E-Auto-Subventionen sind Selbstbetrug

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft ist nicht irgendeine Lobbyeinrichtung. Das wissenschaftliche Institut erstellt mit anderen seit Jahrzehnten die Konjunkturgutachten für die Bundesregierung. Auch wenn darüber kaum berichtet wurde, den Corona-Hilfen stellen die Kieler kein gutes Urteil aus. Besonders schlecht kommt die zusätzliche Förderung für die Elektromobilität weg.

„Demnach sind 4,4 Milliarden Euro (2,6 Prozent des Gesamtpakets) sogar als gesamtwirtschaftlich schädlich einzustufen und sollten ersatzlos gestrichen werden. Dies umfasst etwa die Positionen zur Förderung der Elektromobilität, konkret die Erhöhung der Kaufprämie von 4000 auf 6000 Euro (2,2 Milliarden), die Flottenaustauschprogramme (0,2 Milliarden Euro) sowie das Bonusprogramm für Zukunftsinvestitionen der Fahrzeughersteller und Zulieferer (2 Milliarden Euro).“ (Kieler Institut für Weltwirtschaft)

Der Staat behauptet, besser zu wissen, welche Technologie die beste ist. Das schließt Wettbewerb aus und diskriminiert Alternativen. Damit reduziert er das in der Gesellschaft vorhandene Wissen auf das der staatlichen Entscheider.

Strafzahlungen in Brüssel vermeiden

Der Autoindustrie kommt diese Subvention gerade recht. Denn trotz aller herbeigeschriebenen Erfolgsmeldungen erfreuten sich Elektroautos und Plug-In-Hybride keiner großen Beliebtheit. Um aber weiter Benziner und Diesel verkaufen zu dürfen, müssen die Hersteller E-Autos in den Markt drücken, um die Flottenemissionen zu senken. Sonst setzt Brüssel Strafzahlungen fest. 

Im ersten Halbjahr brachen die Zulassungszahlen dramatisch ein. Grund waren aber nicht die Diesel-Skandale oder die Feinstaubwerte, sondern Corona. Die Autohäuser waren wochenlang geschlossen, und auch die Zulassungsstellen waren zu. In Berlin besteht nach wie vor eine Wartezeit von 5 Wochen, bis ein Autohändler ein neues Fahrzeug zulassen kann. Bei Privatleuten ist die Wartezeit noch länger. 

Die angegebenen Prozentzahlen, die bereits die exorbitanten Steigerungen ausweisen, verzerren das Marktgeschehen fundamental. Das liegt natürlich an den dürftigen Zulassungszahlen des Vorjahres und der bereits hohen Subventionierung dieses Jahres. Wer heute ein geschicktes Leasing-Modell wählt, zahlt für sein Auto weniger als für sein Mobiltelefon.

Im ersten Halbjahr wurden 1,21 Millionen Autos zugelassen (-34,5 Prozent), trotz massiver Förderung waren gerade mal 3,7 Prozent davon rein elektrisch (44.300). Immerhin 49.300 Plug-In-Hybride erblickten das Licht der Straße. Anders gesagt: Trotz der bisherigen Förderung erreichen elektrische Antriebe keine zehn Prozent. Zu wenig für die Industrie, um Strafzahlungen wegen zu hohen Emissionen in Brüssel zu vermeiden. 

Physik ist einfach

Denn es geht nicht um die realen Emissionen, sondern am grünen Brüsseler Tisch beschlossene Grenzwerte. Die Höhe der Emissionen im Fahrbetrieb hängt daran, wie hoch der Anteil der Fahrstrecke elektrisch und/oder mit Verbrenner ist. Je höher der Anteil der Verbrenner, desto höher die tatsächlichen Emissionen. Wer seinen Hybrid nur auf dem Weg zur Arbeit nutzt, kommt mit der elektrischen Reichweite gut hin. Wer aber wirklich Strecke macht, bei dem sind die ein- oder zwei-Liter-Angaben nach EU-Norm reine Makulatur. 

