Henryk M. Broder / 26.12.2006 / 03:33 / 0 / Seite ausdrucken

Ein Freund, ein guter Freund… Schräg, schräger, Shraga

Schwer vorzustellen, dass es irgendwo in Alabama ein paar Afro-Amerikaner geben könnte, die sich beim Ku-Klux-Klan anbiedern. Oder Sinti und Roma, die einen Leni-Riefenstahl-Fanklub gründen. Aber Juden, die mit Antisemiten und Nazis sympathisieren, die gibt es. Und zwar nicht erst seit ein paar Meschuggene nach Teheran gefahren sind, um sich dort mit Präsident Ahmadinedschad fotografieren zu lassen. 1933 wurde im Dritten Reich der „Deutsche Vortrupp – Gefolgschaft deutscher Juden“ gegründet, der sich aus jungen Menschen der Jugendbewegung zusammensetzte, die in der Hitlerjugend nicht gleichschaltbar waren. Soll heißen: Die draußen bleiben mußten obwohl sie gerne mitgemacht hätten, wenn die Nazis es ihnen erlaubt hätten. Zwei Jahre später, 1935, löste sich die koschere HJ-Truppe wieder auf. War es damals der tragikomische Wunsch, auf der richtigen Seite zu stehen, um verschont zu werden, so ist heute ein pathologischer Haß auf israel (und alles, was mit Israel zu tun hat) das treibende Motiv. Gibt man bei GOOGLE “Jews who hate Israel” ein, bekommt man 1.74o.ooo Einträge, darunter etliche sehr anschauliche Beispiele für das, was der k.u.k-Satiriker Alexander Roda Roda mit dem Satz gemeint hat: “Aus dem Antisemitismus könnte schon was werden, wenn sich nur die Juden seiner annehmen würden.” Deswegen hat heute jeder arische Antisemit ein paar jüdische Freunde, auf er sich gerne beruft und die er zum Beweis seiner eigenen Unschuld zitiert.
Sogar David Irving, der bekannteste europäische Antisemit und Holocaust-Leugner, hat jüdische Freunde - wenigstens einen. Es ist Shraga Elam, der am linken Limmat-Ufer weltberühmte “Friedensaktivist” und “Recherchierjournalist”.
Elam schreibt gerne Briefe. Unmittelbar nachdem Irving von einem Londonder Gericht als Judenhasser und Geschichtsfälscher abgeurteilt wurde, bekam er eine mail von Elam, die er gleich online stellte:

      A Swiss Israeli journalist Shraga Elam writes:

      I find it a real pity that a brilliant researcher like yourself got mixed up with this stuff of the so called
      “Auschwitz-denial,” because I agree with you completely that Hitler was no part of the project Auschwitz.
      According to my theory, it was even part of a plan of Himmler against Hitler, just as is quiet good proven
      [sic] in the case of the destruction of the Hungarian Jewry in 1944.

      I share generally your scepticism towards oral History and the manipulations of the priests of the
      “Holocaust-Religion,” still all the “proofs” against the gas chambers in Auschwitz are not convincing at all.

      I reply:

      Fascinating. Let us correspond more, particularly when the heat of the present ugliness is vorbei. In [sic]
      understand that you are an Israeli journalist? Some of my best friends are…

Fascinating, indeed, wie ein jüdischer Friedensaktivist sich als Proktologe bei einem Berufsantisemiten anschleimt: Hitler hatte vom “Projekt Auschwitz” keine Ahnung, die Vernichtung der Juden war ein Komplott, das sich Himmler ausgedacht hatte - nicht gegen die Juden, sondern gegen Hitler. So weit, so gut. Noch besser ist nur Irvings Replik: “Some of my best friends are…”

Das also ist der große “Recherchierjournalist”, der bei jedem Anti-Israel-Auflauf dabei ist, sehr zur Freude seiner besten Freunde, die sich auf ihn berufen und ihn zitieren. Ein Psycho kommt selten allein. Derweil wartet David wieder auf Post von Shraga. Er hätte ihm wenigstens zur vorzeitigen Haftentlassung und der Heimkehr nach London gratulieren können.  So was ist man doch einem Freund schuldig.  Auch als “Friedensaktivist” und “Recherchierjournalist”, der am liebsten auf einem weißen Schimmel durch Auschwitz reitet und Beweise für ein Komplott von Himmler gegen Hitler sammelt.

http://www.fpp.co.uk/docs/trial/RadDi180400.html
http://www.hagalil.com/archiv/2004/07/aik.htm

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