Von Alexander Meschnig und Parviz Amoghli.
Israel sieht sich im Krieg mit der Hamas politisch auch immer mehr vom Westen bedrängt. Die Islamisten sind hier bei der Beeinflussung der öffentlichen Meinung recht erfolgreich.
Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war der klassische Krieg der Neuzeit ein Krieg zwischen Staaten, der in der Regel mit dem Sieg einer Seite sein Ende fand. Der Sieger setzte seinen Willen durch, und bis dato feindliches Territorium wurde unter seine Besatzung und Kontrolle gestellt. Beginnend mit den antikolonialistischen Befreiungskämpfen nach 1945 ist eine zunehmende Asymmetrie des Krieges zu beobachten, die in den sog. „Neuen Kriegen“ kulminiert. Der islamistische Terrorismus ist dabei ein Element der Neuen Kriege, der keinen Unterschied mehr zwischen Kämpfern und Zivilisten kennt. Jeder kann das Opfer eines Anschlages werden, da in den Augen der Täter niemand mehr unschuldig ist.
Irreguläre Kämpfer und terroristische Gruppen kennzeichnen heute die Neuen Kriege, die viele Gemeinsamkeiten mit Konflikten aus vorstaatlichen Epochen aufweisen, in denen das Gewaltmonopol des Staates nicht zentral organisiert und keine Grenze zwischen Krieg und bloßer Gewaltanwendung existiert. Der aktuelle Krieg in Gaza wird nicht mehr durch klare Fronten definiert, er kennt auch keine Entscheidungs- oder Hauptschlacht, die klassischen Begriffe wie Sieg oder Niederlage sind hier nicht mehr anwendbar, ein wesentliches Kennzeichen asymmetrischer Kriege, deren Logik das 21. Jahrhundert, trotz des aktuellen Ukrainekrieges, kennzeichnet.
Die Reaktion Israels auf den Angriff des 7. Oktober lässt nicht lange auf sich warten. Nur wenige Stunden nach dem Massaker erklärt der israelische Ministerpräsident Nethanjahu den Kriegszustand und beruft 300.000 Reservisten ein. Zeitgleich greifen am Boden israelische Truppen die eingedrungenen Hamas Kämpfer an. Kampfflugzeuge nehmen strategische Ziele in Gaza Stadt und Umgebung unter Feuer. Zwei Tage später riegelt die israelische Armee den Gazastreifen ab, in der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober beginnt schließlich eine großangelegte Bodenoffensive. Als Kriegsziele werden zum einen die Vernichtung der Hamas, zum anderen die Befreiung der in den Gazastreifen verschleppten israelischen Geiseln ausgegeben.
Tod im Kampf gegen die Ungläubigen
Was auf den ersten Blick folgerichtig klingt, weist beim näheren Hinsehen allerdings Probleme auf. Das beginnt damit, dass für die Erreichung der beiden Ziele unterschiedliche Mittel erforderlich sind. Geiselbefreiungen sind die Angelegenheit spezieller Kommandoeinheiten der Polizei oder des Militärs und nicht die Aufgabe einer regulären Armee. Im besten Fall sind Geiselbefreiungen das Ergebnis von politischen Verhandlungen und Kompromissen. Militärisch ist die israelische Armee zweifellos in der Lage, ganz Gaza und damit die Infrastruktur der Hamas zu zerstören, die islamistische Bedrohung wäre damit aber nicht auf Dauer abgewendet. Nichtstaatliche Akteure der Neuen Kriege sind, anders als klassische Partisanen, territorial nicht gebunden und dezentral organisiert, was eine vollkommene Zerstörung terroristischer Netzwerke faktisch unmöglich macht. Erschwerend kommt hinzu: Mit der Androhung der eigenen Vernichtung beeindruckt man die Kämpfer Allahs nicht.
