tradition. Beispielhaft ist der Fall des irakischen Informationsministers Muhammad as-Sahhaf (besser bekannt als „Comical Ali“), der 2003, nachdem amerikanische Soldaten den Flughafen Bagdads eingenommen hatten, im irakischen Fernsehen sagte: „Wir haben die amerikanischen Truppen am Saddam International Airport zerschmettert und den gesamten Flughafen gesäubert.“

Historisch gravierende Folgen hatte die großspurige Lüge eines anderen arabischen Führers. Nachdem die israelische Luftwaffe am 5. Juni 1967 in einem Präventivschlag die ägyptische Luftwaffe am Boden zerstört hatte, ohne selbst ein einziges Flugzeug zu verlieren, liefen über Radio Kairo endlose Siegesmeldungen. Dem jordanischen König Hussein richtete die ägyptische Regierung aus, „annähernd 75 Prozent der angreifenden feindlichen Maschinen“ seien „abgeschossen oder außer Gefecht gesetzt worden“.

„Der Gegenangriff der ägyptischen Luftwaffe über Israel ist im Gange. Im Sinai haben Truppen der VAR [Vereinigte Arabische Republik; S.F.] den Kampf mit dem Feind aufgenommen und gehen zur Bodenoffensive über. Infolgedessen befiehlt Marschall Amer dem Oberkommandierenden der jordanischen Front, eine neue Front zu eröffnen und die Offensivoperationen gemäß dem am Vortag erstellten Plan zu beginnen.“

Traum von Massenvernichtungswaffen

So schrieb es der jordanische König Hussein in seinem im folgenden Jahr erschienenen Buch „Mein Krieg mit Israel“. Getäuscht von dieser Darstellung der militärischen Lage, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hatte, griff König Hussein Israel an und verlor in diesem Krieg die 1948 von seinen Truppen eroberten Gebiete Palästinas: Judäa und Samaria („Westjordanien“, später „Westbank“) und die Altstadt Jerusalems. Für das iranische Regime bleibt die Wahrheit ein kostbares Gut, mit der es sparsam umgeht.

Erstaunlich ist, dass Ayatollah Alamolhoda nicht in den Sinn kam, dass er bei seinen Zuhörern an Glaubwürdigkeit verlieren könnte, wenn er Lügen auftischt, von denen jeder wissen müsste, dass sie nicht stimmen können. Zum einen gibt es im Irak keine „Hunderttausenden US-Soldaten“, zum anderen kann ein Angriff mit konventionell bestückten Raketen unmöglich so viele Opfer fordern.

Alamolhoda und seine Zuhörer, so scheint es, träumen von Atomraketen. Eines zeigt die großspurige Rede des Ajatollahs also: Wird der Iran tatsächlich einmal Atomwaffen besitzen und mit ihnen „Hunderttausende“ töten, dann wird das Regime mindestens ebenso stolz darauf sein wie Alamolhoda über die von ihm erzählte Räuberpistole.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.

Foto: Matthias Laurenz Gräff/ Devils Child.

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Leserpost

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Jochen Lindt / 22.01.2020

Die Mullahs regieren ohne Probleme seit 41 Jahren.  Ohne Zustimmung und riesige Anhängerschaft klappt das nicht.  Auch in D strömt das iranische Publikum in die Moscheen der Mullahs.  Was dieser Mullah da erzählt ist keineswegs durchgeknalltes Gequatsche eines Einzelnen, eher schon gesellschaftlicher Konsens.

Wolfgang Richter / 22.01.2020

Goebbels und “Adi” haben offenbar doch immer wieder neu den einen oder anderen Jünger, die sich darin üben, der Welt das Jonglieren mit nicht (mehr) vorhandenen Divisionen zu verkünden, die von “Wunderwaffen” schwafeln und den Endsieg am Horizont erkennen, während sie auf den Trümmern sitzen, die ihre unfähigen Politdarsteller verursacht haben.

Alexandra Kyrilla Leszczinskaja / 22.01.2020

Kinder- und Greisenmund tun Wahrheiten kund. Alexander Wendt hat auf tichyseinblick schön die Parallelen in der Totalitarismusblindheit beschrieben, die die “Linke” einst in Bezug auf die kommunistischen/realsozialistischen Systeme und heutzutage bzgl der islamischen Regime kultiviert. Die Affinität der Linken zum Islam ist ja auch schon häufiger problematisiert worden.

Horst Jungsbluth / 22.01.2020

Unsere “Qualitätsmedien” schreiben oder sprechen dauernd von “Hassprediger”, aber die wirklich echten, die in Moscheen oder sonst wo zum Morden ausrufen, werden einfach nicht wahrgenommen. Ganz in Gegenteil, man diffamiert jene als “Hassprediger”, die derartige Ungeheuerlichkeiten kritisieren und entsprechende Maßnahmen fordern. Es erinnert mich fatal an jene Zeiten, als man Kritiker der SED, die durch die Stasi schlimme Verbrechen in der BRD verüben ließ (übrigens auch sogenannte “rechte) und noch Schlimmere planten, als Entspannungsfeinde beschimpfte. Der zu bekämpfende Feind war damals die Partei der Republikaner, die in der Versenkung verschwunden ist und die in Berlin 1989 als taktische “Rechtspartei” dafür sorgte, dass der von der SED gewünschte SPD/AL-Senat überhaupt gebildet werden konnte.  So irre sind hier in unserem Staat die Verhältnisse, dass niemand merkt, dass dieser gefährliche Islamismus gewissen Kräften in die gezinkten Karten spielt.

Renate Bahl / 22.01.2020

Klar ist ja wohl, dass uns im Westen mit unseren jemals unfähigsten Politikern aller Zeiten eh keiner mehr für voll nimmt. Noch fließen allerdings die Euro, sodass nur hinter vorgehaltener Hand gegrinst wird. Und wer glaubt uns “Freunde” durch Anbiederung gerade in islamischen Ländern zu machen ist nicht nur naiv sondern strunzdumm! Für die ist das Schwäche, und das ist es auch. Ich hoffe, dass nicht nur die Politiker sondern auch alle die, die in den StaatsMedien diesen Kurs mittragen ohne jedwede Kritik dafür in der Hölle schmoren werden!

Jan Kandziora / 22.01.2020

Der Duktus der Grünen allenthalben.

Sabine Schönfelder / 22.01.2020

Ein Irrer riecht den anderen. Muslimische Despoten erhalten von unseren Ökofaschisten Unterstützung, Hauptsache es geht gegen Trump, gegen die Freiheit. Diese Verbindung klappte bereits im dritten Reich. Faschisten arbeiten gerne gemeinsam an der Versklavung der Menschen. Man kennt sich, bewundert die alternativlosen Straftechniken des anderen für Abweichler von der Staatsdoktrin und ist sich gegenseitig behilflich. Wird langsam mal wieder Zeit, daß Äntschi 300 Millionen Euro mit viel CO2 in den Iran ausfliegen läßt, - als kleine Strafaktion gegen Donald. Der war wieder so böse in Davos.

Friedrich Ausländer / 22.01.2020

Das mit den “Hunderttausenden” amerikanischer Soldaten darf man nun wirklich nicht ernst nehmen. Diese übertrieben aufgeblähten Zahlen kennt man aus der arabisch-islamischen Welt, wo ein gewisser Mohammed schon im Koran dem Märtyrer zweiundsiebzig Jungfrauen im Paradies versprochen hat. Nicht eine, nicht ein Dutzend, nein gleich sechs Dutzend müssen es sein!

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