Oliver Marc Hartwich, Gastautor / 16.03.2007 / 08:48 / 0 / Seite ausdrucken

Drei kleine Schweinchen

The animal I really dig,
Above all others is the pig.
Pigs are noble. Pigs are clever,
Pigs are courteous. However,
Now and then, to break this rule,
One meets a pig who is a fool.

So beginnt das Gedicht Three Little Pigs des englischen Schriftstellers und Kinderbuchautoren Roald Dahl. Es ist eine Variation der berühmten Geschichte von den drei kleinen Schweinchen, die allerdings in typischer Roald-Dahl-Manier abgewandelt ist: Drei kleine Schweinchen fürchten sich vor dem bösen Wolf, der ihre Häuser umpusten und die Schweine fressen will. Bei den ersten zwei offenbar sozial-benachteiligten Schweinchen, die nur in armen Stroh- und Holzbehausungen leben, gelingt ihm das auch. Beim dritten Haus geht ihm jedoch die Puste aus. Der Wolf gibt auf und kündigt an, in der Nacht wiederzukommen, um das Haus mit Dynamit in die Luft zu sprengen. Da bittet das Schweinchen in seiner Verzweiflung das im Umgang mit dem Wolf erfahrene Rotkäppchen um Hilfe. Rotkäppchen macht sich sofort auf den Weg, findet den Wolf und erschießt ihn mit einer Pistole. Doch das Schweinchen hatte sich zu früh gefreut:

Pig, peeping through the window, stood
And yelled, “Well done, Miss Riding Hood!”

Ah, Piglet, you must never trust
Young ladies from the upper crust.
For now, Miss Riding Hood, one notes,
Not only has two wolfskin coats,
But when she goes from place to place,
She has a PIGSKIN TRAVELING CASE.

Wie der Leser schon erkannt haben dürfte, handelt es sich bei diesem Gedicht um eine politisch unkorrekte Geschichte, denn eigentlich hätte man doch von Rotkäppchen erwartet, dass sie einen Dialog zwischen dem Wolf und dem Schwein in Gang setzt, um die Gewaltspirale zu beenden und den Fleischkonsum des Wolfes einmal kritisch zu hinterfragen. Aber schlimmer noch: Bereits das Auftauchen von drei kleinen Schweinchen (die am Ende alle tot sind) könnte die Gefühle von Muslimen verletzten.

Jedenfalls dachten sich das wohl die Organisatoren eines Musikfestes für Grundschüler in Huddersley. Um muslimischen Kindern nicht zu nahe zu treten, wurden die drei kleinen Schweinchen durch drei kleine Hündchen ersetzt. Der Telegraph berichtet:

Gill Goodswen, who is one of the organisers of the Kirklees Primary Music festival behind the changes, said: “We have to be sensitive if we want to be multi-cultural. It was felt it would be more responsible not to use the three little pigs.” She said the committee had to consider the feelings of children who would be singing along, not just the performers. “We feared that some Muslim children wouldn’t sing along to the words about pigs,” she added. “We didn’t want to take that risk. If changing a few words avoids offence then we will do so.”

Von den Versicherungen der örtlichen muslimischen Gemeinde, dass der Islam die Erwähnung des Wortes “Schweinchen” gar nicht nicht verbietet, ließen sich die Gutmenschen von Huddersley nicht irritieren.

Der Unterhausabgeordnete Philip Davies fand zu dem Fall die richtigen Worte:

“My view is that the people responsible for this are completely bonkers. It is the type of political correctness which makes people’s blood boil. As usual it is done in the name of ethnic minorities but it is perpetrated by white, middle class, do-gooders with a guilt complex and far too much time on their hands.”

Und was hätte Roald Dahl wohl dazu gesagt?

People are noble. People are clever,
People are courteous. However,
Now and then, to break this rule,
One meets a person who is a fool.

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