Im Gegenteil, der Tod im Kampf gegen die Ungläubigen ist ihnen ein erstrebenswertes Ziel und Voraussetzung für den Eingang ins Paradies. In der bekannten Formel „Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod“ kommt der nihilistische Zug des islamistischen Terrors auf seinen Begriff. Diese aus unserer säkularen Sicht vollkommene Irrationalität ist für die Hamas handlungsleitend. Darüber kann auch nicht das durchaus rationale Ziel des Terrorangriffs am 7. Oktober hinwegtäuschen, nämlich mithilfe der verstörenden Bilder des Massakers und dem zu erwartenden israelischen Gegenschlag die Annäherung diverser arabischer Staaten an Israel zu hintertreiben und zudem die antisemitischen Stimmungen weltweit zu befeuern. Das ist ein rationaler, taktischer Zug im Rahmen anderer, gänzlich irrationaler Zielsetzungen, wie sie etwa die totale Vernichtung Israels sowie die Errichtung eines globalen Gottesreiches darstellen.
In Gaza tritt eine moderne und bestens ausgebildete Armee mit überlegener Waffentechnik gegen eine Terrororganisation an, die vor allem auf die mediale Berichterstattung im Westen setzt und versucht, die Meinung der Weltöffentlichkeit zugunsten ihrer Seite zu beeinflussen. Die täglichen Bilder zerstörter Gebäude und palästinensischer Opfer hat dem israelischen Staat von Anfang an massive Kritik auch von Seiten seiner Verbündeten eingebracht. Israel ist in den Augen der Weltmeinung in dieser Auseinandersetzung der Goliath, die Palästinenser der schutzlose David. Diese –insbesondere im Westen von vielen geteilte – Auffassung hatte bereits der PLO Chef Yassir Arafat politisch für seine Zwecke genutzt. Die Steine schleudernden palästinensischen Kinder, die auf israelische Merkawa-Panzer zielen, sind das Symbol für die Intifada, den Kampf der (angeblich) Unterdrückten gegen einen weit überlegenen Gegner, geworden. Diese, nennen wir sie, moralische Asymmetrie, kann prinzipiell nicht aufgehoben werden und drängt Israel in eine defensive Position.
Die freiwillige Selbstbeschränkung wird ausgenutzt
Auch wenn die israelische Armee den Luftraum vollkommen beherrscht und militärisch in der Lage ist, an jedem beliebigen Punkt in Gaza zuzuschlagen, den Krieg der Bilder kann Israel nicht gewinnen, da die Leiden der palästinensischen Zivilbevölkerung in den Medien die Grausamkeiten der Hamas längst vergessen gemacht haben. Die zivilen Verluste auf palästinensischer Seite treffen vor allem im Westen mit Dauer der Auseinandersetzung immer mehr auf Abscheu und Kritik an der israelischen Kriegführung, wobei die Opfer wesentlich auf die Strategie der Hamas zurückzuführen sind, die den Kampf mit Absicht in Wohngebiete verlagert, wo ihre unterirdischen Kommandozentralen und Waffenarsenale konzentriert sind. Über die Bilder getöteter Zivilisten wird versucht, das militärische Potenzial Israels zu schwächen und Proteste in den westlichen Staaten hervorzurufen. Aus diesem Dilemma können sich staatliche Akteure im Krieg gegen Terroristen prinzipiell nicht befreien. Um effektiv gegen einen Gegner vorzugehen, der keinerlei Regeln akzeptiert und aus dem Verborgenen agiert, sind reguläre Armeen geradezu gezwungen, selbst Handlungen vorzunehmen, die in weiten Teilen der Weltöffentlichkeit als unverhältnismäßig gelten.
