Sind südafrikanische Buren, von denen eine kleine Gruppe in den USA einen Schutzstatus bekommen hat, nur Flüchtlinge in Anführungszeichen, wie die sonst so mitfühlenden Medien behaupten?
Mittlerweile ist die erste Gruppe südafrikanischer Buren-Flüchtlinge, 59 an der Zahl, in den USA angekommen (Achgut hatte berichtet). Es waren Familien, teilweise mit Kleinkindern, und anscheinend ausschließlich Farmer. Um als Flüchtlinge anerkannt zu werden, mussten sie Anträge bei amerikanischen Auslandsvertretungen in Südafrika (Botschaft oder Konsulate) einreichen und dies begründen.
In den einschlägigen Medien, etwa Spiegel oder BBC, die sonst nie Negatives über Flüchtlinge, selbst nicht über illegale Migranten, schreiben, wird dies ätzend kommentiert. US-Präsident Donald Trump, so heißt es, der eigentlich keine Flüchtlinge haben wolle, würde rassistisch auftreten, weil er für Weiße eine Ausnahme mache und ihnen den roten Teppich ausrolle.
Dann wird hinterher geschoben, diese weißen Südafrikaner hätten eigentlich kein Recht auf Asyl, da ihre Bedrohung nur eine rechte Verschwörungstheorie sei. Weiße im Allgemeinen und Buren im Besonderen (im perversen linken Täter-Opfer-Schema die Schlimmsten der Schlimmen, da sie alles repräsentieren, was Linke abgrundtief hassen, wie Rod Dreher bemerkte) können keine Flüchtlinge sein, da sie ja wohlhabend und wohlgenährt seien.
Diejenigen, die solches schreiben, sind die gleichen Leute, die im Jahr 2015 Tränen der Rührung in den Augen hatten wegen der Syrer, denen von Deutschland geholfen wurde. Auch diese kamen, wohlgemerkt, nicht blutig und mit Fetzen am Leib hier an, um ein Anrecht auf Asyl zu haben.
Es hat sich das Bild verfestigt, die Buren könnten nicht Opfer sein
Dass die USA, die einerseits streng gegenüber illegalen Migranten aus Lateinamerika auftritt, andererseits kleine Kontingente von Flüchtlingen aufnehmen kann, die schon im Herkunftsland dies beantragt haben und geprüft worden sind, widerspricht sich nicht. Schließlich weiß man auch in den USA als Einwanderungsland, welche Einwanderer sich gut integrieren und welche nicht. Die Buren sind selbst Pioniere, mit einer der USA ziemlich ähnlichen Geschichte. Viele sind bereits als reguläre Einwanderer in die USA (und andere englischsprachige Länder) gekommen und gelten als fleißig und gesetzestreu.
Dabei sei bemerkt, dass auch Deutschland nicht allen Flüchtlingen der Welt in gleichem Maße helfen kann oder will und sich in der Einschätzung, wem sofort geholfen werden müsse, auch von den Weltereignissen und der entsprechenden Medienberichterstattung, beeinflussen lässt.
Syrien war im Jahr 2015 das große Flüchtlingsthema, Ukraine war es im Jahr 2022, Afghanistan 2023. Auch über den Genozid der Jesiden im Irak im Jahr 2014 oder über die Misshandlung und Vertreibung der Uiguren in China wurde zeitweise stark berichtet. Natürlich will die Politik dann etwas tun, um zu helfen, was verständlich und gut ist. Nur über die Buren liest man in den meisten Medien nie etwas, und wenn, dann etwas Negatives, so dass sich das Bild verfestigt hat, sie könnten nicht Opfer sein.
Allerdings gibt es genügend Faktoren, die dafür sprechen, die Buren, speziell die Farmer, als Flüchtlinge anzuerkennen, auch wenn das nicht für alle in gleichem Maße gilt. Aber auch nicht alle Angehörigen von Völkern, die ein Recht auf Asyl haben wegen der Zustände in ihren Heimatländern, werden in gleichem Maße verfolgt oder diskriminiert. Zu den Gründen, die von der US-Regierung und von Burenorganisationen vorgebracht werden zur Rechtfertigung des Flüchtlingsstatus (und die gleichsam von verschiedenen Medien als „rechte Verschwörungstheorien abgetan werden), gehört die Bedrohung von Leib und Leben, die drohende Enteignung, die Stigmatisierung als „rassistische Siedler“ und die Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa rief den Flüchtlingen noch hinterher, sie seien Feiglinge und wären dagegen, dass die „Ungleichheiten der Apartheid“ beseitigt würden. Wie sieht es wirklich in Südafrika aus, und ist die Einstufung der Buren als bedrohte Minderheit durch die USA gerechtfertigt?