Das Kieler Institut, Hort der wirtschaftspolitischen Kompetenz, hat auch noch einen zweiten Finger in die Wunde gelegt. Wenn tatsächlich Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen rollen, wird circa 20 Prozent mehr Strom gebraucht. Und der kommt dann wieder aus konventionellen Quellen und nicht aus dem vermeintlichen Perpetuum mobile der erneuerbaren Energien. Das erhöht die Emissionen der E-Mobilität um mehr als 73 Prozent gegenüber herkömmlichen Diesel-Autos. So verlagert man im Zweifel die Emissionen aus dem Auspuff in den Schornstein polnischer Kohlekraftwerke, wenn die deutschen „endlich“ abgeschaltet sind. Emissionsfrei würde allerdings französischer Atomstrom helfen. Aber der ist ja igitt ... 

Die Kernaussagen, warum die Kieler die Elektroprämie für schädlich halten: Sie diskriminiert andere Antriebe und macht deren Entwicklung weniger rentabel. Gemeinsam mit dem medialen Dauerfeuer gegen den Verbrenner entsteht so eine Verzerrung des Wettbewerbs. Und Wettbewerb ist das beste Verfahren zur Entdeckung neuen Wissens (F. A. von Hayek). Und neues Wissen brauchen wir, um eben möglichst optimale Antriebe zu finden. 

Über die Wertschöpfungskette gesehen, besteht kein Zweifel: Effiziente Verbrennungsmotoren mit einer guten Abgasreinigung sind nach wie vor die umweltfreundlichsten. Auch wenn Pressure-Groups wie die Deutsche Umwelthilfe das Gegenteil behaupten. Das liegt an der hohen Energiedichte fossiler Brennstoffe, die Bio-Kraftstoffe, Wasserstoff und die Batterie überragt. Physik ist einfach.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Carl-Christian Janckes Blog.

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Leserpost

netiquette:

B. Oelsnitz / 26.08.2020

@ Sebastian Weber: Noch schlimmer, also am allerschlimmsten, ist nicht die Schlimmheit die Sie beschreiben, sondern daß es eine große Wählerschaft vor allem in Westdeutschland (den Begriff wähle ich ungern und schreiben meistens Old Germany) gab und gibt, die eben diese nicht zu erkennen vermag. Also von tatsächlicher Gebildetheit kaum eine Spur und dann gleichzeitig den anderen in ihrer Überheblichkeit vorwerfen, sie hätten keinerlei Ahnung von Demokratie.

JoachimKaleja / 26.08.2020

Nein Herr Dechant .  Sie haben sich nicht geirrt .  Die echten Naturwissenschaftler hatten eine hervorragende Ausbildung .  Nur bei den Propagandisten war Naturwissenschaft eben ,  wenn auch oft genug unzureichend ,  reine Tarnung !

Gert Köppe / 26.08.2020

@Detlef Dechant : Geirrt haben Sie sich nur zum Teil. Wenn es um die DDR und den Ostblock geht müssen Sie die Menschen vorher in zwei Gruppen unterteilen, in Diener und Günstlinge des Systems und in “normale” Menschen. Während es dem “Normalo” beim Studium tatsächlich um das Fachwissen ging, z.B.: Physik, bestand bei den “Systemlingen” 90 % des Studiums aus den Lehren des ML (Marxismus-Leninismus). Die Bezeichnung, wie Physiker, durften die dann als “Dank für ihren persönlichen Einsatz, im Kampf, für Frieden und Sozialismus tragen. Was raus kommt sehen Sie selbst. Der Eine kann Physik, der Andere schwafelt schlau daher und darf sogar regieren. ;-)

Heribert Glumener / 26.08.2020

An die Herren Weber und Dechant, betr.: Ihre Kommentare zur Physikerin Angela M. bzw. zu ihrem Physikstudium: Merkel, A., geb. Kasner (1986): Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden. Dissertation, Berlin, Akademie der Wissenschaften der DDR, 153 Seiten. - Sauer, J. (1985): Quantenchemische Untersuchungen aktiver Zentren und adsorptiver Wechselwirkungen von SiO2- [SiO-] und Zeolithoberflächen. Dissertation, Berlin, Akademie der Wissenschaften der DDR, 157 Seiten. – In Herrn Sauer erkenne ich zweifellos einen sowohl schreib- als auch argumentationsfähigen Naturwissenschaftler/ Physiker. Nur bei der Dame habe ich so meine liebe Mühe: diese Konzeptlosigkeit, die Schlichtheit, ja Plumpheit im Ausdruck…..  Dass sie womöglich wirklich an die Energiewende oder eine Überlegenheit der Elektromobilität glaubt, würde mich gar nicht wundern. Anzunehmen sind bei ihr jedenfalls nicht so sehr wissenschaftlich-analytische, sondern andere Qualitäten. Werner Großmann könnte womöglich ein wenig für Aufklärung sorgen, aber als loyaler Mensch wird er dies ganz gewiss nicht tun. Ich habe sogar Respekt vor ihm. Vor der Dame nicht den geringsten.