Noch im Jahr 1945 hätten wohl Flächenbombardements wie die der Alliierten auf deutsche Städte den Gazastreifen einfach dem Erdboden gleichgemacht, ohne Rücksicht auf zivile Opfer. Ohne Strom, Benzin, Medizin und Nahrungsmittel wäre die Hamas rasch kampfunfähig. Selbstverständlich könnte Israel Gaza militärisch vollständig zerstören und von allen lebenswichtigen Gütern abschneiden. Politisch und moralisch ist das heute für westliche Demokratien unmöglich, und niemand wird bezweifeln, dass das ein großer Fortschritt in Richtung Humanität ist. Man sollte bei aller Zustimmung für eine solche Entwicklung die daraus folgenden Implikationen aber nicht vergessen. Denn diese freiwillige Selbstbeschränkung, die ein wichtiger Teil unserer gesellschaftlichen Identität geworden ist, wird nicht nur von der islamischen Welt als solche wahrgenommen und in Konfliktsituationen ausgenutzt. In einem Strategiepapier von Al-Qaida mit dem Titel „The Management of Savagery“ heißt es dazu klar und deutlich: „Der Westen hat nicht den Magen für einen langen Kampf.“
Die Stimmung in der eigenen Bevölkerung und die mediale Berichterstattung machen exzessive militärische Handlungen für demokratische Staaten unmöglich. Entscheidend sind dabei die (sozialen) Medien, die für den modernen Terrorismus essenziell sind und so auch einen wichtigen Teil der Kriegsstrategie der Hamas bilden. Terror zielt prinzipiell auf die psychischen Folgen der Gewalt, nicht nur bei seinen erklärten Feinden, sondern auch bei Verbündeten und Neutralen. Deswegen kann der Terrorismus nur da erfolgreich sein, wo die modernen Medien die Bilder seiner Folgen in die Wohnzimmer transportieren. Ohne die Publizität der Aktionen würde die terroristische Strategie verpuffen.
Kein wirklicher Sieg kann errungen werden
Die Führung der Hamas kann damit rechnen, dass die Empörung, die die Bilder der TV-Anstalten aus Gaza weltweit verursachen, vor einer totalen Niederlage schützen, da die israelische Regierung dadurch in ihren möglichen Mitteln beschränkt wird. Die israelische Führung weiß, dass kein wirklicher Sieg errungen werden kann, ja nicht einmal eine formelle Kapitulation der Gegenseite im Bereich des Möglichen liegt. Denn die Kämpfer der Hamas, als Teil des globalen islamistischen Terrors, haben jederzeit die Fähigkeit, unterzutauchen, als Flüchtlinge getarnt nach Europa zu fliehen oder sich an anderer Stelle neu zu formieren. Die einzige Option, die staatlichen Akteuren wie Israel folglich bleibt, ist, die Terroristen durch vielfältige Operationen so unter Druck zu setzen, dass die eigene Selbsterhaltung die Planung neuer Anschläge und Angriffe weitgehend unmöglich macht.
In Israel und auch den USA existiert ein gesellschaftlicher Konsens, wonach aus Staatsräson Entscheidungen getroffen werden müssen, die zum Teil rechtsstaatlichen Prinzipien widersprechen, etwa die Tötung von Terroristen durch Drohnen in einem fremden Land ohne ein vorheriges Gerichtsverfahren. In Europa mit seiner humanistischen und seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges fast vollkommen pazifistischen Haltung gibt es kein gesellschaftsübergreifendes Einverständnis für solche Aktionen. Zudem sind die europäischen Regierungen als Folge der ungesteuerten europäischen Einwanderungspolitik zur Rücksicht auf eine große Zahl hier lebender Muslime gezwungen, die in Teilen bereit sind, den Krieg in Gaza oder in anderen Ländern nach Europa zu tragen.
Dass sich eine Gesellschaft selbst in einem asymmetrischen Konflikt Klarheit darüber verschaffen muss, was sie durch den Einsatz welcher Mittel erreichen will, zeigt das Beispiel Israel. Hier ist man neben der Auseinandersetzung vor Ort mit der Hamas und der Hisbollah seit Jahren in einen hybriden Krieg gegen deren Schutzmacht, den Iran, verstrickt. In diesem Konflikt kommt das gesamte Arsenal hybrider Kriegführung zum Einsatz, wobei hier zwei zentrale Unterschiede festzuhalten sind: Der erste betrifft die Ziele. Während Israel nach klar definierten Vorgaben agiert, nämlich die Verhinderung der iranischen Atombombe, hat es der Iran auf ein im eigentlichen irrationales Ziel, die Vernichtung der Juden, abgesehen. Daraus resultiert – das ist der zweite Unterschied – die Wahl der Mittel.