Farmermorde ohne Ende
Morde an Farmern gibt es schon seit Jahrzehnten. Es sind keine Massaker in enormen Umfang, wie etwa das Abschlachten ganzer christlicher Dörfer im Sahel durch Islamisten, aber es passiert ständig und überall und geht immer weiter. Etwa jede Woche gibt es mindestens einen tödlichen Farmangriff, die Opfer sind meistens alte und wehrlose Menschen, die im Schlaf oder nach dem Kirchgang überfallen, geschlagen, gefoltert, vergewaltigt und bestialisch ermordet werden.
Diejenigen, die überleben, sind ihr Leben lang traumatisiert und körperlich eingeschränkt. Wegen des Todes von George Floyd, über den wirklich jedes Nachrichtenmedium berichtete, gingen Hunderttausende weltweit auf die Straße, über die Farmermorde wird seit Jahren beharrlich geschwiegen oder wenn, dann wird es relativiert, entweder mit „na ja, die haben eigentlich selbst Schuld, bei der großen Ungleichheit“ oder mit „das Land ist halt sehr gewalttätig und es gibt viel mehr schwarze Opfer.“ Das Spielen mit Zahlen, ob 65 oder 75 Farmer-Morde pro Jahr nun viel seien oder relativ wenig im Angesicht von etwa 20.000 Morden und Totschlägen im ganzen Land, ist zynisch.
Wenn man schon Zahlenakrobatik betreiben will: Insgesamt gibt es in Südafrika mit etwa 65 Millionen Einwohnern noch etwa 4,5 Millionen Weiße, davon etwa 2,5 Millionen afrikaanssprachige Weiße, also Afrikaaner oder Buren. Von diesen sind wiederum etwa 30.000 Farmer, die Zahl hat sich seit den frühen 1990‘ern halbiert. Seit 1990 sind bereits etwa 3.000 Farmer und ihre Angehörigen ermordet worden, da kann man also schon von einer gezielten Verfolgung sprechen.
Als jemand, der bei Farmern gewohnt und deren Leben geteilt hat und auch beruflich viel mit Farmern zu tun hatte, weiß ich aus erster Hand, wie allgegenwärtig die Angst vor Überfällen und Gewaltakten ist. Jeder, sofern er noch nicht selbst Opfer war, kennt jemand Nahestehendes, der es war. Wer sich ein detailliertes Bild zu den Zahlen und der Art von Farmüberfällen machen will, der wird hier fündig. Die Zahlen (von 2023) sind schon etwas veraltet, aber das Problem und seine Art sind seit Jahren ähnlich, es wird eher noch schlimmer. Bis heute die beste (und fast einzige) Dokumentation zu dem Thema ist Farmlands von 2018.
Der ewige Sündenbock
Es geht aber nicht nur um Mord und Körperverletzung. Es geht auch darum, dass die Buren der Sündenbock für alles sind, was der ANC in über 30 Jahren an der Macht an Problemen verursacht oder verschlimmert hat, und dass sie von radikalen schwarzen Oppositionspolitikern, teilweise auch von Regierungsvertretern, de facto für vogelfrei erklärt worden sind: Wenn ein Bure ermordet wird, gibt es keinerlei Reaktion von offizieller Seite, aber wehe, es gibt einen Vorfall, wo einem Schwarzen etwas zuleide getan wird, selbst wenn es ein Einbrecher oder Räuber ist.
Trotz etlicher Versuche, dies gerichtlich zu verbieten, wird bei Massenzusammenkünften der marxistischen Economic Freedom Fighters (EFF) das Lied „Kill the Boer, kill the farmer“ gesungen und Hasstiraden gegen Weiße gebrüllt. Dass dies nicht bloße Folklore ist, beweisen Fälle von Farmmorden, bei denen die Täter sich von den Hassbotschaften von EFF-Chef Julius Malema und anderen radikalen Einpeitschern inspirieren ließen, „zurückzunehmen, was uns gehört".