Dr. Stefan Lehnhoff / 26.08.2020

Batterieautos sind Unsinn. Ökonomisch Ökologisch Praktisch. Sie nützen am Ende nur China und vielleicht ein paar Subvetionsempfängern, die zB einen Zoe für 34 Euro im Monat leasen konnten alles inklusive außer Strom und Versicherung. (Netto und ohne Anzahlung). Auf Kosten der Allgemeinheit. Wenn es der Politik um CO2 gehen würde, hätte man schon vor 20 Jahren Erdgas puschen können- ein reines Erdgasauto (die aktuellen sind alle bivalent) produziert nur halb so viel CO2 wie ein Benziner und Technik und Infrastruktur war vorhanden bzw häuslich problemlos erweitern lassen. Auch die Strohreste werden nicht genutzt, obwohl billig und direkt CO2 reduzierend. Ich bin in der Branche und kenne auch Lobbyisten von Firmen aus diesem Bereich- sie bestätigen, den Politikern sind Fakten völlig egal- es geht Ihnen um die Show für ihre eigentliche Agenda.

Dr. Joachim Lucas / 26.08.2020

Diesen Elektromurks kriegt man nur mit Zwang in den Markt. Oder man verbietet oder verteuert Verbrenner derart, dass sich der E-Murks zumindest “rechnet” und kein Durchschnittsmensch mehr ein richtiges Auto fahren kann. So ist es wohl gewollt. Praktikabel wird die E-Gurke aber dadurch auch nicht. Eine planwirtschaftliche Maßnahme zieht die nächste als Verschlimmbesserung nach sich usw. Ich hab jede Hoffnung aufgegeben. Ohne große Katharsis geht hier nichts mehr und die führt direkt mit der Nase durch den Dreck.

Klaus Biskaborn / 26.08.2020

Man kann es nicht oft genug wiederholen, genau wie der Glaube das Klima beeinflussen zu können, ist der Glaube an eine CO2 freie E- Mobilität ein rein ideologisch betriebenes Projekt. Mit Klimabeeinflussung hat das alles nichts zu tun. Man legt in Brüssel völlig realitätsferne CO2 Grenzwerte fest, um die Autohersteller zur E-Mobilität zu zwingen . In Wirklichkeit gibt es nur ein Ziel, das Automobil möglichst bald in großer Zahl von der Straße zu bekommen. Diese Zielstellung darf auch noch der Steuerzahler, nicht etwa der Staat finanzieren. Dazu kommt, um den Wahnsinn komplett zu machen, das die Autohersteller am E-Auto keinen Cent verdienen, im Gegenteil. Auch das ist für die links-grünen Autovernichter ein schöner Nebeneffekt, Schädigung der Automobilindustrie auf der ganzen Linie.

Peter Hager / 26.08.2020

Die nochmals erhöhten Subventionen (Kaufprämien) sowie Steuervorteile bei Firmenwagen zeigen bei den Neuzulassungen (01-07: 1.525.560) allmählich Wirkung:  Reine Elektro-PKW (01-07: 61.105) sind überwiegend Kleinwagen, Hybrid-PKW (01-07: 211.699) sind vornehmlich größere Fahrzeuge. Von dieser Entwicklung kann Tesla nicht profitieren (hat ja weder Kleinwagen noch Hybrid-Kfz). Im Juli wurden lediglich 203 Tesla zugelassen (- 66% ggü. 07/2019). Von 01-07/2020 bedeutet dies - 22% ggü. dem Vorjahreszeitraum, seit April mit monatlich zunehmend negativer Tendenz. EM wird dies nicht gefallen!

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