Der Westen ist gefragt
Israel ergreift Maßnahmen, die auf die anvisierten Ziele zugeschnitten sind. Das gilt sowohl für das Computervirus Stuxnet, das die kritische Infrastruktur der Atomwaffenproduktion des Mullah Regimes sabotiert hat, wie auch für Luftangriffe auf Stützpunkte und Kommandeure der iranischen Revolutionsgarde, die von Syrien oder Gaza aus Angriffe auf Israel orchestrieren. Ganz anders sieht es bei der Wahl der Mittel aus, deren sich Teheran bedient. Hier greift man auf Terrormilizen wie Hamas, Hisbollah oder Huthis zurück, die mit Raketen, Messerattentaten und Massakern wie am 7. Oktober vor allem die israelische Zivilbevölkerung ins Visier nehmen. Mitte April 2024 kommt es schließlich zum ersten direkten Angriff des Irans auf Israel mithilfe ballistischer Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen, der aber dank der israelischen Luftabwehr und befreundeter Streitkräfte nur geringe Schäden verursacht. Ob es nach diesem Angriff zu einer militärischen Eskalation im Verhältnis Israel – Iran kommt, lässt sich zum Zeitpunkt, zu dem dieser Artikel geschrieben wird, nicht sicher sagen. In der Vergangenheit hat der Iran stets eine direkte Konfrontation mit der israelischen Armee vermieden, vor allem da die eigene Luftwaffe der IDF hoffnungslos unterlegen ist.
Ob die Hamas und die Mullahs letztendlich von ihrem Ziel, eine Atommacht zu werden, abgehalten werden können, hängt nicht allein von Israel ab. Hier ist der Westen als Ganzes gefragt, der aber immer noch nach rationalen Gründen für den Terror der Islamisten sucht. Die obligaten Erklärungen (Ausgrenzung, Vertreibung), für die Massenmorde der Hamas, die auch jetzt wieder insbesondere im linken Feuilleton zu hören sind, zeigen neben einer tiefen Abneigung gegen den wehrhaften Staat Israel nur den hilflosen Versuch, einen rationalen Kern, einen tieferen Sinn hinter der exzessiven Gewalt zu finden. Es gibt aber keinen. Hamas, Boko Haram oder der IS sind im eigentlichen „unpolitische Bewegungen“, die keine Antwort auf konkrete Zukunftsfragen, etwa die nach einem ökonomischen Konzept für ihren Gottesstaat, geben können. Die Zukunft interessiert sie nicht. Deswegen ist es auch vollkommen sinnlos, über ein wie immer geartetes „politisches Programm“, wie etwa die auch aktuell wieder viel beschworene Zweistaatenlösung, mit ihnen zu verhandeln. In der Charta der Hamas heißt es dazu unmissverständlich: „Für das palästinensische Problem gibt es keine Lösung außer dem Heiligen Krieg. Initiativen, Resolutionen und internationale Konferenzen sind reine Zeitverschwendung.“
Nun ist der Staat Israel seit dem Tag seiner Gründung den Attacken und Angriffen seiner Feinde ausgesetzt und wird gleichzeitig in vielen Teilen des Westens als Besatzungsmacht gesehen, die etwa bei UN-Abstimmungen lautstark angeklagt wird. Israel steht permanent unter militärischer Bedrohung durch radikale Bewegungen in seinen Nachbarländern, was vollkommen andere Anforderungen an seine Verteidigungsbereitschaft stellt als in den Ländern Europas. Dennoch rangiert Israel seit der erstmaligen Erhebung des „Demokratieindex“ 2006 stets auf einem der vorderen Plätze. Die einzige funktionierende Demokratie im Nahen Osten steht exemplarisch für eine Gesellschaft, die trotz der permanenten Bedrohungslage demokratische Standards aufrechterhält. Das hat sich insbesondere auch nach dem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober gezeigt.
