Leider bin ich nicht weiter als bis zum Ende des Titels gekommen, glaube aber, trotz anhaltender Lachkrämpfe, damit auch den Saft des Folgenden extrahiert zu haben…
Von Maxim Biller habe ich um die Jahrtausendwende in einer für für mich extrem wichtigen Orientierungsphase, (also ich jetzt hier in der Rolle des offen aggressiv psychologisierenden Feiglings), das “Deutschbuch” gelesen, in der er das Phänomen Gutmensch anhand von deutschen Gymnasiasten schon damals analysiert hat. Biller hat ja überhaupt viele Probleme sehr früh erkannt und beschrieben, also jedenfalls viel früher als dieser komische andere Dingsda, ... ähm ..., Modest ... oder wie der gleich hieß... - Ah ja, jetzt fällt’s mir ein: dieser Broder!
Alle Juden, die ich getroffen habe, haben erzählt, dass ihre Eltern über diese Jahre nicht sprachen. Alle, insbesondere eine Künstlerin, sagten, sie hätten darunter gelitten. Zurück zur Parallele im Gefühl: Florence Ismay, immerhin New Yorkerin, verbot im gesamten Familien- und Freundeskreis, dass über den 15.April 1912 gesprochen wurde. Diese Regel brach eines Tages der Enkel. Er war begeistert von Schiffen und wusste, dass GrandPa mit Schiffen zu tu gehabt hatte. Er fragte, ob GrandPa jemals auf einem untergehenden Schiff gewesen sei. “Ja”, sagte Ismay, “ich war auf einem Schiff, das als unsinkbar galt, und es ging unter.” Kinder sind gut. Das war das erste Mal, dass Ismay darüber sprach.
@ Judith Panther: Über Geschmack lässt sich schwer streiten. Neutral, wie ich sein kann, sage ich, dass beide gut aussehen, Maxim und Modest. Pat und Patachon. Btw: Broder verträgt Kritik. Kein Wehleid. Das hat seine Mom aufgebraucht, nach dem, was er so über sie schrieb. War keins mehr da. Sorry, @ H.M. Broder, habe etwas Interessantes gelesen: Dass niemand, der gefragt wurde, der Überlebenden der Titanic jemals wieder ganz glücklich wurde, weil sie nie wieder die Bilder und die Schreie der im Wasser Treibenden loswurden. Manche hatten schwere Schuldgefühle, dass sie überlebt hatten und die Anderen nicht. Jack Thayer beging schließlich Selbstmord, Archibald Gracie, der selbst im Wasser getrieben hatte, bekam eine herabgesetzte Immunität, sein Diabetes verschlimmerte sich, und er starb 1920. Egal wen man nachforscht, das Lebensglück war für immer zerstört.
@lutzgerke: Meine Stimme für den Leserbrief des Monats haben Sie. Zum ersten Mal ist mir so richtig klar geworden, dass auch auf dem Teller der Deutschen Ordnung herrscht. Ich selbst backe gern Pizza. Jetzt raten Sie mal, wie ich die Zutaten auf dem Pizzateig verteile… Ja, so ist es.
Es wird immer unverständlich bleiben, warum für ein Treffen ein/der “Italiener” gewählt werden musste - in Jerusalem, einer Stadt, in der sich kulinarische Kulturen vieler Herren Länder begegnen. Um so erstaunlicher und erfreulicher ist, dass es gelang, den Artikel beim SPIEGEL zu platzieren. Denn letztlich sind es nicht nur jüdische, sondern genauso deutsche Befindlichkeiten, die da uns allen vorgehalten werden. Die “Qualitätsmedien” haben an diesen Befindlichkeiten erheblichen Anteil.
Es sind die gebrochenen, die gespaltenen, die zweifelnden, die suchenden Existenzen, die den Anderen möglicherweise etwas voraus haben. Nicht dass sie glücklicher wären, oder das große Los gezogen hätten. Welch bessere Spaltung als „Jude in Deutschland“ kann es geben? Die Spaltung schärft die Sinne ungemein. Zu nichts gehören, kein Kissen, auf welches man den Kopf legen könnte, keine Wurzel fassen zu können. So wurde es vorgefunden. Nicht ausgesucht. Und doch bildet diese vorgefundene Bedingung vielleicht die allerbeste Möglichkeit zu dem Selbst zu finden. Zu dem „Erkenne dich selbst“. Jede Medaille hat zwei Seiten. Drehen wir sie um, die Medaille.
Da fällt mir heue alternativ das Oskar-Maria-Graf-Stüberl in Berg am Starnberger See ein. So eine Begegnung heute : Sehr gerne ist unser Freund aus Tel Aviv bei uns Bayrisch- Nur momentan dürfen wir alle hier im “Frei”-Staat gar nichts.
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