Nebenbei sei bemerkt, dass in Südafrika auch zur Kenntnis genommen wird, wenn sich europäische, namentlich deutsche Politiker bei ihren Besuchen im südlichen Afrika die anti-koloniale Erzählweise zu eigen machen und damit signalisieren, dass kein europäisches Land etwas unternehmen wird (außer ein paar offiziellen Aufrufen an beide Seiten zur Mäßigung), sollte es zu Enteignungen oder Schlimmerem kommen. Daher auch die fast grenzenlose Dankbarkeit der Buren für Trump und die USA, die sich für sie stark machen. Westliche Politiker haben sich bis auf ganz wenige Ausnahmen (etwa der australische Oppositionsführer Peter Dutton, der zeitweise Minister war und das anregte, was Trump nun in die Tat umsetzt) nie zu Farmmorden oder Enteignungen, wie sie ja in Zimbabwe bereits passiert sind, geäußert.
Das Damoklesschwert der Enteignungen
Vonseiten der ANC-Apologeten in den westlichen Medien wird beschwichtigt, die drohenden Enteignungen der Farmer wären eine Falschbehauptung, schließlich wurde bisher noch keine Farm ohne Vergütung enteignet, was seit letztem Jahr durch eine Grundgesetzänderung möglich ist. Die Möglichkeit reicht aber aus, wenn die Regierung sich in der Zukunft entschließt, ihre „Bodenreform“ durchführen zu wollen. Diese steht auch im Parteiprogramm des ANC, noch linkere Oppositionsparteien fordern sie sowieso und auch sofort und drastisch. Mit der Gesetzesänderung will man möglicherweise schon mal vorsorgen, dass es keine Rechtsstreitigkeiten geben kann, wenn die große Enteignung kommt. Bisher hält nur ein Schielen auf westliche Investoren den ANC noch davon zurück; ein Präsident Malema, der völlig von China abhängig wäre, hätte nicht solche Bedenken.
Im benachbarten Zimbabwe ist genau das passiert: Im Jahr 2000 wurden von heute auf morgen 90 Prozent der weißen Farmer enteignet und von ihrem Besitz vertrieben, einige wurden dabei getötet. Dieses passierte, obwohl vermeintliche Afrika-Kenner vorher immer behaupteten, dies würde nie geschehen, schließlich waren die weißen Farmer ja entscheidend für die Wirtschaft. Das Problem dabei: Eine marxistische Diktatur versteht unter Wirtschaft etwas anderes als eine westliche Demokratie.
Zur immer wieder vorgebrachten Aussage, die Weißen besäßen 70 Prozent des Ackerlandes Südafrikas und eine Enteignung wäre daher angebracht, sei gesagt: Ein Drittel der Oberfläche Südafrikas ist arid, dieses „Ackerland“ ist zu großen Teilen Halbwüste, wo ein Farmer für ein paar hundert Schafe tausende Hektar benötigt. Hier ist die Bevölkerungsdichte aus diesem Grund auch sehr gering.
Die Begehrlichkeiten für Enteignungen richten sich vor allem auf die fruchtbaren Gegenden im Norden und Osten des Landes. Von der Provinz Kwazulu-Natal beispielsweise gehörte schon zu Zeiten der weißen Regierung etwa ein Drittel dem Volk der Zulus. Allerdings nicht individuellen, kommerziellen Bauern, sondern dem Zulu-Volk als Ganzem, beziehungsweise einer Stiftung, dem Ngonyama Trust, die wiederum dem Zulu-König gehört. Wie man sich denken kann, ist es nicht förderlich für intensive Landwirtschaft, wenn einem das Land nicht wirklich gehört.
Wie die Zeitung Daily Maverick mithilfe verfügbarer Statistiken berechnete, gehören von dem für kommerzielle Landwirtschaft genutzten Land (einschließlich der oben erwähnten Schaffarmen in der Halbwüste) nur 28 Prozent weißen Farmern, der Großteil gehört Stiftungen schwarzer Völker sowie Konzernen. Auch hat sich der Anteil des weißen Landbesitzes seit 1994 merkbar verringert. Das Bild der Farmer Südafrikas, das manch ein Europäer sich wie in Südstaatenfilmen vorstellt, entspricht einfach nicht den Tatsachen. Wenig bekannt außerhalb Südafrikas ist auch, dass der südafrikanische Staat 23 Prozent des Landes besitzt und etliche Farmen bereits aufgekauft hat für seine „Landreform“. Wenig davon wurde bisher an schwarze Farmer übergeben, was viel mit staatlicher Trägheit zu tun hat, aber auch mit der sozialistischen Vorstellung, wenn etwas im Staatsbesitz sei, dann sei es schon im Volksbesitz und müsse nicht noch individuell verteilt werden. Die Farmprojekte, die der Staat förderte, waren oft Misserfolge (die einst größte Zitrusplantage der Südhalbkugel, Zebediela, ist ein trauriges Beispiel).