Gehorsam und Schuldkomplex
In den vergangenen sechs Monaten ist es immer wieder zu Demonstrationen gekommen, bei denen der Rücktritt des Ministerpräsidenten Netanjahu, Neuwahlen und Verhandlungen mit der Hamas über die Freilassung der Geiseln gefordert wurden, was für die Stärke der demokratischen Strukturen selbst in einem Kriegszustand spricht. Der Glaube daran stärkt, trotz aller innenpolitischer Konflikte, den Widerstandsgeist und den Selbstbehauptungswillen der israelischen Bevölkerung. Nicht umsonst wird Israel deshalb insbesondere von deutscher Seite für die Bewahrung des Eigenen, also seiner Widerstandsfähigkeit, immer wieder kritisiert. In Deutschland erscheint der israelische Wille zur Selbstbehauptung als permanente Zumutung, da er ständig die eigene Schwäche vorführt, die wiederum in moralische Appelle an den Staat Israel verwandelt wird. Der Philosoph Alexander Grau bringt das Verhältnis Deutschland – Israel im Cicero auf den Punkt:
„Für den Appeasement-Deutschen, der in seiner verquasten Logik die Verteidigung des Eigenen als Diskriminierung der Anderen empfindet, ist Israel daher die Staat gewordene Provokation. Schließlich muss Israel Kampfbereitschaft kultivieren, Entschlossenheit und Standhaftigkeit. Das ist für den bundesdeutschen Wellness-Bürger eine emotionale Überforderung, die ihn erheblich verstört.“
Vergleichen wir die in Berlin vorherrschende Sieg-Rhetorik in Sachen Ukraine mit den Reaktionen auf das Blutbad der Hamas vom 7. Oktober, sind wir mit einem bizarren moralischen Antagonismus konfrontiert. Plötzlich haben die moralischen Grundsätze, die mit Blick auf die Ukraine keine Bedeutung mehr haben, wieder Gültigkeit. Dementsprechend rückten nach den üblichen Betroffenheits- und Verurteilungsfloskeln die über 1.000 jüdischen Opfer der Hamas schnell wieder in den Hintergrund. Stattdessen wird Israel in weiten Teilen vor allem der Linken als illegitimer (Kolonial-)Staat denunziert, der den Palästinensern ihr Land genommen und die Bevölkerung des Gazastreifens in einem Freiluftgefängnis interniert hat. Es fällt nicht schwer, in dieser Erzählung Israel als Symbol für die „Schuld“ des Westens zu erkennen, dessen weiße Bevölkerung, so die Vertreter der „Postcolonial Studies“, ihren Wohlstand der Ausbeutung nicht-weißer Menschen zu verdanken hat.
Noch deutlicher wird die Mischung aus Schuldkomplex und vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem Islam im Umgang mit den gewalttätigen Demonstrationen von Muslimen nach dem Massaker der Hamas auf deutschen Straßen. Diese Aufmärsche sind nicht allein gegen Israel gerichtet, sie stellen auch zum ersten Mal offen die Machtfrage in Deutschland. Die Polizei ist dabei nicht mehr in der Lage, den lautstarken Mob zu kontrollieren und überlässt ihm in der Regel die Straße. Der Entschlossenheit tribaler und religiöser Gruppen steht eine deutsche Gesellschaft gegenüber, die vor den Trümmern ihrer naiven Migrationspolitik weiter dem Glauben von der Überlegenheit und der Integrationsfähigkeit ihres Gesellschaftskonzepts anhängt und ansonsten überall zurückweicht. Die letzte Option steht dem israelischen Staat, bei Strafe des eigenen Unterganges, aber nicht zur Verfügung.
Dieser Text erschien zuerst in der Maiausgabe der Jüdischen Rundschau.
Dr. Alexander Meschnig studierte Psychologie und Pädagogik in Innsbruck und promovierte in Politikwissenschaften an der HU Berlin. Auf Achgut.com analysiert er unter mentalitätsgeschichtlicher und psychologischer Perspektive die politische Situation Deutschlands.
Parviz Amoghli, geb.1971 in Teheran/Iran. 1974 siedelte seine Familie in die Bundesrepublik über. Nach Abitur und Wehrdienst folgte ein Studium von Geschichte, Germanistik in Köln, Tübingen und Wien. 2009 war er Preisträger beim Literaturwettberwerb SCHREIBEN ZWISCHEN DEN KULTUREN der Edition Exil. Er veröffentlichte in diversen Anthologien und Zeitschriften, unter anderem in der Zeitschrift TUMULT.