Also wirklich, ich weiß ja nicht, lieber Herr Broder, ob Winnetou zu Ihrer Kinder/Jugendlektüre zählte, in meiner Generation jedenfalls war Karl May Standard (nicht wenige hatten alle 72 (?) Bände im Regal. Einen Schmierfinken wie Relotius mit einem Karl May in einem Satz zu nennen, das ist nicht nett. May war ein Phantast, aber das haben doch zahlreiche Romanschriftsteller aller Zeiten gemeinsam, auch, wenn sie in der Ich-Form schreiben. Und es ist nichts Falsches daran, es ist die Freiheit der Kunst. Ein verdammter Lügner und widerlicher Schmierfink aber ist, wer vorsätzlich Fakten fälscht oder erfindet, um sich a) die eigenen Taschen zu füllen und b) eine breite Leserschaft zu manipulieren. Also bitte, nennen Sie den Preis nicht nach Karl May - aber als P. J. Goebbels-Preis käme er wirklich gut.
In der Schweiz gab es den Fall des Reporters Tom Kummer, der genau wie Kollege Relotius Geschichten erfand, aber er wurde trotzdem wieder eingestellt- und erfand neue Geschichten. Relotius wird Schwierigkeiten haben dass zu toppen.
Alle Versuche er Medien mit schlechtem Gewissen die Enttarnung des Spiegel-Märchenerzählers als Katharsis des Qualtätsjournalismus zu verkaufen, werden nicht helfen. Die Dunkelziffer sogenanntenr Haltungsjournalisten ist vermutlich größer, als man sich vorstellen kann. Die Jurys und Laudatoren der Journalisten-Preisträger mit ihren Jubelarien über den SPIEGEL- Karl May lassen Schlimmes vermuten. Ein entlarvter Betrüger macht noch keine Aufklärungskampagne und das Rezitieren von journalistischen Ethikstandards macht aus Propsgandisten nicht unbedingt neue Hajo Friedrichs.
Vielleicht mag es Ihnen ein Trost sein, Herr Broder, dass Karl Mays Werke sich heute noch großer Beliebtheit erfreuen, die Namen derer, die ihn zu Fall bringen wollten hingegen völlig vergessen sind. Was sagt uns das? Ganz offensichtlich hat sich niemand von Karl May betrogen gefühlt, sondern alle bestens unterhalten. Das fast wahnhafte Aufgehen in den eigenen Figuren wurde wohl von den meisten richtigerweise als Teil des Identitäten-Spiels angesehen, das May als Überlebensstrategie begonnen hatte und das er sich schließlich über den Kopf wachsen ließ. May hat nie behauptet, etwas anderes als Fiktion zu schreiben, nur war er irgendwann überzeugt sozusagen selbst Fiktion zu sein. Was hat das mit Claas zu tun. Richtig, Herr Broder, nix.
Lieber Herr Broder, ich möchte Sie auf einen Schreibfehler hinweisen: Sie schrieben “fruchtbarer Schoß” und meinten “furchtbarerer Schoß” (aus dem das kroch). Beste Grüße Ihr MS
Herr Broder, vielleicht kämen wir der Wahrheit noch näher, wenn Sie nicht fruchtbaren Schoß sondern furchtbaren Schoß geschrieben hätten. Was dieser Mann der Unglaubwürdigkeit der Medien und durch seine bewußten Fälschungen zur allgemeinen Verdummung beigetragen hat ist furchtbar. Jeder der Zweifel äußerte war ein Rechter nun ist Münchhausen ertappt und wird sich und andere Medien nicht am eigenen Schopf aus dem Lügensumpf ziehen können. Es ist eigentlich eine ungerechtfertigte Verharmlosung seines Schaffens. Bei Kujau wollten sich Käufer seiner Fälschungen nicht von diesen trennen. Den Medien wird eine Trennung von Berichten des Claas Relotius ebenfalls schwer fallen, sie passten so schön in die regierungsoffizielle Willkommenskultur.
Ich bin für die Aufnahme neuer Verben in den Duden sowie in sämtliche Handbücher für journalistische Ausbildung und Praxis: 1. Claasen (auch verclaasen, einclaasen, etc.) - wenn man die Glocken zwar klar meint, läuten zu hören, sich jedoch nur virtuell auf die Suche begeben kann (möchte), herauszufinden, wo die Moschee tatsächlich steht. Und 2. Relotiunieren - sich mit besonderer mentaler Stärke eine beliebige (Interview-) Situation ausmalen und haltungssicher “verclaasen” zu können ...
“Zu einem Betrug gehören immer zwei, einer, der betrügt, und einer, der betrogen werden möchte.”! Genau so ist. Und vielen Dank Herr Broder, dass sie als einer der wenigen, die zum Thema Stellung nehmen, damit das Kernproblem auch so benennen. Alle, die zu den Meldungen der wundersamen Geldfunde geschwiegen haben, sollten auch jetzt schweigen. Keiner wird in diesem Land gezwungen, den eigenen Verstand abzuschalten. Bei jedem Blödsinn in Nachrichten und Talkshows Beifall klatschen zeigt nur die Gesinnung, aber nicht den eigenen Sachverstand. Einfach mal öfter dem Blödsinn die Stirn bieten, würde so machen Lügenbaron im Regen stehen lassen. Herr Broder zeigt doch wie es geht.
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