Weiterhin ist es ein Mythos, die schwarzen Südafrikaner wünschen sich nichts sehnlicher als eine eigene Farm. Südafrika ist bereits zu 70 Prozent verstädtert, mit steigender Tendenz. Wenn schwarze Südafrikaner etwas begehren, dann einen sicheren und gutbezahlten Job im öffentlichen Dienst und ein Haus in der Stadt.
Vermeintlicher Wohlstand
Das bringt uns zum folgenden „Argument“, dass die Farmer kein Recht hätten, Flüchtlinge zu sein, da sie ja reich seien. Auf dem Papier mag das so sein, wenn man den Wert der Farm und der Maschinen berechnet, aber in vielen Fällen sind die Farmer verschuldet und auch sehr abhängig von Wind und Wetter und den Preisen. Die Einkommen variieren sehr stark von Jahr zu Jahr, deshalb fließt viel in Versicherungen. Einen extravaganten Lebensstil findet man eher in den Städten, übrigens auch bei immer mehr Schwarzen.
Wegen steigender Steuern, Inflation und einem ungünstigen Wechselkurs ist das Leben für alle Südafrikaner in den letzten Jahren deutlich teurer geworden. Natürlich trifft das die Armen, von denen die meisten schwarz sind, besonders hart, aber auch die Mittelklasse erlebt einen fühlbaren Rückgang der Lebensqualität. In einem Land, wo viele arm sind, ist es leicht, die etwas Wohlhabenderen zu legitimen Zielen zu erklären. Aus linksradikaler Perspektive ist Wohlstand immer zu Lasten anderer aufgebaut, und deshalb ist es gerechtfertigt, diesen „zurückzuholen.“
Staatliche Diskriminierung
Es gibt in Südafrika staatliche Diskriminierung gegen Weiße in vielerlei Hinsicht, die sogar so im Gesetz steht, etwa bei der Besetzung von Arbeitsstellen, bei Staatsaufträgen, bei Stipendien, Studienplätzen und staatlichen Förderungen. Gerechtfertigt wird dies damit, als Verursacher und Profiteure der Apartheid müssten die Weißen nun zurückstecken, bis die Ungleichheiten der Vergangenheit „richtig gestellt“ seien. Damit werden alle Weißen auf dem Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft diskriminiert, obwohl die „Profiteure der Apartheid“ mittlerweile tot oder im Altersheim sind. Ihre Kinder und Kindeskinder nun dafür zu bestrafen, widerspricht jedem Prinzip von Recht und Billigkeit. Ein Ende der staatlichen Diskriminierung ist nicht vorgesehen. Völlige Gleichheit kann sowieso nie erreicht werden, und die Maßnahmen schaden nicht nur Individuen, sondern der Wirtschaft als Ganzes und damit auch gerade gering qualifizierten Arbeitern. Aber sie nützen einer schwarzen Elite, die als crony capitalists von den Vorschriften der Politik für die Wirtschaft gut verdienen.
Natürlich ist das Ausfliegen von tausenden Afrikaanern keine dauerhafte Lösung, schließlich ist Südafrika ihr Land, und viele gehen, trotz der Gelegenheit, die Trump ihnen bietet, schweren Herzens. Aber die Tatsache, plötzlich einen mächtigen Fürsprecher zu haben und international wahrgenommen zu werden, nährt die Hoffnung, dass es nicht zu einem Zimbabwe-Szenario in Südafrika kommt.
Foto: Buren bei einer Gedenkveranstaltung 1938, WikiCommons
Sebastian Biehl, Jahrgang 1974, arbeitet als Nachrichtenredakteur für die Achse des Guten. Vor Kurzem erschien von ihm „Ein Volk sucht seinen Platz. Die Geschichte von Orania und dem Freiheitsstreben der Afrikaaner.“ Dieses kann hier oder hier bestellt werden.